Kapitel 2 (Teil 2)

Aidan und Killian waren schon bald von dem ungemütlichen Boden aufgestanden und hatten sich stattdessen auf einem Dreisitzer der Sitzecke niedergelassen. Da sie die Zeit über nicht mehr gestört worden waren, auch nicht zum Mittagessen, haben sie die Stunden genutzt, um sich einfach nur nahe zu sein, sich gegenseitig im Arm zu halten und hin und wieder einen Kuss auszutauschen. Gesprochen hatten sie kaum, doch das mussten sie auch nicht. Es reichte ihnen, einfach nur zu wissen, dass der Andere da war.

Am späten Nachmittag hatten sie schließlich entschieden in den Garten zugehen und noch die letzten Sonnenstrahlen des Tages, sowie die frische Luft zu genießen. Zunächst wollten sie ein wenig zwischen den vom Herbst gezeichneten Blumenbeeten entlanglaufen, doch blieben sie schnell an einem der Bäume stehen. Auch dieser war von der Jahreszeit stark gezeichnet und seine gelben und orangenen Blätter strahlten in der Sonne. Kurzerhand beschlossen sie, den prächtigen Anblick zu genießen und zu ihrem Glück befand sich auch ganz in der Nähe eine der Sitzbänke, auf welcher sie sich niederließen.

Ein wenig traurig sah Killian den Baum an. Genaugenommen konnte man ihn wunderbar mit Aidans und seiner Beziehung vergleichen. So wie er nun da stand, mit leuchtenden Blättern an den verzweigten Ästen war er wunderschön, genauso wie das, was zwischen ihnen war. Doch sah der Baum nur jetzt so aus, denn die Blätter würden fallen, ihre Zeit war begrenzt und zurück würde nur ein kahles, raues und kaltes Gerippe bleiben. Mit Ästen, die Spitz in den Himmel ragten und früher oder später schutzlos der Kälte ausgesetzt sein würden.

Er wandte den Blick ab, wollte diese düsteren Gedanken nicht haben, da er ihnen früher oder später sowieso verfallen würde. Stattdessen sah er zu Aidan, welcher sein Gesicht einfach nur der Sonne entgegenstreckte. Die Augen geschlossen, atmete er ruhig und gleichmäßig und nur das leichte Zucken seine Augenlider ließ vermuten, dass er über etwas nachdachte. Die sonst eher blasse Haut wurde von den Sonnenstrahlen in einen warmen Ton getaucht und ließen seine Züge noch weicher erscheinen als sie es sonst schon waren. Er war wunderschön.

Doch leider konnte der König seinen Liebsten nicht sehr lange so beobachten, denn dieser schien die Blicke auf sich zu spüren und drehte langsam sein Gesicht zu ihm. Nachdem auch er sein Gegenüber gemustert hatte, legte sich kurz ein leichtes Lächeln auf seine Lippen, bevor er seinen Blick wieder abwandte und auch seine Mundwinkel wieder sanken.

„Wir sollten versuchen, bereits in dieser Woche ein wenig mehr auf einen gewissen Abstand zu achten."

Killian schwieg, als er die Worte hörte, doch in Gedanken wollte er ihm widersprechen. Natürlich hatte er recht, doch das wollte er nicht hören. War es denn nicht schon schlimm genug, dass sie nur noch diese eine Woche hatten?

„Luan! Lass sie in Ruhe!", hörten sie plötzlich Peers Stimme, die aus der Richtung des Anwesens kam. Als Killian einen Blick dorthin wandte, sah er, dass diese Worte ihre Wirkung jedoch verfehlt hatten. Ein zornig dreinblickender Luan kam direkt auf sie zu. Seufzend drehte der König sich zurück. Er hatte gehofft sich heute nicht mehr mit ihm auseinandersetzten zu müssen, doch da hatte er wohl zu früh gehofft. Schließlich kam der Neuankömmling vor ihnen zum Stehen und verschränkte die Arme vor sich. „Ihr wollt wirklich so weiter machen wie bisher?" Nun war mehr als offensichtlich, dass er wütend war. Man konnte es klar an seiner Stimme erkennen.

Auch Killian wurde nun sauer, doch wollte er nicht darauf eingehen und wandte sein Gesicht demonstrativ ab. Doch anders als er, schien dieses Mal Aidan es nicht auf sich sitzenlassen zu wollen, denn er erhob sich von der Bank. Abrupt ging er sogar einen Schritt auf ihn zu. „Ist das dein Ernst?!", fragte er laut und erzürnt.

Erschrocken trat Luan einen Schritt zurück und auch Killian sah seinen Liebsten sprachlos an. Er sollte es wahrscheinlich nicht sein, doch war er positiv überrascht und auch irgendwie stolz auf ihn. Er war immer ruhig und zurückhaltend. Stellte das Wohl der Anderen über seine eigenes und ließ anderen den Vortritt. Konflikten war er meistens aus dem Weg gegangen, es sei denn, sie hatten in seinen Augen einen Sinn.

Da Luan nach wie vor nur erschrocken den Jüngeren ansah, fuhr dieser fort. „Ich will in dieser Woche meine Ruhe haben, vor allem vor dir!"

Diese Worte schienen den strategischen Berater aus seinem Schock herauszuholen, denn er straffte seine Schultern und gewann seine Selbstsicherheit zurück. „Seid ihr euch eurer neuen Position eigentlich bewusst?"

Nun ballte der ehemalige Prinz die Fäuste und Killian konnte nicht anders, als ein wenig darüber zu grinsen. „Bitte mach dir die Hände nicht an ihm schmutzig, das habe ich doch schon mal getan." Mit seinen Worten versuchte er sowohl die Aufmerksamkeit weg von Luan, auf sich selbst zu ziehen und zusätzlich die Spannung aus der Situation heraus zu nehmen.

„Wann war das?", fragte Aidan und schien gewillt zu sein, den Anderen links liegen zu lassen, denn er drehte sich mit fragendem Blick zu dem Ältesten der dreien.

„Am Abend deines Ausschlusses von den Anwärtern. Kurz bevor ich zu dir gekommen bin", präzisierte der Gefragte seine Aussage.

Aidan warf nochmal einen kurzen Blick zu Luan, bevor er wieder zum Sprechen ansetzte. „War es deswegen so einfach dich zu überzeugen?"

Natürlich war ihnen beiden bewusst, dass das der Abend war, an dem sie zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten und auch, dass er selbst der Bitte des Jüngeren gefolgt war. Doch hätte Killian nie gedacht, dass Aidan diese Nacht einmal dazu nutzen würde, jemand anderen zu provozieren oder sie anderweitig einzusetzen.

Seine einzige Antwort auf die Frage war ein größer werdendes Grinsen und das Erheben von der Sitzbank. „Komm, lass uns wieder hineingehen."

Sofort trat Aidan von Luan zurück und stattdessen auf seinen Liebsten zu. „Gerne." Er warf einen letzten Blick über die Schulter zu dem Unruhestifter. „Hier draußen wird es ohnehin ungemütlich."

Damit ließen sie den Anderen einfach stehen, welcher dies auch wortlos geschehen ließ.

Erneut vor ihren Zimmern angekommen blieb der ehemalige Prinz stehen. „Es wäre wohl besser, wenn wir für heute getrennte Wege gehen", sagte er leise und schien selbst nicht sehr begeistert von seiner Aussage zu sein.

Ein wenig genervt, dass sie nicht alleine waren, weil sie nach wie vor von der Wache Killians begleitet wurden, deutete dieser auf seine Zimmertür und schob den Jüngeren leicht aber bestimmend zu dieser hin. Da Aidan sich zunächst ein wenig sträubt, ging das Ganze ein wenig stockend vonstatten, doch er merkte schnell, dass der Ältere sich in diesem Punkt wohl nicht hineinreden lassen würde, weshalb er sich bald fügte und sie ohne weitere Zwischenfälle in dem Raum ankamen.

Noch bevor der Jüngere sich zu seinem König umdrehen konnte legte dieser seine Arme um ihn und hauchte ihm einen Kuss seitlich an den Hals.

„Ich lasse dich heute Nacht nicht alleine. Der Tag war anstrengend und du hast wesentlich mehr verloren als ich", flüsterte Killian ihm mit sanfter Stimme ins Ohr.

Er hörte, wie Aidan schluckte. Nur ungern erinnerte der Ältere ihn an den Tod seines Vaters, doch mit Sicherheit wäre diese Erinnerung gekommen, sobald er ein wenig Zeit zum Nachdenken gehabt hätte, doch dann wäre er alleine gewesen.

„Nein, ich habe nur dich verloren. Mit allem anderen habe ich abgeschlossen", gab Aidan ebenfalls flüsternd von sich, klang dabei aber trotzdem nicht überzeugend.

„Ich weiß, komm her", sagte Killian ein wenig lauter und lockerte seinen Griff so, dass der Jüngere sich in seinen Armen zu ihm drehen konnte, bevor er ihn wieder fest an sich drückte.


Ende Kapitel 2

Das war ja die letzten beiden Teil ein Gefühlschaos! Aber es war ein harter Tag für die Beiden und es sei ihnen gegönnt.

In diesem Kapitel habe ich verstärkt darauf geachtet mehr auf die Gefühle einzugehen, weil ich darauf hingewiesen worden bin und auch selber finde, dass dies in der Vergangenheit ein wenig zu kurz gekommen ist. Ich hoffe natürlich, dass ich es jetzt nicht übertrieben habe ^^''

Dann bis zum nächsten Kapitel! ^^


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