Kapitel 15 (Teil 2)
Als das frisch vermählte Paar seinen Blick wieder den Anderen zuwandte, löste sich die Masse bereits ein wenig auf und die ersten Personen des Adels traten langsam zu ihnen nach vorne, um ihnen zu gratulieren.
Die alten Berater machten dabei den Anfang, bis die neuen an der Reihe waren. Alle wahrten die Höflichkeit. Dies beinhalteten, dass man der zukünftigen Königin einen Handkuss gab und dem zukünftigen König die Hand reichte. Jedoch war es nur den Beratern und dem höheren Adel erlaubt bei solchen Anlässen diesen Körperkontakt herzustellen. Der niedere Adel, sowie die Handelsfamilien hatten Abstand zu wahren und durch Knickse und Verbeugungen ihren Respekt zu zollen.
Schließlich trat Aidan als vorletzter der Berater vor und ohne zu zögern, brach Amalia mit den Regeln und schloss die Arme um ihn, um ihn fest an sich zu drücken. Ein wenig überrumpelt blickte ihr jüngerer Bruder drein und hob nur zögerlich die eigenen Arme, um ihre Geste zu erwidern.
„Du bist und bleibst mein Bruder, hörst du?", fragte Amalia schließlich und sah Aidan dabei wieder ins Gesicht. „Mir ist egal, was Vater beschlossen hatte."
Killian konnte nicht anders als glücklich über die gehörten Worte zu lächeln und das Aidans Gesichtsausdruck sich von einem überforderten zu einem gerührten wandelte, machte die Situation nur besser. Ihm war klar, dass Aidan unter dem offiziellen Verlust seiner Familie litt, dass seine Schwester, die sie nun eigentlich nicht mehr war, aber noch immer zu ihm stand, würde ihm zumindest einen gewissen Teil seines Kummers nehmen. Killian selbst würde dagegen auch sicherlich nichts unternehmen, auch wenn er in der Position war, um dies zu unterbinden.
„Ich danke dir, Amalia", sagte Aidan schließlich leise und lächelte sie glücklich an.
Um zu dem unterbrochenen Ablauf zurück zukommen wählte der Berater nun die Variante des niederen Adels, um ihnen weiterhin entgegenzutreten und verbeugte sich. „Ich wünsche euch alles Gute", sprach er leise, statt der üblichen Glückwünsche, die sie heute noch öfters zu hören bekommen würden. Dann trat er beiseite und ließ Luan vortreten, der als letzter von den Beratern übrig geblieben war.
Danach kamen schon bald Killians Eltern nach vorne, wobei seine Mutter erstaunlich ruhig war. Er war sehr erleichtert darüber und vermutete, dass sein Vater etwas damit zu tun hatte. Es wäre ihm mehr als unangenehm gewesen, wenn er seine Mutter zu Recht hätte weisen müssen, denn so langsam würde er sich nicht mehr davor drücken können.
Zusammen mit den Mitgliedern der kleineren Adelsfamilien kam dann schließlich auch Peer vor sie getreten. Wie es sich für den Sohn einer solchen Familie gehörte hielt er sich ein wenig mehr im Hintergrund, doch trotzdem freute es Killian ihn zu sehen und hoffte nachher auf dem Fest die Gelegenheit zu bekommen sich auch kurz mit ihm unterhalten zu können.
Schließlich hatten Amalia und Killian die Gratulationen alle entgegengenommen und die Bediensteten traten an sie heran, um sie zu dem Festsaal zu geleiten, in welchem die geladenen Gäste auch bereits langsam angekommen sein sollten.
Auf dem Weg dorthin waren die beiden zunächst recht schweigsam, wussten nicht, was sie dem jeweils anderem mitteilen sollten, doch schließlich wandte Killian sich leicht zu Amalia."Wo ist die ehemalige Königin? Ich habe sie bis zum Schluss nicht gesehen", sprach er die Frage aus, die ihn schon eine Weile lang beschäftigte.
„Sie möchte in Zukunft das Schloss meiden. Die Erinnerungen beschäftigen sie noch zu sehr", erklärte Amalia und ihr Blick richtete sich gen Boden. „Außerdem möchte sie vermeiden Aidan zu begegnen."
„Verstehe", sagte Killian leise und nickte kurz dazu. „Geht es ihr gut?"
„Ja, das tut es", sagte Amalia knapp.
Killian verstand, dass er wohl direkt ein schlechtes Thema gewählt hatte oder aber er hatte sie bereits anderweitig verärgert. Er hoffte es nicht und wünschte sich, dass der restliche Tag einfach gut verlaufen würde.
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Mit dem Verklingen der Musik ließ Killian die Hände von Amalias Körper sinken und sie verneigten sich kurz voreinander. Mit diesem Eröffnungstanz hatten sie nun alle Pflichtteile des Tages erfüllt und gemeinsam gingen sie zurück zu dem Tisch, an dem sie für das Fest saßen. Die Leute, die auf den Plätzen neben ihnen gesessen haben waren inzwischen nicht mehr dort, denn auch sie waren nun auf der Tanzfläche oder aber knüpften Kontakte mit den anderen Gästen.
Amalia nahm gerade einen Schluck aus ihrem Weinbecher, als Killian begann zu sprechen. „Es tut mir leid."
Sofort hielt sie in der Bewegung innen und sah ihn an, nachdem sie den Becher wieder hat sinken lassen. „Was tut dir leid?"
„Dass ich deinen Bruder liebe." Mit diesen Worten griff nun auch Killian zu seinem Becher, um einen Schluck zu nehmen. Amalia nickte kurz.
„Dann ist es inzwischen also ernster zwischen euch, als mein letzter Kenntnisstand war."
Killian wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, doch letztendlich nahm Amalia ihm das ab. „Ich bin mir seit der Verkündung bewusst, dass du abgelenkt sein würdest", erzählte sie und strich mit den Fingern über die eingravierten Muster ihres Bechers. „Eigentlich habe ich mir einen Mann gewünscht, bei dem ich zumindest eine Chance habe."
„Das tut mir leid", entschuldigte Killian sich ein weiteres Mal.
„Nun ist es so, wie es ist", seufzte sie und stellte den Becher zurück auf den Tisch. „Ich weiß nicht, ob Aidan dir davon erzählt hat, aber ich gab euch beiden meinen Segen. Das kann ich nun schlecht zurücknehmen, vor allem mit dem Wissen, was mein Bruder bereits alles verloren hat."
Natürlich wusste Killian, dass sie ihren Segen hatten, immerhin hatte Aidan es ihm glücklich an dem gleichen Tag gesagt. Danach gestand er ihm seine Liebe.
Er rechnete es Amalia hoch an, das sie in dieser Sache vorrangig an ihren Bruder dachte. Trotz der vielen Jahre, in denen die beiden sich nicht gesehen hatten, scheint ihre gemeinsame Bindung nach wie vor sehr stark zu sein.
„Ich werde aber meine Chance bei dir nutzen, wenn ich denn eine sehe", sagte Amalia schließlich mit Überzeugung in der Stimme und sah Killian dabei ernst an.
Zugegeben, es überraschte ihn ein wenig, doch trotzdem nickte er schließlich. „Das ist in Ordnung." Zumindest dachte er das in diesem Moment, denn auch sie sollte das Recht haben ihre Ehe zu Formen und nicht einfach nur in dieser gefangen sein.
„Lass uns fürs Erste zumindest Freunde sein, in Ordnung?", fragte sie und lächelte ihn an. Ein Angebot, welches er gerne annahm.
„Das klingt gut", stimmte er also zu und nickte zusätzlich, bevor er sich einem ernsteren Thema wieder zuwenden wollte. „Wie geht es dir? Wie gehst du mit den Geschehnissen der letzten Wochen um?"
Sie lächelte weiterhin, doch Killian glaubte erkennen zu können, dass dies nun ein aufgesetztes Lächeln war.
„Mir geht es gut. Es ist nichts passiert, was ich nicht erwartet hätte, mit Ausnahme der Wahl des Königs. Eigentlich habe ich gedacht, dass Toran gewählt werden würde."
Killian verkniff es sich, sich ein weiteres Mal zu entschuldigen, immerhin konnte er für diese Wahl nichts. Außerdem wäre es wohl fraglich gewesen, ob sie mit Toran die bessere Wahl gehabt hätte, immerhin hatte auch er sein Herz bereits verschenkt, doch das erzählte er ihr lieber nicht.
Kurz darauf kamen auch bereits die ersten Leute auf sie zu und verwickelten die beiden in unterschiedliche Gespräche.
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Killian war unruhig. Wieder stand er vor einer Schlafzimmertür, starte diese an und traute sich nicht die Türklinke herunterzudrücken.
Er und Amalia hatten das Fest verlassen, als es dunkel geworden war. Es waren zwar noch Gäste anwesend, doch so wie er die Situation einschätzte, würden diese auch noch eine ganze Weile feiern, einfach um des Feierns wegen.
Eine ganze Weile lang hatte er in seinem dunklen Schlafzimmer gesessen, mit dem Wissen, was man nun von ihm erwarten würde und trotzdem fiel es ihm besonders schwer, dem nachzukommen. Schließlich schaffte er es sich aufzuraffen und durch die Dunkelheit zu gehen, in der Hoffnung sich zumindest so ein wenig zu verstecken. Natürlich war ihm klar, dass es die Situation nicht ändern würde, doch was tat man nicht alles, um sich selbst zu beruhigen?
Zu seiner Nervosität mischte sich nun auch die Wut. Er war wütend über die Situation, wütend, dass er nicht den Menschen hat heiraten dürfen, den er wollte und wütend, dass er nun etwas tun sollte, zu dem er nicht bereit war. Er war sich nicht sicher, ob er das überhaupt tun konnte.
Letztendlich trat er noch einmal nervös von einem Fuß auf den anderen und in einem Moment, in dem er kurz Zeit nicht darüber nachdachte, was seine Gefühle für ein Chaos in ihm hinterließen, griff er nach der Türklinke und drückte diese hinunter.
Ende Kapitel 15
Zumindest bin ich nicht mit diesem Kapitelende in die Schreibpause gegangen :D
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