Kapitel 12
Nach außen hin stand Killian ruhig und ausgeglichen am Rand des Marktplatzes, innerlich war er jedoch nervös und unruhig. Neben ihm standen Toran und Travis, ein wenig entfernt noch der eine oder andere alte Berater. Um sie herum standen ihre Wachen und machten eher einen angespannten Eindruck, was dem jungen König mit seiner Nervosität eher weniger half.
Sein Plan war es, eine Ansprache vor dem Volk zu halten, noch bevor er die Krönungszeremonie durchlaufen würde. Normal präsentierte ein König sich nicht vorher, jedoch wollte er sich vorab dem Volk vorstellen und von seinen groben Plänen für das Land und Volk sprechen. Im Zuge dessen, wollte er sehen, wie das Volk auf ihn und seine Pläne reagierte, denn immerhin war er bereits bei der Verkündung, dass er der neue König sein würde, nicht anwesend. Egal wen er befragte, niemand konnte bisher einschätzen, wie die Menschen zu ihm standen.
Den gesamten Tag über hatten sie an den Themen seiner Rede, sowie seiner Wortwahl gearbeitet, während eine Ankündigung verbreitet wurde, dass er am späten Nachmittag auf dem Marktplatz eine Ansprache halten würde.
Nun warteten sie nur noch darauf, dass sich der Platz weiter füllen würde und letzte Handgriffe wurden an dem für ihn bestimmten Podest mit Rednerpult vorgenommen.
Man hatte entschieden, dass Killian sich weniger königlich und dafür volksnäher kleiden sollte, weshalb er nun zwar trotzdem mit teuren Stoffen, jedoch gedeckten Farben eingekleidet war und er hoffte, dass es ihm gelang dadurch sympathischer zu wirken.
Nur am Rande hörte er, wie die Menschenmasse gebeten wurde zur Ruhe zu kommen und wie man ihn kurz darauf ankündigte. Als man das Podest für ihn freimachte, machte sein Herz einen kurzen nervösen Hüpfer, doch trotzdem ging er mit sicheren Schritten voran, ließ sich seine Gefühlslage nicht anmerken und stellte sich hinter das Pult. Es war nicht besonders hoch, doch trotzdem sah er auf die Gesichter, die ihm zugewandt waren hinunter. Trocken schluckte er, als er sah, dass kaum jemand ihm freundlich entgegenblickte.
Kurz atmete er tief durch. Er wollte sich von so etwas nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wer wusste schon, was genau in den Köpfen der Menschen vor sich ging, immerhin kannten sie Killian bisher nur aus Berichten, denn noch nie stand er derart in der Öffentlichkeit.
„Ich bin erst sehr spät zu den Anwärtern gestoßen", fing er an zu sprechen und war sich nicht sicher, ob dies wirklich das Thema war, mit dem er tatsächlich beginnen sollte. „Auch habe ich in meinen Lebensjahren noch nicht so viel Weisheit erlangen können, wie andere es taten, weder durch meine Ausbildung, noch durch Lebenserfahrung."
Nervös trat er von einem Fuß auf den anderen und wusste sofort, dass dies nicht dem Bild des starken Königs, welches er verkörpern sollte, entsprach. Doch er konnte es nicht verhindern, denn beim besten Willen, er wusste nicht mehr, was er als Nächstes zu sagen hatte.
Seine innere Anspannung stieg immer mehr an und als er seinen Blick auf das Rednerpult senkte, fingen die ersten Leute an zu tuscheln. Er verfluchte sich selbst für sein Versagen und hatte das Gefühl, nicht richtig vorbereitet zu sein. Warum war er überhaupt auf diese Idee gekommen und hatte darauf bestanden noch heute die Ansprache zu halten? Er hätte dies doch auch morgen tun können oder sogar noch einen Tag später!
Er wusste nicht wieso, doch in dem ganzen Gemurmel der Menge konnte er schließlich ein Räuspern wahrnehmen, welches ihn automatisch aufblicken ließ. Sein Blick traf direkt die grauen und ruhigen Augen Torans. Mit einer leichten Geste symbolisierte er, dass er sich beruhigen solle und lächelte ihm wissend und aufmunternd zu. Es funktionierte tatsächlich. Killian hatte in seiner Nervosität vergessen, dass er nicht alleine und einer seiner Vertrauten bei ihm war.
Mit neuer Zuversicht wandte er sein Gesicht wieder dem Volk zu und ignorierte dabei die zum Teil irritierten Blicke der Menschen. Kurzerhand verwarf er seine Bedenken und auch das Vorhaben, an der geplanten Rede festzuhalten. Es waren Worte, die ihm ohnehin zum Teil in den Mund gelegt wurden. Wenn er authentisch sein wollte, so musste er sich auch so verhalten.
„Ich glaube daran, dass die Ausbilder der Königsanwärter sich ihrer Wahl sicher sind und mein Ziel ist es, diese Erwartungen zu erfüllen. Mit Sicherheit werde ich noch viel lernen müssen, doch ich wünsche mir für das Land und das Volk eine bessere Zukunft. In der Vergangenheit sind Dinge passiert, die nicht hätten passieren dürfen. Es liegt leider nicht in meiner Macht, dies alles ungeschehen zu machen, doch ich werde daran arbeiten, dass es sich nicht wiederholt. Ich möchte keine Enttäuschung für das Volk sein, deswegen werde ich täglich daran arbeiten und nach Lösungen suchen. Vielen Dank, dass die hier Anwesenden noch vor meiner Krönung die Zeit gefunden haben meiner Ansprache beizuwohnen."
Killian wusste, dass er sich sehr kurz gehalten hatte. Weitaus kürzer, als es eigentlich abgesprochen war, doch wenn er an die Ansprachen des alten Königs zurückdachte, die er gehört hatte, dann erinnerte er sich an eine lange Rede, in der um Fakten herumgesprochen worden war und letztendlich sogar die Zuhörer ermüdeten, weil er nicht zum eigentlichen Punkt kam. Wie man sah, hatte es den König nicht zu dem Glanz verholfen, den er sich wahrscheinlich erhofft hatte.
Ob er trotzdem die richtige Entscheidung getroffen hatte, konnte er direkt nach dem Ende nicht sagen. Skeptische und verhaltene Blicke wurden ihm zugeworfen und erst nach einer Weile der Stille begannen einige Leute zu applaudieren. Dies nahm zwar bereits nach wenigen Sekunden zu, wobei manche sogar geradezu euphorisch aussahen, doch gab es ebenso Menschen, die keine Miene verzogen und auch die Hände nicht hoben.
Doch für den Moment war er zufrieden, immerhin wäre es unrealistisch sich zu erhoffen, dass Leid dieses Landes mit nur einer Rede zu beseitigen.
Sein Selbstvertrauen zurückerlangt, trat er nun wieder herunter von dem Podest und auf Toran zu. Dieser begrüßte ihn mit einem zufriedenen Nicken. „Gut gemacht", sprach er leise zu ihm und das gab Killian das Gefühl, dass es richtig war von der ursprünglichen Rede abzuweichen.
Da die Ansprache somit beendet war, löste sich nun auch die Menschenmasse wieder auf, was die Wachen dazu brachte sofort an die beiden und die anderen Berater heranzurücken.
Ruppig, fast schon aggressiv, bahnten die Wachposten einen Weg durch die Menschen um sie so zu den Kutschen zu geleiten.
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