Kapitel 11 (Teil 1)

Kapitel 11

Müde lehnte Killian seinen Kopf gegen die Lehne des Kanapees. So wie er dasaß, war es zwar unbequem, doch erschien ihm das Gewicht seines Kopfes gerade zu schwer, als es weiterhin zu halten. Dass es bereits dunkel um ihn herum war und er darauf verzichtet hatte ein Licht zu entzünden, half ihm kaum dabei, wieder ein wenig munterer zu werden.

Es war ein langer und anstrengender Tag gewesen, an dem er sehr viele neue Informationen aufnehmen musste. Nachdem Travis zu ihm und Toran zurück in die Bibliothek gekommen war, baten sie ihn darum, ihnen alles offen zu legen, was für sie relevant für das spätere aktive Herrschen war. Der ehemalige Stellvertreter des Königs war zunächst nicht sehr angetan von der Bitte und wollte sie auch ausschlagen, da er sie nicht mit alledem überrumpeln wollte. Es erschien ihm zu viel zu sein und sie sollten langsam anfangen und nicht direkt mit der Fülle an wichtigen Dingen überfordert werden. Gemeinsam überzeugten sie den Älteren jedoch, immerhin konnten sie sowieso nicht davor weglaufen und früher oder später mussten sie sich einfach damit auseinandersetzen. Dann doch lieber sofort und die Zeit haben, sich noch ausreichend bis zu der Krönung vorbereiten zu können.

Die Aufklärung über die aktuelle Situation nahm sehr viel Zeit in Anspruch und obwohl sie auf das gemeinsame Abendessen mit den anderen Beratern zusammen, verzichteten und stattdessen in der Bibliothek etwas zu sich nahmen, hatten sie bei Weitem nicht über alle Themen sprechen können.

Als die Sonne bereits untergegangen war und sie zunehmend müder wurden, wodurch ihre Aufnahmefähig stark litt, beschlossen sie, für heute die Gespräche ruhen zu lassen und wollten sich am nächsten Morgen wieder treffen, um an genau dieser Stelle weiter zu machen.

Es fiel ihm schwer die Augenlider zu heben, doch trotzdem tat er dies, nur um seinen Kopf ein wenig zur Seite zu wenden und in das schlafende Gesicht Aidans zu sehen. Insgeheim musste er über sich selbst lachen. Er kam sich vor, als würde er dem Jüngeren nachstellen und ihn belästigen, doch hatte er einfach nicht anders gekonnt und war auf direktem Wege hierhergekommen. Dieser Raum hatte ihn regelrecht angezogen, auch wenn er wusste, dass sein Liebster sauer über seine Anwesenheit sein würde, wenn er es bemerkte. Dafür war er zumindest nicht wieder zu ihm unter die Decke gekrochen, sondern saß auf dem Sitzmöbel, welches noch härter war, als es zunächst ausgesehen hatte.

Die Beine hatte er über Sitzflächen gelegt und seinen Rücken gegen die etwas weniger hohe Armlehne gelehnt, weshalb diese unangenehm in seinen Rücken drückte.

Leise seufzte er und konnte die Augen einfach nicht wieder von seinem Liebsten abwenden. Wie gerne würde er jetzt zu ihm rübergehen und die weiche Haut seines Gesichtes berühren, sei es mit den Händen oder mit den Lippen. Wie gerne würde er einfach nur seine Nase in Aidans Haare stecken und tief seinen warmen und ganz eigenen Körpergeruch einatmen und sich davon einlullen lassen. Doch er tat dies nicht. Nicht nur, weil er und Aidan entschieden hatten, ihre Beziehung noch vor seiner Eheschließung zu beenden, wobei diese Entscheidung wohl in erster Linie von dem Jüngeren getroffen worden war, sondern auch, weil die Müdigkeit immer mehr von ihm Besitz ergriff, bis er mit einem weiteren Seufzen die Augen schloss und in einen Traumlosen schlaf über glitt.

- - - - -

Ein Rütteln an seinem Bein, weckte Killian und langsam begann er träge zu blinzeln.

„Hast du einen steifen Nacken?", fragte Aidan ihn mit monotoner Stimme und erst jetzt bemerkte der Ältere, dass er tatsächlich im Sitzen eingeschlafen war und noch immer in dieser Position verharrte. Umso wacher er wurde, desto mehr machten sich nun auch seine verspannten Muskeln bemerkbar und unter einem leisen ächzen hob er langsam den Kopf, der im Schlaf nach vorne gesackt war.

„Das geschieht dir dann wohl recht", kommentierte der Jüngere mit bitterer Stimme. „Was tust du schon wieder in meinem Schlafzimmer?"

Schließlich hatte Killian es geschafft seinen Kopf zu heben, den Schlaf ein wenig aus den Augen zu blinzeln und seinen Nacken langsam zu dehnen. „Schlafen...", murrte er als Antwort, als er die gehörten Worte glaubte begriffen zu haben.

„Killian!", rief Aidan sofort laut aus und sah ihn aus Augen an, in denen er eine Mischung aus Trauer, Verzweiflung und Wut ablesen könnte.

Die Heftigkeit dieses Ausrufes ließen den jungen König zusammenzucken, damit hatte er nicht gerechnet. „Deine Gegenwart beruhigt mich...", erklärte er daher kleinlaut, bevor sein Liebster noch mehr sagen konnte.

Kopfschüttelnd wandte Aidan seinen Blick ab. „Du wirst dir etwas anderes suchen müssen, was dich beruhigt."

„Das kann ich nicht so schnell", gab Killian zu und versuchte sich so hinzusetzen, dass er dem Jüngeren in das Gesicht sehen konnte, doch gelang es ihm nicht und auch seine Muskeln protestierten noch.

„Du versuchst es noch nicht einmal!", warf Aidan dem Älteren vor.

„Ich bemühe mich doch!"

„Aber offenbar nicht genug!"

Killian wollte etwas erwidern, doch schloss er seinen Mund wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Er verstand Aidan und er wusste auch, dass er es ihnen womöglich nur unnötig schwerer machte mit seinem Verhalten. Trotzdem verletzte es ihn, die Worte von seinem Liebsten zu hören, genauso wie die Vorwürfe und die ablehnende Haltung.

Kurzerhand schwang er seine Beine von dem Sitzmöbel und stellte sich schnell hin. Zu schnell, wie er feststellen musste, als sowohl sein Kreislauf, als auch seine Beine dagegen protestierten und er ins Schwanken geriet. Sofort möchte Aidan ihn stützen, jedoch will Killian das zu diesem Zeitpunkt nicht und stößt ihn von sich. Er wollte nicht abweisend behandelt werden, nur um kurz darauf wieder Körpernähe herzustellen, auch wenn der Grund nun ein Anderer war.

Kurzerhand suchte er das Weite, wenn auch noch ein wenig ungelenk auf den Füßen. Den bedrückten Blick des Jüngeren im Rücken spürend.

Auf dem Flur angekommen und Aidan durch die Tür von sich trennend, stand er da und versuchte seine aufsteigende Wut durch ein paar tiefe Atemzüge zu zügeln, doch brachte dies kaum etwas. Viel mehr steigerten seine Gefühle sich noch, jetzt wo er das Gesicht des Anderen nicht mehr vor sich sah, welches ihn besänftigt hatte. Er ist einfach sauer auf die Situation und ihrer beider Verhalten. Er wollte etwas daran ändern, doch was sollte er schon tun? Er konnte einfach nichts tun!

Sie mussten nun mit einer Situation klar kommen, die sie sich beide nicht gewünscht hatten, aber von der sie wussten, dass es auf sie zukommen könnte und genau deswegen hätten sie sich darauf wohl gar nicht erst einlassen sollen. Genaugenommen, war doch er selbst Auslöser für das alles hier! Der damalige Prinz wäre niemals von alleine auf eine solche Beziehung eingegangen, wahrscheinlich wäre er noch nicht einmal auf die Idee gekommen, wenn Killian nicht gewesen wäre.

In seinem aufgewühlten Zustand hatte der junge König gar nicht richtig bemerkt, wie er sich in Bewegung gesetzt hatte, trotzdem stand er nun vor seinen eigenen Räumlichkeiten und nachdem er die Tür öffnete, sah er auch schon Liam, der erneut auf ihn wartete.

Mit zornigen Schritten, ging Killian an seinem Kammerdiener vorbei, direkt in das Schlafzimmer, um sich für den Tag neu anzukleiden. Das Einzige, was er in diesem Moment noch als positiv empfand war, dass sein Freund, der ihm ins Schlafzimmer gefolgt war, kein Wort sagte. Doch wenn er es sich genau überlegte, so frustrierte es ihn gleichermaßen. Sonst sagte er doch auch immer zu allem etwas, warum heute nicht?

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