Kapitel 10 (Teil 2)
„Killian", hörte der Angesprochene seinen Namen, was ihn aus seinem Schlaf holte. Sofort öffnete er seine Augen und stellte erschrocken fest, dass es bereits hell in dem Zimmer war. Leider sah er auch, dass Aidan wach war und nicht besonders glücklich aussah.
„Was machst du hier?!", fragte sein Berater ihn vorwurfsvoll und zog seine Stirn noch krauser, als sie es ohnehin schon war.
„Entschuldige...", sprach Killian leise und sah schuldbewusst auf das Laken zwischen ihnen, woraufhin der Jüngere nur zu schweigen schien, weshalb der junge König zu einer Erklärung ansetzte. „Ich habe nicht schlafen können, hier ist alles noch fremd und mir geht vieles durch den Kopf."
Als der Ältere nun seinen Blick langsam hob, konnte er sehen, dass der Ausdruck im Gesicht seines Liebsten milder wurde. „Das geht aber in Zukunft nicht mehr einfach so. Es muss eine Ausnahme bleiben, hörst du?"
Schwach nickte Killian darüber und sah aus dem Augenwinkel, dass Aidans Hand noch immer in der seinen lag. Vorsichtig strich er über dessen Handrücken und sein Herz machte einen kurzen Sprung der Freude, als er feststellte, dass der Jüngere diese Berührung zuließ und nicht sofort seine Hand fortzog.
Schließlich seufzte Aidan und fing an, sich langsam aufzurichten. „Du solltest jetzt gehen. Es ist noch früh, vielleicht sieht dich dann keiner, wenn du zurückgehst."
Killian wusste, dass der Jüngere wohl recht hatte, weshalb er sich ebenfalls schweigend aufrichtete und die Hand des Anderen losließ. Er wollte bereits das Bett verlassen, als er sich dann jedoch wieder umdrehte und Aidan, der nicht zurückwich, einen Kuss gab. Sein Herz schlug augenblicklich schneller und er musste sich zusammenreißen nicht wohlig aufzuseufzen aufgrund des Glücksgefühls.
Einen Moment lang ließ Aidan auch dies zu, doch dann hob er seine Hand und schob den Älteren bestimmend von sich weg. „Bitte gehe jetzt."
Schweigend nickte der junge König daraufhin und verließ nun doch das Bett und im Anschluss auch die Räumlichkeiten.
Grübelnd ging er den Weg zu seinen privaten Gemächern zurück und Aidan behielt recht. Er begegnete ausschließlich ihren beiden Wachen vor seinem Zimmer. Als er jedoch den Flur zu seinen Räumlichkeiten betrat, stand Liam vor ihm, der sich sofort respektvoll vor ihm verbeugte und ihm im Anschluss die Tür von seinem Schlafzimmer aufhielt. Kaum hatten sie gemeinsam den Raum betreten, sah der junge König seinem Kammerdiener an, dass dieser unzufrieden war. „Sag, was auch immer du zu sagen hast", sagte Killian seufzend und machte sich darauf gefasst, dass ihm nun ins Gewissen gesprochen werden würde.
„Das brauche ich nicht. Sicherlich hat bereits jemand anderes etwas dazu gesagt, dass du die Nacht nicht in deinem eigenen Bett verbracht hast." Als die Tür hinter ihnen wieder geschlossen war, ging Liam direkt zu einer der Kleidertruhen, auf welcher ein Stapel Kleidung bereitlag. Dieser übergab er seinem König.
Langsam streckte Killian seine Hände nach dem Stoff aus, sah dann aber seinen Freund an. „Ich liebe Aidan."
„Das weiß ich doch." Milde lächelnd ermunterte der Kammerdiener seinen König die Kleidung anzunehmen. „Du musst trotzdem versuchen, dich von ihm zu lösen."
„Das weiß ich, aber das sagt sich leichter, als es getan ist." Sofort senkte der junge König seine Hände mit dem Stapel darin. „Ich habe das Gefühl, dass Aidan das besser kann als ich."
„Nein, das glaube ich nicht", sagte Liam sofort kopfschüttelnd. „Ich denke, es wird ihm genauso schwerfallen, doch du kennst ihn und seine Selbstbeherrschung doch. Er wird es sicherlich einfach nur nicht zeigen."
„Kannst du ein wenig auf Aidan achtgeben?", fragte Killian, als er bereits im Begriff war sich umzudrehen und für den Tag fertig zu machen.
„Insofern meine Aufgaben es zulassen, mache ich das sehr gerne."
Leicht lächelnd nimmt Killian die Antwort hin. Das war mehr, als er momentan selbst für seinen Liebsten tun konnte. „Wie soll ich ihn nur loslassen? Wie kann ich meine Gefühle für ihn einfach ignorieren?"
„Es tut mir leid, ich war noch nie so verliebt, wie ihr beide es seid", fing Liam an zu sprechen. „Doch vielleicht hilft es dir zu hoffen, dass Aidan irgendwann ein glückliches Leben führen könnte, wenn ihr beide es nur schafft, einander loszulassen."
- - - - -
Killian war fassungslos.
Nach einem gemeinsamen Frühstück mit seinen Beratern, sind Toran und er mit dem ehemaligen Stellvertreter des Königs in eine der Bibliotheken gegangen, um dort über die Entscheidungen des Königs im vergangenen Jahr aufgeklärt zu werden.
Nun konnte er das Volk und dessen Unzufriedenheit auch wirklich verstehen. Es waren neue Gesetze erlassen worden, die es besonders den Armen, von denen es reichlich gab, das Leben schwerer machten. Gesetzbrüche wurden zum Großteil härter bestraft, als es eigentlich vorgesehen war, was auch zur Folge hatte, dass die Anzahl der Hinrichtungen stark angestiegen waren.
Eine Weile lang war er sprachlos und ein Blick zu Toran zeigte ihm, dass es diesem wohl nicht anders bei dem gehörten erging. Das Schweigen der jungen Männer nutzte Travis natürlich, um ihnen von immer mehr Dingen zu berichten, welche die gesamte Situation auch nicht mehr besser machten.
Schließlich fasste der junge König sich wieder und unterbrach den älteren Mann mitten im Satz. „Wie ist der König in den letzten Jahren beraten worden?" Es war Killian ein Rätsel, warum sein Vorgänger offensichtlich von niemand aufgehalten worden war.
„Nun...", begann Travis und schien kurz über die Frage nachzudenken. „Der König war ein intelligenter Mann. Zunächst klangen seine Entscheidungen vernünftig und wohlüberlegt, doch zeitgleich hatte er ein Talent für Worte. Er vertuschte es einfach, sobald er vermutete, dass er gegen unseren Rat handeln würde." Kurz machte er eine Pause in seinen Ausführungen, die er dazu nutzte einen langgezogenen Seufzer auszustoßen. „Als er dann anfing, sich in manche Sachen hineinzusteigern, da war es bereits zu spät. Wir haben natürlich versucht dagegen zu lenken, doch umso mehr Widerworte er hörte, desto mehr wehrte er sich auch gegen diese."
Plötzlich trat ein Bediensteter zwischen den Bücherregalen hervor und räusperte sich, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich zu lenken. Mit einem direkten Blick zu Travis zeigte er diesem, dass er wohl auch nur ihn ansprach. „Verzeiht die Störung, doch ich müsste kurz mit Euch sprechen."
Daraufhin entschuldigte sich der ehemalige Stellvertreter und verließ mit dem Mann den Raum.
Killian und Toran blieben schweigend zurück, bis der ältere der Beiden die Stille durchbrach. „Es ist schlimmer, als ich es zunächst angenommen hatte."
„Da muss ich dir zustimmen", schnaubte der junge König frustriert und rieb sich kurz über die Nasenwurzel. „Ich verstehe auch nicht, warum wir von alldem nichts mitbekommen haben. Als Anwärter hätten wir das doch wissen müssen, doch stattdessen schottete man uns scheinbar völlig ab um uns nun direkt ins kalte Wasser zu werfen!"
Verstehen nickte Toran. „Ich verstehe es auch nicht. Was ich allerdings verstehe, ist die Reaktion des Volkes. Wir haben eine Menge wieder gut zu machen, wenn wir unsere Amtszeit hier gut überstehen wollen."
Kurz überlegte Killian. Auch wenn er bereits als König angesehen wurde, so war er trotzdem noch eingeschränkt und hatte bis zur Krönung nicht volle Befugnis für diverse Entscheidungen.
„Wir müssen mit den alten Beratern sprechen. Vielleicht könnte man zum Beispiel laufende Prozesse erst einmal pausieren, bis ich die Krönungszeremonie durchlaufen habe und auch etwas ausrichten kann."
„Das klingt in meinen Ohren nur vernünftig", stimmt sein Freund augenblicklich zu. „Ich befürchte, dass du sonst schneller in Ungnade fallen wirst, als es dir möglich ist zu handeln."
Ende Kapitel 10
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