Kapitel 10 (Teil 1)

Kapitel 10

Schon eine ganze Weile lag Killian wach in seinem Bett. So sehr er sich auch darauf konzentrierte, er konnte einfach nicht einschlafen.

Seine Gedanken kreisten zum einen um den alten König. Viel hatte er von ihm während seiner Ausbildung nicht mitbekommen, außer, dass das Volk zunehmend unzufriedener wurde. Was dies allerdings ausgelöst hatte, wusste er nur am Rande. Doch ganz egal, was sein Vorgänger getan hatte, es begann mit seiner eigenen Veränderung. Die Frage war jedoch, weshalb er dies getan hatte? Was war in seinem Leben passiert, dass es überhaupt so weit kam? Hatte er womöglich von Anfang an ein Problem, welches sich jedoch erst später bemerkbar machte oder war es vielleicht ein Erlebnis oder eine Begegnung, die das ganze ausgelöst hatte?

Des Weiteren dachte er darüber nach, wer ihm hat schaden wollen und es letztendlich auch getan hat. Killian vermutete bereits, dass es eine oder mehrere Personen sein mussten, die ein persönliches Problem mit ihm hatten. Soweit er informiert war, gab es nie Übergriffe oder auch nur laute Kritik über die Frauen der Familie, alles bezog sich ausschließlich auf die Männer. Doch waren wirklich alle männlichen Mitglieder der Familie ein Problem oder nur das Oberhaupt? Aidan wurde zwar kritisiert, doch im Nachhinein betrachtet war dies harmlos im Gegensatz zu dem, was dessen Vater alles passiert war und kaum hatte dieser sein jüngstes Kind verstoßen, hatte der junge Mann das Volk größtenteils wieder auf seiner Seite. Aidans Bruder hatte er nie kennengelernt. Er war verstorben, kurz bevor er zu den Anwärtern kam, doch zu dieser Zeit hatte es auch kaum nennenswerte Kritik an ihrem Herrscher gegeben. Außerdem war der älteste Prinz an einer Infektion verstorben. Die genaueren Umstände waren Killian nicht bekannt, doch hätte man dahinter einen Angriff oder ähnliches vermutet, dann hätte er mit Sicherheit davon gehört.

Nachdem er mit diesen Gedanken gefühlt Stunden der Nacht verbracht hatte, ohne den Erfolg, davon ausreichend müde zu werden, beschloss er sein Bett wieder zu verlassen. Er sah sich in dem Zimmer um, welches ihm fremd war. Alles in dem Palast war fremd, was ihm nun im Dunkeln der Nacht Unbehagen bereitete. Kurzerhand entschied er daher, dorthin zu gehen, wo ihm etwas bekannt war oder vielmehr, wo ihm jemand bekannt war.

Auf seinem Weg stellte er fest, dass es im gesamten Palast ruhig war. Alleine seine Wache und er selbst verursachten leise Geräusche durch ihre Schuhsohlen auf dem Boden. Nur wenige der zahlreichen Lampen an den Wänden waren entzündet und tauchten die Gänge in ein schummeriges Licht und Killian konnte nicht verhindern, dass ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief. Er hoffte, dass dies einfach nur geschah, weil er sich hier noch fremd vorkam, doch vielleicht hatte er sich auch nur mit seinen eigenen Gedanken verrückt gemacht.

Erleichterung durchströmte seinen Körper dennoch, als er sein Ziel erreichte und leise die Tür von einem bestimmten Raum öffnete. Seine Wache sperrte er kurzerhand einfach aus, als er sich in einem kleinen Wohnraum wiederfand.

Das Licht war bereits erloschen und nur der leichte Schein vom Mond und den Sternen ließen erahnen, wo die Möbel standen. Nachdem Killians Augen sich schnell an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er auch eine weitere Tür erahnen, zu welcher es ihn hinzog. Sie war nur angelehnt gewesen, weshalb es ihm ein Einfaches war, den Raum leise zu betreten. Nur wenige Schritte in das Schlafzimmer hinein reichten aus, dass er die Gestalt, die friedlich in dem großen Bett schlief, erkannte. Auf der Seite liegend, das Gesicht den großen Fenstern auf der linken Raumseite zugewandt, hatte Aidan seine Decke bis zu seinem Kinn hinaufgezogen. Sofort durchströmte den jungen König ein Gefühl von Wärme und er bemerkte erst jetzt, wie sehr er seinen Liebsten den Tag über doch an seiner Seite vermisst hatte.

Eine Weile stand Killian einfach nur da, beobachtete seinen Liebsten im Schlaf und spürte, wie er langsam seine innere Unruhe zurückdrängen konnte. Schließlich begann er zu überlegen, was er nun tun sollte. Wenn er Aidan wecken würde, dann würde dieser ihn mit Sicherheit wieder wegschicken. Sein Blick wanderte kurz zu einer Sitzbank, doch diese erschien ihm dann doch als zu ungemütlich, um darauf die restliche Nacht zu verbringen. Letztendlich entschied er dann doch, zu riskieren seinen Liebsten zu wecken, indem er sich zu ihm in das Bett legte.

Erleichtert stellte er fest, dass Aidan durch die Bewegungen der Matratze und der Decke nicht geweckt worden war. Kaum hatte er eine bequeme Position für sich gefunden, fing der Jüngere dann doch an sich zu bewegen und der König befürchtete, er wäre doch wach geworden, allerdings drehte sein Liebster sich nur im Schlaf zu ihm um.

Um nichts zu riskieren, verharrte Killian wieder für eine Weile so wie er lag und musterte das Gesicht Aidans. Dieses war in seinen Augen wunderschön und nur zu gerne hätte er die ebenmäßigen Züge mit seinen Fingern oder seinen Lippen berührt. Noch viel länger hätte der junge König am liebsten damit weiter gemacht, doch beruhigte die Gegenwart seines Liebsten ihn zunehmend und er spürte wie die Müdigkeit nun doch seinen Körper langsam erschlaffen ließ.

Letztendlich tastete er vorsichtig und langsam nach Aidans Hand, welche neben dessen Gesicht auf dem Kissen lag und schloss seine Finder um diese, nur um so einzuschlafen.

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