Kapitel 1 (Teil 2)

Zum ersten Mal, seit Killian den Jüngsten kennt, war dieser Sprachlos und mit leicht geöffneten Mund sah er zu den Ausbildern.

„Aus welchem Grund habt Ihr so entschieden?", wollte er daher wissen.

„Peer hat deutlich gezeigt, dass er noch zu unreif für eine verantwortungsvolle Position ist. Dazu kommt, dass er noch sehr jung ist."

„Er hat ebenso die Ausbildung durchlaufen und war bemüht wie wir. Ich denke nicht, dass er nun dafür bestraft werden sollte."

„Doch genau das ist das Problem, welches wir sehen. Er war zwar bemüht, doch sahen wir die Erfolge nicht. Viel mehr sahen wir, dass er noch reichlich viele Dummheiten im Kopf hat. Deswegen müssen wir in diesem Punkt auf unsere Entscheidung beharren."

Der König erkannte, dass es in diesem Moment zwecklos war, gegen diese Entscheidung etwas zu machen. Natürlich könnte er einfach beschließen, den Jüngeren an seiner Seite haben zu wollen, doch wollte er nicht sofort an die Verhaltensweisen des alten Königs anschließen. „Sowohl das Alter, als auch die persönliche Reife verändern sich mit der Zeit. Ich erwarte eine neue Bewertung seiner Fähigkeiten nach einer angemessenen Zeit."

Damit schienen die Lehrer leben zu können. Der Ausbildungsleiter entschied Peer zwei weitere Jahre zu geben, in denen er versuchen konnte sich zu beweisen. Vielleicht schaffte er es in dieser Zeit, sie von sich zu überzeugen.

Peer allerdings reagierte darauf nicht. Er hatte seinen Blick auf die Tischplatte vor sich gerichtet und starte diese stumm an. Killian konnte nur hoffen, dass er sich in der nächsten Zeit am Riemen reißen würde.

Als die Ausbilder gerade zur Verabschiedung ansetzen wollten, unterbrach ihr König sie dabei. „Ich hätte noch ein weiteres Anliegen."

„Aber natürlich, wie können wir Euch weiterhelfen?"

„Ich möchte Liam zu meinen persönlichen Kammerdiener ernennen", entschied Killian. Es würde sich schon genug verändern, da wollte er möglichst viele treue Freunde um sich wissen, wenn er schon Peer zurücklassen musste.

„Aber das geht nicht, er kennt hier die Abläufe perfekt und wird sich um die neuen Anwärter kümmern müssen."

„Dann muss für diese Position jemand neues gefunden werden. Ich bin mir sicher, dass Liam auch gerne dabei aushelfen wird und in der Anfangszeit unterstützend mitwirken kann."

„Nun gut, wenn Liam die Position antreten möchte, dann soll er das tun. Sollten die neuen Anwärter zu Beginn ein paar Orientierungsprobleme haben, dann wird sicherlich auch Peer ihnen aushelfen können. Immerhin kennt er das alles bereits."

Nachdem nun auch dieses Thema beendet war, verabschiedeten sich die Lehrer von ihren ehemaligen Schützlingen und teilten ihnen mit, dass sie noch eine Woche hier im Anwesen verweilen würden. Im Schloss sollte alles vorbereitet werden und sie selbst sollten nochmal zur Ruhe kommen. Damit war die Verkündung beendet und erneut blieben die Kameraden zurück.

Zum zweiten Mal an diesem Tag tat Luan es den Ausbildern gleich und erhob sich vom Tisch, um ebenfalls zu gehen. Vorher ließ er es sich jedoch nicht nehmen mit einem eher spöttischen Gesichtsausdruck sich zu verbeugen. Dann trat er unter den Augen der Anderen zur Tür und ging hinaus.

Auch Killian wiederholte ein Stück weit sein Handeln von vorhin, nur brauchte er dieses Mal nicht auf dem Boden zu sitzen, da er bereits auf einem der gepolsterten Stühle saß, doch ließ er erneut seine Hände seufzend über sein Gesicht gleiten. Eine Weile saß er so da, bis er seinen Blick hob, schon alleine, weil die anderen beiden Anwesenden nach wie vor nichts gesagt hatten. Wie er feststellt, sah Peer noch immer auf den Tisch und Toran sah stattdessen aus dem Fenster.

„Geh zu Melissa", sagte Killian schwach lächelnd.

„Wie bitte?" Überrascht sah der Ältere zu ihm.

„Geh zu ihr und gib Entwarnung. Es wird sie bestimmt freuen von dir die Neuigkeiten zu hören." Wenn er und Aidan schon kein Glück hatten, dann wollte er zumindest seinen Freund nicht von seinem fernhalten.

Nach einem skeptischen Blick zu ihrem jüngsten sah Toran ihn erneut an. „Ich kann dich auch wirklich... alleine lassen?"

„Ja, kein Problem. Nun geh schon."

„Danke", sagte Toran lächelnd und drückte ihm nochmal kurz die Schulter, bevor er fast so schnell wie sein Vorgänger den Raum verließ. Es freute Killian, dass zumindest einer positives zu berichten hatte.

„Ist bei dir alles in Ordnung?", fragte er dann an Peer gerichtet.

Ein wenig schief lächelnd hob dieser seinen Blick. „Sollte ich nicht eher dir die Frage stellen?"

„Ich werde dich nachholen, versprochen. Ich muss nur etwas Passendes für dich finden", sagte Killian auf Peers Problem beziehend.

„Danke, aber das bringt doch eh nichts. Ich habe es selber vermasselt."

„Das wird schon. Du musst dich jetzt nur mehr anstrengen. Ich vergesse dich nicht und hole dich zu uns", versuchte der Ältere den Anderen nochmals aufzumuntern.

„Es tut mir leid, dass ich dir das jetzt sagen muss, aber du bist definitiv die richtige Wahl für einen neuen König", sagte Peer und legte den Kopf entschuldigend schief.

„Ja, scheint wohl so", seufzte Killian und bevor er noch etwas hinzufügen konnte nahm er eine Bewegung aus Richtung der Küche wahr.

Mit kleinen Schritten kam eines der Küchenmädchen auf sie zu und verbeugte sich schließlich vor dem Älteren. Er würde wohl seine Zeit brauchen, bis er sich daran gewöhnt hatte, dass die Leute ihn nun anders behandelten.

„Kann ich Euch vielleicht etwas bringen?", fragte sie schüchtern und ließ ihren Blick zwischen den beiden Anwesenden hin und her huschen.

„Ich glaube, ich könnte jetzt einen Rum vertragen", überlegte Killian laut.

„Das klingt super! Ich würde auch einen nehmen", meinte Peer auch sogleich, was das Mädchen dazu veranlasste zurück zur Küche zu eilen, ohne zu fragen, ob sie vielleicht noch mehr wollten.

„Sag mal, kann es sein, dass du noch zu jung bist für so etwas?" Schmunzelnd versuchte der Ältere den Anwärter zu tadeln, doch dieser war nur wenig beeindruckt davon und erhob sich sogar, um näher bei ihm zu sitzen. „Ich lasse dich jetzt bestimmt nicht alleine trinken."

So kam es, dass sie sich auf ein Glas einigten, nachdem das Küchenmädchen ihnen zwei Gläser, sowie eine Flasche Rum brachte.

Sarkastisch lachend hob Killian seines an. „Auf das Erreichen meines Ziels."

Der Gesichtsausdruck des Jüngeren hingegen war milder. „Auf das ich euch später folgen kann und das ihr beide einen Weg finden werden, um glücklich zu sein."

Ende Kapitel 1

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