Kapitel 7 (Teil 2)
Vor Aidans Tür wartete jedoch bereits ein Hindernis in Form seiner Wache. Kaum das er Killian sah, stellte sich diese direkt vor die Tür und hielt ihn somit auf. „Der Prinz gab mir die Anweisung euch nicht zu ihm durchzulassen. Er möchte euch nicht sehen."
Es versetzte dem Anwärter einen kleinen Stich dies zu hören. War dem Jüngeren seine Gegenwart so zu wieder, dass er bereits seine Wache beauftragte, ihn von ihm fernzuhalten?
Er schluckte dieses Gefühl jedoch herunter. So leicht würde er sich jetzt nicht mehr aufhalten lassen. „Nun, dann wird der Prinz hungern müssen, denn nur ich werde ihm dieses Tablett übergeben und niemand anderes sonst", gab Killian zur Antwort, unter Zurschaustellung eines Selbstbewusstseins, welches langsam durch die andauernde Zurückweisung anfing zu bröckeln.
Die Wache dachte offenbar über seine Worte nach, da sie nicht zu einer Antwort ansetzte. Dem Anwärter dauerte es aber zu lange auf eine Reaktion zu warten. Außerdem wollte er nicht riskieren, dass der Wache ein guter Grund einfiel ihm weiterhin den Zugang zu dem Zimmer zu verwehren.
„Ich werde ihn nicht körperlich angreifen und stellte somit keine Gefahr dar. Habt ihr erweiterte Anweisungen erhalten euch mehr, als um seine körperliche Unversehrtheit zu kümmern?", fragte er daher schnell und hoffte so die Wache zum Rücktritt bewegen zu können.
Nun doch etwas verwirrt warf die Wache einen Blick hinter Killian, scheinbar zu dessen Wache. Er konnte die Reaktion nicht sehen, doch es reichte ihm schon, dass Aidans Wache zur Seite trat und somit den Weg frei machte.
Zufrieden balancierte er nun kurzerhand das Tablett auf einer Hand und klopfte mit der anderen an das Holz der Tür. Schon kurz darauf wurde er hereingebeten und Killian betrat den Raum, die Tür leise hinter sich schließend.
Der Prinz stand mit dem Rücken zu ihm am Fenster und schaute raus. Da er seinen Gast somit nicht gleich sah, entschied dieser das Essen auf den Tisch zu stellen und sich selbst daneben zu setzen, bis er eine Reaktion erhielt.
Als keiner ein Wort sprach, drehte der Jüngere sich verwirrt um, doch als er Killian erblickte stockte er in der Bewegung. Er schluckte kurz unbehaglich, um dann leise zu seufzen. „Wirst du irgendwann aufgeben?", flüsterte er und sah ihn unsicher und traurig zugleich an.
Der Ältere schüttelte den Kopf. „Nein." Dem konnte er nichts weiter hinzufügen, denn es stimmt. Er würde nicht einfach so aufgeben, nicht so lange er nicht zumindest einen plausiblem Grund von dem Jüngeren genannt bekommen hatte.
„Bitte akzeptiere es doch einfach", sagte Aidan gequält und schien nicht zu wissen, ob er auf den Anderen zugehen oder sich von ihm entfernen sollte. Killian schwieg einfach und sah ihn ruhig an.
„Wir können nicht einfach so weiter machen." Wiederholte der Jüngere seine Abschiedsworte vom letzten Mal. Doch sein Gegenüber reagierte noch immer nicht.
„Meine Mutter hat einen Verdacht geäußert. Sie sprach sich gegen einen weiteren Kontakt zu dir aus, um Gerüchten vorzubeugen." Nun drehte er sich ganz zu ihm und ging doch einen Schritt auf ihn zu. „Solches Gerede würde meine Chancen verringern, sagt sie." Er wurde leiser und senkte seinen Kopf. Killian hingegen blieb nach wie vor unverändert, erhoffte sich so, noch mehr von dem zu erfahren, was in seinem Gegenüber vor sich ging.
„Bitte sag doch etwas dazu", meinte Aidan nach einer Weile des Schweigens.
Es fiel dem Älteren schwer, seiner Bitte nicht nachzukommen. Er sah dem Jüngeren an, wie unwohl er sich fühlte und wie sich eine gewisse Verzweiflung in seinen Augen zeigte, doch trotzdem sagte er nichts.
Nachdem sie sich eine Weile angesehen hatten stand Killian kopfschüttelnd von seinem Sitzplatz auf, sei es als Reaktion auf die ausgesprochene Bitte oder als Ermahnung an sich selbst wirklich weiter zu schweigen. Er wusste selbst nicht, wie er seine eigene Körpersprache deuten sollte.
„Killian, bitte!", versuchte der Prinz es nochmals, doch der Angesprochene zwang sich, sich umzudrehen und zur Tür zu gehen. Gerade als er auf den Flur trat, spürte er Aidans Hände, die seinen linken Arm umfassten, doch als er seinen Blick über die Schulter zurück richtete und den Prinzen ansah ließ dieser ihn sofort los und wich zurück.
Es war eine erneute Zurückweisung und für Killian somit das Zeichen zu seinem Zimmer zu gehen.
Er hoffte, er tat das Richtige. Natürlich war ihm bewusst, dass der Jüngere unglücklich war, aber das war auch der Grund, warum erhoffte ihn zu einem Umdenken zu bewegen. Er hoffte, dass der Anderen ihm nachkommen würde.
Auf keinen Fall wollte der Ältere streiten und ihm ist bewusste geworden, dass es so womöglich auf einen Streit hinausgelaufen wäre. Wenn stattdessen nun der Jüngere einen Schritt auf ihn zugehen würde, so würde ihr Gespräch vielleicht einen anderen Verlauf nehmen und so wartete er in der Hoffnung, dass der Andere ihm nachkam und zeigte, dass ihm wirklich etwas an ihnen lag, doch er kam nicht.
Bis zum Sonnenuntergang hatte er hoffnungsvoll gewartet, doch er hatte scheinbar zu viel riskiert. Diese Erkenntnis tat weh. Er hätte sich doch auf das Gespräch, wegen welchem er eigentlich in das Zimmer gegangen war, einlassen sollen. Ob er eine weitere Chance erhalte würde, wagte er zu bezweifeln.
Seine Gefühle waren in Aufruhr, weshalb er sich ans Fenster setzte. Wenn er beunruhigt war, so hat es ihm schon immer geholfen sich an einen Ort, der für ihn Ruhe ausstrahlte, zu begeben und dort zu meditieren. Doch diese Situation war neu für ihn und er konnte nur hoffen, dass es nun auch helfen würde.
Damit verbrachte er einige Zeit, leider nur mit mäßigem Erfolg. Schließlich glaubte er sogar ein leises Klopfen zu vernehmen. Nun schien er sich so etwas schon einzubilden! Doch der letzte kleine Funken Hoffnung in ihm regte sich. Vielleicht wäre der Jüngere ja doch gekommen?
Er hatte Angst die Tür zu öffnen, nur um festzustellen, sich das Klopfen eingebildet zu haben und somit endgültig die Hoffnung zu verlieren. Doch er verlor sie nicht, denn vor der Tür stand Aidan. Er wich zwar erschrocken zurück, doch er war gekommen und sah ihn aus großen Augen unsicher an.
„Möchtest du hereinkommen?", fragte Killian mit kratziger Stimme und trat auch gleich zur Seite, um dem Jüngeren Platz zu machen, doch bewegte sich dieser nicht.
Den Blick wieder senkend war der Ältere bereits im Begriff die Tür wieder zu schließen, als sein Gegenüber es sich doch überlegte und schnell durch die kleiner werdende Türöffnung huschte. Dieser wollte etwas sagen, doch öffnete er nur seinen Mund und brachte kein Wort heraus. Also sah er nur beschämt zu Boden und knetete unbehaglich seine Finger.
„Möchtest du dich vielleicht setzten?", fragte Killian und deutete auf die Sitzgruppe, deren Schatten man nur mäßig ausmachen konnte durch den geringen Schein der kleinen Lampe neben der Tür.
Mit einem leichten Nicken stimmte der Jüngere zu und sie setzten sich gegenüber voneinander. Dann schwiegen sie wieder eine ganze Weile und wichen mehr oder weniger den Blicken des jeweils anderen aus.
„Ich wollte das so nicht", sprach Aidan schließlich leise. „Ich weiß nicht wie ich mit der Situation umgehen soll, aber ich habe das Gefühl falsch zu handeln." Seinen Blick hatte er die meiste Zeit unsicher auf den Boden gerichtet. „Ob wir es schaffen, ohne die Nähe des Anderen? Schaffe ich es ohne deine Nähe?", er sprach immer leiser. Killian verstand ihn kaum noch, doch schien das Letzte ohnehin an sich selbst gerichtet gewesen zu sein und nicht an den Älteren.
„Ungeachtet dessen was andere sagen: Was möchtest du?", fragte Killian ihn ebenfalls leise.
Sofort sah der Jüngere zu ihm auf und sah ihn aus ehrlich blickenden Augen an. „Dich."
Der Ältere konnte nicht anders, als zu lächeln. Etwas Schöneres hätte Aidan in diesem Moment wohl kaum sagen können. Dieser wurde sich seines Wortes scheinbar bewusste, denn er sah wieder unsicher auf den Boden zwischen ihnen. „Darf... darf ich dich küssen?", fragte er schließlich sehr leise. Trotzdem verstand der Ältere die Worte und sie ließen sein Herz augenblicklich schneller schlagen.
„Das brauchst du mich nicht zu fragen", gab er sanft lächelnd zur Antwort und freute sich auf das, was nun hoffentlich kommen würde.
Etwas zögerlich stand Aidan auf und kniete sich vor Killian auf den Teppichboden. Er umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und sah ihn an. Musterte sein Gesicht, wanderte zu seinen Augen, nur um diesen schnell wieder auszuweichen und dann an seinen Lippen hängen zu bleiben. Vorsichtig beugte er sich nun vor und legte seine Lippen sanft auf die des Anderen. Es war nur ein kurzer Kuss, in dem jedoch viele Gefühle lagen.
„Wir werden einen Weg finden", sagte Killian zuversichtlich und kam Aidan nun endlich entgegen, indem er ihn für einen weiteren Kuss zu sich zog. Noch während sie die Arme umeinander legten, begannen sich ihre Lippen aneinander zu schmiegen und sie konnten das genießen, was sie all die Tage so sehr vermisst hatten.
Ende Kapitel 7
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