Kapitel 7 (Teil 1)

Kapitel 7

Killian war verwirrt.

Er verstand nicht, was an diesem Abend passiert war. Hatte Aidans Verhalten etwas mit dem Besuch seiner Mutter zu tun? Aber vielleicht hatte er ja auch etwas falsch gemacht, war ihm zu nahe getreten oder hatte zu viel von ihm verlangt.

Die Nacht war sehr unruhig für den Anwärter. Immer wieder dreht er sich von der einen zur anderen Seite. Sobald er die Augen schloss, kreisten seine Gedanken um den Prinzen und dessen Abweisung am frühen Abend. Er wollte darüber nicht so viel nachdenken, doch die Fragen und Zweifel kamen von ganz alleine. Bis jetzt war ihm nicht bewusste gewesen, wie glücklich ihn die Nähe des anderen tatsächlich machte. Jetzt hatte er Angst davor, dass Aidan sich von ihm Zurückziehen und womöglich sogar den Kontakt meiden würde. Wenn dem wirklich so sein sollte, dann mochte er die Vorstellung gar nicht und sie schmerzte ihn mehr, als er für möglich gehalten hatte.

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Völlig übermüdet trat Killian raus auf den Flur vor seinen Räumlichkeiten. Er schlief nun schon seit ein paar Tagen schlecht. Seit Aidan ihn abgewiesen hatte.

Ein Blick, zu dessen Zimmertür zeigte ihm, dass er auch an diesem Morgen früher gegangen war als er. Der Älteren wusste nicht, wo der Prinz sich am Morgen aufhielt, doch kam er immer erst direkt vor ihrem Lehrer zum Unterricht. So auch heute. Alle Anwärter hatten sich bereits auf dem Übungsplatz versammelt, bis auf Aidan. Dieser kam erst kurz vor Beginn des Unterrichts. Flüchtig hatte Killian die Hoffnung, dass sie zumindest bei der heutigen Kampfübung Kontakt miteinander haben würden, doch irgendwie schaffte es der Prinz mit jedem zu üben, nur nicht mit ihm. Zusätzlich mied er durchgehend die Blicke des Älteren und stand möglichst weit von ihm entfernt, ohne, dass es auf Anhieb auffiel.

So ging es bis zur Mittagspause, welche der Jüngere seit seiner Zurückweisung nicht mehr mit den anderen Anwärtern verbrachte, sondern alleine in seinem Zimmer. Auch nach ihrer Pause nahmen die Übungen einen ähnlichen Verlauf.

Als der Unterricht für den Tag beendet wurde, kam Toran auf Killian zu. „Du bist nervös."

Der Angesprochene sah nur kurz zu ihm, antwortete aber nicht.

„Habt ihr beiden euch gestritten?", fragte der Ältere und deutete mit einem Kopfnicken zu dem Prinzen, der fast schon fluchtartig den Platz verließ.

Killian sah ihn wieder an. Konnte er mit ihm darüber sprechen? Immerhin kannte er dessen Meinung zu ihrer Beziehung. Doch würde er ihn danach fragen, nur um ihn dann wieder zu tadeln? So kannte er Toran nicht und schätzte ihn auch nicht ein. Außerdem hatte er das Gefühl mit jemanden sprechen zu müssen. Vielleicht hatte er ja ein paar wenige hilfreiche Worte für ihn.

„Seit seine Mutter ihn besucht hat, hält er mich auf Abstand und weist mich zurück. Er hat dazu nichts weiter gesagt, nicht mal, ob es nur mit seiner Mutter zusammenhängt oder vielleicht doch mehr dahinter steckt. Ich kann nicht mal mit ihm reden, er geht mir einfach aus dem Weg."

Toran hörte ihm ruhig zu und nickte an manchen Stellen verstehend. „Das tut mir leid, wirklich. Aber vielleicht ist es auch besser so. Du kennst die Gründe die gegen euch sprechen und umso mehr Zeit ihr miteinander verbringt, desto schwerer wird es werden, wenn ihr dem Ganzen tatsächlich ein Ende setzten müsst."

„Aber ich verstehe es nicht. Er nennt mir ja nicht mal einen Grund."

„Versuche einfach weiterhin mit ihm zu sprechen. Wenn du ihn mal erwischt, dann sprecht ihr euch aus. Aber möglicherweise versuchst du auch, es einfach nur so hinzunehmen? Vielleicht bekommt ihr ja auch zu einem späteren Zeitpunkt nochmal eine Chance. Eine realistische Chance nach den Wahlen. Dieser Zeitpunkt ist... er ist einfach ungünstig."

Killian wusste, dass der Ältere ihm nur helfen wollte, doch half es ihm wirklich? Er vermisste den Prinzen, seinen Prinzen, einfach. Die Worte, die ihm empfahlen, einen Schlussstrich zu ziehen, schmerzten ihn. Doch viel mehr schmerzte ihn der Gedanke, dass der Ältere womöglich recht haben könnte.

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Auch beim Abendessen war Aidan nicht anwesend. Es hätte Killian auch gewundert, wenn dieser plötzlich seine Meinung geändert hätte. Doch nun verging auch ihm der Appetit. Er aß nur ein kleines Stück Brot und die eine oder andere Traube, danach gab er es auf, sich zum Essen zu zwingen. Frustriert verabschiedete er sich von den anderen Dreien und ging zur Küche, in der Hoffnung hier auf Liam zu treffen. Wenn er von jemanden Antworten auf seine Fragen bekommen könnte, dann von ihm. Auch er wird bemerkt haben, dass Aidan die Gruppe mied und daher das Gespräch mit ihm gesucht haben.

Dieser war tatsächlich anwesend und stellte gerade konzentriert ein Tablett mit Essen zusammen. Killian zögerte nicht lange, ging auf ihn zu und sprach direkt an, was in seinem Kopf vor sich ging.

Auf seine Frage, ob etwas zwischen Aidan und seiner Mutter vorgefallen war, konnte er aber auch nicht antworten. Er wusste nur, dass sie den gesamten Tag mit ihrem Sohn in dem Anwesen verbracht hatte. Den Grund für ihren Besuch wusste er bis heute nicht. Er hatte einfach angenommen, sie wäre wegen der Vergiftung ihres Mannes gekommen. „Warum fragst du mich das?"

Killian fasste kurz zusammen was ihn beschäftigte.

„Ach, das wird schon. Aidan gehen viele Dinge durch den Kopf und du weißt ja, dass die Situation um seine Familie momentan nicht die Einfachste ist. Vielleicht braucht er zurzeit einfach nur etwas Zeit zum Nachdenken und hält sich deswegen ein wenig fern von dir."

„Warum sagt er mir dann nicht einfach, dass er Zeit zum Nachdenken braucht?", seufzte der Anwärter frustriert und strich sich zusätzlich durch die Haare.

„Rede einfach mit ihm. Es ist bestimmt alles halb so wild", munterte Liam ihn auf und arrangierte dabei die Speisen auf dem Tablett neu, damit die letzte Schale auch noch darauf Platz fand.

Leicht lächelnd deutet Killian auf das Tablett, als ihm eine Idee kam. „Ist das für Aidan?"

„Ja, er hat mich wieder darum gebeten ihm etwas zu bringen", sagte der Bedienstete ahnungslos.

„Darf ich das für dich übernehmen und es ihm hochbringen?"

Liam zögerte mit seiner Antwort und überlegte genau, was er sagen sollte. Man sah ihm an, dass er das Vertrauen des Prinzen nicht missbrauchen wollte, indem er eine Person zu ihm schickte, dessen Nähe er derzeit offensichtlich mied. Dem Anwärter den Rat zu geben, sich mit Aidan zu unterhalten war eine Sache, ihn jedoch direkt zu ihm zu schicken, so, dass dieser ihm kaum ausweichen konnte, war aber eine andere.

„Bitte, er weicht mir seit Tagen aus. Irgendwie muss ich doch an ihn heran kommen, um mit ihm zu reden!", meinte Killian mit etwas Nachdruck und sah ihn verzweifelt an. Wenn er schon einen Rat erhielt, dann wollte er ihn auch umsetzten, wenn er eine helfende Idee hatte.

Noch immer skeptisch schob Liam ihm langsam das Tablett zu. „Aber sei nett zu ihm und lass' ihn in Ruhe, wenn er dir dies unmissverständlich versucht klar zu machen!", fügte er im Spaß warnend hinzu, um seinem Gewissen zumindest ein wenig entgegenzukommen.

„Danke, du bist der Beste!", sagte Killian strahlend und griff schnell nach dem Essen, bevor sein Gegenüber es sich doch noch anders überlegen konnte. Ebenso schnell verschwand er aus der Küche und war auf dem Weg zu den Räumlichkeiten des Prinzen.

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