Kapitel 4 (Teil 1)
Kapitel 4
Erschrocken sahen die beiden zur Tür. Das war doch jetzt nicht möglich! Killian rappelte sich schnell auf die Knie hoch und zog die Vorhänge seines Bettes, die in Richtung der Tür hingen, zu. Als er sich zurück zu Aidan drehte, welcher sich mit erschrockenem Blick aufgesetzt hatte, deutete er diesem, still zu sein, indem er sich seinen Zeigefinder auf die Lippen legte. Dann stand er schnell auf und lief um das Bett herum in die Richtung des Einganges.
Gerade erst hinter dem Möbelstück hervorgetreten, ging auch schon die Zimmertür mit einigem Schwung auf und Peer kam wie selbstverständlich mit einem breiten Grinsen hereinspaziert, sah aber enttäuscht zu dem Älteren, als er diesen auf sich zukommen sah. „Schade...", schmollte der Jüngste sogleich und schob seine Unterlippe leicht vor.
„Wie bitte?", fragte Killian leicht verwirrt und trat währenddessen weiter vom Bett weg, damit sein Besuch gar nicht erst auf die Idee kam sich mit diesem zu beschäftigen.
„Eigentlich wollte ich dich wecken", erhielt er als Antwort und man konnte die Enttäuschung klar und deutlich aus seiner Stimme heraushören.
„Was? Wieso? Es ist doch noch früh", lachte Killian ein wenig nervös auf.
„Genau deswegen ja! Ich wollte dich auch mal ärgern. Bei den Anderen hat es teilweise schon geklappt", grinste Peer frech und ließ seinen Blick währenddessen durch den Raum schweifen. „Außerdem bist du ja unser Musteranwärter. Irgendwo musst auch du eine Schwachstelle haben!"
Nun grinste auch der Ältere. „Dann musst du wohl noch eher aufstehen."
„Das bringt auch nichts mehr. Nun bist du ja vorgewarnt. Aber zumindest bist du noch nicht fertig mit deiner Morgenroutine, wie ich sehen!" Damit wurde auf die leichte Hose und den nackten Oberkörper des Braunhaarigen gedeutet. Gespielt empört schüttelt der Jüngere seinen Kopf und bekräftigte dies mit einem erhobenen Finger.
Killian schüttelte nur grinsend den Kopf und entfernte sich weiter vom Bett in Richtung seines Kleiderschrankes, um den Fehler seiner offenbar falschen Kleidung, am frühen Morgen, direkt nach dem Aufstehen, zu korrigieren.
Ein wenig Planlos ließ der Jüngere in dieser Zeit seinen Blick weiter durch den Raum schweifen. Dazu wippte er ein wenig mit den Füßen auf und ab. Killian nahm dieses Warnzeichen zu spät richtig wahr. Denn dieses Verhalten deutete daraufhin, dass der Jüngste noch immer nur Blödsinn im Kopf hatte und einen neuen Weg suchte ihn aus der Reserve zu locken. Schließlich hatte er auch ein neues Ziel gefunden. Sein Blick blieb am Bett hängen, seine Lippen verzogen sich wieder zu einem breiten Grinsen und im Augenwinkel sah der Ältere wie er seinen Weg in Richtung Bett wieder aufnahm.
Killian drehte sich sofort um und wollte dem Anderen nachsetzen oder irgendwie anderweitig aufhalten, doch es war bereits zu spät. Ruckartig wurden die Vorhänge zur Seite gezogen. Beide sogen sie zischend Luft durch ihre Zähne. Der Ältere wollte schon zu einer Erklärung ansetzen, als er sah, dass Aidan nicht mehr auf dem Bett zu finden war. Stattdessen entschuldigte er sich erleichtert murmelnd für die Unordnung seines Bettes und war zugleich froh, dass der Prinz sich wohl etwas hatte einfallen lassen. So mussten sie sich aus keiner unüblichen Situation herausreden. Sicherlich war es nicht allzu tragisch, wenn sie zugaben in einem Bett geschlafen zu haben, immerhin waren sie Freunde, doch gleichzeitig würde es Gerede geben, wenn auch nur um sie zu ärgern. Aber man wollte ja lieber nichts riskieren.
„Ich hab es doch gewusst! Ein Schandfleck auf deiner sonst so reinen Weste. Du hast direkt nach dem Aufstehen dein Bett noch nicht gemacht!", lachte der Jüngste auf und man hörte, dass auch er diesen Makel nicht wirklich ernst nehmen konnte. „Ich weiß, du hast noch andere Schwachstellen. Du weißt sie nur gut genug zu verstecken." Um seine Worte zu unterstreichen hob er seine Hand mit ausgestrecktem Zeigefinder in die Höhe.
Scheinbar war er mit dem neuen „Skandal" nicht zufrieden, denn er schaute sich mit erneut enttäuschtem Blick um. Dieses Mal schien er aber nichts zu finden was sein Interesse weckte.
Mit dem Versprechen, weiterhin nach seinen Fehlern zu versuchen, verabschiedete Peer sich wieder und war so schnell durch die noch offene Tür verschwunden, wie er gekommen war. Erleichtert atmete Killian auf. Vorsichtshalber ging er schnell zur Tür und warf einen Blick auf den Flur. Sein früher Besuch schien aber schon weg zu sein, da er ihn nirgends mehr sehen konnte. Schnell schloss er die Tür wieder.
„Aidan? Alles in Ordnung bei dir?", fragte er leise und ging langsam zum Bett.
„Da muss ein Prinz sich doch tatsächlich unter dem Bett verstehen", kam die gedämpfte Antwort auch sogleich.
Kaum trat der Ältere hinter das Bett, sah er auch schon, wie der Kopf des besagten Prinzen unter dem Bett hervorkam. Ein leichtes Lachen konnte er sich nicht verkneifen, griff aber währenddessen nach Aidans Händen, um diesem beim Aufstehen zu helfen. Diese ließ er aber auch schnell wieder los, als er hörte wie sich die Tür erneut öffnete und Peer seinen Namen rief.
Der Jüngere ging augenblicklich zu Boden und schaffte es, erstaunlich leise dabei zu sein. Mit einem schnellen Blick zur Tür sah der Braunhaarige erleichtert, dass die Vorhänge des Bettes zumindest noch so weit zugezogen waren, dass man nicht direkt sehen konnte was hinter dem großen Möbel passierte. Er griff schnell nach der Decke und trat wieder hervor.
Peer kam auch schon mit großen Schritten auf ihn zu und sah unzufrieden zum Vorhang. „Wenn du schon dein Bett machen möchtest, dann solltest du den Vorhang vorher aufmachen. So machst du dir nur unnötige Arbeit", tadelte er mütterlich klingend, bevor er nach dem Stoff griff und diesen bis ans jeweilige Ende der Stange zog. „Oder noch schlimmer! Du vergisst es ganz und dein Bett kann nicht richtig ausgelüftet werden."
„Was gibt es denn noch, außer dass es dir nicht gefällt wie ich mit meinem Bett umgehe?", fragte Killian seine Nervosität kaum verstecken könnend, beschäftigte sich aber weiterhin mit der Bettdecke, als würde er sie zusammenlegen wollen.
„Wir sehen uns gleich beim Frühstück?"
„Klar", meinte Killian augenblicklich verwirrt aufgrund der Frage und hoffte gleichzeitig so den Jüngsten schnell wieder loszuwerden.
Zufrieden mit der Antwort und den Vorhängen nickte Peer und drehte sich erneut zur Tür, um durch diese zu verschwinden und sie hinter sich zu schließen.
„Danke...", sagte der Ältere murmelnd zur Tür. Ein wenig ratlos stand mit der Decke, die halb auf dem Boden lag, da und wusste nicht, was er jetzt tun sollte.
„Ich denke, es wäre das Beste, einfach hier unter dem Bett liegen zu bleiben", kam Aidans Stimme murmelnd unter dem Möbelstück hervor.
Schallend begann Killian nun zu lachen und hielt sich schon nach kurzer Zeit den schmerzenden Bauch, während der Prinz scheinbar wirklich unter dem Bett bleiben wollte.
- - - - -
Killian betrat alleine den Speisesaal.
Kurz nachdem er in Lachen ausgebrochen war, hatte auch Aidan mit eingestimmt und so tatsächlich noch eine Weile gebraucht, um unter dem Bett erneut hervor zu kommen. Noch immer leicht lachend beschlossen sie, dass sie sich beide bei Killian für den Tag fertig machen würden. Allerdings verschwand der Prinz noch schnell in seinem Zimmer, um sich frische Kleidung zu holen. Währenddessen machte der Andere sich auf den Weg zum Frühstück.
Er war nicht der Erste der ankam. Peer unterhielt sich angeregt mit Toran, während sie darauf warteten, dass der Tisch gedeckt wurde. Noch bevor er sich dazusetzten konnte, kam auch bereits ein Kommentar von Toran.
„Der Kleine hat erzählt, du würdest sehr unordentlich hausen." Mit fragendem Blick und breitem Grinsen sah er zu ihm auf.
„Hausen? Wenn ein zerwühltes Bett am frühen Morgen Unordnung bedeutet, dann ist dem wohl so" gab er mit skeptisch hochgezogener Augenbraue zur Antwort und hatte erst mal vor dem Thema seine Ruhe.
Das Essen wurde aufgetischt und nachdem die Drei sich bedient hatten kam auch Aidan dazu. Peer war überrascht. Normalerweise aßen nie so viele etwas zum Frühstück.
Auch der Prinz bevorzugte eher ein späteres Frühstück. Dieser jedoch meinte, dass man bei dem Lärm von Killians ständig auf- und zugehenden Tür wohl kaum schlafen könne. Immerhin lag dessen Zimmer in direkter Nähe von dem Älteren.
Sofort entschuldigte sich der Braunhaarige und erzählte von Peers kleinen Überfall vor nicht allzu langer Zeit, als wüsste Aidan nichts davon.
Gemeinsam scherzten sie noch darüber bis sie sich langsam aufmachen mussten, um pünktlich zum Unterricht zu kommen.
Kurz vor Ende des Frühstückes stieß noch Luan zu ihnen und nahm sich ein trockenes Brötchen mit, um die ersten Stunden des Tages zu überstehen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top