Kapitel 30 (Teil 2)
„Oh, entschuldigt", sagte Peer gleich darauf, als er begriff, in welche Richtung nun die Gedanken der Anwesend gingen. „Ihr beide seid wohl auch die Einzigen, die bei der Wahl etwas verlieren würden."
Zum ersten Mal seit sie nun zu fünft hier saßen, mischte sich nun auch Melissa ein. „Erfolg scheint wohl wirklich beliebt zu machen", sprach sie leise und senkte ihren Blick in Richtung des Bodens.
Sofort versuchte der Jüngste die Stimmung wieder ein wenig aufzulockern. „Das ist auch der Grund, warum ich nicht so gut bin. Ich bin einfach noch nicht bereit für eine Beziehung."
Die Anderen murmelten zustimmende Worte und schmunzelten auch über die Aussage, doch trotzdem verfielen alle eine Weile lang ins Schweigen. Irgendwann begann Peer nervös mit einem Bein zu wippen, ein Zeichen dafür, dass er die Ruhe schon bald wieder stören würde.
„Aidan, erzähl uns etwas über deinen Vater. Den Vater, den du aus deiner Kindheit kennst!"
„Das kann ich gerne tun, aber da gibt es nicht wirklich etwas Spannendes zu erzählen", meinte der ehemalige Prinz und versuchte gleich die Vorfreude auf womöglich gute Geschichten zu schmälern.
Killian verstärkte den Griff um die Schultern des jungen Mannes und zog ihn so ein kleines Stückchen weiter zu sich. „Erzähl uns einfach was dir in den Sinn kommt. Vielleicht kannst du uns erzählen, was deinen Vater für dich zu etwas besonderem gemacht hat."
Erneut schwieg Aidan und schien darüber nachzudenken, was er den Anderen erzählen konnte. Schließlich legte sich ein sanftes Lächeln auf seine Lippen. „Bevor ich hierherkam, kam er abends immer zu mir ans Bett, um mir eine gute Nacht zu wünschen und mich zu fragen, wie mein Tag war. Als ich noch klein war, hat er mir sogar hin und wieder eine Geschichte vorgelesen. Geschichten über Helden und Drachen und er meinte, dass wenn ich mich anstrengen würde, ich auch so viel erreichen könnte."
Kurz wich sein Lächeln und machte einer gewissen Traurigkeit platz. Nun hob er kurz seinen Blick und sah Killian an. Dies schien ihm neue Kraft zu geben, denn das Lächeln kehrte zurück, nun sogar strahlender als zuvor. „Als ich dann so alt war, dass ich Kampfunterricht bekam, da kam er dann hin und wieder auch dazu und unterrichtet mich zusätzlich. Das waren die Momente, in denen ich glaubte, ihn stolz machen zu können."
„Er war bestimmt stolz auf dich", sagte Killian leise zu ihm, als der ehemalige Prinz kurz ins Stocken geriet und seine Erzählung erst nach diesen aufmunternden Worten wieder aufnahm.
„Das Einzige was ich nie so besonders toll fand war, dass er mir nicht den Kontakt zu den Kindern des Personals oder überhaupt zu welchen erlaubte. Ich kannte nur meine Geschwister und konnte den anderen Kindern vom Fenster aus beim Spielen zusehen."
„Das hat man leider gemerkt", sagte Toran und warf ihm einen mitleidigen Blick zu. „Du warst zu Beginn sehr verschlossen und hast uns nicht mal richtig angesehen."
Aidan lachte kurz auf. „Wie hätte ich auch wissen sollen, wie man mit euch umgeht? Ich hatte halt nur meine Geschwister und die sind auch noch beide Älter als ich, mein Bruder ja sogar einige Jahre, wodurch ich genügend Zeit alleine verbringen musste, weil sie mit der Ausbildung anfingen."
Der Älteste der Runde warf ihm nun ein Lächeln zu. „Auch wenn es seine Zeit gedauert hat, so bist du ja irgendwann lockerer geworden."
„Zum Glück!", rief Aidan lachend aus und warf Killian einen heimlichen Blick zu. Es war wohl klar, über welchen Kontakt er sich im Moment am meisten freute. Gleich darauf zog Toran seine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
„Behalte deinen Vater so im Gedächtnis, wie du ihn aus deiner Kindheit kennst. Auch wenn er seine Fehler gehabt hatte, wie wohl jeder Vater, so schien er aber auch sehr liebevoll zu dir gewesen zu sein." Nach einer kleinen Pause fuhr er fort. „Keiner hier weiß was in den Familien so vor sich geht und es braucht manchmal nur Kleinigkeiten, damit ein Mensch sich verändert. Nur hier bekommen wir nichts davon mit, weshalb man sich automatisch entfremdet. Bei deinem Vater kann es genauso gewesen sein. Ein paar Kleinigkeiten die seine Handlungen beeinflussten, wodurch sich alles hochschaukelte. Aber vielleicht ist es auch eine versteckte Krankheit. Das würde zwar nichts rückgängig machen oder das Volk milde stimmen, doch es würde manches erklären. Unser König ist ein Mann, den du womöglich gar nicht mehr kennst, also behalte den Vater im Gedächtnis, den du kanntest."
Sie alle wussten natürlich, wie sehr der ehemalige Anwärter unter der jetzigen Situation litt und jeder von ihnen versuchte ihm auf die eigene Art und Weise dabei zu helfen. Dies war nun Torans Art seine Unterstützung auszudrücken.
Aidan nickte über die gehörten Worte. „Es tut trotzdem weh, so von ihm behandelt zu werden."
Sofort griff Killian nach der Hand des Jüngeren. „Das wissen wir und wir sind da für dich. Ich bin da für dich." Den letzten Satz flüsterte er schon fast.
Glücklich sah der junge Mann seinen Liebsten an und verschränkte kurzerhand seine Finger mit den seinen, bevor sie von einem Seufzen abgelenkt wurden. Verträumt lächelnd saß Peer in seinem Sessel, einen Arm auf der Armlehne abgestützt und sah sie an. „Ihr seid so niedlich zusammen."
Aidan zuckte daraufhin ein wenig zusammen und schien sich ertappt zu fühlen. Er wollte schon seine Hand zurückziehen, doch Killian verstärkte seinen Griff und umfasste sogar mit der zweiten seine Finger. Breit grinsend saß er da.
„Wann hat das angefangen zwischen euch?", fragte Peer interessiert und ein schelmisches Grinsen schlich sich auf seine Züge.
„Wir sind ungefähr seit dem Frühjahr zusammen, also gut ein halbes Jahr", antwortete der Anwärter sofort.
„Und offensichtlich geht das Ganze von Killian aus", sagte Peer weiterhin grinsend.
Ein wenig empört schnappt der ehemalige Anwärter nach Luft. „Warum sollte das nicht von mir ausgehen?!"
„Ganz einfach", meinte der Jüngste und zog seine Augenbrauen hoch. „Du hältst die Regeln ein und ich glaube nicht, dass die Verantwortlichen der Ausbildung eine Beziehung unter den Anwärtern gutheißen würden."
„Ist ja schon gut", murrte Aidan kleinlaut und wusste sofort, dass er dieses Argument nicht von der Hand weisen konnte. Allgemeines Lachen ertönte im Raum.
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