Kapitel 30 (Teil 1)
Kapitel 30
Offensichtlich verwirrt sah Toran Peer an, welcher ihn freundlich anlächelte und auf eine Reaktion wartete. Schließlich erhielt er eine, indem der Älteste beiseite trat und ihn hineinließ. Anstatt jedoch gleich hinter der Tür stehen zu bleiben, ging der jüngste Anwärter direkt auf Melissa zu, welche ebenfalls verwirrt und zusätzlich hilflos dreinblickte und sich nicht weiter rührte.
Peer deutet vor ihr eine leichte Verbeugung an. „Wenn ich mich vorstellen darf, ich bin Peer."
Nervös lächelnd nickte sie dem Anwärter zu. „Sehr erfreut." Verunsichert, wie sie damit nun umgehen sollte, stellte sie sich selbst nicht vor, sondern sah stattdessen zu ihrem Liebsten, welcher noch immer in der Nähe der Tür war.
„Warum bist du hier?", formulierte Toran seine bereits zuvor gestellte Frage um und sah Peer dabei an.
Ein wenig schüchtern lächelte der Angesprochene. „Ich wollte deine Freundin kennen lernen. Du bist doch seine Freundin, nicht wahr?" Bei der Frage wandte er sich erneut an die junge Frau.
„Wie kommst du auf den Gedanken?", versuchte der Älteste den Anderen auszufragen und trat einen Schritt auf die Sitzgruppe zu.
„Ich merke doch, dass du öfters Besuch hast", fing Peer an. „Außerdem ist Luan hin und wieder am Schimpfen, wenn er glaubt, dass ich ihn nicht höre." Man konnte an seinem Gesicht ablesen, dass er über diese Tatsache nicht besonders glücklich war. Langsam ließ er seinen Blick zu Aidan und Killian schweifen. „Stimmt es auch, was er über euch beide sagt?", fragte er vorsichtig.
Schweigen legte sich über den Raum für eine kurze Zeit, in welcher alle beteiligten scheinbar versuchten abzuwägen, was sie nun am besten tun konnten.
„Ich möchte nicht über euch urteilen und weiter sagen will ich es schon gar nicht." Nun langsam verunsichert blickte der Jüngste sich unter den Anwesenden um.
Aidan und Killian hingegen sahen sich kurz an und schienen stumm darüber nachzudenken, ob sie wahrheitsgemäß auf die gestellte Frage antworten sollten. Schließlich nickte der jüngere der beiden und Killian wandte sich an Peer. „Ja, es stimmt, was er sagt."
„Ja, wirklich?" Sofort hellte sich das Gesicht des Jüngsten auf. „Das ist ja toll!", fügte er noch voller Begeisterung hinzu.
Toran war in der Zwischenzeit hinter seine Geliebte getreten und hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt. „Bei uns stimmt es auch. Das ist Melissa", stellte er sie kurzerhand vor.
Auch dieses Paar sah der Jüngste freudestrahlend an. „Es freut mich so sehr, dass ihr alle euer Glück gefunden habt."
Der ehemalige Anwärter musste automatisch lächeln, als er das hörte. Sie alle wussten, dass Peer eine romantische Sichtweise, trotz all der Dummheiten, die in seinem Kopf herum schwirrten, hatte. Im Grunde suchte er nur nach der einen großen Liebe und so etwas wie Affären oder Trennungen gab es in seiner Vorstellung nicht. Somit musste für ihn klar sein, dass sie alle Bündnisse für ihr Leben eingingen.
Toran hingegen ging auf die Begeisterung des Anderen gar nicht erst ein. Er blickte noch immer skeptisch drein. „Was sagt Luan denn so und vor allem zu wem?"
Sofort war die gute Laune aus Peers Gesicht gewichen und machte einem ernsten Ausdruck platz. „Hauptsächlich kommentiert er Aussagen oder Handlungen, wenn ihm daran irgendetwas nicht passt. Er sagt, dass ihr alle die Ausbildung nicht richtig ernst nehmt. Aber ich glaube nicht, dass er mit wichtigen Personen darüber spricht. Dass diese aber womöglich mal einen entsprechenden Kommentar gehört haben, kann ich aber auch nicht ausschließen."
Augenblicklich nickten die Anwesenden über das gehörte. Ihnen war natürlich klar, dass es riskant war, was sie miteinander taten, doch trotzdem hatten sie gehofft, dass Luan nur ihnen gegenüber stichelnde Anmerkungen machte und nicht auch in anderen Situationen. Man konnte nie wissen, wer so etwas mitbekam und auch wenn sie bisher nicht darauf angesprochen worden waren, wussten sie nicht, ob sie nicht womöglich unter besonderer Beobachtung standen.
Trotz all der negativen Gedanken behielt Aidan ein mildes Lächeln bei. „Warum genau bist du jetzt gekommen? Doch wohl nicht nur, um herauszufinden, welche Gerüchte stimmen und welche nicht."
„Eigentlich hatte ich Langweile und wollte den Nachmittag nicht alleine herumsitzen", gestand der Gefragte.
Leise lachend klopfte Killian daraufhin wortlos auf den Sessel neben sich.
„Und ich störe nicht?", wollte Peer vorsichtshalber noch wissen, doch alle verneinten die Frage.
„Habt ihr heute denn noch irgendetwas vor?" Doch auch diese Frage wurde verneint.
„Ich bin froh, wenn ich mich heute nicht bewegen muss", lachte Aidan viel mehr auf.
„Sehen deine Kampfübungen immer so aus, wie die von gestern? Sind alle Lehrer so streng mit dir oder nur dieser eine?", fragte Toran unvermittelt.
Kurz verzog der ehemalige Prinz sein Gesicht. „Ja, es sind alle strenger geworden, doch bei ihm ist es besonders schlimm. Aber so erfahre ich zumindest, wie ihre echte Meinung über mich aussieht", sagte er bitter und verzog kurz den Mund.
Sofort legte Killian seinen Arm um seinen Liebsten und der älteste Anwärter schüttelte seinen Kopf. Mit einer solchen Reaktion ihrer Lehrer hatte wohl keiner gerechnet. Man bekam fast das Gefühl, dass Aidan nur noch geduldet und überhaupt nie besonders beliebt gewesen war. Erklären konnten sie sich dies jedoch nicht. Schließlich stellte Peer die Frage, die sie sich insgeheim wohl alle stellten.
„Wie würden die Ausbilder uns wohl behandeln, wenn wir an deiner Stelle wären?"
„Na, wegen deiner großen Klappe wirst du wohl keine guten Karten haben", zog Aidan ihn sofort auf.
„Ja, da könntest du durchaus recht haben." Verlegen kratzte der Jüngste sich am Hinterkopf, doch, auch wenn er wusste, dass er des Öfteren die Nerven aller gerne mal strapazierte, so war allen Anderen ebenso klar, dass er dieses Verhalten nicht so schnell verändern würde.
„Für Killian und Toran wird sich wohl kaum etwas verändern", fügte der junge Anwärter dann noch hinzu.
Nun mischte sich ein wenig Traurigkeit in die Züge des ehemaligen Anwärters. „Sie sind halt beide die Lieblinge."
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