Kapitel 28 (Teil 2)
Die ganze Zeit, während ihres Nachmittagsunterrichts, konnte man Geräusche von Aidans Kampfübungen hören. Sei es nun das aufeinander schlagen der Übungswaffen, oder die unzufriedenen Ausrufe seiner Lehrkraft. So langsam machte Killian sich ernsthaft Gedanken darüber, ob dieser seine Übungen nicht übertrieb.
Kaum war der Unterricht gegen Abend beendet worden, da machte sich der Anwärter auch schon auf, die Bibliothek in Richtung des Übungsplatzes zu verlassen. Toran folgte ihm schweigend.
Wenig später kamen sie in der Nähe des Platzes an, da bestätigte sich auch schon das gehörte und der ehemalige Anwärter stand noch immer auf der Mitte des Platzes, nur wesentlich erschöpfter, als er es am Mittag bereits gewesen war. Erschrocken musste Killian auch feststellen, dass sogar das von ihm mitgebrachte Essen vom Mittag noch unangetastet unter dem Baum stand.
„Wie lang soll denn die Übungseinheit heute noch gehen?", fragte er deswegen lauernd, als er noch ein Stück weit entfernt war.
Durch seine Frage machte er nun auf sich aufmerksam und der Lehrende hielt in seiner Bewegung inne. Ein wenig verwundert drehte er sich zu dem Anwärter, während sein Schüler schwer atmend seinen Schwertarm sinken ließ, ihn aber weiterhin im Blick behielt.
„Der Tag ist noch nicht vorbei und sollte genutzt werden." Mit den ausgesprochenen Worten wollte der Mann sich schon wieder wegdrehen, doch hielt ihn dieses Mal Toran Stimme davon ab.
„Aidan, wann hattest du zuletzt eine Pause?"
„Darüber braucht ihr euch keine Gedanken zu machen. Ich passe schon auf ihn auf", gab der Lehrer stattdessen angespannt lächelnd, jedoch freundlich klingend zur Antwort.
„Ich denke, das reicht für heute. Die Kampfübungen sind beendet", sagte Killian schlicht, als er neben Aidan und ihrem Lehrer zum Stehen kam und sah letzteren fast schon herausfordernd an.
Kurz sah der ältere Mann den Anwärter prüfend an und nahm eine gerade Körperhaltung ein. „Diese Entscheidung liegt noch immer bei mir."
Mit den gehörten Worten ging Toran um Killian herum und stellte sich vor den ehemaligen Prinzen. „Die Kampfübungen sind für heute beendet", wiederholte er die Worte seines Kameraden.
Kurz verzog der Lehrer unzufrieden den Mund und hob ein wenig die Schultern an. Ein Zeichen dafür, dass er sich scheinbar geschlagen gab. Trotzdem beugte er sich ein wenig zur Seite, so, dass er den ehemaligen Anwärter ansehen konnte. „Du hast morgen pünktlich zu erscheinen, verstanden?", zischte er verärgert.
Killians Laune war ohnehin schon nicht die Beste gewesen als er hier ankam, doch nun war er wirklich sauer. Sie hatten morgen frei und auch wenn Aidan nicht mehr zu den Anwärtern gehörte, so brauchte auch er hin und wieder einen freien Tag. Aus diesem Grund drehte er sich nun vollends zu dem Lehrenden.
„Aidan wird nicht kommen. Er wird genauso wie wir einen freien Tag haben."
„Du bist ziemlich frech und erlaubst dir so einiges, Killian." Die Augen des Lehrers wurden schmal und auch er drehte sich dem Anwärter nun entgegen.
„Was soll denn passieren, wenn Aidan morgen nicht erscheint? Soll er rausgeworfen werden? Oder vielleicht doch lieber bestraft?" Es fiel dem Anwärter schwer ruhig dabei zu bleiben, doch das musste er. Wer wusste schon, was der Mann sich tatsächlich einfallen lassen würde. Doch es passierte tatsächlich nichts weiter, als das der Kampflehrer kurz sein Haupt neigte und sich dann von ihnen abwandte und in Richtung des Anwesens verschwand.
Bis er noch zu sehen war folgten ihm drei Augenpaare, doch sobald er hinter einer Ecke nicht mehr zu sehen war, gaben Aidans Beine unter diesem nach. Sofort griff Toran nach ihm, welcher ihm am nächsten stand und bewahrte ihn so davor, auf dem Boden aufzutreffen. Killian hingegen sah sich gleich nach einer Wasserkaraffe um, von der er ausging, dass Liam wieder eine deponiert hatte, so wie er es immer tat, wenn Kampfübungen anstanden und tatsächlich stand eine am Rand des Platzes. Mit großen Schritten ging er darauf zu und füllte den daneben stehenden Becher, um mit diesem zu den anderen Beiden zurückzukehren. Dankbar wollte Aidan seine Hand ausstrecken, doch zitterte diese stark, weshalb der Ältere kurzerhand entschied ihm das kühle Nass direkt an den Mund zu halten. Auf diese Weise konnte der Jüngste der Dreien seinen Durst stillen.
Daraufhin entschieden sie, den ehemaligen Prinzen in Killians Zimmer zu bringen. Gemeinsam stützten die Anwärter den Geschwächten, ließen ihm aber zugleich die Möglichkeit auch aus eigener Kraft zu gehen. So brauchten sie zwar etwas mehr Zeit, um an ihr Ziel zu kommen, doch würde es wohl weniger an Aidans Stolz zerren, als es die gesamte Situation ohnehin schon tat.
Im besagten Zimmer angekommen setzten sie Aidan auf einer der Sitzgelegenheiten ab, worauf dieser auch gleich ein wenig in sich zusammensackte und erschöpft an die Rückenlehne lehnte.
„Ich geben Liam Bescheid. Er soll euch Essen bringen und Aidan ein Bad einlassen", sagte Toran sogleich und wandte sich schon zur Tür.
„Er braucht etwas Kräftiges!", merkte Killian besorgt an.
„Natürlich. Wir werden schon etwas Gutes für ihn finden", versicherte der Älteste und lächelte beruhigend, bevor er das Zimmer verließ.
Besorgt saß Killian zu dem Jüngeren, bevor er sich vor diesem in Hocke begab.
„Warum hast du denn nichts unternommen oder gesagt?", fragte er Aidan und strich ihm die verschwitzen Haare von der Stirn.
„Was hätte ich denn tun sollen?", fragte der junge Mann stattdessen und lehnte sich in Richtung der Hand seines Liebsten. „Meine Worte haben kein Gewicht mehr. Ich habe keinen Wert mehr für sie, seit ich kein Prinz mehr bin."
Ende Kapitel 28
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