Als nun auch endlich die beiden Nachzügler in der Eingangshalle ankamen, blieb der Bedienstete im Schatten des Flures zurück, während der Anwärter sich an das Geländer der Treppe stellte und somit überblicken konnte, was unter ihm in der Halle passierte.
„Bist du überhaupt zu irgendetwas fähig?!", vernahm Killian erneut die erzürnte Stimme des Monarchen. Sein Sohn hatte es inzwischen geschafft vor diesem zum Stehen zu kommen und hatte den Blick schuldbewusst gesenkt. Der ältere Mann hingegen gestikulierte wild und blickte ihn mit hochrotem und wutverzerrtem Gesicht an. Schräg hinter dem König stand einer seiner Berater. Mit viel zu leiser Stimme sprach er auf ihn ein und versuchte ihn mit einer beruhigenden Geste am Arm zurückzuhalten, wurde jedoch aggressiv abgeschüttelt.
„Ich habe von Anfang an vermutet, dass du nicht zu einem Anwärter taugen würdest und nun haben sie dich tatsächlich rausgeschmissen! Dein Bruder, der hatte Talent. Er wäre weitaus erfolgreicher gewesen als du es je sein könntest. Mit Sicherheit wäre er der nächste König geworden!" Aidan schluckte aufgrund der gehörten Worte schwer, straffte aber entschlossen seine Schultern und sah auf. Wenn auch nur an dem König vorbei, hinter diesem an die Wand.
Nur im Augenwinkel sah Killian, dass er und Liam nicht mehr die einzigen Zuschauer dieses beunruhigenden Szenarios waren. Auch die anderen Anwärter gesellten sich zu ihnen, blieben jedoch ebenso wie der Bedienstete weiter zurück.
„So habe ich dich nie erzogen! Du bist die Schande meiner Familie und das lasse ich nicht zu. Du kannst bleiben, wo auch immer du willst, mir ist es gleich, aber bei uns brauchst du dich nicht mehr blicken lassen! Ab sofort gehörst du dieser Familie nicht mehr an und wirst Namenlos sein."
Aidan blieb größtenteils ruhig, als er hörte, dass er aus seiner Familie verbannt wurde. Nur das nervöse Schlucken und die leicht vergrößerten Augen, welche den König nun doch anblickten, verrieten seine eigentliche Gefühlslage. Er öffnete gerade den Mund, um etwas dazu zu sagen, doch noch bevor man seine Stimme vernehmen konnte, erhob der König schon wieder das Wort. „Mein Entschluss steht fest und ist endgültig."
„Aber eure Majestät...", schaffte es nun auch der mitgekommene Berater zu sagen, wurde aber ruppig unterbrochen.
„Was glaubst du wer du bist mich hierbei stören zu dürfen?!" Böse funkelte der König seinen Untergebenen an, welcher unter dem Blick zu schrumpfen schien.
Aidan hingegen blinzelte noch ein paar Mal, bevor er sich kurzerhand verbeugte und somit wohl die Entscheidung wortlos akzeptierte. Er drehte sich um und ging die Treppe wieder hinauf auf Killian zu, welcher dem Geschehen nur noch geschockt und sprachlos folgen kann. Er konnte nicht verhindern dem König verachtende Blicke zuzuwerfen, als dieser nach oben sah, bevor der Jüngere auch schon bei ihm ankam und im Vorbeigehen nach seiner Hand griff und ihn so mit sich zog. Auf ihrem Weg kamen sie an Liam und Toran vorbei, welche Aidan aber keines weiteren Blickes würdigte. Mit einem stur geradeaus gerichteten Blick ging er den Weg direkt zu ihren Zimmern zurück, nur mit dem Unterschied, dass er nun auf sein eigenes zuhielt und ohne große Umschweifen dieses betrat. In dem Moment ließ er die Hand seines Geliebten los, welcher dies wiederum nutze um die Tür hinter ihnen ins Schloss fallen zu lassen. Der Jüngere blieb stehen und atmete tief durch, bewegte sich sonst nicht weiter, weshalb der Anwärter von hinten an ihn heran trat und einfach nur seine Stirn gegen dessen Hinterkopf lehnte. Er wollte ihm zeigen, dass er für ihn da war, ohne ihn jedoch zu bedrängen.
„Ist das gerade eben wirklich passiert?", fragte Aidan nach einer Weile flüsternd.
„Es tut mir leid", war das Einzige, was Killian dazu einfiel.
Noch immer versuchte der Jüngere sich mit einer erzwungen und regelmäßige Atmung zu beruhigen, doch griff er letztendlich erneut nach der Hand des Anderen und dieser spürte das Zittern, welches von den kalten Fingern ausging. Tröstend strich der Ältere mit seinem Daumen über den Handrücken und hielt seinen Kopf nach wie vor nahe an dem des Anderen.
Nach einer Weile unterbrach Aidan nochmals ihr Schweigen leise. „Wirst du mich zumindest ein wenig vermissen?"
Als Killian die gehörten Worte verstand war er geschockt und hob seinen Blick, fokussierte die noch immer von letzter Nacht zerwühlten Haare vor sich. „Wie meinst du das? Warum sollte ich dich vermissen müssen?"
„Ich verliere alles, habe nicht einmal mehr einen Namen. Die Menschen verlassen mich", flüsterte der Jüngere tonlos.
Nun legte der Ältere doch die Arme um Aidan und zog ihn nahe an seinen Körper um seine folgenden Worte zu unterstreichen. „Ich werde dich nicht verlassen. Wenn ich könnte, dann würde ich dir auch ohne zu zögern meinen Namen geben."
Ein wenig stockend drehte der ehemalige Prinz sich in der Umarmung und sah ihn mit großen Augen an. „Meinst du das ernst?"
Killian legte nun seine Stirn gegen die des Jüngeren. „Damit würde ich niemals scherzen."
Langsam legte Aidan seine Arme um den Nacken des Älteren und zog ihn so näher zu sich um ihn behutsam zu küssen.
„Danke", flüsterte er in die Berührung hinein, bevor er diese ein wenig weiter vertiefte.
Nachdem sie sich voneinander lösten, versuchte Killian sich in einem leichten Lächeln. „Wenn wir die Zeit als Anwärter hinter uns gebracht haben, dann sollten wir darauf nochmal zurückkommen."
Aidans Blick hatte ein wenig von dem Kummer verloren und wirkte nun milder. „Das wäre sehr schön.", sagte er leise bevor er dem Anderen noch einen kleinen Kuss auf die Lippen hauchte und sich dann traurig von ihm Abwandte, aus der Umarmung heraus.
„Sprich mit mir, bitte.", meinte Killian, als der Jüngere mit ein paar Schritten Entfernung von ihm stehen blieb und ihn voller Kummer ansah. „Du wirst König werden."
Besorgt runzelte der Ältere die Stirn. „Das kannst du nicht wissen."
„Wer soll es dann sonst werden?"
„Ich bin nicht der Einzige Anwärter."
„Aber du eignest dich von allen am Besten. Du hast keine schwerwiegenden Schwächen und somit ein Händchen für die meisten relevanten Themengebiete. Die Ausbilder sind begeister von dir. Du bist nicht umsonst ihr Liebling."
Killian wollte auf den Jüngeren zugehen, ihn wieder in seinen Armen halten, doch kaum trat er einen Schritt vor, da wich der Andere auch bereits einen zurück. Mit Kummer in den Augen sah er ihn an.
„Früher oder später wirst du mich verlassen. Ob du nun willst oder nicht."
Ende Kapitel 27
Hiermit möchte ich mitteilen, dass ich es doch nicht schaffe mich auf die vorher angekündigten 30 Kapitel zu beschränken. Ich vermute, dass es max. 35 Kapitel geben wird.
Ich hoffe, dass ist für niemanden ein Problem ^^
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top