Kapitel 25 (Teil 2)
Es war ein langer Tag geworden. Auch die folgenden Tage würden lang werden, denn man hatte entschieden, dass der Unterricht ab sofort bis zum Abendbrot stattfinden würde. So wurde ihnen die Möglichkeit gegeben, möglichst viel zu lernen, sollte die Wahl des neuen Königs tatsächlich kurz bevorstehen.
Kaum durften die Anwärter an diesem Tag die Bibliothek verlassen, wollte Killian auch gleich den Weg zu Aidans Zimmer einschlagen. Sofort wurde er am Arm gegriffen und in die entgegengesetzte Richtung gezogen. Als er sich nach der Person umsah, welche ihn mitzog, erkannte er Toran. „Du kommst erst einmal mit zum Speisesaal. Du wirst etwas essen und dann kannst du noch immer zu ihm gehen."
„Aber das kann ich auch später noch tun. Liam bringt uns auch bestimmt etwas.", protestierte der Jüngere sofort und wollte sich aus dem Griff herauswinden.
„Vielleicht ist Aidan ja auch noch ganz froh über ein wenig Zeit für sich. Er muss viel verarbeiten. In seinem Leben stand immer fest, dass er einmal ein Anwärter sein würde, bis zur Wahl des neuen Königs. Von klein auf an erzählte man ihm nichts anderes. Nie hat er sich darüber Gedanken machen müssen, anders als wir. Wir haben diese Perspektive erst kurz vor unserem Antritt erhalten. Gib ihm noch etwas Zeit sich an die neue Situation zu gewöhnen."
Killian akzeptierte die gehörten Worte, trotzdem musste er mitgezogen werden. Natürlich wollte er ihm Zeit zum Nachdenken geben, doch es war eben so, wie Toran es gesagt hatte: Es hat immer festgestanden, dass er ein Anwärter sein würde. Es war regelrecht in Stein gemeißelt! Aus genau diesem Grund machte der Anwärter sich nun aber auch große Sorgen. Er wüsste nicht, wie er selbst reagieren würde, wenn man ihm plötzlich seine Lebensvorstellung wegnehmen würde. Vor allem dann nicht, wenn der eigene Vater einem, noch wenige Tage zuvor, versuchten Mord vorwarf und ihn als Taugenichts darstellte.
Aidans Leben war immer geregelt gewesen. Er folgte stets den Regeln, welche nie überraschend auf ihn zukamen und nun änderte sich dies schlagartig.
Beim Essen war der Ausschluss des Prinzen von der Ausbildung das vorherrschende Thema. Sie sprachen über die Dinge, die das Ganze ausgelöst haben könnte, sowie darüber, welche Ausmaße dies womöglich noch haben könnte.
Selbst Luan beteiligte sich irgendwann an dem Gespräch. Er wäre erschrocken über diese Entscheidung und Aidan tat ihm leid. Allerdings hatte er trotzdem damit gerechnet, jedoch eher vermutet, dass wohl Killian der Grund für den Ausschluss sein würde, was selbstverständlich dann auch diesen betroffen hätte. Sofort warf der erwähnte Anwärter ihm einen drohenden Blick zu und auch Toran sah alarmierend zu ihm. Bevor jedoch einer von ihnen etwas sagen konnte hatte Peer bereits das Wort ergriffen. „Was meinst du damit?"
Luan lachte bitter auf. „Meinst du das wirklich ernst? Sag mir nicht, du hast nicht mitbekommen, wie die Beiden miteinander herum turteln?"
Wütend sprang Killian von seinem Stuhl auf, so dass dieser kurz kippte, sich dann jedoch wieder fing und laut über den Boden scharrte. Wütend blitzten seine Augen auf. „Das hast du nicht wirklich gerade gesagt!", sagte er fassungslos.
„Was denn? Vögelt ihr etwa doch schon? Jetzt versaust du unseren so unschuldigen Prinzen also richtig?", provozierte der Andere weiter.
Das war der Moment, in dem es selbst für Killian zu viel wurde. Ihm brannten schlichtweg die Nerven durch und zu Luans Pech, saßen sie an diesem Abend nebeneinander. Kurzerhand griff der Ältere nach seinem Kragen und noch während er ihn zu sich hochzog ließ er seine andere Faust gegen dessen Kinn krachen und die Kiefergelenke des Getroffenen gaben sogleich ein unangenehmes Knirschen von sich. Durch die Wucht glitt der Stoff des Kragens Killian aus den Fingern und der provozierende Anwärter fiel zurück auf seinen Stuhl, womit er diesen umriss. Unter donnerndem Lärm ging er samt dem Möbelstück zu Boden und nur eine Sekunde später stand der Wütende bereits über ihm nur um zu einem weiteren Schlag, dieses Mal genau in die Mitte seines Gesichtes, auszuholen. Die Nase genau getroffen schoss sofort Blut aus ihr.
Zu Killians bedauern wurde er kurz vor seinem dritten Schlag von zwei kräftigen Armen zurück gerissen und auch Luan wurde von ihm weggezogen. Der Ältere von den Beiden versuchte nochmal zu ihm zu kommen, doch Toran hatte ihn fest im Griff und drehte sich mit ihm zusätzlich noch von dem am Boden liegenden weg.
„Schluss jetzt!", zischte der älteste Anwärter. „Geh und such' Aidan." Mit diesem Satz ließ er Killian los und schubste ihn etwas in Richtung Tür um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen. Sofort wollte er sich umdrehen und erneut zuschlagen, als er das Lachen Luans vernahm. Doch Toran schubste ihn nochmal ein wenig an. „Geh."
Er behielt die Vorwärtsbewegung bei und schluckte seinen Ärger, soweit es ging, herunter, als er den Saal, vorbei an dem aufgeschreckten Küchenpersonal, verließ. Auch auf dem Flur hörte er noch eine Weile das gehässige Lachen des anderen Anwärters und unbewusst ballte er seine Fäuste, bis er irgendwann auf dem Weg zu Aidans Zimmer merkte wie sie spannten. Er lockerte sie wieder und besah sich kurz seine rechte Hand, mit welcher er zugeschlagen hatte. Auf seinem Handrücken befanden sich Blutspritzer von Luans Nase und Killian konnte nicht anders als zufrieden deswegen zu grinsen. Kurzerhand wischte er es an seinem Hemd ab, immerhin befand sich bereits etwas davon auf seinem Ärmel. Zum Vorschein kamen seine roten, geschwollenen und aufgeschürften Fingerknöchel, doch das war es ihm allemal wert.
Letztendlich entschied er kurzfristig, vorab in sein eigenes Zimmer zu gehen, sich dort ein wenig zu beruhigen und das Hemd zu wechseln, bevor er zu dem Prinzen rüber gehen wollte. Doch als er sein Zimmer betrat stand der ehemalige Anwärter von seinem Bett auf und kam langsam auf ihn zu. „Du bist spät."
Schnell schloss Killian die Zimmertür und sah den Jüngeren wieder an, bevor er zu einer Erwiderung ansetzte. „Entschuldige. Ich wollte dir eigentlich gleich nach, aber..." Weiter kam er nicht, denn Aidan unterbrach ihn, indem er seine Lippen auf die des Älteren drückte. Fordernd bewegte er sie kurz bevor er sich wieder zurück zog.
„Das ist in Ordnung." Erneut verband der Prinz ihre Lippen zu einem Kuss, welcher nichts Schüchternes und Zurückhaltendes mehr hatte.
Nachdem sie sich erneut voneinander trennten, sah Aidan kurz zu Boden. „Ich habe jetzt nichts mehr zu verlieren.", murmelte er leise, dann sah er wieder nach oben, direkt in Killians Augen.
„Schlaf mit mir, Killian."
Ende Kapitel 25
Bin ich eigentlich die Einzige, die sich so riesig darüber freut, dass Luan endlich mal eins aufs Maul bekommen hat?
Das lässt mich schon fast vergessen, wie unglücklich Aidans Wortwahl am Ende doch ist ^^''
Die Tage kommt auch noch ein Kapitel mit Charakterprofilen online. Erstmal über die Anwärter und zu einem späteren Zeitpunkt über die Anwärterinnnen ^^
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