Kapitel 23 (Teil 1)
Ein frohes neues Jahr wünsche ich euch!
Kapitel 23
Kaum betraten Aidan und Killian den Gang, von dem sämtliche der privaten Räumlichkeiten der Königsfamilie abzweigten, eilte auch schon einer der Kammerdiener des Königs auf den Prinzen zu.
„Zum Glück seid Ihr jetzt da! Vielleicht könnt Ihr Euren Vater besänftigen", stieß der Bedienstete sichtlich erleichtert aus, doch die Nervosität sah man ihm nach wie vor an, als seine Blicke immer wieder unruhig zu den Räumen hinter ihm huschten.
„Was ist passiert?", wollte der angesprochene Anwärter wissen und griff nach dem Arm des Mannes, um seine Aufmerksamkeit mehr auf sich zu ziehen. Auch Aidan konnte man langsam eine leichte Nervosität ansehen, aber auch Sorge. Ein plötzliches Scheppern aus einem der Räume ließ jedoch alle kurz Aufsehen und von dem begonnenen Gespräch ablenken. Der König brüllte, dass man ihn in Ruhe lassen solle. Scheinbar hatte er etwas in seiner Wut umgestoßen oder mit etwas geworfen.
„Gift. Es befällt seine Nerven, aber er lässt den Heiler nicht an sich heran", kam kurz darauf die knappe Erklärung von dem Bediensteten, welcher offensichtlich nur noch unruhiger geworden war, seit dem Aufruhr hinter der angelehnten Tür.
„Woher wisst Ihr, dass es Gift ist, wenn er selbst den Heiler nicht an sich heranlässt?", wollte Aidan weiter wissen und es schien ihm schwerzufallen, sich ausschließlich auf den Mann vor sich zu konzentrieren und nicht auf seinen Vater, der in diesem Moment nicht mehr zu hören war.
„Sein Vorkoster. Er litt unter den gleichen Symptomen", beantwortete der Bedienstete die Frage. „Ein Heiler konnte ihn schnell versorgen und so vor schlimmerem bewahren."
„Wofür hat er einen Vorkoster bekommen, wenn dann nicht auf solche Symptome geachtet wird?!" Der Anwärter schien langsam nicht mehr seine eigene Ruhe bewahren zu können, als er mit lauter werdender Stimme sprach.
Mit angespannter Haltung atmete er tief durch und schien sich damit beruhigen zu wollen. Mit jedem Laut, der den Gang entlang hallte, huschten seine Augen bald doch nervös hin und her. Killian hätte ihm gerne beruhigend über den Rücken gestrichen oder ihm auf einer anderen Art mehr Stärke verliehen, doch war ihm bewusst, dass die Situation dies gerade nicht zuließ. Es gab nichts, was dem jungen Anwärter dabei helfen würde weiter in die Räumlichkeiten seiner Familie voranzuschreiten und seinen Vater zu sehen, wie er Qualen erlitt, bei welchen auch er kaum zu einer Verbesserung beitragen konnte und somit vielmehr nur hilflos zusehen konnte.
„Verzeiht, mein Prinz!", sagte der Kammerdiener und nahm eine leichte Abwehrhaltung ein. „Er tat seine Arbeit, doch der König beklagte sich erst nach einer Weile über Schmerzen. Sein Essen wurde erneut überprüft und erst kurz danach stellten wir bei dem Vorkoster ähnliche Symptome fest. Wir konnten ihn an einen Heiler übergeben und er scheint sogar schon auf dem Weg der Besserung zu sein, doch der König lässt es einfach nicht zu." Während der Ausführungen des Bediensteten war auch der König in einen regelrechten Rausch verfallen. Er schrie die scheinbar Anwesenden an, beschimpfte sie und flehte zwischendurch, dass es doch aufhören möge. Leisere Stimmen sprachen immer wieder auf ihn ein, er möge sich doch helfen lassen, doch das schien seinen Zorn nur immer wieder aufs Neue zu entfachen.
Eine Weile schwieg Aidan und musterte die offene Tür zu ihrer Rechten, aus der die lauten Geräusche vermutlich kamen. Seine Haltung wurde schließlich gerader, seine Atmung ruhiger. „Also gibt es ein Gegenmittel und er muss sich einfach nur helfen lassen?", fragte er alsbald, ohne den Mann dabei anzusehen.
„Das kann ich nicht mit Gewissheit sagen, ich habe den Heiler nicht selbst gesprochen. Aber ihm kann wohl auf jeden Fall etwas zur Linderung gegeben werden."
Der Prinz atmete nochmal tief durch und drehte sich halb zu Killian. Eine Weile lang sahen sie sich einfach nur in die Augen. Umso länger sie dies taten, desto mehr Entschlossenheit machte sich in den Augen des Jüngeren breit, während der Ältere versuchte ihn zu stärken, soweit es ihm ohne Worte möglich war. Schließlich nickte er ihm zuversichtlich zu und Aidan drehte sich zurück zu den beunruhigenden Geräuschen. Erst noch etwas zögerlich, dann aber mit größer werdenden Schritten ging er darauf zu. Killian hingegen blieb zurück, aus Respekt dem König gegenüber. Er würde seinem Prinzen folgen, sobald er das Gefühl hatte, dass dieser Unterstützung brauchen würde.
Langsam trat der Anwärter an die Seite des Flures, um nicht im Weg zu stehen, für den Fall, dass Bedienstete des Schlosses hindurch wollten. Seinen Blick konnte er zu keiner Zeit senken, bis Aidan nach kurzer Zeit aus seinem Blickfeld verschwunden war.
Er machte sich Sorgen. Sehr große sogar. Nicht wirklich um den König, obwohl er es in diesem Moment wohl verdient hatte, doch reichte seine Sympathie dafür nicht aus. Nein, er sorgte sich um den Prinzen und wie er zu ihm zurückkehren würde. Immerhin hörte er, wie es dessen Vater wohl gehen musste und dies bedeutete, dass es kein leichtes Unterfangen werden würde, diesem zu helfen und beizustehen.
Auch wenn Aidan nicht darüber sprach, so wusste Killian, wie sehr ihn die Situation um seinen Vater seit langem belastete. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte, kämpfte dagegen an, das Bild eines sorgenden Vaters, welches er von ihm mit Sicherheit hatte, nicht zu verlieren. Sie hatten nie oft über den König gesprochen oder nur sehr oberflächlich, daher wusste der ältere Anwärter auch nicht viel über die private Seite ihres Herrschers. Der Ältere hatte sich aber auch nie richtig für den Monarchen seines Landes interessiert. Natürlich hatte er mitbekommen, welche Entscheidungen er fällte und wie das Volk darauf reagierte. Er kannte die Meinungen des Volkes, welche zunehmen schlechter wurden. Auch kannte er die Geschichte der Familie, aber eben fast nur aus dem Unterricht. Lediglich für den Prinzen hatte er sich bisher interessiert und das auch erst, nachdem sie sich bereits ein paar Jahre gekannt hatten.
Killian ist bereits kurz nach Antritt zur Ausbildung einer der Besten gewesen. Nicht lange und er war der ‚Lehrerliebling' geworden. Er hatte eine hervorragende Beobachtungsgabe, sein strategisches Vorgehen war beispielhaft und auch im Kampf wusste er sich trotz weniger Schwächen zu behaupten.
Selbstverständlich hatte er Defizite, doch diese wusste er gut zu Verstecken. Doch sein größtes Problem war wohl die eigene Oberflächlichkeit, die sich wahrscheinlich bis heute hielt. Denn auch jetzt setzte er sich nur mit den eigenen Interessen auseinander. Er sollte sich nun Gedanken über den König machen, über die Konsequenzen, die die gesamte Situation mit sich bringen würde, sowohl für das Volk, als auch für die Anwärter. Stattdessen stand er da, den Blick auf die offene Tür gerichtet, durch welche Aidan verschwunden war und konnte nur darüber nachdenken, wie gerne er jetzt bei ihm wäre, ihn in den Armen halten und einfach vor allem beschützen wollte.
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