Kapitel 20 (Teil 2)
Nach einer Weile schaute der Ältere nach dem Stand der Sonne und legte den Kopf fragend ein wenig schief. „Haben wir das Mittagessen verpasst?"
Auch der Jüngere richtete seinen Blick nach oben und stellte ebenfalls fest, dass die Sonne ihren höchsten Punkt schon längst überschritten hatte. „Das war der Grund, weshalb ich zu dir gekommen war. Schon zu dem Zeitpunkt waren wir recht spät. Aber ich konnte einfach nicht aufhören dich zu beobachten..." Den letzten Satz gab er immer leiser werdend von sich.
Killian lachte leicht. „Dann haben wir es wohl wirklich verpasst."
„Vielleicht bekommen wir noch etwas, wenn wir Liam nett fragen", überlegte Aidan laut und setzte sich wieder auf. Langsam überblickte er die Rasenfläche die er und Killian kurzerhand umfunktioniert und plattgedrückt hatten und hielt scheinbar nach seiner Kleidung Ausschau. „Wo ist mein Hemd?"
Auch Killian begann sich umzusehen, bevor er sah, dass er auf einem Stück Stoff saß. „Ich sitze darauf", meinte er nur trocken und rappelte sich auf die Knie hoch, um so nach dem Hemd greifen zu können. „Oh", entfuhr es ihm, als er die Gras- und Erdflecke darauf sah und hielt es Aidan entschuldigend entgegen.
„Deine Hose sieht nicht viel besser aus", entgegnete der Prinz mit hochgezogenen Augenbrauen und deutete auf die Stoffbereiche, die sich um die Knie des Älteren spannten.
„Das, mein Lieber, passiert, wenn man zwischen den Beinen von jemanden herumrutscht", grinste er und stand auf, um seine Beinkleider zu schließen, was er bisher versäumt hatte zu tun. Auch der Jüngere stand auf, die vorherige Aussage ignorierend und wischte mit den Händen über die rechte Seite seiner Hüfte, um die Grashalme, die dort auf seiner nackten Haut klebten, zu entfernen.
„Soll ich dir helfen?", grinste der Ältere breit und ging mit ausgestreckten Händen näher zu ihm.
„Nein, danke!", sagte der Prinz sofort und wich ihm aus, um an seine Hose zu kommen. „Ich nehme einfach ein paar der Halme mit."
Nur mit Mühe gelang es Killian nicht laut loszulachen und amüsiert beobachtete er den Anderen dabei, wie er mit steifen Beinen in seine Hose stieg.
„Du bist unmöglich!", schimpfte der Jüngere gespielt böse und sammelte noch nebenbei seine Stiefel ein, um danach einfach drauflos zu laufen.
„Ich soll unmöglich sein?!", fragte Killian geschockt und schloss zu dem anderen schnell auf. „Wer hat denn hier einen grünen Hintern?"
Belustigt hoben sich die Augenbrauen des Prinzen, als er dem Älteren einen Blick zuwarf und ihn ein wenig von oben nach unten musterte. „Den hab nicht nur ich."
„Was?", fragte Killian und ließ ein wenig verwirrt seinen Blick nach unten zu seiner Hüfte wandern, auf welcher er ebenfalls einen großen Grasfleck entdeckte, nur bei ihm war er eben auf dem Stoff der Hose.
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Aus gegebenem Anlass entschieden sie nicht direkt zu Liam zu gehen, sondern zunächst ihre eigenen Räumlichkeiten aufzusuchen, um ihre verdreckte Kleidung gegen saubere auszutauschen. Auf dem Weg dorthin gingen sie einen kleinen Umweg am Übungsplatz vorbei, um auch Killians Hemd mitzunehmen.
Zum Glück begegneten sie niemandem auf ihrem Weg und konnten ohne Zwischenfall in ihre Zimmer gehen.
Killian suchte sich schnell ein paar saubere und leichte Kleidungsstücke aus dem Schrank heraus und ging in das angrenzende Bad zu der bereit stehenden Wasserschale, um sich einer notdürftigen Wäsche zu unterziehen. So wurde er den Schweiß und Dreck der vergangenen Stunden los, bevor er sich neu ankleidete.
Ein wenig in Gedanken versunken verließ er, das Hemd langsam zuknöpfend, sein Bad, als auch schon seine Zimmertür aufging und Aidan ohne zu klopfen oder um Erlaubnis zu bitten, den Raum betrat. Der Ältere war bereits im Begriff ihn für dieses Verhalten schmunzelnd zu tadeln, als der Prinz bereits bei ihm ankam und kurzerhand nach seinem Kragen griff und diesen ein wenig richtete, weil er stellenweise hochgeschlagen war. Danach ging er ihm zusätzlich mit den restlichen Knöpfen zur Hand.
„Ich habe Hunger", meinte er schlicht, als er bei dem letzten Knopf angekommen war und sachte über die Knopfleiste strich.
Für die Hilfe dankend gab Killian dem Jüngeren einen kleinen Kuss auf die Stirn und sah ihn lächelnd an. „Dann lass uns Liam suchen."
Gemeinsam verließen sie den Raum und machten sich auf die Suche nach ihrem Freund. Zunächst sahen sie in der Wäschekammer nach, in welcher er oftmals am Nachmittag half und die frische Wäsche mitnahm, um sie in den entsprechenden Räumlichkeiten zu verteilen, doch dort war er nicht. Am nächstgelegenen war nun sein Arbeitszimmer neben der Bibliothek. Nachdem sie dort angeklopft hatten, erhielten sie auch schon eine Einladung zum Eintreten. Als Liam sah, wer den Raum betrat, schenkte er ihnen gleich ein freundliches Lächeln und hielt inne, bei dem, was er gerade tat. „Ich habe euch beim Essen vermisst. Was habt ihr denn wichtigeres getrieben?", fragte er neugierig nach und blickte auf eine Antwort wartend zwischen den beiden Anwärtern hin und her.
Sofort wurde Aidan ein wenig rot im Gesicht und wandte den Blick ab, um einem Regal einen äußerst interessierten Blick zuzuwerfen. Killian grinste stattdessen nur.
Aufgrund dieses Verhaltens musste Liam ebenfalls grinsen und drehte sich nun vollends auf seinem Stuhl interessiert zu den beiden Neuankömmlingen. „Ach was. Da habe ich mit meinen Worten etwa ins Schwarze getroffen? Möchte mir jemand etwas erzählen?"
„Da gibt es nichts zu erzählen!", antwortete der jüngere Anwärter schnell, wobei sich seine Stimme schon fast überschlug und zog zur Ablenkung eines der Notizbücher aus dem Regal.
Sofort lachte Liam erheitert auf. „Hat es sich denn zumindest gelohnt dafür das Mittagessen zu verpassen?"
Bevor der Prinz auch dieses Mal die Frage abwimmeln konnte, gab Killian schnell eine Antwort. „Oh ja, das hat es!", meinte er strahlend und sah belustigt dabei zu, wie Aidan seine Schultern etwas hob, das Notizbuch in seinen Händen aufschlug und sich hoch konzentriert die darin befindenden Zahlen ansah.
Liam besah sich die Beiden noch kurz schmunzelnd, entschied dann aber nicht weiter darauf einzugehen, um den Jüngeren nicht noch mehr zu ärgern. „Wie kann ich euch beiden behilflich sein?", fragte er stattdessen und sah nun mehr Killian an, da Aidan sich noch ein wenig von seiner neuen Gesichtsfarbe zu erholen schien. Der Ältere antwortete auch sofort. „Wie du schon festgestellt hast, waren wir nicht beim Essen. Nun haben wir doch ein wenig Hunger und wollten fragen, ob es möglich wäre noch etwas zu Essen zu bekommen?"
Nun konnte Liam doch nicht an sich halten und stichelte doch ein wenig weiter. „Habt ihr etwa so viel Energie verbraucht?" Bei einer solchen Vorlage konnte er wohl nur so etwas fragen.
Doch jetzt musste sogar Aidan lachen, was ihm allerdings kaum mit seiner Gesichtsfarbe half. Er schlug das Notizbuch wieder zu, um es zurück ins Regal zu stellen. Eine Antwort erhielt Liam allerdings nicht auf die Frage.
„Kommt mit, wir sehen mal in der Küche nach, ob es für euch noch etwas zu holen gibt", sagte Liam und stand von seinem Platz auf. „Etwas Obst gibt es immer und vielleicht habt ihr ja Glück und es ist noch etwas vom Mittagessen übrig geblieben."
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Gemeinsam kamen sie bei der Küche an und sofort trat die Küchenchefin interessiert an die drei Neuankömmlingen heran. Aidan und Killian wurden mit einem erstaunten Blick bedacht.
„Sag, meine Gute, haben wir vielleicht noch eine Kleinigkeit zu Essen für unsere beiden Nachzügler hier?", fragte Liam, bevor die Frau mittleren Alters etwas sagen konnte. Kurz sah sie zu ihm, nur um dann wieder den beiden Anwärtern ihre volle Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.
„Sagt, wenn ihr es schon verpasst habt, was ist denn wichtiger als das Mittagessen?"
Während Liam es schaffte sich nichts anmerken zu lassen und einfach freundlich schaute, hatte der Prinz schon mehr Probleme seine Fassade zu wahren. Seine Augen weiteten sich leicht vor Schock und man konnte es in seinem Kopf regelrecht arbeiten sehen. Killian allerdings lächelte charmant. „Wir waren so sehr in unsere Übungen vertieft, dass wir völlig die Zeit vergessen haben."
Der Prinz sah ihn daraufhin an und runzelte leicht die Stirn. „So kann man das auch nennen, ja", sagte er nachdenklich, bevor er merkte, was er überhaupt gesagt hatte. Liam hatte nun doch ein wenig Probleme sich zurückzuhalten. Als sein Grinsen zunahm, drehte er sich letztendlich hustend weg und konnte so ein Lachen unterdrücken.
Der ältere Anwärter jedoch lachte ganz offen und sah den Prinzen schließlich grinsend an. „Hast du dafür eine bessere Bezeichnung?", fragte er interessiert und versuchte so die Situation ein wenig zu retten.
„Nein, nein. Das ist eine gute Bezeichnung", wehrte der Jüngere schnell ab und schenkte der Küchenchefin ein freundliches Lächeln, auch wenn er nun nervöser war als zuvor. Killian schien mehr und mehr Einfluss auf seine Selbstbeherrschung zu nehmen. Dies war ein Umstand, an den er sich erst einmal gewöhnen musste, wenn er sie denn schon nicht zurückerlangen konnte. Der Ältere hingegen konnte sich stets darüber amüsieren.
Die Küchenchefin schien die kleine Aufregung gar nicht wirklich wahrzunehmen oder sie ignorierte sie einfach. „Wenn ihr beiden so fleißig seid, dann bereite ich euch gerne nochmal etwas zu. Was möchtet ihr denn haben? Sucht euch gerne etwas aus, aber bitte etwas Einfaches."
Kurz sahen sich die beiden Anwärter an. Sie würden beide das Gleiche auswählen, damit sie der Frau nicht noch mehr Arbeit machten, als unbedingt nötig war. Nach einer kurzen Absprache entschieden sie sich für Rührei mit gebratenen Pilzen und ein wenig Jagdwurst.
Lächelnd nahm sie ihre Wünsche entgegen und bat sie im Speisesaal zu warten. Sie würde ihnen das Essen bringen, sobald es fertig war und gemeinsam mit Liam verließen sie wieder die Küche.
Ende Kapitel 20
Ich wünsche euch allen ein paar schöne und erholsame Weihnachtstage!
Bis zum nächsten Kapitel.
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