Kapitel 18
Nachdem Aidan Killian um ein Gespräch gebeten und dieser zugestimmt hatte, gingen sie schweigend in den Garten. Der Ältere machte sich Sorgen, immerhin hatte der Prinz nicht glücklich ausgesehen und das war etwas, was er nur ungern an dem Jüngeren sah. Jedoch konnte er sich denken, worum es ging, auch wenn er gehofft hatte, diesem Gespräch noch ein wenig länger aus dem Weg gehen zu können.
Kaum traten sie aus dem Gebäude heraus, wurden sie von angenehm warmer Luft begrüßt. Der Herbst stand zwar fast vor der Tür, doch noch passte das Wetter sich dem Sommer an, ohne dabei eine zu große Hitze zu entwickeln, die unangenehm wäre.
Noch immer sagte Aidan kein Wort, lief einfach still weiter in den Garten hinein und Killian folgte ihm. In der Nähe vom Ende des Gartens steuerte der Jüngere schließlich eine Bank an und ließ sich darauf nieder, nachdem er seinen Begleiter mit einer Geste gedeutet hatte, dass auch er sich setzen sollte. Dies war einer der ruhigen Orte des Gartens. Hier war es sehr unwahrscheinlich, dass sie von jemand anderem gestört werden würden, was Killians Vermutung, um welches Thema es gehen würde, nur größer werden ließ.
Aidan hatte seinen Blick auf seine Beine gesenkt und beobachtete seine Finger, die er nervös knetete.
„Worüber möchtest du mit mir sprechen?", fragte Killian schließlich leises und wollte den Anderen versuchen zu ermutigen. Trotzdem zuckte der Prinz ein wenig zusammen, als er die Stimme wahrnahm und schien sich nicht von seinen Fingern losreißen zu wollen. „Du sagtest zu mir, dass ich mit dir sprechen solle, wenn mich etwas bedrückt oder ich unsicher bin", gab er leise von sich. Er sah kurz auf, um zu sehen, ob der Ältere ihn gehört hatte. Dieser nutzte die Gelegenheit, um ihm schnell zustimmend zuzunicken, bevor der Andere seinen Blick wieder abwandte.
„Was verunsichert dich so sehr?", fügte Killian hinzu, um ihm so zu helfen das zu sagen, was ihn belastet, auch wenn er ahnte, selbst der Auslöser dafür zu sein.
Der Jüngere schluckte schwer. Das, was er sagen wollte, setzte ihm scheinbar zu und verunsicherte ihn. Er schien um die richtigen Worte zu ringen und sortierte eine Weile lang seine Gedanken.
„Ich hatte gehofft eine Reaktion von dir zu bekommen, als ich von meinen Gefühlen für dich sprach. Irgendeine Reaktion. Sei es auch am nächsten Tag, doch inzwischen ist fast eine Woche vergangen." Er hatte sich in Gedanken scheinbar Mut zugesprochen, denn zu Beginn seiner Aussage sah er auf, sprach laut und deutlich, verlor aber mit jedem Wort zunehmend sein Selbstbewusstsein, bis er schließlich den Kopf erneut gesenkt hatte und zum Ende hin fast schon flüsterte. Er atmete tief durch, schien nochmals seinen letzten Mut zu sammeln. „Jetzt, wo deine Reaktion ausbleibt, habe ich Angst vor dem, was es bedeuten könnte."
Damit erfüllt sich Killians Befürchtung, dass es dem Jüngeren um seine ausbleibende Reaktion auf seine Liebeserklärung ging. Auch er schluckte schwer, richtet den Blick in Richtung des Fußbodens. Zum ersten Mal, seit sie diese Beziehung eingegangen waren, war auch er unsicher. Ihm wurde heiß und kalt zugleich. Er wusste, dass seine Antwort darauf nicht die war, die der Jüngere sich wünschte. Wer wünschte sich auch schon etwas anderes, als die Erwiderung der Liebe, die man für jemanden empfand? Doch war er sich noch nicht klarer über seine Gefühle und anlügen wollte er ihn noch immer nicht. „Es tut mir leid, dass ich bisher geschwiegen habe." Danach verstummte er wieder. Ihm fehlten schlichtweg die richtigen Worte, um das richtig zu erklären.
Vorsichtig hatte Aidan nun den Blick gehoben, musterte den Älteren eine Weile lang, sah ihm einfach beim Nachdenken zu. Schließlich senkte er traurig seinen Blick erneut. „Ich weiß nicht, was genau das zwischen uns ist", fing er nun etwas gefasster an. „Ich verlange deswegen auch nichts von dir. Du musst meine Gefühle natürlich nicht erwidern, doch nutze mich bitte nicht aus."
Geschockt sah Killian auf, als er die Worte hörte. Eine leichte Panik stieg in ihm auf. Aidan hatte seine ausbleibende Reaktion völlig falsch interpretiert. „Ich nutze dich nicht aus!", erwiderte er sofort. „Ich kann dir nur nicht sagen, dass ich dich liebe."
Sofort zuckte Aidan unter den unbedachten Worten zurück, als hätte der Ältere ihn geschlagen. Dies hätte dieser in dem Moment am liebsten mit sich selber getan. Er hätte seine Worte gefühlvoller wählen sollen. So war es ja kein Wunder, wenn er den Prinzen verletzte und das war sicherlich nicht seine Absicht gewesen. Dieser räusperte sich und stand auf. Als er sich zum Gehen wandte, sprang auch Killian auf und griff nach seinem Handgelenk. „Nein, bitte geh nicht!" Mit diesen Worten zog er den Jüngeren zurück zur Bank und zog ihn mit sich herunter, weshalb sie schließlich beide wieder nebeneinander saßen. Dieses Mal jedoch hatte Aidan sein Gesicht abgewandt, blinzelte schnell, entzog sich jedoch nicht dem Griff des Anderen.
Schließlich kniete Killian sich kurzerhand vor ihn auf dem Boden, um so seine Aufmerksamkeit zu bekommen und ihm halbwegs in das Gesicht sehen zu können, während er sprach. „Du bedeutest mir etwas! Du bedeutest mir sogar viel, aber ich kann leider nicht definieren wie viel. Ich weiß nicht, ob es Liebe ist und deswegen habe ich nichts gesagt. Ich möchte nicht sagen, dass ich deine Gefühle erwidere, wenn ich nicht weiß, ob es stimmt. Dafür ist mir das alles zu wichtig. Du bist mir zu wichtig! Ich möchte dich nicht verletzen und nur weil ich noch nichts erwidern kann, heißt das nicht, dass mir deine Worte nichts bedeuten würden.
An dem Tag, an dem ich dich das erste Mal sah, war ich unglaublich oberflächlich und ignorant. Ich hatte einen Jungen gesehen, der sich am Rand hielt und kaum sprach. Mir war es egal gewesen, warum dies so war. Ich habe mich nicht dafür interessiert, dass du kurz zuvor deinen Bruder verloren hast und dass du ohnehin eher ein ruhiger Junge warst. Unfair wie ich war, gab ich dir keine Chance, habe dich über mehrere Jahre kaum beachtet, bis zu dem Tag, an dem ich dich zum ersten Mal wirklich angesehen habe. Ich habe dich lachen sehen und ich wusste sofort, dass ich dich so jeden Tag sehen wollte. Von da an wollte ich dein Freund sein, habe aber auch schnell gemerkt, dass mein Interesse an dir in andere Bahnen gelangte. Ich wollte nicht mehr nur, dass du glücklich bist, ich wollte der Grund dafür sein, dass du erneut so lachst, wie an diesem einen Tag.
Es tut mir leid, wie ich mich ganz am Anfang dir gegenüber verhalten habe und es tut mir leid, dass ich dir nicht sagen kann, was genau ich für dich empfinde. Ich habe mir nun schon ein wenig länger Gedanken darüber gemacht, doch seit du mir deine Liebe gestanden hast, zerbreche ich mir regelrecht den Kopf und komme einfach zu keinem Ergebnis. Ich möchte nichts falsch machen. Aidan, kann ich dich um noch ein wenig mehr Zeit bitten?"
Aidan hörte ihm die ganze Zeit aufmerksam zu. Lächelte hin und wieder ein wenig, doch in seinem Blick, welcher bald dauerhaft auf dem Gesicht des älteren lag, blieb eine leichte Spur von Traurigkeit.
Nachdem Killian geendet hatte, lächelte er ihn ein wenig schief an. „Du bittest wirklich mich um ein klein wenig mehr Zeit? Normal ist es doch andersherum."
Der Ältere erwiderte daraufhin sein Lächeln und strich leicht über den Handrücken Aidans, die er noch immer hielt. „Es tut mir leid wegen eben. Ich wollte dich nicht verletzten. Das wollte ich zu keiner Zeit."
Der Prinz akzeptierte die Entschuldigung mit einem Lächeln. „Wirst du es mir sagen, sobald du mehr über deine Gefühle weißt?"
Ohne zu zögern, bejahte Killian dies und hob etwas zögerlich die Arme, um sie um den Anderen zu legen. Erleichtert zog er den Prinzen näher an sich heran, als er spürte, wie auch er die Arme hob und seine Umarmung erwiderte. Seufzend legte der Jüngere seinen Kopf eine Weile auf der Schulter des Älteren ab, bis er ihn schließlich vorsichtig von sich schob. „Kann ich eine Weile alleine sein?", bat er Killian knapp, jedoch noch immer mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.
„Ja, natürlich! Ich werde gehen, dann kannst du hier im Garten bleiben", bot dieser an und stand mit diesen Worten auch bereits auf. Wenn er um Zeit bat, so würde er dem Anderen natürlich ebenso welche einräumen, so, wie auch er es eben getan hatte.
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