Kapitel 17 (Teil 2)

Die Sonne war gerade gänzlich untergegangen, da öffnete sich Aidans Tür. Zum Vorschein kam Amalia, welche überrascht die Wartenden ansah, bis sie schließlich schmunzeln musste. „Ist das hier eine Belagerung?"

Ada stieß sich von der Wand ab und ging auf die Prinzessin zu, ergriff ihre Hand. „Komm. Wir kommen viel zu spät zum Abendessen. Man wird sicherlich nicht erfreut darüber sein." Damit zog sie die Prinzessin hinter sich her in Richtung des Speisesaals. Als sie auf gleicher Höhe mit Killian waren, drehte Amalia sich zu ihm. „Mach nichts falsch. Wehe du tust ihm weh!", raunte sie ihm leise und zwinkernd zu, bevor sie weitergezogen wurde. Nach nur wenigen Schritten waren sie in der Dunkelheit des Flures verschwunden, denn bisher hatte hier keiner die Lampen in den Wandhalterungen entzündet.

Killian sah zu der offenen Zimmertür, als das Licht, welches von dort auf ihn fiel, verdeckt wurde. Auch Aidan trat hinaus und schloss die Tür hinter sich. Es war kurz still, bis der Prinz sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte. Ruhig meinte er, dass auch sie zum Abendessen gehen sollten und setzte sich damit in Bewegung. Der Ältere folgte ihm schweigend. Auch wenn Amalias Worte ihn Hoffnung schöpfen ließen, so konnte er nicht einschätzen, wie Aidan sich nun wohl verhalten würde. Das dieser nicht gleich auf das Gespräch einging verunsicherte ihn, weshalb er nicht mit ihm zu diesem Abendessen gehen wollte. Er wollte stattdessen mit ihm sprechen, herausfinden, ob nun etwas zwischen ihnen stand oder ob alles gut war und sie ihre Beziehung wie bisher weiterführen konnten.

Die bedrückende Stimmung im Speisesaal ließ seinen Wunsch nach Zweisamkeit nur noch stärker werden. Toran saß zwar bei Lana, jedoch schwiegen sie sich an wie bereits den restlichen Tag. Wie schon zu erwarten gewesen war, waren Josie und Luan nicht anwesend. Auch Madlen, Wanda und Peer hatten sich bereits, unabhängig voneinander verabschiedet, wie sie kurz nach ihrer Ankunft von Lana erfuhren. Dalia unterhielt sich leise mit ein paar der Lehrkräfte, welche den Nachzüglern nur einen bösen Blick zuwarfen, sonst aber schwiegen. Das Einzige, was Killians Stimmung ein wenig anhob, war Aidan. Nun wo die Lampen um sie herum entzündet waren konnte er endlich sein Gesicht sehen. Seine Wangen waren ein wenig gerötet und seine Augen wichen schüchtern den seinen aus, doch wirkte er erleichtert und glücklich.

Sie bedienten sich an dem Essen und unterhielten sich kurz mit Liam, der auch an diesem Abend dafür zuständig war, dass es niemandem an etwas mangelte. Nachdem auch ein paar der Lehrkräfte gegangen waren, deutete Aidan schließlich an, das Killian ihm folgen sollte. Dieser wartete noch ein wenig um dann dem Jüngeren, der bereits vor dem Speisesaal angekommen war, zu folgen. Kaum waren sie ein paar Schritte von der Tür entfernt, griff der Prinz nach Killians Handgelenk und zog ihn hinter sich her, zurück zu seinem Zimmer. In diesem angekommen stellte er erstmals seit dem Gespräch mit seiner Schwester Blickkontakt mit dem Älteren her. Blind tastete er mit seiner freien Hand nach der Anderen seines Gegenübers. Schließlich fand er sie und drückte diese kurz.

„Wir haben ihren Segen", flüsterte er leise.

„Wirklich?", fragte Killian hoffnungsvoll. Er wusste, wie wichtig es für Aidan war eine solche Unterstützung zu haben. Es würde ihm Sicherheit geben.

Der Jüngere nickte zwar nur als Antwort, doch sein Gesicht zierte ein glückliches Lächeln. Leider wich die glückliche Miene schnell wieder der Unsicherheit. Es war offensichtlich, dass er noch mehr sagen wollte, sich dessen aber nicht sicher war.

„Killian?", fragte er schließlich leise und verschränkte vorsichtig ihre Hände miteinander. Der Angesprochene legte den Kopf leicht schief, um so dem Jüngeren besser in das nach unten geneigte Gesicht sehen zu können.

Die Stimme Aidans war nur ein Flüstern und trotzdem hörte Killian seine Worte klar und deutlich und sein Herz begann augenblicklich schneller zu schlagen. „Ich liebe dich."

Überrascht weiteten sich die Augen des Älteren. Kurz öffnete er seinen Mund, nur um dann doch zu schweigen. Nachdem er die Worte nicht nur gehört, sondern auch vollständig verstanden hatte, begann er glücklich zu lächeln und strahlte den Jüngeren an. Die zuletzt verschränkten Hände voneinander lösend, umfasste er das Gesicht des Prinzen nur um ihn zu einem zärtlichen Kuss zu sich heranzuziehen und ihn an diesem Abend so schnell nicht mehr gehen zu lassen.

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Killian hatte Aidans Liebeserklärung an dem Abend nicht mehr erwidert. Sie hatten sich noch eine ganze Weile lang geküsst nur um schließlich schweigend zu Bett zu gehen und aneinander gekuschelt einzuschlafen.

Natürlich freute er sich über diese Worte, doch zugleich fühlte er sich nicht wohl dabei seine Worte zu erwidern, wenn er selber nicht wusste, was genau er fühlte. Er wollte den Anderen nicht mit Worten glücklich machen, wenn sie womöglich nicht einmal stimmten. Liebe war ein unglaublich starkes Gefühl. Ein Gefühl, von dem er nicht wusste, ob er es auf diese Art und Weise kannte.

Die Anwärterinnen waren noch sechs weitere Tage geblieben. Sie hatten gemeinsamen Unterricht und nur am Kampfunterricht mussten die Frauen nicht teilnehmen. Währenddessen saßen sie an der Seite und schauten den Anwärtern dabei zu, ihre Bewegungsabläufe zu verbessern.

Toran hielt sein Wort und gab der Situation letztendlich eine Chance. Mit der Zeit wurde er den Anwärterinnen gegenüber lockerer und beteiligte sich an dem einen oder anderen Gespräch. Bissige Worte und unhöfliche Aussagen unterließ er vollständig. Auch kam er mit der Zeit immer mehr mit seiner Schwester ins Gespräch. Auf Nachfrage sagten beide, dass sie sich aufgrund Torans 17 Jahren Ausbildung und dem damit verbundenem Kontaktabbruch einfach entfremdet hatten.

Luan hingegen nahm sich in der Zeit nicht nur Josie an. Im Wechsel mit ihr hatte er auch regelmäßig Besuch von Dalia. Die anderen Anwärter, sowie Anwärterinnen wussten nicht, was sie davon halten sollten. So entschieden sie stumm für sich, nichts dazu zu sagen.

Einen eher schwierigen Stand hatte letztendlich Peer bei den Frauen. Schon nach kurzer Zeit hatte er seine freche Art nicht mehr unterdrücken können und trat der einen oder anderen Anwärterin dadurch auch mal zu Nahe. Sie mieden ihn schließlich weitestgehend.

Amalia, Aidan und Killian wurden in der Woche regelrecht unzertrennlich. Sie machten fast nichts getrennt voneinander. Hin und wieder gesellten sich Ada, Madlen und Wanda zu ihnen. In sehr seltenen Momenten kam sogar Toran dazu.

Letztendlich war die Woche schnell rum und geschlossen verabschiedeten die Anwärter sich von den Anwärterinnen. Die Lehrkräfte sprachen ihnen ihr Lob aus, aufgrund ihres guten Verhaltens und des tadellosen Ablaufs. Die anfänglichen Schwierigkeiten und die paar Auseinandersetzungen zwischen Peer und den Frauen wurden dabei großzügig übersehen. Luan ließ es sich natürlich nicht nehmen zu erwähnen, wie wichtig ihm die Rolle als Gastgeber war. Nachdem sich die übrigen Anwärter irritiert und ein wenig fassungslos angesehen hatten, konnten sie sich das eine oder andere Lachen nicht mehr verkneifen.

Letztendlich entließ man die Anwärter am Abschiedstag in einen zusätzlichen freien Tag.

Als sich alle abwandten, um ihren eigenen Beschäftigungen nachzugehen, hielt Aidan Killian zurück und wartete darauf, dass sie alleine waren. Sein zuvor noch glückliches Lächeln wich einem unsicheren und traurigen Gesichtsausdruck während er den Älteren um ein Gespräch bat.

Ende Kapitel 17

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