Kapitel 16 (Teil 1)

Kapitel 16

Es dauerte nicht lange und die drei hatten es sich auf den Sitzgelegenheiten in Aidans Zimmer gemütlich gemacht. Wie sich herausstellte, redete Amalia nicht nur gerne, sie war auch noch sehr neugierig und hörte dementsprechend gerne zu. Sie versuchte so viel wie möglich über ihren kleinen Bruder heraus zu finden, ohne einem dabei das Gefühl zu geben sich in einem Verhör zu befinden. Das Talent für Gespräche schien ihr angeboren zu sein und mit Sicherheit bekam sie Zeitweise auch Informationen, die man ihr eigentlich nicht geben wollte.

Zu ihrem Glück befand sich jetzt Killian bei ihnen, denn er war nur allzu gerne bereit, grinsend auf alle ihre Fragen zu antworten, während der Prinz eher hilflos versuchte zumindest ein paar Details über sich zu schützen, jedoch ohne viel Erfolg. Kurz vor dem Mittag saß dieser mehr geschafft als munter neben seiner Schwester und stützte seinen Kopf frustriert auf einer seiner Hände ab.

„Und den Gerüchten zufolge bist du der vorbildliche Prinz", sagte die Prinzessin kopfschüttelnd und drehte grinsend ihren Kopf zu Aidan. „So langsam beginne ich dies anzuzweifeln."

Killian lachte über den erschöpften Gesichtsausdruck seines Freundes, entschied dann jedoch ihn erst einmal nicht weiter zu ärgern. „Er ist der vorbildliche Prinz von dem alle immer sprechen. Aber auch dieser ist halt nur ein Mensch."

„Das musst du mir jetzt aber erklären! Wie ist es möglich der Königsfamilie anzugehören und gleichzeitig ein Mensch zu sein?", rief Amalia aus und lehnte sich interessiert nach vorne zu dem Anwärter. Auch Aidan hob ein wenig interessiert den Blick, allerdings wohl eher, weil er sich auf das nächste Detail über ihn, welches seine Schwester nur zu gerne erfahren würde, gefasst machte.

„Ja, natürlich nicht in der Öffentlichkeit! Da seid ihr keine normalen Menschen, aber bei euren Freunden dürft ihr das sein", sagte der Ältere lachend, obwohl es ihm schon ein wenig leid tat, ihnen keine andere Antwort darauf zu geben. Immerhin wusste er, unter welchem Druck Aidan zeitweise stand und dieser lag mit Sicherheit auch auf der Prinzessin. Enttäuscht ließ die Anwärterin sich daraufhin auch wieder gegen das Polster fallen. „Ich hatte schon Hoffnungen gehabt."

„Tut mir leid", erwiderte Killian nun mitfühlender lächelnd.

Er empfand das Gespräch mit der Prinzessin wirklich erfrischend. Es war einfach mal etwas anderes und er hätte nicht gedacht, dass der Besuch der Anwärterinnen vielleicht doch eine so positive Seite hätte haben können. Allerdings erkannte er auch eine gewisse Gefahr innerhalb ihres Gespräches. Er fühlte sich einfach wohl. Die Prinzessin erinnerte ihn sehr an Aidan, auch wenn sie viel aufgeschlossener war als dieser. Trotzdem gab sie ihm das Gefühl mit ihr über alles sprechen zu können, was er natürlich nicht konnte. Er musste aufpassen nichts über den Prinzen und ihre Beziehung zueinander zu sagen oder etwas, was darauf hinweisen konnte. Wer wusste schon, wie Amalia darüber denken würde?

Seufzend fuhr Aidan sich mit der Hand über das Gesicht. „Es gibt gleich Mittagessen. Wir sollten in den Speisesaal gehen."

„Du wirkst so erschöpft. Musst du etwas Energie zurückgewinnen?", scherzte seine Schwester und stieß in spielerisch mit dem Ellenbogen in die Seite.

„Allerdings", ging Aidan darauf ein und stand sogleich auf. Sofort bot er Amalia seinen Arm zum Unterhaken an, welche der Einladung ohne zu zögern nachkam. Ein wenig langsamer folge Killian den Geschwistern auf den Flur in Richtung der Zimmer der übrigen Anwärterinnen.

Sie holten Dalia, Madlen und Wanda wie vereinbart dort ab und gingen gemeinsam zu dem Speisesaal. Als sie dort ankamen, waren bisher nur Toran und Lana dort. Sie saßen getrennt voneinander, mit mehreren freien Stühlen zwischen sich. Das Einzige was hier richtig schien, war, dass sie auf der jeweils gegenüberliegenden Seite des Tisches Platz genommen hatten und somit den Regeln folgten.

Die Neuankömmlinge warfen sich kurz verwunderte Blicke zu, sagten dazu jedoch nichts und suchten sich einen eigenen Sitzplatz in der Nähe der Anwärterin die ihnen freundlich lächelnd entgegenblickte. Killian allerdings ging zu Toran und setzte sich neben ihn.

Zunächst schwiegen sie sich an, als jedoch die anderen anwesenden langsam in ihre Gespräche vertieft waren, wandte Killian sich dem Ältesten zu. „Was ist los? Gibt es irgendwelche Differenzen zwischen euch beiden?"

„Nein, keine Differenzen. Ich habe lediglich kein Interesse an weiblicher Gesellschaft", meinte der Älteste, winkte leicht ab, sah jedoch dabei die ganze Zeit ausdruckslos aus dem Fenster.

„Ach Toran, wie kommst du denn jetzt dazu? Du bist doch sonst kein Kind von Traurigkeit und genießt die Gesellschaft von Frauen", sagte Killian gespielt geschockt. Den Anwärtern war durchaus aufgefallen, dass Toran keine häufig wechselnden Bekanntschaften mehr hatte, seit er regelmäßig Besuch von ein und derselben Frau bekam. Jedoch wurde bisher nie offen darüber gesprochen und wahrscheinlich hätte auch keiner damit gerechnet, dass es vielleicht später zu Problemen mit anderen Frauen kommen könnte.

„Es ist eben so", meinte der Älteste sofort und sein Blick wechselte zu einem Fenster, welches von Killian noch weiter abgewandt war.

Killian seufzte aufgrund dieser Reaktion auf. Mit Spaß schien er die Situation wohl nicht auflockern zu können. „Ist es der gleiche Grund, weshalb du in letzter Zeit eher zurückhaltend geworden bist?"

„Vielleicht."

„Du brauchst doch nur freundlich zu sein. Genieße die Gespräche und Gesellschaft von Anderen. Wir leben hier so abgeschieden, da sollten wir eine solche Situation auch nutzen", versuchte Killian ihn also auf diese Weise umzustimmen.

Kurz ließ Toran den Kopf hängen bevor er zu dem anderen Anwärter sah. „Du hast ja recht. Du solltest nicht hier bei mir sitzen, sondern zu den Anderen gehen." Er verzog seine Lippen zu einem schwachen Lächeln.

„Kommst du mit mir?", fragte der Jüngere hoffnungsvoll, doch erhielt dafür nur ein Kopfschütteln. „Geh ohne mich. Vielleicht stoße ich nachher noch dazu."

„Na gut, wie du möchtest." Langsam erhob Killian sich wieder. Wahrscheinlich ging der Ältere ja doch nur auf seine Vorschläge ein, um danach wieder seine Ruhe vor ihm zu haben.

Er drückte noch einmal fest die Schulter des Ältesten bevor er sich zu den Anderen gesellte und nach kurzer Zeit in die Gespräche mit eingebunden wurde.

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