Kapitel 12 (Teil 1)
Kapitel 12
Aidan und Killian waren gleich zu Bett gegangen, nachdem sie in dem Schlafraum angekommen waren. Sie sprachen kaum noch miteinander, weil der Jüngere schlicht zu müde war. Dicht an den Anderen gekuschelt glitt er schnell in einen eher unruhigen Schlaf. Sanft strich Killian ihm immer wieder über den Rücken, was ihn wohl auch ein wenig zu beruhigen schien, denn Aidans Atmung beruhigte sich zunehmend und seine Muskeln entspannten sich. Schließlich schlief dann auch der Ältere bald mit dem Prinzen im Arm ein. Jedoch schreckte der Prinz in den folgenden Stunden immer wieder aus dem Schlaf hoch. Killian, welcher auch nie allzu tief geschlafen hatte, war sofort zur Stelle um ihm beruhigende Worte zuzuflüstern und vorsichtig in seine Arme zurückzuziehen, weshalb der Jüngere sich schnell beruhigte und erneut einschlafen konnte.
Als der Prinz kurz vor der Dämmerung erneut wach wurde, rückte der Ältere soweit von ihm ab, dass er ihm ins Gesicht sehen konnte und strich ihm langsam mit dem Daumen über die Wange. „Möchtest du vielleicht über das, was Gestern passiert ist sprechen?"
Müde lächelte Aidan ihn an. „Du hast eigentlich alles gesehen, was zu sehen war. Bevor du dazugekommen bist, ist kaum etwas passiert und mehr werde ich dir wohl nicht sagen können."
„Das meine ich nicht", flüsterte Killian und strich dem jüngeren sanft durch die Haare, welcher sich augenblicklich leicht an seine Hand schmiegte und kurz die Augen schloss. Es musste den Jüngeren Beschäftigen, denn sonst wäre die Nacht nicht so unruhig für ihn gewesen. „Was geht dir deswegen durch den Kopf? Wie fühlst du dich?"
Aidan hob langsam die Hand unter der Decke hervor und legte sie an die Brust des Älteren. Gedankenverloren strich er langsam mit einem Finger über dessen Schlüsselbein und lächelte daraufhin wieder leicht. Seine schweren Augenlider senkten sich wiederholt wegen der Müdigkeit. Killian rechnete bereits nicht mehr mit einer Antwort und wollte seine Fragen bereits erneut stellen, als er ein leichtes Seufzen von dem Jüngeren wahrnahm. Dieser schien nun nach den richtigen Worten zu suchen.
„Ich wusste, dass das Volk frustriert ist." Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem stärkeren Lächeln, doch seine Augen drückten eine Bitterkeit über das Gesagte aus. „Ich wusste, dass sie unzufrieden mit meinem Vater sind, aber ich habe nicht gedacht, dass sie dies auch auf mich übertragen. Ich hatte Angst vor diesen Männern. Keine Angst, dass sie mir körperlich etwas tun würden. Nein. Viel mehr hatte ich Angst, nein, ich habe Angst vor ihren Worten, vor ihrer Kritik, die ich bisher nicht erwartet habe. Bin ich denn so naiv? Bin ich blind für das, was ich tue oder sage? Killian, habe ich etwas Falsches getan oder vielleicht etwas Falsches gesagt?" Selbstzweifel lag in seinen Augen, als er Killian in die seinen sah.
„Nein." Weiterhin strich der Ältere dem Anderen beruhigend durch das Haar, während sich Falten auf seine Stirn legten. „Nein, du hast nichts Falsches getan und vor allem nichts Falsches gesagt. Du erfüllst die Aufgabe, die dir zugedacht ist. Du konzentrierst dich darauf ein guter Anwärter zu sein und allen Ansprüchen gerecht zu werden. Du würdest nie etwas Falsches sagen oder tun, dafür handelst du viel zu bedacht."
„Aber ist das genug? Muss ich vielleicht mehr tun? Was kann ich noch mehr tun?" Die Verzweiflung des Prinzen war nun auch in dessen Stimme angekommen. Sofort streckte Killian seine Arme nach dem Jüngeren aus und zog ihn in eine feste Umarmung. Er wusste keine Antwort auf die Fragen. Könnte er mehr tun und wenn ja, was wäre das?
Ein Zittern durchlief den Prinzen und seine Atmung beschleunigte sich. Er hielt sich an den Schultern des Anderen fest und kämpfte ganz offensichtlich mit sich selbst. Killian konnte nichts anderes tun, als ich nur weiterhin im Arm zu halten und ab und zu einen Kuss auf sein Haar zu drücken, in der Hoffnung ihm so ein wenig Kraft zu schenken.
Es war furchtbar den Jüngeren so zu sehen und von seinen aufkeimenden Selbstzweifeln zu hören.
Als es langsam zu dämmern begann und das erste Licht das Zimmer erhellt, beruhigte Aidan sich wieder.
„Geht es dir ein wenig besser?", fragte Killian leise und sah ihm ins Gesicht.
„Ja, vielen Dank das du für mich da bist", flüstere der Jüngere und senkte seinen Blick etwas.
„Natürlich bin ich das", sagte sein Gegenüber ebenso leise und hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Wollen wir dem Schlaf nochmal eine Chance geben?", fügte er hinzu und lächelte ein wenig aufmunternd.
Erschöpft nickte Aidan nur und kuschelte sich wieder an den Anderen. Da sie den Tag heute erneut frei hatten, konnten sie die Zeit auch nutzen, um ein wenig länger als sonst zu schlafen.
Dieses Mal war Aidan von Anfang an ruhiger und blieb es auch. Auch Killian verhalf dies zu einem ruhigen Schlaf.
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Killian zog seine Stirn leicht kraus, als Stimmen ihn aus seinem Schlaf lockten. Er konnte noch nicht verarbeiten, worum es genau ging, doch erkannte er Aidans Stimme, welche sich leise mit Liam unterhielt. Dieser fing gerade an zu lachen und der Prinz schien nicht ganz so glücklich zu sein, denn er begann eindringlicher zu sprechen.
Der zuvor noch Schlafende öffnete leicht die Augen und sah den Bediensteten, wie er gerade das Frühstück auf den Tisch der Sitzgruppe abstellte. Der Prinz hingegen saß neben ihm aufrecht im Bett. Erneut schloss er die Augen und drehte sein Gesicht etwas mehr in Richtung des Kissens, um dieses darin zu vergraben. „Was ist euer Problem?", murrte er unzufrieden. Er hätte gerne noch ein wenig mehr geschlafen nach der unruhigen Nacht.
Liam lachte erneut. „Unser Prinz scheint sich in seiner Privatsphäre verletzt zu fühlen."
„Ist doch so!", empörte Aidan sich lauter, nun wo er wusste, dass der Ältere wach war. „Wir hätten hier wunder was tun können."
„Ach so?", kam auch gleich die interessierte Gegenfrage von der Tischgruppe aus. Killian musste schmunzeln, als er die wohl unbedachte Aussage des Prinzen gehört hatte. Er konnte sich genau vorstellen, wie das Gesicht des Jüngeren nun an Farbe dazugewinnen würde, als dieser nicht antwortete. Er war einfach sehr unsicher, wenn es um ihre Beziehung ging. Doch wer konnte es ihm schon verübeln, Killian fand es viel mehr niedlich.
„Keine Sorge. Bei euch Anwärtern habe ich schon so einiges zu sehen bekommen. Es gehört sozusagen zu meinen Aufgaben und ich bin verschwiegen", versuchte Liam den Jüngeren zu beruhigen. „Du brauchst also nicht schüchtern zu sein und ihr könnt gerne machen, was immer dir gerade vorschwebt." Nun war das Lachen in seine Stimme zurückgekehrt.
Aidan hingegen ließ sich nun zurück in die Kissen fallen und zog die Decke bis zur Nase hoch. „Ich habe mich nur erschrocken, als du plötzlich ins Zimmer kamst", murrte er noch leise, mit durch die Decke gedämpfter Stimme. Sofort rückte Killian näher zu ihm und stützte sich auf die Ellenbogen ab, um ihn ansehen zu können.
„Ist alles in Ordnung?", fragte er ernst, weil er sich damit auf den vorherigen Tag bezog. Wie er bereits feststellen konnte, entging der Jüngere solchen Situationen ganz gerne, doch dieses Verhalten war dann doch nicht üblich für ihn.
„Ja, es ist alles in Ordnung." Sofort zog Aidan die Decke wieder ein Stück herunter, damit Killian sein beruhigendes Lächeln sehen konnte.
„Was ist denn los?", fragte Liam, als er merkte, dass die Stimmung ein wenig kippte.
„Ich muss mich wohl daran gewöhnen, dass ich nicht so sehr beliebt beim Volk bin wie ich dachte", fasste Aidan kurz zusammen und wandte sich damit von Killian ab, ihrem Freund zu.
„Was meinst du damit?", fragte dieser sowohl interessiert, als auch irritiert.
„Sagen wir mal, ich habe Bekanntschaft mit meinen Kritikern gemacht."
„Oh, ich verstehe. Habt ihr das gemeldet?", fragte Liam auch gleich weiter und verschränkte besorgt seine Arme vor der Brust.
„Nein und das werden wir auch nicht. Es ist nichts weiter passiert und ich möchte nicht, dass es zu viel Aufsehen darum gibt."
„Verstehe", nickte der Bedienstete.
Nachdem das Gespräch zum Erliegen gekommen war, wandte er sich zur Tür. Kurz davor konnte er es jedoch nicht lassen, Aidan nochmals zu ärgern. „Wenn ihr beide etwas zu verstecken habt, dann solltet ihr in der Nacht nicht so schnell ins Bett verschwinden. Zumindest die Zeit zum Vorhänge zuziehen solltet ihr euch dann schon noch nehmen."
Empört über die Aussage setzte der Prinz sich sofort wieder auf, nur um nach seinem Kissen zu greifen und es in Richtung der Tür zu werfen. Das Kissen traf diese auch zuverlässig, allerdings eben nur die Tür, da ihr Freund bereits lachend aus dem Zimmer gehuscht war. Killian konnte darauf auch nur lachen und sah zum Prinzen auf, welcher leicht schmollend noch immer zur Tür blickte.
„Hast du hunger?", fragte der Ältere schließlich, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. Allerdings erhielt er keine Antwort, sondern wurde nur stumm angesehen. Kurzerhand stand er also auf und holte sowohl das Kissen, als auch das Frühstück zu ihnen ans Bett. Killian griff nach einem Stückchen Käse und hielt es dem noch immer Schmollenden vor den Mund. Nach kurzem überlegen öffnete Aidan schließlich den Mund und ließ sich füttern.
„Geht es dir etwas besser?", fragte Killian mit besorgter Mine und suchte nach weiteren Köstlichkeiten, die er dem Anderen an die Lippen halten konnte.
„Ja, das tut es", bekam er die ruhige Antwort und konnte sehen, wie der Gesichtsausdruck von Aidan wieder milder wurde. Ein wenig Essen hatte schon so manche Laune gehoben.
Schweigend fütterte Killian seinen Gegenüber weiter und genehmigte sich zwischendurch ebenfalls den einen oder anderen Bissen. Nachdem sie satt waren, fragte er, was sie heute machen wollten. Immerhin hatten sie noch den ganzen Tag zur Verfügung, auch wenn es bereits etwas später war.
„Etwas Ruhiges wäre schön. Ich würde mich gerne nach dem gestrigen Tag ein wenig entspannen."
„Das Wetter ist gut" überlegte Killian mit einem Blick aus dem Fenster. „Wir könnten zum Teich gehen und ein wenig die Sonne genießen."
„Das klingt gut", stimmte der Prinz dem Vorschlag sofort lächelnd zu.
Sie beschlossen noch das Mittagessen abzuwarten bevor sie rausgingen. Die Zeit bis dahin ließ sich wunderbar nutzen, um noch ein wenig zu dösen und zu kuscheln.
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