Kapitel 11 (Teil 1)
Kapitel 11
Kaum hatte Killian die Tür hinter ihnen geschlossen drehte Aidan sich auch schon zu ihm um. „Ich werde niemanden von dieser Auseinandersetzung erzählen", erklärte er sofort. „Wenn die falschen Personen davon erfahren, dann dürfen wir womöglich alle nicht mehr in die Stadt gehen. Ich werde in Zukunft einfach besser aufpassen, wer meinen Weg kreuzen könnte oder vielleicht einfach im Anwesen bleiben", fügte er noch schnell hinzu und versuchte wohl so das Thema zu beenden und die Besorgnis des Älteren zu schmälern.
„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Was wäre passiert, wenn ich nicht gekommen wäre?", fragte Killian und sah ihm dabei besorgt ins Gesicht.
„Es ist aber nichts passiert", erwiderte Aidan ruhig lächelnd. „Es waren einfach nur unzufriedene Bürger, die ihrer schlechten Laune Luft machen wollten. Ich denke nicht, dass noch etwas Schlimmeres, als das, was du gesehen hast, passiert wäre."
„Weiche mir heute bitte nicht mehr von der Seite! Sie haben nicht nur Kritik an deinem Vater geäußert, sondern auch dich direkt angesprochen. Ich bin mir nicht so sicher, wie du, ob sie so friedlich geblieben wären, wenn ich sie nicht gestört hätte."
Wie gerne würde Killian dem Prinzen nun über die Wange streichen oder ihn in den Arm nehmen und sich vergewissern, dass es ihm wirklich so gut ginge, wie er sagte, doch er tat dies natürlich nicht in der Öffentlichkeit. Auch wenn sie hier vielleicht in einem leeren Flur des Gasthauses standen, so wusste man nie, wann jemand zu ihnen stoßen könnte. „Lass uns zu Peer und unseren Wachen gehen", entschied er schließlich. Er wusste nicht, was er noch sagen sollte. Er war so unglaublich sauer auf die Männer, die Aidan bedrängt hatten und zusätzlich auch besorgt um den Prinzen.
Zusammen gingen sie in den Schankraum und Killian führte Aidan zu dem Tisch in der hintersten Ecke. Noch bevor sie an dem Tisch ankamen, hatten die dort Anwesenden sie bemerkt.
„Killian hat den Prinzen bei sich", murmelte einer von dessen Freunden.
„Was man nicht alles während dem Verrichten seiner Notdurft finden kann", scherzte ein Anderer leise.
Killian warf ihnen einen bösen Blick zu, als sie nahe genug waren. „Das reicht!"
Aidan jedoch ließ sich nichts anmerken und lächelte ruhig in die Runde. Er stellte sich vor und reichte jedem kurz die Hand, nur Peer ließ er dabei aus.
„Der scheint zumindest freundlicher zu sein als sein Vater", murmelte jemand zu seinem Nebenmann blickend.
„Das ist ja auch nicht wirklich schwer...", kam die leise Antwort.
„Reicht das jetzt nicht langsam?", fragte Killian an die Beiden gewandt und brachte sie somit zum Schweigen. Das Verhalten seiner Freunde machte in wütend. Er würde ihnen nicht vorschreiben, welche Meinung sie zu haben hatten, doch hatte er erwartet, dass sie sich besser benehmen würden. Aidan jedoch bewahrte noch immer seine freundliche Miene und erweckte den Anschein nichts davon gehört zu haben, doch Killian war sich sicher, dass dem nicht so war, wenn er schon die Bemerkungen gehört hatte. Doch so war der Prinz, stets bemüht keine unnötigen Konflikte zu schüren, auch wenn dies womöglich auf seine Kosten ging.
Die beiden Wachen traten zu ihnen heran und fragten den Prinzen nach dem Verbleib ihres Kameraden. Nachdem er kurz erklärt hatte, diesen aus den Augen verloren zu haben, wurden die Wachen nervös. Ihnen war klar, dass gerade dies nicht passieren sollte. Sie drängten nun noch mehr zum Aufbruch, um die Anwärter zurück in die Sicherheit ihres Anwesens zu bringen. Sowohl Peer, als auch die Freunde Killians beschwerten sich darüber, mussten sich dem jedoch fügen und sahen auch schließlich ein, dass es spät genug geworden war.
Nachdem sich alle verabschiedet hatten und Killian versprach seine Freunde beim nächsten Stadtbesuch erneut zu treffen, verließen die Anwärter mit ihren Wachen zügig das Wirtshaus, jedoch möglichst so, dass sie kein Aufsehen erregten. Der Rest der Gruppe blieb am Tisch zurück, um den Abend ausklingen zu lassen.
„Wo habt ihr euer Pferd stehen lassen, mein Prinz?", fragte Peers Wache, als sie draußen angekommen waren und zu ihren eigenen Tieren gingen.
„Ich habe es in der Obhut meiner Wache gelassen", antwortete Aidan schlicht und zuckte etwas hilflos mit den Schultern.
„Er kann auf meinem mit reiten", meinte Killian und deutete dem Jüngeren bereits zu ihm und seinem Pferd zu kommen. Dieses war kräftig genug zwei Personen über die Strecke zurücktragen zu können.
Die Wachen nickten dies ab und erklärten schnell, dass sie die drei Anwärter zurückbringen und dann die Situation neu überblicken wollen würden. Somit machten sie sich schweigend auf den Rückweg.
Killian genoss es die Arme von Aidan, welcher nun hinter ihm saß, um seine Taille geschlungen zu haben. Außerdem lehnte dessen Brustkorb gerade so an seinem Rücken, dass er sowohl seine Wärme, als auch seinen ruhigen Herzschlag spüren konnte. Es zeigte ihm, dass er sich bei ihm sicher fühlte und beruhigte ihn zeitgleich ungemein. Noch immer malte er sich aus, was hinter der Gaststätte hätte passieren können. Natürlich hätte Aidan sich selbst verteidigen können, immerhin wurden sie darin unter anderem unterrichtet. Doch in der Situation war er schlicht und einfach unterlegen gewesen. Es wäre den Fremden mit Sicherheit nicht schwergefallen ihn zu überwältigen, wenn es denn ihre Absicht gewesen wäre.
Noch bevor sie an ihrer Burg ankamen, war es dunkel geworden und Killian griff im Schutze der Dunkelheit nach der Hand des hinter ihm Sitzenden. Zärtlich strich er mit seinem Daumen über dessen Handrücken.
„Es geht mir gut", flüsterte Aidan leise direkt in sein Ohr und löste damit eine leichte Gänsehaut bei Killian aus. Er schien gespürt zu haben, dass der Ältere noch immer besorgt war.
„Zum Glück", flüsterte er daraufhin ebenso leise zurück, um nicht die Aufmerksamkeit der Anderen auf sich zu ziehen.
Als sie dem Fackelschein des Eingangstores näher kamen, griff Killian die Zügel seines Pferdes wieder mit beiden Händen. Er hoffte später mit dem Prinzen alleine sein zu können, denn er konnte sich gar nicht oft genug vergewissern, dass es ihm gut ging. Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte er eine solch große Sorge um eine andere Person. Es war neu für ihn und er musste feststellen, dass ihm diese Art der Sorge ganz und gar nicht gefiel.
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