Kapitel 10 (Teil 2)
Am Rand des Marktplatzes stiegen Peer und Killian von ihren Pferden ab und übergaben die Zügel ihren Wachen.
Nach der Verkündung, dass sie in die Stadt gehen durften, wurde das Frühstück auch recht bald aufgelöst. Toran war alleine als Erster losgegangen, so wie er es meistens tat. Er genoss es, auch mal etwas ohne die restlichen Anwärter zu machen und hatte so auch die nötige Ruhe, die er in der Stadt haben wollte, um sich über neue Dinge zu informieren.
Luan hatte hingegen sofort Aidan für sich in Beschlag genommen. Was sie machen würden hatten sie zwar nicht gesagt, aber Killian ging ohnehin davon aus, dass es ausschließlich Luans Ziel war, den Prinzen von ihm fernzuhalten.
Somit blieb Killian mit dem noch immer verschlafenen Peer zurück und er entschied sich, diesen einfach mitzunehmen. Auch wenn er mit der Situation rund um die Wachen nicht zufrieden war, so wollte er die des Jüngsten nicht mit einem wohl möglicherweise übellaunigen Anwärter alleine lassen. Immerhin war es am einfachsten ihn einfach zu ignorieren. Ihn zu ermuntern oder einfach nur zu viel auf ihn einzureden, konnte durchaus schlechte Laune zur Folge haben. Aber zum Glück wurde Peer an der frischen Luft zunehmend munterer und beim Markt angekommen, kommentierte er bereits alles, was ihm gerade so in den Sinn kam und sorgte somit für die gewohnte Unruhe, die immer um ihn herum herrschte.
Plötzlich wurde der Jüngste aufmerksam und sah zu einem Stand mit Künstlerbedarf. „Sag mal, Killian, hattest du bestimmte Ziele?" Dabei machte er jedoch nicht den Eindruck, als ob ihn das nun noch besonders interessieren würde. Eine weitere Situation, in der man ihn ruhig erlebte, war, wenn er sich an eine Staffelei setzte und seinem künstlerischen Talent nachgehen konnte. Sobald er die Gelegenheit hatte, neue Utensilien zu bekommen war seine Aufmerksamkeit alleine darauf beschränkt.
„Ja, aber geh du nur zu deinen Pinseln. Ich gehe zu dem Bäcker dort drüben. Du kannst ja nachkommen, wenn du fertig bist", damit deutete Killian zu dem eher unauffälligen kleinen Stand des Bäckers, den er nach Möglichkeit jedes Mal besuchte, wenn er in der Stadt war. Schon als Kind hatte er dessen Backwaren geliebt. Dazu kam, dass er seine Waren zu nicht ganz so hohen Preisen anbot, wie er es wahrscheinlich könnte. Dies war der Grund gewesen, weshalb seine Mutter früher hierherkam, als sie noch mehr auf ihr Geld achten mussten.
„Killian! Schön, dass du mich auch mal wieder besuchen kommst", rief der Bäcker erfreut, als Killian in Sichtweite kam und strahlte über das gesamte Gesicht. Damit verabschiedete er auch schnell seinen derzeitigen Kunden, um für den Anwärter da zu sein.
„Hätte ich gewusst, dass du heute vorbeischaust, dann hätte ich Apfeltaschen gemacht."
Von Anfang an mochte Killian diese. Als er klein war, hatte er immer geweint, wenn er keine bekommen konnte. Nun war er älter und hatte seine Gefühle im Griff, doch trotzdem trauerte er der entgangenen Freud hinterher. Zum Glück, konnte er sich inzwischen auch mit anderen Waren anfreunden.
„Das ist wirklich schade. Was kannst du mir denn sonst anbieten? Hast du vielleicht etwas Neues?" Er war trotz allem immer an den neuen Kreationen des Bäckers interessiert. Dieser hatte nun mal ein Händchen für sein Handwerk.
„Etwas Neues habe ich tatsächlich dabei und es hat Ähnlichkeit mit deinen Apfeltaschen!" Lächelnd bückte der ältere Mann sich zu seinen Auslagen und hob ein Stück Gebäck an. „Meine neuen Früchtetaschen. Es ist zwar Apfel mit drin, aber auch andere Obstsorten."
„Kein Problem, vielleicht bekomme ich ja von alleine heraus, was alles darin verborgen ist." Damit wurde ihm auch bereits ein Teller mit besagter Früchtetasche und eine Gabel gereicht. Normalerweise aßen die Kunden nicht direkt am Stand, doch für Killian machte der Bäcker immer wieder gerne eine Ausnahme. So hatten sie auch die Gelegenheit sich ein wenig auszutauschen.
„Wie laufen die Geschäfte?", fragte Killian interessiert, während er die ersten Bissen des Gebäcks und anerkennende Geräusche von sich gab. Sie war wirklich lecker und für einen Moment konnte der Anwärter auch vergessen, dass es nicht seine geliebte Apfeltasche war.
„Es läuft gut. Aber das Lächeln deiner Mutter fehlt mir", sagte der ältere Mann ein wenig traurig. „Seit deine Eltern ihren Wohnsitz verlegt haben, kommt sie nur noch sehr selten."
„Sie würde bestimmt gerne öfters kommen, aber sie haben jetzt viel zu tun", versicherte der junge Mann und lächelte versöhnlich.
Während der Bäcker sich seiner neuen Kunden annahm, aß Killian seine Früchtetasche zu Ende. Er war sich nicht sicher, ob er alle Sorten erkannt hatte, doch konnte er Brombeere, Apfel und Birne erschmecken, sowie erkennen.
„Killian, bitte passt auf euch auf, wenn ihr in die Stadt kommt. Die Leute sind sehr unzufrieden", sprach der ältere Mann leise zu ihm, als er wieder Zeit für ihn hatte. „Der König hat sich sehr unbeliebt gemacht und ich würde mich nicht darauf verlassen, dass alle dabei einen Unterschied zu euch sehen."
„Nur keine Sorge. Wir kommen nicht mehr sehr oft in die Stadt und wenn, dann sind wir auch nicht alleine hier", damit deutete er unbemerkt zu seiner Wache, die sich ein wenig Abseits hielt.
„Das ist gut." Ernst nickend wandte der Verkäufer sich wieder ab und seinen Waren zu.
Damit sah Killian Peer auf sich zukommen. Er trug nun einen Beutel in der Hand, in welchem er bestimmt neu errungene Pinsel und Farben mit sich trug.
„Ich wäre dann soweit glücklich", meinte er strahlend, als er am Bäckerstand ankam.
„Das sieht man", lachte Killian.
An den Bäcker gewandt verabschiedete er sich. „Wir wollen uns noch ein wenig umsehen, wenn wir schon mal die seltene Gelegenheit haben in die Stadt gehen zu können."
„Ja, natürlich. Ich wünsche euch viel Spaß und freue mich auf das nächste Mal!", sagte der ältere Mann freundlich und nahm das Geld von dem Anwärter entgegen.
Killian und Peer sahen sich noch ein wenig auf dem Markt um, bis sie schließlich zu einem verspäteten Mittagessen in eine ihnen bekannte Gaststätte einkehrten. Hier war man sich ihrer Position bewusst und als man sie hereinkommen sah, geleitete man sie sofort zu einem der hinteren Tische, die man nicht direkt einsehen konnte. Auf dem Weg dorthin liefen sie an einem Tisch mit jungen Männern vorbei. Es waren alte Freunde von Killian. Kurzerhand entschieden sie alle in den hinteren Bereich zu gehen und gemeinsam zu speisen. Sie freuten sich sehr, sich mal wieder zu sehen und hatten viel zu erzählen. Auch Peer fügte sich schnell in die Gruppe ein und so unterhielten sie sich gutgelaunt über viele Dinge, auch lange nach dem Essen noch.
Am späten Nachmittag erinnerte Killians Wache, dass sie sich bald auf den Weg zurückmachen müssten. Sein Schützling meinte, dass sie gleich gehen konnten, er würde sich aber vorher noch erleichtern wollen. Da er dafür im Gebäude bleiben würde, entschied seine Wache ihm nicht zu folgen und blieb stattdessen bei der gut gelaunten Gruppe von jungen Männern.
Killian ging währenddessen in den hinteren Bereich der Gaststätte, wo er die entsprechenden Räumlichkeiten fand. Als er gerade wieder zurückgehen wollte, hörte er durch das zum Lüften geöffnete Fenster laute Stimmen von draußen. Ein kurzer Blick daraus, zeigte ihm eine Gruppe Männer, welche auf eine einzelne Person einredeten. Bei genauerem Hinsehen lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken, als er Aidan erkannte, welcher gefasst dastand und sich anhörte, was man ihm scheinbar zu sagen hatte.
Sofort verließ Killian das Gebäude durch den Hinterausgang, um zu dem Prinzen zu gelangen.
Dieser sah zwar unverletzt aus, doch trotzdem wurde er immer weiter an die Hauswand gedrängt. Er wurde wegen seines Vaters beschimpft und als ebenso unfähig dargestellt. Ihre Worte wurden immer lauter, bis schließlich einer nach Aidans Schulter griff und diesen so gegen die Wand drückte. Bevor der Prinz reagieren konnte, hatte Killian bereits seine Schritte beschleunigt.
„Hey! Was soll das?", rief er laut und erschrocken sahen die Männer auf. Unzufrieden ließen sie von Aidan ab und zogen sich übellaunig zurück, als sie merkten, dass Killian wohl auch weiterhin auf sie zukommen würde. Scheinbar wollten sie bei dieser Sache kein allzu großes Aufsehen erregen. Killian hingegen fiel es zwar schwer sich nicht weiter auf die Fremden zu konzentrieren, doch wollte er sie nicht provozieren und so einen Konflikt auslösen. Also ignorierte er die Männer und kam kurz darauf erleichtert bei dem Jüngeren an. „Ist alles in Ordnung mit dir?" Besorgt musterte er ihn von oben bis unten.
„Ja, mir geht es gut. Sie haben mich nur angesprochen und kritisiert", gab Aidan zur Antwort und atmete offensichtlich erleichtert auf, was er mit einem Lächeln zu überspielen versuchte. Killian gefiel es zwar nicht, dass sein Prinz von einer einfachen Kritik sprach, doch wusste er um dessen diplomatische Seite, die stets versuchte, wenige Aggressionen zu schüren.
Killian sah sich langsam um, als er sicher war, dass Aidan unversehrt war. Nirgends konnte er jemanden sehen und genau das ließ ihn stutzen. „Wo ist deine Wache?"
„Ich habe ihn irgendwann verloren, genauso wie Luan und seine Wache", erklärte der Jüngere und Killian schnaubte nur abfällig über das Gehörte. Wozu waren ihre Wachen da, wenn sie es nicht mal schafften in ihrer Nähe zu bleiben? Aidan hatte es schließlich nicht darauf angelegt diesem zu entkommen. „Ich hatte dich hier im Gasthaus vermutet, deswegen bin ich hierhergekommen", erklärte der Prinz und lächelte dabei noch immer, dieses Mal wirkte es aber schon ehrlicher.
Killian erwiderte das Lächeln, war aber noch immer besorgt und angespannt. Er griff nach dem Arm des Prinzen, um ihn mit sich zu ziehen. Bevor sie in das Haus gingen, schaute er sich nochmal um, konnte aber auch von den Männern nichts mehr sehen.
Ende Kapitel 10
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