Kapitel 10 (Teil 1)

Kapitel 10

Grinsend blickte Killian Aidan entgegen, als dieser den Speisesaal betrat. Er hatte es geschafft eher hier zu sein und das, obwohl er noch den Raum hat wechseln müssen. Doch er musste auch zugeben, dass er sich extra beeilt hatte.

Etwas verwirrt über das Verhalten des Älteren, ließ der Prinz sich diesem gegenüber auf einen der Stühle fallen und blickte den langen Tisch entlang. Die Beiden saßen alleine an diesem, doch am Ende des Raumes war Toran, an einem kleinen Extratisch sitzend, in einem Buch vertieft. Vor ihm stand etwas Brot und Obst, von welchem er sich hin und wieder bediente.

„Du brauchst ganz schön lange, um dich am Morgen fertig zu machen", neckte Killian mit gesenkter Stimme und grinste weiterhin gut gelaunt. Die einzige Antwort, die er erhielt war ein böser Blick vom Prinzen. Für mehr hatte dieser ohnehin keine Zeit, denn aus der Küche eilte bereits eines der Dienstmädchen herbei.

„Was darf ich Euch zum Frühstück bringen?", fragte sie und machte einen kleinen Knicks zur Begrüßung.

„Rührei hatte ich schon lange nicht mehr...", überlegte Aidan laut und runzelte dabei ein wenig die Stirn.

„Dazu ein wenig Speck und Brot?", ergänzte Killian fragend.

„Das klingt gut!"

„Dann nehmen wir wohl beide das Gleiche", sagte der ältere Anwärter zu der jungen Frau. „Ich hätte dann außerdem noch gerne einen Saft."

„Was für einen hättet Ihr denn gerne?", fragte sie schnell nach, wirkte ein wenig nervös.

„Überrascht mich."

„Und Ihr, mein Prinz? Darf ich Euch noch etwas Zusätzliches bringen?", fragte das Dienstmädchen und sah ihn dabei erwartungsvoll an.

„Ich hätte gerne noch einen Tee. Mit der Sorte könnte ihr mich ebenfalls überraschen", antwortet Aidan lächelnd. Dies schien die Frau ein wenig nervöser werden zu lassen, doch drehte sie sich schnell um, um pflichtbewusst ihre Aufgabe nachzukommen.

Zurück blieben die beiden Anwärter und schwiegen sich gegenseitig an. Killian grinste noch immer vor sich hin und versuchte so die Aufmerksamkeit seines Gegenübers auf sich zu ziehen. Aidan wollte aber den Anschein erwecken, dass er sauer war. Er versuchte es zumindest, bis er es schließlich aufgab und einen milden Gesichtsausdruck zeigte. Es war einfach nicht möglich einem so gut gelauntem Killian lange böse zu sein.

Nach einer Weile kam das Dienstmädchen zurück und brachte ihnen ihr Essen. Sie verteilte die Speisen und stellte Killian wortlos ein Glas Birnensaft neben seinen Teller. Bei Aidan allerdings fragte sie nach, ob der ausgesuchte Beerentee in Ordnung wäre.

„Ja, vielen Dank. Ihr habt eine gute Wahl getroffen", antwortete er freundlich.

Der andere Anwärter konnte nicht verhindern, dass sich seine Augenbrauen leicht nach oben zogen und sein Grinsen zu einem Schmunzeln wurde. Daran erkannte man dann doch einen Unterschied bei den Anwärtern. Der Prinz wurde grundsätzlich aufmerksamer behandelt, obwohl im Allgemeinen stets gesagt wurde, dass die Anwärter gleichgestellt waren und gerade die Kinder des Königs nicht hervorgehoben werden sollten. Doch schien das Dienstmädchen ohnehin eine kleine Schwäche für den gutaussehenden Prinzen zu haben.

Glücklich verschwand die junge Frau erneut in der Küche, ihr Gang nun wesentlich entspannter.

„Also, ich finde ja, dass ein Kräutertee besser gepasst hätte", sagte Killian unschuldig während er sich ein Stück Rührei in den Mund schob.

„Ich doch auch, aber ich habe ihr nun mal die Wahl gelassen, da sollte ich mich dann auch nicht beschweren", meinte der Prinz und zuckte seufzend mit den Schultern, während er sein Essen begutachtete.

„Doch so lernt sie nie, was dir gefällt und was du magst", tadelte der Ältere spielerisch. „Ist aber auch vielleicht besser so. Hauptsache ich weiß was dir gefällt." Als er dies sagte, wurde sein Grinsen wieder breiter und seine Stimme leiser und dunkler.

Aidan schien zu ahnen, in welche Richtung Killian soeben versuchte das Gespräch zu lenken, weshalb er scheinbar schnell davon ablenken wollte. „Du bist viel zu gut gelaunt!"

„Das liegt wohl daran, dass ich gut geschlafen habe. Außerdem war der Ausblick am Morgen sehr schön. Daran würde ich mich gerne gewöhnen", raunte der Ältere und ließ sich dabei nicht beirren.

Der Prinz stockte in seiner Bewegung und schien ein wenig mehr Farbe im Gesicht zu bekommen, während er kurz überlegte. „Dann tu das doch", murmelte er leise und hielt dabei den Blick gesenkt.

„Gerne!", meinte Killian sofort begeistert und warf Aidan einen intensiven Blick zu. „Vielen Dank für die Einladung."

Die aufkommende Nervosität überspielte der Prinz nun, indem er seinem Essen mehr Aufmerksamkeit schenkte und dieses zudem wegen seines guten Geschmacks lobte. Der Ältere war einfach nur weiterhin gut gelaunt, beließ es jedoch dabei. Er konnte ihn auch später noch ein wenig reizen, immerhin machte es der Jüngere ihm dabei nicht allzu schwer.

Gähnend betrat Peer den Raum. Er setzte sich still neben die Beiden und nickte lediglich kurz zur Begrüßung, um gleich darauf mit den Händen über sein Gesicht zu fahren. Es war selten, dass ihr Jüngster schwieg, doch wenn er noch müde war, war er besonders ruhig und man ließ ihm dann auch lieber seine Zeit, um richtig wach zu werden.

Das Dienstmädchen von eben nahm auch seine Frühstückswünsche entgegen, welche aus einem Fingerzeig auf das Essen seiner beiden Kameraden bestand.

Irritiert schaute er schließlich sowohl auf das Glas Saft, als auch auf die Tasse Tee, als die junge Frau ihm diese zusammen mit dem Essen vor die Nase stellte und schnell wieder das Weite suchte, ohne etwas dazu zu sagen.

„Engagiertes Mädchen", kommentierte Killian lachend und schüttelte leicht den Kopf.

Daran erkannte man auch einen weiteren Unterschied zwischen den Anwärtern. Aidan erhielt den vollen Respekt, während Peer lediglich akzeptiert wurde. Das mochte aber auch mit seinem vorlauten Mundwerk zu tun haben, mit dem er gerade bei Frauen oftmals einen schlechten Start hinlegte.

In dem Moment kam auch Luan dazu. Seine Haare noch feucht und aus dem Gesicht gekämmt, seine Haut leicht gerötet von der Erhitzung durch die morgendliche Kampfübung, die er stets an ihren freien Morgen absolvierte. Er warf Aidan und Killian, welche sich nach wie vor gegenüber saßen, skeptisch an und entschied sich dann, neben dem Prinzen Platz zu nehmen. Man konnte Aidan ansehen, dass er etwas nervös wurde, doch er hatte sich schnell wieder im Griff und beschloss den Anderen einfach nicht weiter zu beachten, nachdem er ihn knapp begrüßt hatte.

Killian dachte darüber nach, ob er seinem Prinzen vielleicht besser aus dem Weg ging, wenn die Anderen dazu kommen könnten. Er würde ihn nachher mal danach befragen. Vielleicht fühlte er sich dann wohler und zwischen ihnen würde es ein Konfliktpotential weniger geben.

„Hättest du gerne einen Tee oder Saft?", fragte Peer den Neuankömmling und hoffte wohl so, eines seiner Getränke loszuwerden.

Mit einem kurzen Blick zu Aidans Essen erbarmte Luan sich dann, dem Jüngsten seinen Tee abzunehmen. Als sich die Tür der Küche wieder öffnete, wurden dieser einige neugierige Blicke zugeworfen, doch statt des Dienstmädchens, kam dieses Mal Liam heraus, welcher das im Voraus georderte Essen von Luan bei sich hatte, um es ihm zu überreichen.

„Schön, dass ihr alle anwesend seid", meinte der Bedienstete strahlend, als er sich neben den großen Tisch stellte. „Dann brauche ich euch nicht alle einzeln zu suchen."

Er machte eine kurze Pause, in der er scheinbar darauf wartete, dass auch Toran am Ende des Raumes seinen Kopf hob und ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte.

„Ich darf euch verkünden, dass ihr den heutigen Tag nutzen dürft, um in die Stadt zu gehen. Allerdings müsst ihr natürlich eure Wachen mitnehmen."

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