Kapitel 1 (Teil 2)

Der weitere Unterricht verlief ruhig. Auch die Nervosität des Lehrers ließ nach einer gewissen Zeit wieder nach. Dadurch verfiel er wieder in sein gewohnt schnelles Unterrichtstempo und versuchte den Anwärtern den trockenen Unterrichtsinhalt über Diplomatie nahezubringen. Es war eines der weniger beliebten Fächer. Wäre der Unterricht abwechslungsreicher oder mit Interaktionen gestaltet, dann wäre die allgemeine Beteiligung mit Sicherheit größer. Auch Killian konnte sich nicht aufraffen den Ausführungen des Lehrers zu folgen. Er konnte sich noch so viel Mühe geben, aber alles lenkte mehr Aufmerksamkeit auf sich, als der Unterricht. Seine Müdigkeit half ihm bei seiner Konzentration nicht im Mindesten.

Um nicht erneut Aufmerksamkeit auf sich selbst zu ziehen, sah er sich ein wenig um. Ihre kleine Tischgruppe war von vollen Bücherregalen umgeben, welche sich weit in den Raum hinein erstreckten. Für Lesebegeisterte, wie zum Beispiel Aidan einer war, war diese Bibliothek ein Traum. Hier fand man fast alle Bücher die es in ihrem Land gab. Es gab nur wenige Schriften, die aufgrund ihrer Seltenheit hier nicht einzusehen waren oder sie waren schlichtweg noch zu neu.

Hinter dem Lehrer befand sich ein großes Holzsprossenfenster. Da sie sich im ersten Obergeschoss befanden, hatte man einen großzügigen Blick über die Ländereien östlich der Stadt. Derzeit erstreckte sich ein gelbes Meer aus Rapsblüten auf den Feldern bevor in etwas weiterer Entfernung sich die umliegenden Berge erhoben. Killian könnte Stunden damit verbringen einfach nur aus dem Fenster zu schauen und die Umgebung zu beobachten.

Als es an der schweren Holztür klopfte, wurde er von seiner Betrachtung jedoch abgelenkt. Ihr Lehrer sprach die Erlaubnis hereinzukommen aus. Ein Bote, welcher sich auch sogleich für die Störung des Unterrichts entschuldigte, betrat den Raum. Danach ging er schnellen Schrittes zum Lehrer, übergab ihm wortlos einen Brief, um anschließend den Raum so schnell wieder zu verlassen, wie er gekommen war.

Das Schriftstück wurde eilig und stumm gelesen, ohne, dass dabei eine Miene verzogen wurde.

'Zumindest seine Gesichtszüge hatte er unter Kontrolle.' dachte Killian leise schnaubend und grinste leicht, möglichst darauf bedacht, dass dies niemand sah.

Als hätte es nie eine Unterbrechung gegeben, steckte der Lehrer den Brief weg und fuhr mit dem Thema fort. Als dies jedoch beendet war atmete er kurz auf.

„An diesem Punkt werde ich den Unterricht nun beenden. Der Nachmittagsunterricht findet heute nicht statt. Es wurde eine Konferenz für die Lehrer einberufen." Mit dem letzten Wort drehte er sich auch schon in Richtung Tür und verließ schnell den Raum, die Anwärter nicht weiter beachtend.

Ein wenig überrumpelt sahen sich die Anwärter an.

„Wie, das war es jetzt für heute?" fragte der Jüngste etwas verwirrt nach.

„Scheint so", war die knappe Antwort Luans.

„Na dann. Wir sehen uns beim Mittagessen!" meinte Peer nur und verließ die Bibliothek ähnlich schnell wie der Lehrer. Nach kurzem Zögern tat Luan das Gleiche.

Auch Aidan stand von seinem Platz auf, allerdings nur um zwischen den Regalen zu verschwinden und nach neuen interessanten Büchern ausschauzuhalten. Bevor auch Toran verschwinden konnte sprach Killian ihn schnell an und bat ihn darum, ihm zu sagen, was sie heute besprochen hatten. Dies passierte im Allgemeinen oft, da Toran durch seine lange Anwesenheit als Anwärter viele Themen bereits mehrfach unterrichtet bekommen hatte. Geduldig begann er den Unterrichtsinhalt zusammenzufassen.

„Es sieht dir gar nicht ähnlich so wenig aufzupassen." meinte er schließlich, als er geendet hatte.

Etwas verlegen kratzte Killian sich am Hinterkopf. „Ja, ich weiß. Ich bin heute nur etwas müde. Tut mir leid."

„Das bist du in letzter Zeit öfters." Der Ältere runzelte leicht die Stirn und sah ihn mit seinen grauen eindringlicher Augen an.

„Mir schwirrt in letzter Zeit einiges im Kopf herum. Das wird bestimmt bald besser." Optimistisch lächelnd schaute der Braunhaarige Toran an.

„Wenn dich etwas bedrückt, kannst du jederzeit zu mir kommen und mit mir darüber sprechen. Das weißt du doch?" Um seine Worte zu bekräftigen legte er dem jüngeren Anwärter eine Hand auf die Schulter und drückte sie kurz.

In diesem Moment konnte Killian einen Blick auf Aidan erhaschen, der nun etwas weiter hinten ein Buch aus dem Regal zog. Als dieser die Lektüre aufschlug, verlagerte er sein Gewicht von dem einem Bein auf das andere und warf seinen Kopf leicht in den Nacken, damit ihm die Haare nicht ins Gesicht fielen.

„Killian?" Erst jetzt bemerkte er, dass er den Älteren vergessen und den Jüngeren angestarrt hatte.

„Entschuldige! Natürlich, dass weiß ich doch. Danke! Aber ich denke, das werde ich schon alleine schaffen.", antwortete er schnell und sah Toran wieder an. Dieser hatte sich kurz nach Aidan umgedreht und sah Killian jetzt mit stärker gerunzelter Stirn an, beließ es jedoch dabei.

„Komm, wir gehen in die Küche. Vielleicht lässt ein wenig Essen dich munterer werden!"


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Schön, dass ihr auch diesen Teil gelesen habt. Das freut mich sehr!

Ich hoffe es hat euch gefallen? Lasst mir gerne eure Meinung da. Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß im weiteren Verlauf der Story!

Bis zum nächsten Mal.

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