Kapitel neununddreißig

Der nächste Morgen begann für mich mit der Aufgabe, zu Abigail zu fahren. Ich wusste, dass sie tierisch sauer auf mich war, weil ich Cornwall in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verlassen hatte, ohne sie vorzuwarnen und nun war eine Woche vergangen, in der wir nicht voneinander gehört hatten. Ich besaß ja auch kein Handy mehr, also war die Sache mit der Kommunikation etwas schwierig. Gleich nach einem reichhaltigen Frühstück bestehend aus einem doppelten Espresso und Obstsalat, schwang ich mich auf mein Fahrrad und machte mich auf den Weg zu ihr. Ab Mittag wollte Dad, dass ich ihm im Hotel half, also war meine Zeit etwas knapper bemessen, und angesichts der Tatsache, dass es gerade einmal kurz nach acht war, würde ich meine Freundin vermutlich aus dem Bett schmeißen.

Abigail wohnte direkt neben der Schule in der Stadt. Mit dem Fahrrad brauchte ich etwas weniger als zehn Minuten - wenn ich mich beeilte - und als ich die Schule sah, wurde mir schlecht. Noch anderthalb Wochen, sagte ich mir. Noch anderthalb mickrige Wochen und du darfst wieder schön die Schulbank drücken. Bis dahin musste ich das Rätsel um das Wassermädchen gelöst haben! Ich wusste, dass es da einen Zusammenhang zu Ruby gab, und ich war mir ziemlich sicher, dass ich nur herausfinden musste, was in ihrer Todesnacht passiert war. Ich brauchte einen Anhaltspunkt - ein Tagebuch vielleicht, oder ihren Terminplaner - und dann musste ich meine Schwester kennenlernen. Richtig kennenlernen. Ich musste wissen, was sie dazu gebracht haben konnte, sich in die Wellen zu werfen und zu sterben. Ich musste wissen, zu wem sie Kontakt hatte und wie viel Zeit sie wo verbracht hatte. Das klang, als sei ich eine Spannerin, aber was blieb mir schon anderes übrig?

Ich stieg von meinem Rad, schob es vor die in fröhlichem Gelb gestrichene Garage der McEasters und ging zur Haustür. Bei Abigails Haus handelte es sich um ein altes Exemplar, das unter Denkmalschutz stand. Es war im 19. Jahrhundert gebaut worden, diente damals allerdings als Schneiderei. Heute war es zu einem schmucken Einfamilienhaus umgebaut worden, das von außen einen gebrechlichen, wenn auch gemütlichen Eindruck machte, sich von innen aber als top-modern entpuppte. Ich wischte mir über die vom Radeln erhitzte Stirn, drückte auf den vergoldeten Klingelknopf und wartete. Eine lange Zeit geschah nichts. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, hörte ich schleppende Schritte und kurz darauf erschien Mr McEaster im Türrahmen, Abigails Vater. Er hielt die Tageszeitung in den Händen, steckte in ausgewaschenen Jogginghosen von Adidas und hatte einen Milchschaumbart. Seine angegrauten Haare standen ungekämmt vom Kopf ab. "Oh Gott, entschuldigen Sie!", rief ich statt einer Begrüßung. "Hab ich Sie etwa geweckt?" Mr McEaster jedoch winkte gutmütig ab. Wie immer war er die Ruhe in Person. "Nicht doch, Holly. Schön, dich zu sehen." Er öffnete die Tür ein Stück mehr und ich trat dankend ein. Vor mir erhob sich die mit hellem Teppich ausgelegte Freitreppe ins Obergeschoss, und aus der angelehnten Küchentür hörte ich Radio. Eine Frauenstimme - offenbar die von Abigails Mum - summte fröhlich mit. "Wir frühstücken gerade", sagte Mr McEaster zögernd. "Allerdings schläft Abigail noch. Sie schläft viel in letzter Zeit." Er wiegte den Kopf hin und her, als wisse er selber nicht, was er davon dachte. Oh nein... Nicht dass etwas passiert war! Ich bekam ein ungutes Gefühl. "Kann ich trotzdem zu ihr?", fragte ich und bemerkte, dass ich mich wie eine richtige Nervensäge verhielt. Mr McEaster kratzte sich an seinem grauen Dreitagebart. "Klar. Sie freut sich sicher, dich zu sehen..." Er machte einen Wink zu der Freitreppe, und als hätte er damit einen Startschuss gegeben, schlüpfte ich aus meinen Ballerinas und stürmte nach oben. Mit ein paar Schritten war ich bei Abigails Zimmertür angelangt, knallte sie ohne zu zögern auf und schnappte überrascht nach Luft. Meine Freundin schlief gar nicht. Sie saß mit einer Schachtel Kosmetiktüchern auf dem Schoß und in eine Daunendecke eingehüllt am geöffneten Fenster und hatte Kopfhörer in den Ohren. Sie saß mit dem Rücken zu mir, deswegen bemerkte sie mich gar nicht. "Abigail?", sagte ich unsicher und schloss die Tür hinter mir. Was ging hier vor sich? Warum sagte mir Mr McEaster, Abigail schliefe noch, und dann saß sie hier? Und wo war ihre Lebensfreude hin? Ich konnte mich nur wundern. "Abigail", sagte ich wieder, lauter diesmal. Keine Reaktion. Wie laut hatte sie die Musik denn bitte an? Wusste sie nicht, dass sie so ihre Ohren zerstören konnte? Ich durchquerte das auf süße Art und Weise altmodisch eingerichtete Zimmer, langte nach den Kopfhörern in den Ohren meiner Freundin und zog sie mit einem Ruck raus. Abigails Kopf fuhr umher. In ihren Augen spiegelten sich die verschiedensten Emotionen ab, als sie mich sah. Erst wirkte sie distanziert, dann geschockt und schließlich schrecklich erleichtert. "Holly!", stieß sie schluchzend hervor, ehe sie mich stürmisch umarmte. Dabei fiel ihr die Decke runter und entblößte ihre nackten Beine. Sie trug nichts weiter als eine Unterhose und ein luftiges hellgrünes Hemdchen. Ihre Haare waren fettig und ihr Gesicht ungeschminkt. "Was ist denn mit dir los?", fragte ich verwundert. Und wo bleibt der Wutanall?, hätte ich am liebsten auch gefragt. Was war in der Zwischenzeit nur passiert? Abigail hätte mir die Antwort geben können, aber sie weinte nur hemmungslos, während sie meine Unterarme umklammerte wie ein Schraubstock. Ich jaulte leise auf. "Abigail - was ist los mit dir? Dein Dad sagte, du schläfst noch...?" Meine Freundin keuchte seltsam auf und nickte mit schmerzverzerrtem Gesicht. Dann fasste sie sich an den Bauch. Ihr Gesicht verlor jegliche Farbe. "Was zum Teufel...?", murmelte ich, während ich sie sacht auf ihren Stuhl zurückdrückte. "Bist du ein Junkie geworden, oder was?" Abigail lachte hysterisch auf. "Junkie? Gott, Holly, du hast ja keine Ahnung." Sie ließ sich von mir in ihre Decke hüllen und sah mich aus traurigen Augen an, als ich mich vor sie hockte. "Also", begann ich, während ich meine Handgelenke auf ihre Oberschenkel stützte. "Was ist hier los?" Abigal senkte den Blick. "Ich schäme mich so sehr!" "Dann rück' endlich raus mit der Sprache." Langsam wurde ich ungeduldig. Es gab in letzter Zeit einfach zu viele Situationen, in denen mir Informationen vorenthalten wurden, da konnte ja wohl wenigstens meine beste Freundin Klartext mit mir reden! Ich würde ihr schon nicht den Kopf abreißen. Abigail legte ihre Hände auf meine. Sie waren eiskalt. "Was ich dir jetzt sage", sie bohrte ihren Blick nachdrücklich in meinen, "muss ein absolutes Geheimnis bleiben. Kein Wort zu niemandem und erst recht nicht zu meiner Mutter!" Ich nickte stumm. Okay... Innerlich wappnete ich mich für alles. "Ich... Finley und ich haben es getan." Abigai holte tieft Luft. "Wann?", schoss ich in freudiger Erwartung zurück. Ich hatte ihr zwar davon abgeraten, aber dass sie sich trotzdem getraut hatten, fand ich irgendwie... mutig. Rätselhaft war mir nur Abigails aufgelöstes Verhalten... "An dem Tag, an dem wir darüber geredet haben. Bei der Arbeit im Hotel. Als Keith kam. Der Tag, bevor du einfach abgehauen bist." Die Stimme meiner Freundin wurde immer schärfer, während sie die Augen zu Schlitzen verengte. Ich tat, als würde ich das nicht bemerken. "Vor neun Tagen also", dachte ich laut. Abigail nickte. "Richtig. Vor neun Tagen. Vor fünf Tagen hätte ich meine Tage bekommen müssen." Mir gefror das Lächeln auf den Lippen. Was war sie im Begriff, mir zu sagen? War es das, was ich dachte, dass es war? Ich hielt die Luft an und wollte gleichzeitig lachen und weinen. Das konnte doch nicht wahr sein! "Kannst du das bitte wiederholen?", bat ich lahm. Abigail biss sich auf die Lippe. "Nein." "Oh mein Gott", stieß ich atemlos hervor. Mir war, als hätte ich einen Marathon hinter mir, so dringend hatte ich Luft auf einmal nötig. Meine Freundin sah mich schweigend an. "Bist du sicher?", hakte ich nach. "Du hast dich mit hundert prozentiger Sicherheit nicht um eine Woche vertan oder so. Und ihr habt verhütet." "Beides ja", seufzte Abigail. "Ich habe meine Tage seit einem Jahr regelmäßig am dreiundzwanzigsten jeden Monat. Und diesen August sind sie einfach nicht gekommen. Und natürlich haben wir verhütet, du blöde Kuh, aber es kann ja Gott weiß was passieren!" Sie rang hilflos die Hände, ehe sie erneut zu schluchzen begann. "Oh, Holly! Was mache ich jetzt nur?" Ich nahm sie in die Arme, weil ich darauf auch keine Antwort wusste, und zupfte ihr ein neues Taschentuch aus der Box. Sie schniefte herzhaft hinein. "Du musst ja auch nicht gleich alle Pferde scheu machen." Ich hatte beschlossen, meine Freundin zu besänftigen, anstatt mich da mit ihr zusammen in irgendetwas hineinzusteigern, das gar nicht existierte. Es gab ja auch hundert plausible Antworten - wenn nicht tausende - die alle auf ein anderes Ergebnis hinausliefen als eine Schwangerschaft. Abigails Blick nach zu urteilen, hatte ich sie allerdings nicht so schnell davon überzeugt. "Du bist ganz bestimmt nicht schwanger", versicherte ich. "Und warum hab ich dann meine Scheißtage nicht?", brummte sie missmutig. "Weil..." Ich suchte nach einer guten Antwort. "Weil das halt mal passieren kann, dass sie auf sich warten lassen. Es sind ja auch nur fünf Tage und kein halber Monat oder so." Ich fuhr mir durch die Haare und blickte meine Freundin vielsagend an. Sie sah doch weiße Mäuse. "Es könnte aber darauf hinauslaufen." Abigails Stimmung war unverbesserlich - im negativen Sinne. Aus diesem Tief aus Gefühlen bekam ich sie heute unmöglich hinaus. Ich seufzte schwer. "Hast du schon mal mit Finley drüber geredet?" "Um Himmels Willen, nein!" Abigai schüttelte heftig den Kopf. "Dann tu das doch. Und dann sehen wir weiter, hm?" Abigail funkelte mich an. "Hallo? Niemals! Was hast du denn für Schnapsideen? Du bist meine beste Freundin und nicht Oprah!" Der hatte gesessen. Ich richtete mich langsam auf, ging ans Fenster und blinzelte in die Sonne. "Schon klar", sagte ich hartnäckig. "Aber meinst du nicht, dass es vielleicht etwas bringen könnte?" Als Antwort erhielt ich ein undeutliches Schnaufen. Also nein. "Es gibt nur einen Weg, sicher herauszufinden, ob du tatsächlich schwanger bist", sagte ich und drehte mich wieder zu meiner Freundin um. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich weiß." "Also." Ich holte tief Luft. "Ab zur Apotheke!" "Spinnst du?", fauchte Abigail. "Die Apothekerin ist eine Freundin meiner Mum! Was meinst du, was sie denken wird, wenn ich da auflaufe und einen Schwangerschaftstest kaufe? Die kann eins und eins zusammenzählen, Holly." Ich verdrehte die Augen. "Dann bestehst du halt auf die ärztliche Schweigepflicht oder so. Was bleibt dir sonst schon an Möglichkeiten?" Abigail sah mich schweigend an. Ihre Augen wurden kugelrund und groß, und sie schob die Unterlippe vor, um mich wie ein Welpe schräg anzuschauen. Ich kapierte. "Nein", rief ich aus. "Och bitte", bettelte meine Freundin. "Weil ich es bin!" "Auf gar keinen Fall. Vergiss es!" Ich durchschnitt mit meiner Hand die Luft, aber es brachte nichts. Abigail hatte sich bereits vor mir auf die Knie geworfen. "Bitte, Holly." Sie langte nach dem Saum meines Rockes und hielt sich daran fest wie eine Kriegsgefangene im 20. Jahrhundert. Ich spürte, wie ich weich wurde. "Ich kann das nicht tun", räumte ich ein, aber wir wussten beide, dass ich überstimmt war. Abigail strahlte mich an. "Danke! Du bist die beste Freundin der Welt." "Das will ich hoffen." Ich sah zum Fenster hinaus in die Ferne. Ob das so eine gute Idee war?

Eine gute halbe Stunde später verabschiedete ich mich wieder von meiner Freundin. Ich hatte ihr etwas zu essen aus der Küche geholt, einen ordentlichen Kaffee aufgebrüht und die Badewanne für sie einlaufen lassen. Dann hatte ich ihre schlecht riechende Bettwäsche gewechselt und ihr in das heiße Wasser geholfen. Dabei entging mir nicht, wie markant ihre Hüftknochen hervorstanden. Wenn Abigails so weitermachte, sah sie bald so aus wie ich, doch den Gedanken sprach ich besser nicht aus. Wenn ich den Schwangerschaftstest erst mal geholt hatte und das Ergebnis natürlich negativ ausgefallen war, würde sie schon wieder die Alte werden. Ich zumindest ging nicht davon aus, dass sie tatsächlich ein Baby in sich trug. Allein die Vorstellung war einfach zu grotesk.

Schließlich lief ich wieder nach unten, verabschiedete mich von Mr und Mrs McEasters und radelte auf dem Heimweg bei der Apotheke vorbei. Gott, wenn mich jemand dabei sah, wie ich diesen Test kaufte, startete das neue Schuljahr schon mit einem brandheißen Gerücht. Um nicht sofort erkannt zu werden, öffnete ich meinen Pferdeschwanz und strich mir die Haare tief in die Stirn. Nach einem tiefen Atemzug stemmte ich mich gegen die verglaste Ladentür. Es ertönte ein etwas eingerostet klingendes Klingeln, als ich eintrat, und aus dem Personalraum ertönte eine kühle Frauenstimme. "Komme!" "Okay", sagte ich leise, wobei ich bezweifelte, dass die Verkäuferin mich hörte. Während ich zum Ladentisch ging, sah ich mich neugierig um. Ich war nicht oft in der Apotheke, aber als kleines Kind hatte ich immer davon geträumt, in einer zu arbeiten. Inzwischen klang diese Idee einschläfernd. Latein konnte ich eh nicht. In dem Moment kam eine kleine, dickliche Frau, deren niedliche Erscheinung rein gar nicht zu der kalten Stimme gehörte, begleitet von einem Luftstoß aus dem kleinen Lagerraum geschlittert. Sie musterte mich durch ihre ränderlose Brille. "Wie kann ich behilflich sein?" Ich wippte auf meinen Zehenspitzen auf und ab, während ich nach einer Umschreibung suchte, die möglichst harmlos klang. Letztendlich fiel ich aber völlig mit der Tür ins Haus. "Ich möchte bitte einen Schwangerschaftstest kaufen." Ich blickte schnell aus den bodentiefen Fenstern, um sicher zu gehen, dass niemand in der Nähe war. Die Verkäuferin folgte meinem Blick und öffnete dann den Mund. Ihrem Gesicht nach zu urteilen war sie drauf und dran, mir eine herablassende Bemerkung zu verpassen, doch dann schien sie sich daran zu erinnern, welchen Posten sie in der Apotheke hatte und ihre Züge glätteten sich zu einer makellos emotionslosen Miene. "Wie sie wünschen." Sie drehte sich um, schloss eine kleine Schublade in dem großen Apothekerschrank auf und holte eine kleine violett-weiße Schachtel hervor. Schließlich blickte sie mich fragend an. "Sind Sie wirklich sicher, Miss?" "Sonst wäre ich wohl kaum hier", gab ich etwas steif zurück. Die Apothekerin nickte. "Das macht dann sechzehn Pfung neunzig." Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. So teuer war ein beschissener Stab, auf den man drauf pinkelte, um zu wissen, ob man schwanger war? Das war ja wirklich unfassbar. "Äh, klar", stammelte ich, in der Hoffnung, überhaupt so viel Geld bei mir zu tragen. Ich wühlte nervös in meiner Tasche. Das zahlte Abigail mir aber zurück! Schließlich knallte ich meinen Geldbeutel auf den Ladentisch und zerrte den erstbesten Schein heraus, den ich kriegen konnte. Ein Zwanziger. Glück gehabt, dachte ich nur, während die Apothekerin mir das Rückgeld reichte. Ich dankte ihr, steckte eilig den Test ein und machte, dass ich aus diesem Laden herauskam. Das Ganze war mir tierisch peinlich.

Mit dem Schwangerschaftstest in der Tasche stiefelte ich auf direktem Wege zu meinem Fahrrad zurück. Bevor ich zuhause an die Arbeit ging, würde ich ihn erst einmal in den Tiefen meiner Kommode verstecken. Und morgen konnte Abigail von mir aus kommen, damit wir das Ganze so schnell wie möglich hinter uns hatten. Wir wollten den Rest unserer Ferien schließlich beide genießen und bei dem, was ich noch vor mir hatte, konnte ich mir eine seelisch angegriffene Freundin definitiv nicht erlauben.

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Hey ihr! Sorry, dass ich so lange nicht geupdatet habe, aber in meinem Leben ist im Moment krass was los. :3 Ich werde aber versuchen, jetzt wieder öfter für euch da zu sein. :-) Also, wie hat euch das Kapitel gefallen?

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