3. Feindschaften
Danke, dass ihr alle so geduldig wartet ^^
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San hatte mich nachdenklich gemacht. Der Kapitän hatte bald Geburtstag, was würde ich ihm dann schenken? Ein neues Fernrohr? Bücher? Ein Schmuckstück?
Bei dem Gedanken kam automatisch meine Hand herauf, um die vertraute Kette zu finden, die ich Tag ein Tag aus trug, eine silberne Kette mit einem silbernen Ring, in den ein blauer Saphir gefasst war. Meine Fingerkuppen glitten zuneigungsvoll über die kühle Rundung des Metalls, dann sah ich wieder über das Meer hinaus, dessen brilliant blaue Farbe am Horizont mit dem Himmel zu verschmelzen schien.
Seonghwa schien mir wie der richtige Ansprechpartner in Sachen Geschenke für Hongjoong. Wenn er nicht gerade mal jeden Nerv in meinem Körper raubte, würde ich ihn darauf ansprechen.
"Oh, ein Besucher.", riss mich Jonghos Murmeln aus dem Konzept und neugierig sah ich zum Strand hinab, über den ein Kind - ein Jugendlicher höchstens - determiniert auf uns zu marschiert kam, sich nicht von den spöttischen Rufen der Männer am Strand beirren ließ. Sein Hut schien zu groß für seinen Kopf und auch das Hemd saß weit über seinen schmalen Schultern, aber er wirkte so entschlossen, dass in mir sofort alle Alarmglocken losschrillten.
"Bleibt zurück. Akuma, geh Seonghwa holen.", murmelte ich unserer Gesellschaft leise zu und der Wolf sprang sofort eifrig davon, wir warteten angespannt. Jedes Grinsen war von Sans Gesicht verschwunden und sein Kiefer und die Wangenknochen stachen scharf aus seinem angespannten Gesicht hervor, während er nur beobachtete.
Ich warf einen besorgten Blick in den Himmel, in dem sich in einer unnormalen Geschwindigkeit Wolken ballten, schwarze, wütende Wolken, die sicherlich nicht von einem von uns kamen.
Der Junge bedeutete Ärger und der Großteil der Crew fehlte.
"San.", warnte ich leise und der Mann glitt seufzend hinter einen Haufen Kisten, ich sah Wooyoung graues Haar noch kurz aufblitzen, als er sich dort zusammenkauerte. Mein Herz verzog sich unangenehm in meiner Brust, als ich mich wieder Jongho zuwandte, ihm vorsichtig zunickte. Er erhob sich damit, lehnte lässig an der Reling, um bedrohlich auf den Jungen hinab zu sehen, der inzwischen von einem Pulk lachender Piraten umringt war und etwas umhergeschubst wurde.
Seonghwa machte seinen großen Auftritt.
Er trug Hongjoongs Hut mit der schweren Pfauenfeder und schritt strotzend vor Selbstbewusstsein über das Deck, Maske und Uniform perfekt sitzend. Neben unserer einladend ausgeworfenen Ladeplanke kam er zum Stehen und starrte finster auf den Eindringling hinab, ein kalter Wind brachte mich zum Frösteln.
Erschaudernd zog ich meine Maske ebenfalls über meinen Mund hoch und beobachtete von meinem geduckten Platz aus das Geschehen, Akuma fand eindrucksvoll seinen Platz an Seonghwas Seite.
"Lasst das Kind in Frieden, Männer. Was willst du, Bursche?", fragte Seonghwa herrisch (und total nicht charakteristisch, aber es war nicht die Zeit, um zu lachen) von oben herab und unsere Männer traten zurück, um ein offenes Gespräch zu ermöglichen.
Der Junge sprach nicht, er sah nur finster zu Seonghwa hinauf, schien trotzig abzuwägen, ob er es tatsächlich riskieren sollte, zu bleiben.
Und dann, von einer Sekunde auf die andere, war er verschwunden. Konfus blinzelte ich und kam dann erschrocken auf die Füße, als sich unten ein verwirrtes Rufen ausbreitete und die Männer hektisch begannen sich umzusehen. Für eine Sekunde stand alles still, alle sahen einander verwirrt an und dann...
Alles geschah gleichzeitig.
Ein Körper prallte gegen meinen und etwas krachte laut, irgendjemand schrie und ich sah mich desorientiert um, hatte irgendwie meine Maske verloren. Ich war nicht gefallen, ein warmer Arm um meine Mitte hielt mich aufrecht, aber der Dolch an meinem Kinn war eine Diskussion wert.
Es war so viel dunkler geworden, das Meer schwappte aufgebracht gegen das Schiff und als ich all meine Sinne wieder beisammen hatte, bemerkte ich zuerst das klaffende Loch im gesplitterten Holz der Reling, wo zuvor noch Jongho gestanden hatte, dann den Jungen, inzwischen ohne Hut und mit dreckigen, blonden Haaren, die ihm starr in die brodelnden Augen hingen.
Er war wann auch immer zu uns herauf gekommen und sah nun finster zwischen mir und meinem Fänger hin und her, während ich noch versuchte zu begreifen, was eben geschehen war.
"Bewegt euch nicht, holde Maid. Ich werde euch as den Fängen des Bösen befreien.", versicherte der Junge mir wichtigtuerisch und machte einen Schritt in viel zu großen Stiefeln auf uns zu, während San mich nur näher an sich presste, den Dolch drohend in meinen Hals presste, ohne Blut fließen zu lassen.
"Bleib zurück. Sie stirbt, bevor du es bis hierher geschafft hast."
Langsam verstand ich seine Taktik und sofort bemühte ich mich ängstlicher auszusehen, verschreckt im Angesicht eines definitiv nicht menschlichen Jungen zu wirken. Halb beruhigend, halb stabilisierend legte ich beide Hände auf Sans Arm (so gesehen Wooyoungs Arm) um meine Mitte und hielt mich fest.
"Wer bist du, was willst du hier?", knurrte San an meinem Ohr und der Junge warf sich die Haare aus dem Gesicht, machte einen weiteren drohenden Schritt auf uns zu. "Ich bin Thor. Und wurde geschickt, um dein verräterisches Sein auszulöschen." Die Verbitterung und Wut in seiner Stimme verwirrte mich. Wenn er nur als Waffe verwendet wurde, konnte es unmöglich so zornig sein. Wie lange schon wurde er darauf trainiert Loki als Feind zu betrachten? Wann hatte er von seinem Erbe erfahren? Er sah kaum älter aus als 15.
"San..." Meine Stimme war leise, verlor sich beinahe im Grollen des Himmel und den rauschenden Himmel und in den Segeln pfeifenden Wind. In einer plötzlichen Erleuchtung zuckte mein Kopf hoch und ich schnitt mich dabei, als San nicht schnell genug seine Hand bewegte, aber immerhin erkannte ich die Gefahr im letzten Moment noch.
Mit einem kraftvollen Schubs brachte ich San zum Taumeln und aus meiner Reichweite und stieß mich selbst gut genug ab, dass der gleißende Blitz, der im nächsten Moment vom Himmel zuckte, nur ein Fass in Brand setzte und uns nicht traf. Es war kein besonders starker Blitz gewesen, kaum genug, um das Schiff zum Erbeben zu bringen, aber zweifellos genug, um zu töten.
Ich stützte mich ab, als ich wieder auf die Füße kam, sah zu San hinüber, der Wooyoungs Maskerade fallen gelassen hatte und nur mit zornigen Augen zu dem jungen Götterfänger hinüber starrte.
"So viel zum Thema du rettest sie, was? Mistkerl."
"Jeder weiß, dass ihr eine Frau an Bord habt, die aus freien Stücken hier ist. Das ganze Dorf redet darüber." Thor sah angespannt zwischen uns umher, schien einen Angriff zu erwarten.
Falsche Richtung.
Meine Augen zuckten gewarnt zu der Stelle hinter ihm, zu der Treppe nach unten, wo nun eine Pfauenfeder aufgetaucht war, gefolgt von schwarzem Stoff und einem dicken Knüppel. Der Laut, mit dem er auf Knochen traf war widerlich und ich wandte die Augen ab.
Thor sackte zu Boden, bevor er wusste, wie ihm geschah und San war sofort bei mir, entschuldigte sich tausendfach über den Schnitt an meiner Wange. Ich schob ihn sanft beiseite und konnte nur voller Mitleid für einen Moment auf den ausgestreckten und blutenden Jungen hinab sehen, dann rief ich nach Akuma, um ihn zu Yeosang zu schicken.
"Ich kann die Wolken vermutlich vertreiben, bis er hier ist. Seine Kräfte sind zwar stark, aber sehr unkontrolliert. Er macht das definitiv noch nicht lange.", analysierte Seonghwa, während er das brennende Fass ins Meer kickte, Jongho kam gerade triefend die Planke hinauf geschlurft.
Ich tauschte einen nervösen Blick mit San, dessen Gesicht ebenso finster war, wie das Gewitter über uns und der den Kopf des Jungen behutsam in seinen Händen hielt.
"Ich weiß, ich bin der Böse hier. Aber das ist es, was sie tun, nicht? Kinder schicken, um in den eigenen Tod zu rennen."
Ich sackte augenblicklich neben ihm auf die Knie, um behutsam einen Arm um seine angespannten Schultern zu legen, so viel Trost wie möglich zu spenden, während ich noch mit meinem eigenen Entsetzen kämpfte.
Kein Wort wurde noch gesprochen.
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