13. Wiedersehen

Es brauchte entschieden zu lange, bis wir eine Art von sinnvoller Information aus dem schelmischen Jaebeom heraus bekommen hatten, aber letzten Endes schien es wohl so, als habe Youngjae gefordert, dass seine Truppe hier Schutz fand und sich neu formierte, bis Ragnarök vorbei war. Wir erfuhren außerdem, dass sich Njörd wohl ebenfalls San angeschlossen hatte und die anderen drei voller Nervosität darauf warteten unvermeidlich in die Schlacht ziehen zu müssen, sich darin Jongup anschließen konnten.

Jaebeom selbst wirkte angespannter als letztes Mal, dass wir ihn gesehen hatten. Jinyoungs Tod und die kommenden Ereignisse mussten seine Nerven stark unter Spannung setzen, denn er vergaß bald schon all seine Spielereien, um uns ernst zu Yongguk zu bringen, als wir darum baten.

Das Hauptquartier war wie leer gefegt, jeder irgendwo zurückgezogen und ich sah es, wie es Daehyun reizte sich von uns zu trennen, um stattdessen zu Youngjae zu eilen, aber er kam dann doch verantwortungsvoll zum erklären mit.

Jaebeom blieb mit Wooyoung im Gang zurück und behielt Thor und Akuma im Auge, während ich mit Seonghwa und Daehyun in Yongguks Gemächer eintrat.

Ich wusste nicht, wen er erwartet hatte, aber wir waren es nicht gewesen.

Denn kaum hatte er den lockigen Kopf von seinen Papieren gehoben, wurden seine Augen lächerlich groß. Daehyun schaffte ein entwaffnendes Grinsen und trat hinweg, um sich an dem kleinen Beistelltisch am Tee zu bedienen.

Yongguk musterte lange Seonghwa, dann fanden seine Augen meine und mich füllte die Erleichterung, als er sich lächelnd erhob und langsam herüber kam, um mich eng in seine warme Umarmung zu schließen, in der ich womöglich etwas länger als angemessen verweilte.

"Ich habe erst in einer Woche mit euch gerechnet. Was spornte euch so sehr zur Hast an?", erkundigte er sich mit einem weichen Lächeln, als er sich wieder von mir löste und ich musterte seine weiterhin so dürre Gestalt in ihrem dunklen Samtaufzug, er sah gesund aus, sofern man bei ihm davon sprechen konnte.

"Wir wurden auf See angegriffen, Eile war gefragt.", antwortete ich so knapp wie möglich und wandte mich dann halb um, um nach Seonghwa zu greifen, ihn am Arm zaghaft näher zu uns zu ziehen.

"Yongguk, das hier ist Seonghwa, unser Viz-" Unsicher brach ich ab und starrte hilflos in Seonghwas Augen, die mein plötzliches Stocken nur zu gut zu verstehen schienen. War er denn überhaupt noch der Vize? Oder...

"Vizekapitän. Ich habe viel von Euch gehört, Eure Hoheit.", nahm er das Gespräch allerdings elegant wieder auf und verneigte sich höflich vor dem Prinzen, die Haltung steif. Yongguk schien es nicht zu entgehen, wie Seonghwa ihm offensichtlich abgeneigt war, denn er versicherte ihm schnell, dass sie sich auf der gleichen Ebene befanden.

"Wo ist euer Kapitän? Ich erwartete ihn an deiner Seite.", wandte sich Yongguk danach erneut an mich und Daehyun räusperte sich vernehmlich in seiner Ecke, tarnte sich schnell mit seinem Tee.

"Er wird wieder zu uns stoßen, wenn wir hier alles geklärt haben. Vorerst benötige ich Eure Hilfe, was unsere germanischen Freunde betrifft." Seonghwa würde wohl nicht mit der ehrenhaften Anrede aufhören und Yongguk akzeptierte es mit einem Nicken, traf noch einmal meine Augen.

"Geh du nur die anderen grüßen. Ich bin mir sicher, sie haben dich vermisst."

Seine Augen sagten etwas gänzlich anderes als seine Worte, wiesen mich auf einen anderen Fakt hin und ich nickte langsam. Er wandte sich zufrieden ab.

"Ich schicke dir Thor und Wooyoung zur Unterstützung, ist das in Ordnung, Seonghwa?"

Der Blonde nickte nur, bevor er sich von Yongguk zu seinem massiven Schreibtisch voller Kram geleiten ließ und ich schlüpfte leise wieder aus dem Raum, nickte einem nervösen Wooyoung und müden Thor einzutreten.

Jaebeom lehnte lässig an der Wand, als ich die Tür vorsichtig hinter ihnen schloss, sah ungestört von der Welt aus mit seinem schwarzen Frack und den tadellos nach hinten gestrichenen Haaren. Er schien gerade gehen zu wollen, als ich ihn leise bat zu warten. Überrascht von meiner leisen Stimme wandte er das Haupt wieder zu mir um, musterte mich für einen langen, quälenden Moment.

Seine Augen waren kühl auf meinen, lasen mich wie ein offenes Buch, dann seufzte er laut und unnötig dramatisch, stieß sich mit den breiten Schultern von der teuer tapezierten Wand ab.

"Ich hole die Pferde. Lass den Wolf hier.", war sein knapper Befehl, dann wanderte er bereits davon und überließ es mir mich eilig mit Akuma abzusprechen, zu machen, dass ich so heimlich wie möglich aus Seonghwas Einflussgebiet kam, bevor er mich dabei erwischte.

Wenige Minuten später schwang ich mich an Jaebeoms Seite auf den Rücken einer weißen Stute und wir ritten in die Nacht hinaus, ließen die hell erleuchtenden Gebäude hinter uns, um uns in die kühle Finsternis zu hüllen.

So sehr ich Jaebeom auch dankbar dafür war mich zu begeiten, so sehr fühlte ich mich auch unwohl in seiner Nähe. Das Studieren seiner Gottheit - Seth - und der Apeps hatte mich nur zu vielen grauenhaften Erkenntnissen geführt und nachdem mir Jinyoung auch vor seinem Ableben noch erzählt hatte, dass der Mann seinen Bruder Osiris wohl bereits getötet und in Stücke gerissen hatte, ging es mir auch nicht besser.

Wir sprachen nicht, während wir im Dunkeln durch die Nacht jagten, die Nachtmahre unter uns wesentlich wilder und schneller als sterbliche Pferde. Die nahende Küste kündigte sich mit dem mächtigen Rauschen von Wellen an und ich lotste uns unbemerkt um das Schiff herum, mied die Gegend, in der die Crew zweifellos bereits nach Hongjoong suchte.

"Hast du etwas, das nach ihm riecht? In irgendeiner Weise seinen Geruch vermittelt?", sprach mich Jaebeom ruhig an, als wir an den Klippen von den Pferden glitten, die sofort mit der Finsternis verschmolzen, ihre glühend roten Augen als einziges merklich in der Dunkelheit.

"Dieses Hemd." Ich gestikulierte an mir herab, hoffte, dass er das im schwachen Mondlicht auch sah, aber als im nächsten Moment mein gesamter persönlicher Platz voller bedrohlichem Chaosgott war, der die Nase an meine Schulter presste, war ich zumindest in der Hinsicht beruhigt.

Meine Hand verkrampfte sich dennoch klamm um das tödliche Rapier an meiner Hüfte, widerstand eisern dem Drang ihn anzugreifen, aber bereits im nächsten Moment trat er zurück und morphte zu dem eigenartigen Tier, als das wir ihn kennen gelernt hatten, sprang durch die Dunkelheit davon.

Etwas weniger geschickt rannte ich ihm hinterher, weiter südwärts, weiter weg vom Schiff. Ich stolperte über tückische Hügel und Gräser, verlor irgendwo mein Haarband und damit auch den letzten Nerv mit meinem langen Haar, als es mir unangenehm ins Gesicht schlug, während ich rannte, mir die Sicht versperrte.

Meine Bewegungen waren schnell, als ich einen Dolch zückte und sie mir im Nacken packte, um sie mit einer scharfen Bewegung von mir zu trennen, achtlos fallen zu lassen, bevor ich mich beeilte Jaebeoms ungeduldigen Knurren hinter zu kommen. Kühler Wind strich angenehm meinen verschwitzten Nacken, während ich mich von ihm führen ließ, das Herz nicht nur von der Anstrengung wild in meiner Brust pochend.

Es versprach eine lange Nacht zu werden.



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