~Kapitel 6~

Im Freibad angekommen lege ich erst mal wieder mein Handtuch ins Gras. Ich bin zwar etwas zu spät, aber Amalia ist noch nicht da. Ich warte noch zehn Minuten. Dann ist sie immer noch nicht da. Ich sehe mal auf mein Handy um zu gucken, ob sie mir was geschrieben hat.
Genau so ist es auch. Ich öffne die Nachricht.
»Hoffentlich liest du das hier noch rechtzeitig. Ich wollte nur sagen, ich kann heute doch nicht mitschwimmen. Ich muss Phil bei den Hausaufgaben helfen. Und dabei, für eine Arbeit zu lernen. Du weist ja, er ist nicht gut.«
Phil ist ihr ein Jahr älterer Bruder. Der ist im gleichen Jahrgang wie wir, weil er ein mal sitzen geblieben ist. Wahrscheinlich kapiert er es immer noch nicht.
Weil ich jetzt aber schon hier bin, bleibe ich auch hier. Ich ziehe mich um, und halte wie immer meinen Fuß ins Wasser. Es ist wieder ziemlich kalt.
Aus dem Augenwinkel sehe ich Louis auf mich zu rennen. Wahrscheinlich hat auch er vor, mich ins Wasser zu schubsen. Ich tue so, als hätte ich ihn nicht bemerkt und weiche im letzten Moment zu Seite. Louis kann nicht mehr stoppen und fällt deswegen alleine in das Becken.
Doch während ich mich noch über meinen Sieg freue, packt mich jemand am Handgelenk und zieht mich ins Wasser, indem er selber rein springt. Wie nicht anders erwartet ist das natürlich Jayden. Er grinst mich an:
»Hattest wohl schon gedacht, du hättest dich gerettet, was?«
Ich muss zugeben, dass es genau so war.
»Mit solchen fiesen Attacken habe ich halt nicht gerechnet«, sage ich zu meiner Verteidigung.
»War auch erst nicht geplant, wir hatten gedacht du fällst schon bei ersten mal ins Wasser.«

Nächstes mal?!

»Kommt lasst uns etwas tauchen«, wechselt Timon das Thema, der inzwischen auch im Wasser ist.
Dann dreht er sich zu mir und sagt: »Wo ist eigentlich Amalia?«
»Die hat keine Zeit«
Mit dieser Antwort ist er zufrieden und wendet sich wieder zu seinen Freunden.
Doch Louis ist noch nicht zufrieden und hackt weiter nach: »Und warum bist du dann hier?«
»Hab eben gerade erst gemerkt, dass sie mir geschrieben hat, dass sie nicht kommt. Und da ich schon hier war, bin ich dann auch hier geblieben.«
»Dann kannst du ja mit uns rumhängen«

Mit euch? Einerseits ja schön. Ich wäre ja gerne mit denen befreundet. Aber für die bin ich einfach nur irgendeine Klassenkameradin. Die führen bestimmt irgendwas im Schilde. Aber was?

Ich entscheide mich dann aber dafür wirklich erst mal bei denen zu bleiben.
»Und was wollen wir machen?«, frage ich die drei.
»Weiß nicht, was willst du denn machen?«, kommt die Antwort von Jayden.
»Mir egal, Hauptsache wir springen nicht von diesem Teil runter«, sage ich während ich auf den Sprungturm deute.
»Doch, das ist doch voll die gute Idee. Los komm wir springen da runter.«
»Nein, alles außer das!«
»Komm selbst Jana traut sich das.«
»Wer ist Jana, deine Schwester?«
Er nickt. Aber er versucht mich immer weiter zu übereden.
»Und wenn Jana das kann, kannst du das auch.«
»Ich bin da doch auch schon mal runter gesprungen. Du warst doch sogar dabei.«
»Runterspringen und runterfallen ist aber ein Unterschied!« Dabei grinse er mich doof an.
»Gut du hast gewonnen, einmal komm ich da mit hoch.«

Hab ich das gerade wirklich gesagt? Warum? Warum? Warum?
Ich will da nicht noch mal runter!
Aber jetzt noch mal umentscheiden geht wohl nicht mehr.

Also laufen wir zu dem Turm.
»Wir können ja zusammen runter springen«, schlägt Jayden vor.
»Okay, können wir machen.«
Zusammen ist wenigstens besser als alleine.
Er klettert als erstes hoch und ich dann hinterher. Wieder nimmt die Distanz zum Boden bei jedem Schritt zu. Je höher ich komme, desto mulmiger wird mir. Man kann von hier ziemlich viel sehen. Meiner Meinung nach zu viel.
Irgendwann kommen wir oben an. Zitternd bewege ich mich zur Kante. Ich habe das Gefühl es ist noch höher als letztes mal. Wieder kann man auch bis zum Boden durch das Wasser sehen. Deswegen sieht es noch mal höher aus.
Ein paar Leute sehen zu uns hoch. Ich achte auf einen alten Mann, der den ganzen Tag bestimmt nichts anderes macht, als die zu beobachten die hier runter springen. Jetzt sind wir auch noch auffälliger, weil hier nicht viele zu zweit runter springen. Ich sehe auch einen kleinen Jungen er hält die Hand seiner Mutter fest und zeigt auf uns, während er irgendwas sagt. Kurz neben ihm sitzen zwei Mädchen, ungefähr unser Alter, im Gras und sehen jetzt auch zu uns hoch.
Jetzt gibt es kein zurück mehr. Und diesmal wird es keinen geben, der mir eine Starthilfe gibt.
Jayden sieht mich an: »Bereit?«

Nein

»Ja bereit«
Er nimmt meine Hand und zählt bis drei. Ich mache die Augen zu und stoße mich von dem Brett ab. Zusammen stürzen wir uns in die Tiefe. Wir fallen und fallen, bis ich irgendwann das kalte Wasser um mich herum sprüre.
Als wir wieder auftauchen sieht er mich an und meint:»Siehst du, war doch gar nicht so schlimm.«

Eigentlich hat er ja Recht, aber es war trotzdem nicht ganz toll.

Gerade, als wir zur Seite geschwommen sind, taucht Timon neben uns ein. Kurz danach dann Louis.
Wir steigen aus dem Becken und unterhalten uns etwas. Danach machen wir noch ein Wettschwimmen und so was.
Es ist ein schöner Tag gewesen. Es wäre toll wenn so was öfters passiert, doch ich weiß das es das nicht wird. Für die bin ich nur irgend so ein Mädchen, das eben gerade hier war.

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