~Kapitel 24~
»Nein, Joline! Du kannst mich nicht verlassen!«, sagt Jayden als er zu mir in mein Zimmer im Krankenhaus kommt und setzt sich neben mich. Ich merke davon aber gar nichts. Ich liege hier im Koma und weiß nicht, was um mich herum passiert.
Er nimmt meine Hand.
»Du musst wieder aufwachen! Ich kann sonst mit der Schuld nicht leben! Nur wegen mir bist du vor das Auto gelaufen.«
Er fängt an zu weinen. Meine Eltern kommen ebenfalls in das Zimmer.
»Jayden, es ist nicht deine Schuld«, versucht mein Vater ihn ein bisschen aufzumuntern.
»Doch ist es. Du kannst das ja auch alles nicht so ganz nachvollziehen! Du kannst dir nicht vorstellen, wie schlimm es ist. Wenn sie jetzt stirbt, war das letzte, was ich mit ihr gemacht habe, mich mit ihr zu streiten. Es darf nicht meine letzte Erinnerung an sie sein!«
Ein Arzt kommt zu uns herein. Er will ihnen mitteilen, was genau bei mir passiert ist.
»Sie ist hart auf den Kopf gefallen. Sie hat hat Blutgerinnsel und Hirnwasser. Das Wasser ist das kleinere Problem, es übt zwar einen Druck auf das Gehirn aus, aber man kann dagegen Medikamente nehmen, ohne das spätere Folgen bleiben. Bei dem Blutgerinnsel ist das schon anders. Wir müssten eine Therapie, eine sogenannte Thrombolyse durchführen, da es sonst tötlich endet. Trotzdem brauchen wir ihre Zustimmung, dass wir es machen dürfen, da danach Hirnblutungen auftreten können. Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert beträgt aber nur 1%. Es können auch bleibende Schäden kommen. Das heißt, das sie vielleicht nicht mehr gut sprechen oder laufen kann. Es könnte auch im ziemlich schlimmen Fällen Lähmungen auftreten.«
»Klar sie müssen das machen! Sie darf nicht sterben. Aber was passiert, wenn sie Hirnblutungen bekommen würde?«
»Man kann diese auch behandeln, aber bei vielen Leuten bleiben dann noch Schäden da, zum Beispiel dass die Personen nicht mehr laufen oder nicht mehr gut denken können. Es ist auch nicht sicher, dass sie überlebt.«
»Aber diese Thrombolyse ist ihre einzige Hoffnung?«
»Ja, leider schon.«
»Gut, dann machen sie es.«
»Okay dann unterschreiben sie beide bitte hier.«
Der Arzt hält meinen Eltern ein Brett mit einem Blatt und einen Stift hin. Nacheinander nehmen sie ihn in ihre zitternde Hand und schreiben ihren Namen auf das Papier.
***
Erst bekomme ich ein paar Medikamente gegen das Hirnwasser. Und dann kommt die Thrombolyse, dies ist die Therapie in gegen das Blutgerinnsel in meinem Kopf aufgelöst werden soll. In 99% der Fälle geht dies ja schließlich gut.
Dabei bekomme ich auch irgendwelche Medikamente.
***
Der Tag ist gekommen, an dem untersucht wird, ob ich von dem Blutgerinnsel geheilt bin, und ob irgendwelche bleibenden Folgen auftreten.
Erst ist nur ein Arzt bei mir. Er schreibt etwas auf und kommt dann wieder mit meinen Eltern und Jayden zu mir.
»Ich habe schlechte Nachrichten für sie, Familie Zillert. Das Blutgerinnsel und das Hirnwasser wurde zwar behoben, jedoch sind Hirnblutungen aufgetreten. Wir müssen eine Operation durchführen. Wie es ihr danach geht, kann man nicht sagen, es kann sein das es ihr gut geht, sie könnte Gedächtnisverluste haben oder gelähmt sein, im schlimmsten Fall werden Herzkreislaufzentren gelähmt, dies könnte sie dann nicht überleben.«
Meine Eltern umarmten sich, und Jayden fing an zu weinen.
Überall kümmern sich alle um mich oder schicken mir Karten und ich bekomme davon nicht mal etwas mit. Ich liege hier einfach im Koma, merke gar nichts und weiß gar nichts. Vielleicht steht mir der Tod bevor und Jayden wird sich den Streit mit mir nie verzeihen, vielleicht überlebe ich auch. Aber werde ich dann noch wie früher sein? Werde ich gelähmt sein?
Die Operation wird sofort durchgeführt und meine Angehörigen, die auf ein gutes Ergebnis hoffen, warten draußen. Keiner weiß, wie es mir danach geht. Nicht einmal jemand der hier im Krankenhaus arbeitet.
***
Als die Ärzte mit der Operation fertig sind, verlassen sie das Zimmer. Meine Mutter fragt sofort, wie es mir jetzt geht, ob Schäden bleiben.
»Das können wir jetzt noch nicht sagen, wir sehen, wie es sich entwickelt. Ob sie einen bleibenden Schaden hat, sehen wir erst, wenn sie wieder aufwacht. Wie gesagt, machen sie sich keine zu große Hoffnung, das es ihr wieder super geht, ist ziemlich unwahrscheinlich.«
Das ist nicht die erhoffte Antwort meiner Eltern, aber es ist die Wahrheit und schließlich besteht immer noch eine Chance für mich.
***
Alle warten nur darauf, das ich endlich aufwache. Inzwischen sind schon mehr als zwei Monate verstrichen. Meine Eltern können mich aber nicht jeden Tag besuchen, da sie auch noch arbeiten müssen. Zwischendurch kommen auch noch ein paar Freunde von mir, aber Jayden kommt heute, wie öfters, alleine. Er besucht mich wirklich jeden Tag. Eigentlich ja nett, aber ich bekomme davon ja gar nichts mit.
Er sitzt wie immer neben mir, hält meine Hand fest und erzählt mir, was heute in der Schule passiert ist.
Eigentlich merke ich ja nichts, aber ich glaube gerade seine Stimme zu hören. Sie wird klarer und ich spüre wieder etwas.
Ich bin wieder aus dem Koma erwacht und weiß überhaupt nichts. Aber ich fühle Jaydens Hand in meiner. Ich sammle das kleine bisschen Kraft das ich habe und bewege meine Finger ein bisschen.
Sofort bricht er den Satz ab und redet auf mich ein, ob ich wirklich wach bin. Ich bewege meine Hand noch mal. Daraufhin umarmt mich Jayden.
Ich öffne vorsichtig die Augen und werde sofort von dem grellen Licht, dass von dem Fenster ins Zimmer strahlt, geblendet. Es dauert aber nicht lange, bis ich mich daran gewöhnt habe. Ich sehe zu der Tür, die sich gerade öffnet. Eine Krankenschwester betritt den Raum, weil Jayden auf so einen Knopf gedrückt hat.
»Ah, wie schön, du bist wach«, sagt sie zu mir.
Ich komme immer mehr zu mir und mache einen Sprechversuch.
»Was'n passiert?«
Für mehr reicht meine Stimme nicht.
Jayden erzählt mir alles von unserem Streit, dem Autounfall bis zur Operation.
Langsam wird meine Erinnerung wieder stärker. Ich weiß wieder was an dem Tag passiert ist. Ich merke, was Jayden für ein schlechtes Gewissen hat, und versuche ihn aufzumuntern: »Du wolltest mir ja eigentlich nur helfen. Ich bin dann wütend geworden. Es ist nicht deine Schuld. Ich bin einfach da über die Straße gegangen.«
»Ja, aber...«
»Nichts aber! Es war meine Schuld, ich habe mich selber dafür entschieden.«
Eine Ärztin sagt zu meinen Eltern, die inzwischen auch gekommen sind, dass ich in zwei Wochen oder etwas mehr noch mal untersucht werde, ob ich irgendwelche bleibende Schäden habe.
Diese Untersuchung ist aber nicht so schwer, weil es mir wieder besser geht, kann ich mich auch wieder bewegen. Erst hat jemand nachgesehen, ob alle meine Organe richtig funktionieren.
Dann muss ich laufen und andere Bewegungen durchführen.
Als wir fertig sind sagt die Ärztin mit einen lächeln im Gesicht: »Du hast sehr viel Glück gehabt, das passiert nur wenigen. Du bist komplett gesund. Was nicht heißt, das du jetzt schon wieder alles machen kannst. Du musst noch länger Krankengymnastik machen, aber dann solltest du nichts mehr haben und es sollte dir so gut gehen wie früher. Und was ich dir noch als Tipp geben kann, sieh erst nach, ob ein Auto kommt, wenn du über die Straße gehst.«
Auf mich warten also noch ein paar Wochen oder Monate Krankengymnastik, aber immerhin soll es mir danach wieder gut gehen. Ich hatte ziemlich viel Glück im Pech.
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