~Kapitel 16~

Im Krankenhaus angekommen, laufen Phil und ich weinend zu Amalia. Ich nehme ihre Hand und sage: »Amalia, du musst jetzt einfach nur aufwachen. Bitte, du kannst das, bitte! Du musst sofort aufwachen. Du kannst das! Du darfst nicht sterben. Nein!«
Ihr Bruder umarmt mich. Dann kommt ein Arzt.
»Mein Beileid«, sagt er zu uns. Der hat gut Reden. Das kann er sich auch sparen. Das sagt er ja zu jedem angehörigen. Er weiß bestimmt gar nicht, wie sehr es schmerzt so einen Freund zu verlieren. Oder wie es für die Eltern sein muss, ein Kind um das diese sich 14 Jahre gekümmert haben zu verlieren. Nichts weiß der. Gar nichts. Kann er nicht einfach irgendetwas tun, damit Amalia über lebt? Aber nein, unsere Ärzte sind noch nicht so weit. Keiner hat jemals sowas versucht zu erfinden. Die haben alle möglichen Medikamente gegen irgendwelche Krankheiten, aber bei einem Unfall im Freibad sind dann alle ratlos.
Ich sehe auf den Bildschirm, wo angezeigt wird, wie Amalias Herz schlägt. Es ist immer gleichmäßig. Das beruhigt mich etwas, vielleicht kommt sie ja doch noch durch. Dann sieht man dort aber nur noch einen geraden Strich. Ein Piepen tönt durch den Raum. Das Herz schlägt nicht mehr. Sie ist tot. Einfach tot.
Sie ist nicht mehr für mich da. Sie war sowas wie meine zweite Hälfte. Jetzt bin ich nicht mehr ich. Dieser Verlust wird wohl für immer bleiben.
Phil umarmt seine Mutter und seinen Vater. Ich habe gerade keinen, der mich einfach mal in die Arme nimmt. Meine Eltern sind nicht hier, und ich bin Einzelkind. Früher wäre es Amalia gewesen, die jetzt für mich da wäre. Immer hat sie geschafft mich aufzumuntern. Doch jetzt bin ich auf mich allein gestellt.
Wieso musste es gerade Amalia treffen? So viele sind doch schon dort diesen Turm hoch geklettert. Warum gerade sie?
Ich gehe mit der Familie Langer wieder aus dem Raum.
Dort wartet schon mein Vater, der mich einmal ganz fest umarmt. Wieder breche ich in Tränen aus.
Auf der Fahrt nach Hause sehe ich aus dem Autofenster. Passend zu meiner Stimmung regnet es.
Ich sehe mir die Regentropfen an, wie sie die Scheibe runterrollen und einfach nur fließen wollen. Genau wie die Tränen in meinem Gesicht.
Ich beschließe zu versuchen, ab morgen erst mal nicht mehr zu weinen. Doch jetzt kann ich gar nicht anderes. Aber es beruhigt. Es ist, als würde ich mit jeder Träne etwas Leid aus mir herrausweinen.

Ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll, morgen in die Schule zu gehen, aber doch möchte ich es versuchen. Versuchen auf andere Gedanken zu kommen. Und die alte Zeit zu verdrängen. Mein Leben fängt jetzt neu an.

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