Aufgenommen
~>>Geschockt starrte ich sie an. Vor ein paar Tagen hatte ich sie in einem gesunden Zustand gesehen und nun hang sie an sämtlichen Maschinen, die sie am Leben erhielten. Wenn ich nicht wüsste, dass sie 'bloß' bewusstlos war, hätte ich einen Nervenzusammenbruch bekommen, weil ich gedacht hatte sie sei tot. Doch das war sie nicht. Sie befand sich aber in einem Schlaf, von dem ich nicht wusste wie lang er anhalten würde. Vielleicht würde sie das auch gar nicht überleben? Ich hätte sie für eine Leiche halten können. Der blasse Körper ließ darauf schließen. Ihre wundervollen Augen, die ich so sehe liebte, waren geschlossen. Und sie bewegte sich keinen Millimeter. Nur ihr Brustkorb hebte sich, allerdings schwacher und ohne der Atemmaske, die ihr halbes Gesicht bedeckte, wäre sie wohl gar nicht in der Lage zu atmen. Ich betrachtete einer der Maschinen, die ihre Herztöne aufzeichnete. Ich starrte die aufgezeichneten Kurven an, bis ein langes monochrones Piepen ertönte.<<~
Mit einem lauten Schrei fuhr sie hoch. Kalter Schweiß lief über ihre Schläfen. Kalte nasse Haarsträhnen klebten an ihrer Stirn. Laut atmend versuchte sie ihr Herz wieder zu beruhigen.
,,Es war nur ein Albtraum, Haruka", versuchte sie sich zur Ruhe zu bekommen.
Die Lampe neben ihr auf den Nachttisch war noch eingeschaltet. Sie erhellte den Raum zumindest ein kleines bisschen, denn seit geraumer Zeit konnte sie wegen der ständigen Albträume nachts nicht mehr im Dunkeln schlafen.
,,Michiru....", murmelte sie traurig.
Diese Zeit war zwölf Jahre her, doch darüber hinweggekommen war sie noch nicht. Stattdessen trauerte sie ihr bisher heute hinterher. Die Sportlerin war von ihrem Tod überzeugt. So lange hatte man wohl kaum jemanden im Koma behalten.
Seit zwei Monaten lebte Haruka wieder in Tokio. Die Zeit des Rennfahrens in der USA war für sie beendet. Deswegen war sie auch zurück nach Japan in eine Villa gezogen. Durch das Rennenfahren hatte sie viel Geld zusammen bekommen, dass sie wohl nie wieder arbeiten gehen müsste.
Erst hatte sie noch vor weiter zu schlafen, aber da sie zu sehr durch den Wind war gab sie das ganz schnell auf.
Mit einem hängenden Kopf, einer traurigen Miene und lustlos hängenden Armen schlürfte sie in die Küche. Obwohl sie eine Villa besaß, gab es keine Angestellten. Jediglich eine Putzfrau kam zweimal wöchentlich.
In der Küche angekommen machte sie sich einen Kaffee und legte die Tabletten gegen Panikattacken heraus, falls noch eine kommen sollte. Der Kaffee wurde sehr stark. Seufzend griff sie nach der Tasse und ging mit einer Zigarettenschachtel auf eine riesige Terrasse.
Nachdem sie eine geraucht und den Kaffee getrunken hatte, schloss sie die Augen. Irgendwie hatte sie die Hoffnung dadurch etwas ruhiger zu werden.
Nach einigen verstrichenen Minuten öffnete sie wieder ihre Lider, als plötzlich ein kleiner Schatten an ihr vorbei huschte. Im ersten Moment war sie so erschrocken, doch dann sah sie, wer ihr da so Angst eingejagt hatte: Es war ihre Hündin Sammy. Den drei Jahre alten Bernharddiener hatte die Blonde damals in der USA aus einem Heiden geholt.
,,Sam", rief sie.
Es dauerte nicht mal 5 Sekunden, da kam die Hündin schon angerannt.
Ihr Schwanz wedelte aufgeregt umher und da sie bemerkte wie es ihrem Herrchen im Moment ging, legte sie ihre Pfoten auf Harukas Schoß.
,,Hey, meine Kleine. Wo hast du dich denn herumgetrieben, hm?", sagte sie und graulte ihr den Kopf,
,,Weißt du... Ich hatte wieder einen Albtraum. Es ging mal wieder um Michiru... Ich glaube, du würdest sie lieben, Sam."
Seufzend blickte die ehemalige Rennfahrerin in den Himmel, welcher mit leuchtenden Sternen bedeckt war.
,,Irgendwo da oben ist sie, Sammy."
Tränen liefen nun wieder über ihre Wangen hinab.
,,Ich vermisse sie."
Bis es hell wurde blieb sie da draußen gemeinsam mit Sam, die ihre Herren trösten wollte. Gegen 9 Uhr erhob sie sich und machte Frühstück. Auch Sam bekam etwas Frisches. Danach ging es einkaufen. Das erledigte sie prinzipiell immer am Morgen, da zu dieser Zeit meist nicht so viele Menschen unterwegs waren. Seitdem sie wieder in Tokio lebte, hatte sie sich stark zurückgezogen, das war ihr sogar selbst aufgefallen.
Als sie vor die Haustür trat, gab Sammy sofort ein lautes Bellen von sich. Haruka schenkte dem nicht viel Beachtung, da sie dachte, dass sie wohl etwas auf der Straße entdeckt hatte. Je näher sie aber dann dem Tor kamen, desto besser sah sie, was ihre Sammy gemeint hatte.
Vor dem Eingangstor lag eine Person bewusstlos auf dem Boden. Es dauerte einen kurzen Moment, bis Haruka checkte, dass diese Person Hilfe benötigte. Aber dann rannte sie auch. So schnell wie möglich riss sie das Tor auf, rannte zu ihr und drehte sie auf die Seite.
,,Hallo? Hören sie mich? Soll ich einen Arzt für sie holen?", rief sie und schüttelte an der jungen Frau.
Langsam öffnete sie ihre Augen, allerdings nur für eine Sekunde lang.
,,Bitte keine Polizei", murmelte sie.
Haruka sah sie ein wenig geschockt an. Die Kleidung des Mädchens war durchnässt und sie wirkte sehr geschwächt. Zuerst war da ein Zögern von Harukas Seite, doch danach überlegte sie gar nicht mehr - sie handelte nur noch, weil sie der Frau helfen wollte.
,,Ich nehme sie mit in mein Haus", beschloss sie.
Ein kleines Stück konnte das Mädchen mit Harukas Hilfe laufen, doch bei der Hälfte des Weges zur Haustür brach sie in sich zusammen.
Ihre Lider fühlten sich unvorstellbar schwer an. Es hatte etwas von dem Tag, als sie aus dem Koma erwachte, aber nicht ganz so extrem. Der Geruch der Umgebung war fremd, aber irgendwie auch vertraut. Jedenfalls roch es nicht nach Desinfektionsmittel, also konnte sie sich nicht im Krankenhaus wieder befinden. Es kostete viel Kraft die Augen zu öffnen. Kraft, die sie in diesem Moment kaum besaß. Nun fiel ihr es wieder ein: Sie war in der Stadt herum geirrt und war letztendlich irgendwo zusammengebrochen. Michiru zog scharf die Luft ein. Die Wände waren in einem zarten Lila gestrichen, was ihr nicht bekannt vorkam. Wie war sie hier reingeraten? Hat jemand sie gefunden oder wurde sie gar entführt? Langsam sah sie zu Seite. In dem Zimmer befand sich keine weitere Person, sie war allein. Ein eiskalter Schauer jagte über ihrem Rücken. Wo war sie? Wurde sie irgendwo festgehalten? Sofort fuhr sie hoch, schlug die Decke von ihrem Körper und stand auf. Jemand sie also in ein Bett gelegt. Der Stoff an ihren Beinen fühlte sich seltsam an. Geschockt sah sie an sich herunter und musste feststellen, dass jemand sie umgezogen hatte. Sie trug ein übergroßes braunes T-Shirt und sogar Kuschelsocken.
>>Wer zum Teufel war das?<<
Haruka war nicht ganz gut zumute. Sie hatte die fremde junge Frau in ihr Gästebett gelegt, obwohl sie sie gar nicht kannte. Aber irgendwie tat sie Haruka total leid. Hätte die Blonde sie nicht gefunden, wäre sie am Ende noch an Unterkühlung gestorben. Die Frau war sicherlich obdachlos, denn die Kleidung sah ziemlich alt und ranzig aus. Doch so generell sah sie sogar etwas gepflegt aus. Vor allem waren ihr die langen türkisen locken aufgefallen, die sie an eine ganz bestimmte Person erinnerten. Haruka wusste jedoch, dass das ziemlich gesponnen war. Die Fremde sah im Gesicht viel zu eingefallen aus.
Aus diesem Grund hatte sie auch eine Suppe für sie gekocht. Wenn sie aufwachen würde, wird Haruka auch entscheiden wie es nun weitergehen sollte. Sam tapste an ihr vorbei. Da sie nicht mit ihr Gassi gehen konnte, hatte Haruka die Hündin wenigstens in den Garten gelassen.
,,Na, Mausi? Was meinst du? War das eine richtige Entscheidung?", fragte sie Sammy.
Die Hündin hechelte und wedelte mit dem Schwanz.
,,Ist klar. Du freust dich, wenn ich Gesellschaft habe, ich weiß."
Mit einem Seufzer sah sie auf ihre Marken- Armbanduhr, dessen Zeiger sich kurz nach der 12 befanden. Es waren erst zwei Stunden vergangen, doch aus irgendeinem Grund war sie ziemlich ungeduldig.
,,Ich denke ich schaue mal nach. Du bleibst hier, Sammy", sagte sie.
Michiru vernahm plötzlich Schritte, welche immer mehr an Lautstärke zunahmen. Das versetzte sie in Panik. Ihr Herz begann sofort zu rasen und nach einem Ausweg suchend schaute sie sich in dem Zimmer nach einem Fluchtweg um. Nun waren die Schritte so laut, dass sie ganz in deiner Nähe sein mussten. In der nächsten Sekunde war Ruhe. Kein Schritt, kein Knarren, gar nichts. Als würde jemand vor der Tür stehen geblieben sein. Das Herz der Künstlerin schien aus ihrer Brust rausspringen zu wollen. Zweimal klopft es an der Tür. Nicht mal eine Sekunde, doch für Michiru kam die Zeit elend lang vor. Und danach erst fragt! Die Tür ging langsam auf, so langsam, dass es wie in Zeitlupe passierte. Michiru blieb der Atem weg. Keine Sekunde danach stand vor ihr die Frau, die ihr mit einer Sonnenbrille mitten in der Nacht begegnet war.
Beide hatten wohl einen verwunderten Blick im Gesicht.
Harukas Pupillen weiten sich. Die Ähnlichkeit war doch größer als erwartet. Allerdings wusste sie, dass ihr Gehirn ihr einen fiesen Streich spielte.
,,Ähm, hallo", presste die Blonde hervor.
Michiru getraute sich kein Wort zu sagen. Ihr Herz raste, ihr wurde fast schlagartig heiß und schwindelig.
,,Ich... Also... Ich habe dich von der Straße aufgesammelt. Du lagst bewusstlos auf dem Asphalt", sagte sie, obwohl sie furchtbar aufgeregt war.
Immerhin befand sich eine fremde Frau in ihrem Haus und die war auch noch obdachlos, was aber nicht heissen musste, dass sie gleich den Klischee entsprach.
Haruka sah auf den Boden. Es war doch etwas länger her, als sie das letzte Mal Gesellschaft hatte.
,,Du sagtest zu mir, ich soll keine Polizei rufen. Das habe ich auch nicht gemacht. Ich hoffe aber, dass du keine Verbrecherin bist".
Michiru schüttelte den Kopf.
,,Ich... Habe dir was zu Essen gemacht. Ich schlage vor du isst erst mal etwas und danach sprechen wir mal darüber, wie es weitergehen wird."
Michiru gab nur ein Nicken von sich.
Als die Künstlerin eine große Schüssel voll Suppe vor sich hatte, wagte sie es gar nicht sich zu rühren. Der Löffel lag noch unberührt daneben. Die Angst, es könnte vergiftet sein, war zu groß. Die Frau hatte gesagt, dass sie hoffte sie sei keine Verbrecherin. Da konnte es also auch gut sein, dass sie etwas hineingemischt hatte. Ihr Magen knurrte trotzdem.
Haruka hatte schnell bemerkt, dass sie vor irgendetwas Angst hatte.
,,Da ist nichts schlimmes drin. Soll ich auch etwas essen?", meinte sie.
Es gab keine Reaktion darauf. Also stand die Blondhaarige auf, holte sich ebenso etwas und begann zu essen.
,,Siehst du? Da ist nichts schlimmes drin, sonst würde ich es ja nicht essen."
Es reichte als Beweis für die Fremde. Haruka gefragt es sich, wie lange sie nicht mehr gegessen hatte.
Michiru aß davon. Und obwohl sie sehr großen Hunger hatte, aß ist sie sehr langsam und mit Bedacht. Nachdem die Schüssel leer war, stand Haruka direkt auf und fühlte nach.
,,Also...", begann die Blonde dann irgendwann,
,,Ich würde schon wollen, dass du mal sprichst, weil ich mir irgendwie total fies vorkomme, obwohl ich diejenige bin, die hilft."
,,Sie hätten mich liegen lassen sollen", murmelte die Türkishaarige.
,,Das hätte ich wohl machen sollen. Bitte ein wenig mehr Dankbarkeit zeigen", erwidert Haruka nun sichtlich angenervt.
,,Tut mir leid."
Ich frage mich gerade, warum ich dir geholfen habe. Du bist nicht mal dankbar!"
,,Ich hätte einfach sterben sollen."
Haruka stockte.
,,Was hast du gerade gesagt?", hob sich ihre Augenbraue in die Höhe.
Es kam keine Antwort darauf.
,,Hast du ein Zuhause?", fragte sie nun.
,,Nein, habe ich nicht."
Das war wenigstens eine klare Ansage.
,,Dann kannst du hier bleiben, wenn du das möchtest."
Michiru sah ihr Gegenüber fast ein wenig geschockt an.
,,Was? Ich? Ich bin doch völlig fremd!"
,,Ich habe Mitleid mit dir... Und... Du erinnerst mich an jemanden", sprach sie mit leicht angeröteten Wangen.
,,So? An wen denn?"
,,Das ist nicht so wichtig."
Michiru senkte den Kopf. Das hätte sie vielleicht nicht unbedingt fragen sollen.
,,Also? Für was entscheidest du dich? Willst du lieber auf die Straße zurück oder hierbleiben?", fragte Haruka mit einer klaren Stimme.
Michiru war sich nicht ganz sicher. Was sollte sie antworten? Diese Person vor ihr schien es sehr gut mit ihr zu meinen, dennoch war sie extrem skeptisch. Sie konnte doch nicht einmal eine kleine Summe zahlen, die der Unterkunft gerecht werden könnte.
,,Ich würde ja gern Ihr freundliches Angebot annehmen, aber ich kann Ihnen wirklich nichts dafür geben", erklärte sie.
Auf den Lippen der Blonden bildete sich ein Lächeln.
,,Dankbarkeit wäre dafür die beste Bezahlung."
Haruka hatte ihr danach angeboten duschen zu gehen. Daraufhin war die Künstlerin in dem Badezimmer verschwunden. Dabei hatte sie sich über die Situation Gedanken gemacht, wenn diese durchaus freundliche Frau nach ihrem Namen fragen würde.
Es vergingen einige Minuten, irgendwann war das Rauschen der Dusche nicht mehr zuhören. Deshalb ging Haruka auch ins Bad, da sie davon ausging, dass ihr vorübergehender Gast bereits fertig war, ohne irgendeine Hintergedanken. Sie öffnete die Badezimmertür, als sie plötzlich die junge Frau erblickte. Sie war gerade dabei sich abzutrocknen. Haruka sah zwar nur ihren nackten Rücken, doch das was sie sah war überaus schön. Sie bemerkte während des Starrens gar nicht, dass ihr Körper seltsam steif geworden war.
Nur wenige Sekunden vergingen, bis die junge Frau sich umdrehte und sah, dass Haruka sie anstarrte.
,,Oh Gott! Was wollen sie von mir?!", rief sie panisch und griff nach dem Handtuch, was auf dem Klodeckel lag.
,,Verzeihung" , danach drehte die Blonde sich um und schloss die Tür.
Ungläubig starrte Haruka die Wand vor sich an, welche in einem Grauton gestrichen war. Ihr Herzrhythmus war viel zu schnell, ihre Hand lag auf ihrer Brust als wöllte sie, dass die Hand positiven Einfluss zur Beruhigung hätte. Trotzdem erwies sie sich eher als nutzlos.
>>Das war doch nicht wirklich mein Ernst, oder?<<, dachte sie.
Wut breitete sich in ihrer Brust aus. Sie konnte doch nicht einer Frau, die ihr vor allem fremd war, beim Anziehen zusehen, obwohl sie eigentlich in eine ganz andere Person verliebt war. Haruka war geschockt von sich selbst. Kaum traf sie auf eine Frau, da schlug ihr Gehirn Alarm.
>>Das ist doch nicht mehr normal, Haruka!<<
Wütend stampfte sie runter Richtung Küche.
15 Minuten waren vergangen, als die Türkise in die Küche trat. Sie wollte der Frau sagen, dass sie gehen wollte, da sie viel zu große Angst hatte, dass sie Opfer eines sexuellen Übergriffs wird. Also jedoch die Blonde an den Tisch mit einem schuldbewussten Blick auffand, war sie sich nicht mehr so sicher.
,,Hey, ähm... Es tut mir leid, ich wollte dich nicht beobachten oder so. Ich habe gedacht du bist schon raus, weil ich nichts mehr gehört habe. Ich hätte anklopfen sollen", sagte sie.
Da die Türkishaarige aber nichts erwiderte, sprach sie weiter:
,,Es tut mir wirklich leid. Ich wollte dir echt nichts antun."
Michiru sah sie einfach nur an. Wahrscheinlich wirkte sie vollkommen ausdruckslos.
,,Du hältst mich jetzt sicherlich für einen Spinner, habe ich recht?"
Noch in der gleichen Sekunde musste sie an die Situation denken, als sie vor vielen Jahren Michiru in dem Pavillon ansprechen wollte. Setsuna hatte sie damals dazu ermutigt. Der Gedanke an diese Zeit - an Michiru- ließ keine gute Laune mehr zu. Schlagartig änderte sich ihr Gesichtsausdruck.
,,Ist alles in Ordnung?", zog die Stimme der türkishaarigen Frau sie wieder aus den Gedanken.
,,Was? Nein, alles gut. Ich wollte bloß, dass du weißt, dass es ausversehen war."
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