4. Dear Brother




|Oh and if I only told you,
told you the truth,
told you the lies  and all the secrets
I kept from you|



Oh verdammt.
Mit einer bösen Vorahnung sah ich zwischen den beiden Brüdern hin und her. Der eine mit monotonem Ausdruck, der andere mit zusammengebissenen Zähnen und wütendem Blick.
Besser hätte dieser Tag ja auch nicht mehr werden können, jetzt musste ich mir vermutlich auch noch so ein blödes
Uchiha-Gemetzel ansehen.
"Sasuke", meinte Itachi seelenruhig, dann sah er mich mit seinen dunklen Augen an, "Saiko."
"Tag", murmelte ich nur und überlegte fieberhaft, wie ich Sasuke davon abhalten könnte, seinen Bruder in Stücke zerlegen zu wollen.
"Itachi... Du Mistkerl..."
Seine Stimme war tief, aufgebracht und bedrohlich, doch wurde sie noch lauter, als er mit einer schnellen Bewegung sein Katana zog.
"Ich werde dich umbringen!"
"Sasuke", beginne ich ernst, werde jedoch von Itachi unterbrochen.
"Mein kleiner Bruder. Willst du meinen Tod wirklich so sehr? Sinnst du wirklich so sehr nach Rache? Dann tut es mir leid, dir sagen zu müssen, dass es noch nicht soweit ist. Der Tag wird kommen, aber noch bist du mir nicht gewachsen."
Und so drehte der Uchiha sich um und ging weg.
Einfach so.
Mit offenem Mund sah ich ihn nach.
War das jetzt sein Ernst?
Jetzt hatte ich erst recht Angst davor, dass Sasuke hier gleich alles in Schutt und Asche legt.
"Itachi...!"
Gerade, als er seinem Bruder hinterher stürmen wollte, stellte ich mich mit verschränkten Armen vor ihn, versperrte ihm so den Weg und sah ihn fest an. Seine Sharingan funkelten in dem dunkeln Gang und in ihnen war ein Strudel aus Gefühlen zu erkennen.
"Es reicht, Sasuke", meinte ich ruhig und trat ihm einen Schritt entgegen.
"Ich verstehe, wie du dich fühlst. Aber ganz ehrlich, das war ein anstrengender Tag für uns alle und Itachi töten kannst du morgen auf noch. Also bitte, bitte lass es für heute gut sein und beruhig dich. Und lass endlich diesen Blick, da bekommt man ja Albträume!"
Sasukes Augen wurden erst groß vor Überraschung, doch dann verengten sie sich und ein dunkler Schatten legte sich darüber.
"Du sagst, du verstehst mich? Was weißt du denn schon davon? Gar nichts", erwiderte der Uchiha kalt, bevor er sich umwandte, das Schwert wieder an dem Strick um seine Hüfte befestigte und in die entgegengesetzte Richtung davonging.
Regungslos blieb ich allein in dem dunklen Flur stehen, dann seufzte ich genervt und schüttelte den Kopf.
"Sind Uchihas immer so anstrengend und launisch?", fragte ich mich selbst leise, machte kehrt und folgte mit schnellen Schritten Itachi.
Zwar hatte ich überhaupt keine Lust jetzt noch irgendwie Therapeutin zu spielen, aber ich befürchtete, dass sonst noch irgendein Unglück passieren würde.
Glücklicherweise holte ich den Schwarzhaarigen schnell ein, da er es anscheinend nicht sonderlich eilig hatte.
"Hey, Itachi!", rief ich, als ich noch ein paar Meter von ihm entfernt war. Er drehte sich um und sah zu, wie ich vor ihm zum Stehen kam. Einen Augenblick lang sah er mich einfach nur an und auch ich sagte nichts.
"Schön, dich wiederzusehen"  meinte ich dann schließlich in gleichgültigem Ton.
"Hn."
Oh man, jetzt geht das schon wieder los.
Kurz blitzte das Bild vor meinem inneren Auge auf, welches ich in Konoha gefunden hatte, aber ich verdrängte es für den Moment. Darüber würde ich später noch mit ihm reden müssen.
"Hör zu, ich weiß, es ist nicht einfach, weder für Sasuke noch für dich. Und ich weiß auch nicht, warum du diese Aktion damals gestartet hast, ob du einen guten Grund hattest oder nicht und eigentlich ist es mir auch egal. Aber du solltest wissen, dass Sasuke quasi sein ganzen Leben dir gewidmet hat. Zwar nicht unbedingt im positiven Sinne, aber er hat sich angestrengt, trainiert und ne Menge durchgemacht -woran ich allerdings auch nicht ganz unschuldig bin- um stärker zu werden.
Nur wegen dir, Itachi."
Als ich endete, meinte ich einen winzigen Anflug von Trauer in den Augen des Uchiha zu sehen, was mich wirklich überraschte und deswegen redete ich auch gleich weiter.
"Trotzdem will ich nicht, dass ihr euch bekämpft und damit riskiert, dass einer von euch beiden stirbt. Weder du noch Sasuke. Und deswegen bitte ich dich, sprich dich mit ihm aus, bevor hier noch jemandem was passiert. Wie gesagt, ich kenne deine Ziele oder Gründe nicht und meinetwegen musst du deinem Bruder auch nicht die Wahrheit erzählen, aber halte ihn bitte davon ab, dich umzubringen, ja?"
Ich holte tief Luft und wartete auf eine Reaktion oder Antwort, bekam jedoch erstmal keine.
Dann nickte Itachi irgendwann und wollte schon an mir vorbei gehen, aber ich stellte mich in den Weg.
"Hallo? Ich hab dir grad ne ganz schön lange Rede gehalten, mein Lieber, da erwartete ich mer als nur ein Nicken als Antwort, ja?! Also, was ist jetzt?"
"Ich werde mit ihm reden", kam es zurück und ich verdrehte die Augen.
"Gut, habt ihr hier irgendwo einen Raum wo man einigermaßen ungestört sein kann?"
Wieder nur ein Nicken und dann trottete der Schwarzhaarige los. Ich folgte ihm mit missmutigem Gesicht, bis wir nach nicht allzu langer Zeit an einem Zimmer ankamen, in dem nichts weiter wahr als ein paar Stühle und ein großer Runder Tisch.
Vielleicht ein Versammlungsraum oder so, das war mir im Moment allerdings ziemlich egal.
"Warte hier, ich werd' ihn holen gehen", meinte ich und stapfte wieder los, ohne auf eine Antwort zu warten.
Ein wenig konnte ich mich noch an die Konstruktion der Höhle von damals erinnern, trotzdem hatte ich ziemlich Sorge, dass ich mich furchtbar verkaufen könnte, zumal ich keine Ahnung hatte, wo dieser blöde Sasuke grade steckte.
Da war es schon ziemliches Glück, dass ich bald vor mir eine große Gestalt sah, die sich als Zetsu herausstellte.
"Hey, ähm, du weißt nicht zufällig wo Itachis Bruder sich rumtreibt, oder?", quatschte ich gleich los und erntete einen gruseligen Blick von diesem gruseligen Typen, versuchte allerdings gleichgültig zu bleiben.
"Nein, tut mir leid. Aber ich könnte ihn suchen gehen, wenn du willst. Warte einfach kurz hier."
Und schon war er im Boden verschwunden.
Ich schüttelte leicht irritiert den Kopf, verschränkte die Arme und wartete.
Nach erstaunlich kurzer Zeit lugte eine Pflanze samt Kopf wieder aus dem Boden.
"Hab ihn gefunden und ihm gesagt, dass du ihn suchst. Er müsste gleich hier sein."
"Ja... Danke...", meinte ich nur und nickte ihm zu, bevor er wieder mit einem 'Kein Problem' wieder im Boden verschwand.
Diese Akatsuki-Idioten waren doch alle bekloppt.
"Kaa-san?"
Ich drehte mich um und sah den jungen Uchiha hinter mir stehen.
"Da bist du ja. Komm mit", meinte ich bloß kühl und schritt davon, ohne auf ihn zu warten. Sasuke holte zu mir auf und schweigend trotteten wir nebeneinander her, bis wir wieder bei diesem Versammlungsraum ankamen.
Ich blieb stehen und streckte die Hand aus.
"Gib mir dein Katana."
Sasuke blickte mich etwas irritiert an.
"Wieso soll ich dir mei-"
"Weil ich nicht will, dass irgendwer hier gleich verletzt wird. Bitte", antwortete ich und lächelte leicht.
Er zögerte kurz, aber dann legte er mir das Schwert samt Scheide in die Hand.
"Danke. Und jetzt, geh da rein, aber raste bitte nicht gleich wieder aus. Keine Mordversuche, Schlägereien oder Ähnliches, ja? Dafür wäre ich dir sehr dankbar."
Mit einem breiten Grinsen öffnete ich die Tür und bedeutete dem leicht verwirrten Sasuke, einzutreten.
Als er das jedoch tat, blieb er sofort wie angewurzelt stehen als er seinen Bruder auf einem der Stühle sitzen sah, welcher ihn allerdings nur ruhig anblickte.
"Wie ich schon sagte, bitte keine Mordversuche oder Kämpfe, ja? Also dann, viel Erfolg."
Und damit hatte ich die Tür hinter den Beiden geschlossen. Ich wartete noch kurz und lauschte angespannt auf irgendwelche verdächtigen Geräusche, als jedoch nichts dergleichen kam, lehnte ich mich an die gegenüberliegende Wand und ließ mich langsam auf den Boden sinken.
"Puhh, hoffentlich geht das gut...", murmelte ich leise, winkelte die Beine an und ließ meinen Kopf nach hinten gegen die kühle Wand sinken.
Erst jetzt bemerkte ich, wie müde ich war. Der Tag war verdammt nervenaufreibend gewesen und es war bestimmt schon Nacht, auch wenn ich hier drin jegliches Zeitgefühl verloren hatte.
Langsam schloss ich die Augen während mein Körper sich allmählich entspannte und musste mich bemühen, nicht einzuschlafen. Denn ich hatte das ungute Gefühl, dass zwischen den beiden Uchihas immer noch irgendwas passieren könnte und in diesem Fall würde ich eingreifen müssen.
Allerdings war es vollkommen ruhig, nichts deutete auf einen Kampf oder ähnliches hin und so fiel es mir schwer, wach zu bleiben.

-

Mit einem leisen Grummeln drehte ich mich um und öffnete blinzelnd die Augen. Dann kuschelte ich mich mit einem Seufzen noch tiefer in die Matratze, schoss jedoch augenblicklich hoch, als mir der Gedanke in den Kopf kam, warum zur Hölle ich eigentlich in einem Bett lag.
"Bist du wieder wach?"
Ich nickte und rieb mir kurz mit der Hand über die leicht schmerzenden Augen. Dann sah ich zu Itachi rüber, der am Fußende des Bettes saß und musste unwillkürlich lächeln.
"Diese Situation kommt mir irgendwie bekannt vor."
Itachi musterte mich nur kurz und ich sah mich um, auch der Raum erschien mir nicht unbekannt.
"Wessen Zimmer ist das?"
"Tobis."
"Warum zum Teufel lande ich jedes Mal bei diesen nervigen Idioten?", grummelte ich und schlug mit einem Seufzen die Decke zurück, um die Füße auf dem Boden abzustellen.
"Weil sein Zimmer das einzige war, in dem letzte Nacht spontan ein Bett frei war", erwiderte der Uchiha ruhig.
Eine kurze Zeit herrschte Stille, dann fiel mir etwas wichtiges wieder ein.
"Wie lief es gestern zwischen Sasuke und dir?"
Keine Antwort.
"Hast du ihm die Wahrheit erzählt?"
Itachi schüttelte langsam den Kopf und sah mich auch nicht an, als er sprach.
"Das kann ich nicht. Aber er wird wohl nicht mehr versuchen, mich zu töten. Vorerst jedenfalls."
Ich nickte und richtete meinen Blick an die Decke.
"Weißt du, Itachi, ich kenne deine Geschichte nicht, aber eines Tages wirst du ihm die Wahrheit sagen müssen, egal wie weh sie ihm tun wird. Weil... Ich glaube, du bist Sasuke schon wichtig, nur auf eine andere Art und Weise als bei normalen Geschwistern, verstehst du?"
"Hn..."
Ich lächelte erneut, erhob mich vom Bett und trottete zur Tür.
Als ich an Itachi vorbei ging, könnte ich aus irgendeinem Grund den Drang nicht unterdrücken, kurz seinem Kopf zu berühren. Ein unheimlich vertrautes Gefühl durchströmte mich und ich stockte.
Der Blick des Uchihas durchbohrt mich und ich stand wie angewurzelt da, unfähig, wegzusehen, bis er schließlich den Blick abwandte und auch meine Starre sich damit löste.
Verwirrt und ohne ein weiteres Wort machte ich mich so schnell wie möglich aus dem Staub und trottete planlos irgendeinen Flur entlang.
Es war mir eigentlich völlig egal, wohin ich ging, aber ich hatte das starke Bedürfniss, jetztz allein zu sein.
Und obwohl ich mich eigentlich für Sasuke freuen sollte, tat ich das nicht.
Dieses Gefühl grade...
Es war so angenehm, so warm und so bekannt gewesen.
Doch jetzt war es verschwunden. Und aus irgendeinem Grund, tat das verdammt weh.

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