28. Prayer


|But I found in you what was lost in me
in a world so cold and empty
I could lie awake just to watch you breathe
In the dead of night
you went dark on me|

Erbarmungslos wehte der kräftige Wind auf der Spitze des Hügels durch meine Haare und ließ die kurzen Strähnen gemeinsam mit meinem Mantel durch die Luft flattern. Doch ich stand nur reglos mit gesenktem Kopf da und sah auf den erdigen Boden. Dann ließ ich mich langsam auf die Knie sinken und entfernte eine Handvoll welkes Gras, welches unter dem lieblos zusammengebastelten, schiefen Holzkreuz wuchs.
"Ähm... hallo", murmelte ich leise und meine Worte gingen fast unter in dem Heulen des Windes, aber das störte mich nicht. Nervös ballte ich meine Hände zu Fäusten und seufzte.
"Tut mir leid, dass ich nicht schon früher mal gekommen bin... und Blumen hab ich auch keine dabei... ich bin wohl wirklich eine schlechte Anführerin", erzählte ich ruhig und ein trauriges Lächeln erschien auf meinem Gesicht.
"Hör zu... ich wünschte, ich hätte dir helfen können... und ich hoffe sehr, dass du es trotz allem nicht bereust, mit uns gekommen zu sein... du warst ein guter Mensch und hättest vermutlich etwas besseres verdient..." Ich verstummte und starrte gedankenverloren auf das Holz.
"Anscheinend", begann ich nach einer Weile wieder und mein Blick wurde hart, "liegt es an mir. Vielleicht hab ich ein schlechtes Karma oder sowas, aber irgendwie... passiert jedem, der mir nahe steht, etwas schlimmes. Von unserer Gruppe ist kaum noch etwas übrig und irgendwie fühlt sich alles so düster und trist an."
Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen, dann atmete ich hörbar aus und erhob mich langsam vom Boden.
"Es tut mir leid, aber ich muss gehen. Diese eine Sache muss ich noch regeln, vielleicht wird es dann besser..."
Ich streckte die Hand aus und fuhr kurz mit den Fingern über das Holz.
"Leb wohl... Nakise."
Mit diesen Worten drehte ich mich um und entfernte mich mit langsamen Schritten. Ein Stechen machte sich in meiner Brust bemerkbar und ich schloss erneut die Augen.

"...es gibt etwas, worüber ich gerne mit dir reden würde."
Ich nickte und Nakise wandte den Blick ab. Er rieb seine Hände aneinander und ich konnte deutlich sehen, wie nervös er war.
"Also, es ist so... diese Fähigkeit, die ich da habe... ich weiß nicht, ob ich es schon mal erwähnt habe, aber es ist im Prinzip so etwas wie ein Kekkei Genkai, also es wird in meiner Familie weitergegeben, auch wenn nicht jeder es bekommt."
Ich reagierte nicht und wartete darauf, dass er weitersprach. Nakise seufzte leise und sah mich dann mit trüben Augen an.
"Und es ist so... es ist ein zweischneidiges Schwert. Wenn man diese Technik zu oft anwendet...", er stoppte kurz und ließ den grauen Stoff seiner Jacke ein Stück über die Schulter rutschen. Meine Augen weiteten sich überrascht. Eine schmale, feine Narbe zog sich über seinen Oberarm, was an sich nichts ungewöhnliches war, da Nakises Körper durch seine Fähigkeit nur so von Narben überseht war. Doch die Haut darum hatte sich gräulich verfärbt und dünne schwarze Striemen waren an der Oberfläche zu sehen.
"Was-", wollte ich grade fragen, aber Nakise hatte seine Jacke schon wieder hochgezogen und sprach weiter.
"Ein gewöhnlicher menschlicher Körper hält das ständige Abtrennen und wieder Ansetzen von Gliedmaßen nun mal nicht ewig aus und naja, es sieht danach aus, als wäre meiner nun endgültig kaputt."
Er sagte das mit so einem aufrichtigen Lächeln, dass ich verbittert die Zähne zusammenbiss.
"Und... das bedeutet..."
"Ja", meinte er leise und senkte den Blick, "es heißt, dass ich mich von dir verabschieden wollte."

Ich blieb stehen und öffnete die Augen.
Langsam wandte ich den Kopf ein Stück und sah zurück zu dem Hügel, zu der Silhouette des Kreuzes vor dem Himmel und zu der Höhle.
Einen Moment lang verweilte ich dort, bevor ich meinen Weg endgültig fortsetzte.
Was auch immer es sein mag, das mich hierhergeführt hatte, ob man es Schicksal nannte oder Zufall... obwohl ich diesen Ort hassen sollte, fühlte es sich merkwürdig an, ihn zurück zu lassen.
Aber mein Entschluss stand bereits fest. Was auch immer heute passierte, ich würde nicht hierher zurückkehren.
Ich habe jedem hier genug Schwierigkeiten bereitet. Zwar hatte ich nicht den geringsten Plan, was ich machen sollte, aber ich musste irgendwo hin, wo ich weit genug von all dem hier entfernt war. Das wäre wohl das Beste, sowohl für mich als auch für alle anderen.
Meine Gedanken blieben bei Obito hängen und ich musste schlucken.
Obwohl ich diesen Idioten doch so hasste, kam in mir der Wunsch auf, mehr Zeit mit ihm verbracht zu haben. Noch immer wusste ich nicht, was mit ihm passiert war, warum er Akatsuki gegründet und Konoha verlassen hatte. Oder auch, warum er Pain nach außen hin als Anführer hinstellte und sich selbst vor den anderen zum Deppen machte.
Auch Itachis Geschichte kannte ich nicht, was damals wirklich mit dem Clan passiert war und was er Sasuke darüber erzählt hat.
Es gab so viel, was ich noch nicht wusste.
Dann schüttelte ich den Kopf.
Was auch immer diese Gefühle zu bedeuten hatten, ich konnte nicht hier bleiben. Nicht nach allem, was passiert war.
Doch tief in mir wusste ich genau, dass ich einfach nur vor allem weglief.
Vor der Wahrheit, den Schmerzen, den Emotionen und den Kämpfen.
Ich wollte all das nicht mehr.
Irgendwo würde ich sicher einen Ort finden, an dem ich es vergessen könnte. An dem ich als jemand anderes leben könnte, allein, fernab von Sasuke, Itachi, Obito und all den anderen, die wegen mir in Schwierigkeiten geraten waren.
Es tat weh, doch es musste sein.
Also lief ich weiter, entfernte mich von diesem Ort und machte mich auf den Weg, um das zu tun, was getan werden musste.

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