26. I used to know


|When you go
don't ever think I'll try
to make you stay.
And maybe when you get back,
I'll be off to find another way|

"Kannst du mich hören?"
Eine vertraute Stimme klang aus weiter Ferne an meine Ohren, doch ich konnte nicht sagen, wem sie gehörte.
"Saiko?"
Langsam öffnete ich die Augen. Helles Licht umgab mich zu allen Seiten und erstreckte sich endlos in die Ferne.
Argwöhnisch sah ich mich um.
"Saiko..."
Ich fuhr zusammen und sah nach vorn. Nur wenige Schritte entfernt stand jemand. Grüne Augen trafen meinen Blick.
"Yomo...?"
Er nickte und lächelte dabei ein wenig.
Ich blickte mich um, meine Brust schnürte sich zusammen, doch ich konnte absolut nichts erkennen.
"Wo... sind wir hier?"
"Das ist nicht wichtig. Jetzt... wichtig ist nur, dass du mir jetzt zuhörst... ich bitte dich."
Nach kurzem Zögern nickte ich und hob ein wenig den Kopf.
"...gut."
"Ich danke dir.", meinte Yomo und schloss für einen Moment die Augen.
"Also, hör zu... ich konnte vorhin nichts sagen, weil meine Schwester dabei war, aber ich wollte dir sagen, dass... dass ich mich wirklich gefreut habe, dich wieder zu sehen und dass... ich dich vermisst habe."
Verlegen sah er zu Boden und ich konnte spüren, wie mir die Hitze in die Wangen schoss.
"Was..."
"Ähm, das kommt aufgrund der Situation jetzt vermutlich ziemlich blöd rüber, aber...", er blickte mich mit einem unbeholfenen Lächeln an, "aber ich wollte, dass du das weißt..."
"Yomo", begann ich nach kurzem Schweigen und schloss die Augen, "es tut mir leid. Was ich dir und Maru und eurer Familie angetan habe. Und auch... was damals passiert ist, als ich dich beinahe..."
Meine Stimme versagte und ich musste schlucken.
"Und... ich habe dich auch vermisst. Aber grade deswegen verstehe ich nicht, warum. Warum das alles? Warum hast du deinen Tod vorgetäuscht und arbeitest jetzt mit dieser Frau zusammen, nur um mich irgendwie leiden zu lassen?"
Als keine Antwort kam, erhob ich erneut die Stimme, auch wenn es mich einiges an Überwindung kostete.
"Hab ich... dir denn gar nichts bedeutet?"
Yomos Augen weiteten sich, doch es herrschte wieder für einige Sekunden Stille.
"Doch", antwortete er schließlich und hob den Kopf. Seine Augen schienen auf einmal so voller Trauer zu sein, dass ich den Blick abwenden musste.
"Natürlich hast du mir etwas bedeutet. Ziemlich viel sogar und ich glaube, dass weißt du auch. Du weißt, dass du von Anfang an mehr für mich warst, als nur eine Freundin, seit dem Tag, an dem ich dich in dieser Holzhütte gefunden habe."
Ich kniff kurz die Augen zusammen, um keine Tränen zuzulassen und ging dann einen Schritt auf Yomo zu.
"Warum...?", wisperte ich mit belegter Stimme und streckte eine Hand aus, um sein Gesicht zu berühren, doch meine Finger glitten einfach durch seine Haut hindurch.
"Warum... musste es dann so weit kommen?
Warum musste all das passieren?"
"Weißt du", begann Yomo mit einem leisen Seufzen und meine Augen wurden groß, als er mich ansah. Sein Blick war auf einmal leer, frei von jeglichen Emotionen.
"Seit damals ist viel passiert und ich habe oft an dich gedacht, so oft... aber weißt du, Saiko, ich bin dir nichts schuldig. Ich bin nur meiner Schwester zur Treue verpflichtet, nicht dir. Wenn sie mir befehlen würde, dich zu töten, würde ich es ohne zu Zögern tun."
Die Stille, welche nach diesen Worten eintrat, war wohl die lauteste, die ich je gehört habe. Meine Hände begannen zu zittern und ich schlang die Arme um meinen Oberkörper. Meine Augen waren weit aufgerissen und als ich in Yomos gefühlloses Gesicht sah, rollte eine einzelne Träne meine Wange hinunter.
"Was... was zur Hölle ist mit dir passiert? Was hat diese... was hat sie mit dir getan?"
Meine Stimme klang schwach und mein Hals fühlte sich trocken an.
"Mit mir getan?", wiederholte Yomo und zuckte mit den Schultern. "Sie hat nichts 'mit mir getan'. Mir ist nur klar geworden, was wirklich wichtig ist. Sie ist wahrscheinlich die einzige Familie, die ich noch habe. Deswegen will ich sie beschützen. Würdest du nicht auch alles tun, um deinen Bruder zu beschützen?"
"Wie kannst du sowas einfach so sagen?", rief ich und weitere Tränen bahnten sich ihren Weg über meine Wangen, während ich ihn wütend anfunkelte, "das hat nichts mehr mit beschützen zu tun! Deine Schwester ist wahnsinnig! Gib dich nicht selbst auf, für jemanden wie sie. Ich weiß, es gibt nichts, was ich tun könnte, um meine Taten wieder gut zu machen und wenn sie mich dafür bezahlen lassen will, soll es mir recht sein, aber bitte... bitte lass dich nicht so von ihr benutzen..."
Ich ballte die Hände zu Fäusten und senkte den Kopf.
"Du bist... einer der wunderbarsten Menschen, die ich in meinem Leben kennenlernen durfte. Auch wenn sie deine Schwester ist, wirf dein Leben nicht einfach so weg..."
Yomo schwieg und ich konnte ihm nicht mehr
ins Gesicht blicken.
Doch plötzlich fühlte ich eine angenehme Wärme und meine Augen wurden groß, als ich merkte, dass er mich umarmte, auch wenn unsere Körper sich nicht berührten.
"Yo-"
"Am Fuß des kleinen Hügels nördlich von hier ist eine Höhle, der Eingang ist versteckt, aber du wirst ihn sicher finden. Dort werde ich auf dich warten."
Ich schloss die Augen, konzentrierte mich auf die Wärme und streckte die Arme aus, als sie allmählich verschwand.
"Yomo... es tut mir leid..."

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"Also, ich will dich ja eigentlich nicht beim Schlafen stören, aber warum genau machst du das in der Abstellkammer?"
Mit einem Ruck riss ich die Augen auf und schnappte nach Luft, als wäre ich grade aus eiskaltem Wasser aufgetaucht. Es dauerte einen Moment, bis sich mein Blick klärte und ich die blonde Bombenschnepfe erkennen konnte, die sich stirnrunzelnd über mich beugte. Ein Stück hinter ihm stand Kisame, welcher mich ebenfalls mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. Als Deidara bemerkte, dass ich wach war, richtete er sich wieder auf und trat einen Schritt zurück, sodass ich mich aufsetzen konnte.
"Was... was ist passiert?", fragte ich mit heiserer Stimme, meine Augen zuckten nervös hin und her, mit der Erwartung, einen Feind aus dem Schatten springen zu sehen.
"Keine Ahnung, Tobi hat gesagt, dass du vorhin hier reingegangen, und nicht wieder rausgekommen bist, deswegen hat er sich Sorgen gemacht aber der Vollidiot hatte Schiss, deswegen hat er uns angefleht, mal nachzugucken, un", erklärte Deidara und verdrehte genervt seufzend die Augen.
Ich sah zu Boden, mein Kopf schmerzte tierisch.
"Maru... wisst ihr, wo Maru ist?"
"Maru?", wiederholte Deidara und dachte nach, "du meinst diese Weißhaarige mit dem seltsamen Humor? Keine Ahnung, un."
Mein Blick schweifte zu Kisame, aber auch er hob nur unwissend die Hände und schüttelte den Kopf.
Ich nickte langsam, dann stützte ich mich an der Wand ab und stand auf.
"Ähm, sagst du uns jetzt, warum du in der Besenkammer gepennt hast oder nicht?", fragte Deidara erneut, als ich an ihm vorbeitappte.
"Nein", entgegnete ich knapp und entfernte mich schnell genug, um seine Reaktion nicht mehr sehen zu müssen.
Tausende von Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum, ich wusste nicht, wohin ich gehen oder was ich jetzt überhaupt machen sollte. Yomos Worte hallten in meinem Kopf nach und stachen mir unaufhörlich wie ein scharfes Messer in die Brust.
Und auch Maru.
Die ganze Zeit hatte sie mir etwas vorgespielt. Eine der wenigen Personen, denen ich vertraut hatte.
Wütend biss ich die Zähne zusammen, blieb stehen und schlug einmal kräftig mit der Faust gegen die Steinwand.
So eine verdammte Scheiße!
Ich nahm einen tiefen Atemzug und versuchte, mich ein wenig zu beruhigen. Irgendwas musste ich tun.
Aber da war nichts, mein Verstand war vernebelt und das einzige, was ich klar erfassen konnte, war das dringende Bedürfnis, jemand bestimmten zu sehen. Also stieß ich mich von der Wand ab und lief weiter, wobei meine Schritte immer schneller wurden, bis ich endlich vor meiner Zimmertür ankam und sie mit einem Ruck aufriss.
Es war leer. Ich kniff die Augen zusammen, machte kehrt und rannte fast schon durch den Gang, bis ich schließlich ohne Vorwarnung in die Küche platzte.
"Tobi?"
Ein paar Köpfe drehten sich herum und ein paar verdutzte Augen starrten mich an, aber den maskierten Vollidioten konnte ich nicht entdecken.
"Verdammt", murmelte ich leise und lehnte mich gegen den Türrahmen, als sich für einen Moment alles vor meinen Augen drehte.
"Ähm... ist alles in Ordnung?", fragte Akito und runzelte verdattert die Stirn.
"Ja ja, alles gut...", meinte ich bloß und atmete einmal tief ein und aus.
"Hat Saiko-chan nach Tobi gerufen?", ertönte es da auf einmal hinter mir und ich wirbelte herum.
"Was will Saiko-chan denn vo- uwahh, was macht Saiko-chan denn da?!", quietschte Tobi auf einmal los, als ich ihn ohne ein weiteres Wort umarmte.
Ich konnte hören, wie jeder hinter mir überrascht aufkeuchte, Suigetsu prustete etwas von seinem Wasser aus und Hidan murmelte irgendeine Beleidigung. Idioten.
Aber es war mir egal. Mein Kopf drehte sich, meine Beine gaben langsam aber sicher nach und ich wusste nicht, was ich anderes tun sollte, als mich an dem zappelnden Etwas mit Maske festzuhalten.
"S-Saiko sollte Tobi lieber loslassen, das ist Tobi doch peinlich!"
"Halt die Klappe", knurrte ich nur leise und drückte ihn rittlings zurück in dem Flur, die schwere Tür fiel hinter uns von allein zu.
"Saiko-chan! Du solltest Tobi wirklich lieber los lassen, Saiko-chan! Sonst muss Tobi noch anfangen, dich zu kitzeln", meinte er hektisch, als ich mich noch mehr gegen ihn lehnte, sodass er jetzt mit dem Rücken gegen die Wand stand.
Ich schüttelte bloß leicht den Kopf, aber meine Arme wollten nicht mehr und so ließ ich seinen Mantel los. Taumelnd hob ich den Kopf und sah ihn kurz an, dann schwankte ich, aber bevor ich umkippen konnte, hielt Tobi mich an den Schultern fest.
"Saiko", seine Stimme war nun wieder normal, "was ist denn los? Was zur Hölle sollte das eben?"
Kurz zögerte ich, aber dann zuckte ich mit den Schultern und versuchte, ein freches Grinsen aufzusetzen.
"Weiß nicht... hatte spontan Lust dazu."
"Sehr witzig", erwiderte Tobi gereizt und ich bildete mir ein, einen Hauch von Sorge in seiner Stimme zu erkennen, "jetzt sag schon; was ist los mit dir? Du wirkst so, als ob du nicht du selbst wärst."
Erneut zuckte ich bloß mit den Schultern und schwieg. Ich wusste nicht genau warum, aber irgendwie wollte ich es ihm nicht erzählen.
Seine Anwesenheit beruhigte mich und das war für's Erste genug.
"Willst du, dass ich dich dazu zwinge?", fragte Tobi mit einem genervten Seufzen und diesmal konnte ich mir ein kurzes Lächeln nicht verkneifen.
"Versuch's doch", entgegnete ich frech und hob provozierend eine Augenbraue. Er ließ ein angestrengtes Grummeln hören und ich hätte in diesem Moment nur zu gerne seinen Gesichtsausdruck gesehen.
Nach wenigen schweigsamen Sekunden legte Tobi behutsam die Arme enger um meine Schultern und ich schloss kurz die Augen, als ich in einen dunklen Strudel gezogen wurde.
Sobald wir in dieser merkwürdigen Dimension waren, ließ Tobi mich sofort wieder los, woraufhin ich mich eher weniger elegant zu Boden plumpsen ließ und mich in den Schneidersitz setzte.
"Was soll das denn jetzt schon wieder?", murrte ich, während er sich mit ein paar Schritten Entfernung ebenfalls niederließ.
"Nach dem, was du da eh grade schon abgezogen hast, hätte ich es nicht so lustig gefunden, wenn jemand sieht, wie du dich wie ein Kleindkind an mich klammerst", erwiderte Tobi schroff und ich warf ihm einen bösen Blick zu.
"Du musst mir auch nicht sagen, was du hast, wenn es sein muss, aber ich wollte dir auch etwas zeigen."
Er kramte einen Zettel aus seiner Tasche und reichte ihn mir.
"Ich hab das hier vorhin auf deinem Bett gefunden."
Mein Blick verdunkelte sich während ich das Papier auseinanderfaltete.
'In einer Woche. -Y'
Es fühlte sich an, als würde mein Herz sich einmal komplett überschlagen.
"Wer ist 'Y'?"
Ich sah hoch und hob vorwurfsvoll die Augenbrauen.
"Du hast es gelesen?"
"Natürlich."
Meine Antwort war bloß ein leises Schnauben. War ja klar.
"Also, wer ist das?"
"Weiß ich nicht", entgegnete ich unfreundlich und starrte erneut auf den Zettel, wobei meine Hände etwas zitterten.
"Sicher?", hakte Tobi nach und ich funkelte ihn wütend an.
"Ja, sicher! Und selbst wenn ich es wüsste, würde es dich nichts angehen."
"Doch, würde es."
"Ach ja?", fragte ich genervt, "und warum das?"
"Weil ich mir Sorgen um dich mache."
Als ich schon etwas giftiges erwidern wollte, wurde mir erst klar, was Tobi da grade zu mir gesagt hatte.
"Du... was?"
"Ich mach mir Sorgen, okay?", wiederholte er etwas gereizt.
Ich öffnete den Mund, wusste aber nicht, was ich darauf erwidern sollte.
"Gut", meinte Tobi nach kurzem Zögern und stand auf, "behalte deine Geheimnisse, wenn es sein muss. Aber sobald ich merke, dass etwas nicht stimmt, werde ich dich zwingen müssen, mit mir zu reden, klar?"
Bei diesen Worten musste ich kurz kichern, dann salutierte ich mit zwei Fingern am Kopf.
"Alles klar, Herr Komandant."
Tobi schnalzte ungehalten mit der Zunge, dann teleportierte er mich allein zurück in die Höhle.
Mit einem leisen Seufzen rappelte ich mich von dem Steinboden auf und sah noch einmal auf den Zettel während ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer machte.
In einer Woche also.
Mein Griff verstärkte sich kaum merklich und ich hob den Kopf.
In einer Woche würde das alles vielleicht endlich vorbei sein.

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