19. Reaching out



|Sometimes we must grow stronger
and you can't be stronger in the Dark.
When I'm here no longer, remember
you must be strong|

"Jede Geschichte hat irgendwo ihren Anfang... und so auch unsere, nicht wahr?"

~

"Verdammt, wir sind schon wieder spät dran", murmelte ich und warf meinem Teamkameraden einen missbilligenden Blick zu, "und mal wieder ist es deine Schuld, Obito!"
Der Schwarzhaarige wandte augenblicklich den Kopf und sah mich wütend an.
"Tut mir ja leid, aber ich hab doch bereits gesagt, dass ich einer alten Frau helfen musste! Das ist eine Eherensache, Kakashi, davon verstehst du doch eh nichts, Idiot!"
Ich verschränkte die Arme und schüttelte seufzend den Kopf.
"Warum willst du dann überhaupt Ninja werden? Geh doch gleich zum Arbeiten in's Altersheim, wenn-"
"Was hast du gesagt, du Bastard?!", keifte Obito dazwischen und packte mich am Kragen.
"Du bist doch derjenige, der-"
"Hört doch auf euch zu streiten!", mischte sich auf einmal ein braunhaariges Mädchen ein und schob uns bestimmt auseinander, bevor sie uns nacheinander mit einem strengen Blick bedachte.
"Kommt schon. Das ist unsere erste Mission als Genin außerhalb des Dorfes, also vertragt euch", ihr Blick wurde sanfter, "bitte."
Obito blinzelte sie überrascht an, dann warf er mir noch einen wütenden Blick zu, bevor er sich umwandte und schweigend weiterging. Das Mädchen seufzte leise und sah ihm nach, dann schaute sie wieder zu mir.
"Sei nicht so streng mit ihm, Kakashi. Ich mag es nicht, wenn ihr euch so streitet..."
Ihre Stimme klang so niedergeschlagen, dass ich nur seufzte und mich abwandte.
"Er muss lernen, wie wichtig auch solche kleinen Dinge wie Pünktlichkeit für einen Ninja sind, also sei nicht zu gutmütig, Rin."
"Das weiß ich ja, aber...", meinte Rin leise und senkte den Blick.
"Macht euch keine Sorgen, er wird es sicher irgendwann verstehen", mischte sich da der letzte im Team, ein junger Mann mit hellblondem Haar, lächelnd ein.
"Kommt, wir sollten uns ein wenig beeilen."
Rin wirkte immer noch unsicher, also legte ich ihr kurz eine Hand auf die Schulter und nickte, bevor wir unseren beiden Teamkameraden folgten.
Nachdem wir zu ihnen aufgeholt hatten, liefen wir eine Weile schweigend nebeneinander her, doch schon kurz darauf blieb ich abrupt stehen.
Irgendwas stimmte hier nicht.
"Kakashi?", fragte Rin überrascht, aber ich antwortete nicht, sondern starrte konzentriert zwischen die Bäume.
Was... war das?
Es fühlte sich so bösartig an, dass mir ein Schauer über den Rücken lief.
Ein feindlicher Ninja? Es war eindeutig Chakra, aber irgendwas war seltsam.
"Kakashi, was ist denn-"
"Ich spüre es auch", murmelte Minato mit gesenkter Stimme, welcher neben mich getreten war und nun mit aufmerksamem Blick in die Richtung sah, aus der dieses Chakra, oder was auch immer es war, kam.
Vermutlich wäre es schlauer gewesen, auf Anweisungen zu warten, aber etwas hielt mich in diesem Moment davon ab und zog mich regelrecht an. Den Ruf meines Senseis ignorierend sprang ich auf einen der Bäume und sah mich um, bis ich innehielt.
Ein paar Schritte vor mir kauerte eine kleine Gestalt auf dem Ast, sie drückte sich an dem Stamm und ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen. Das erste, was mir auffiel, waren ihre zerfetzen, über und über schmutzigen Klamotten. Erst, als ich vorsichtig zu ihr ging und mich vor ihr hinhockte, bemerkte ich, dass dieses dunkle Etwas von ihr ausging. Es waberte um ihren Körper und schien sie zu umhüllen wie eine finstere Aura, eine unsichtbare schwarze Nebelwand.
Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, steckte langsam die Hand aus und rüttelte leicht an ihrer Schulter.
"Oi... kannst du mich hören? Oi!"
Keine Reaktion. Ich zögerte kurz, dann nahm ich die andere Hand noch dazu.
"Hey! Hörst du mich?"
Ein leises Grummeln kam von der Gestalt, dann hob sie leicht den Kopf und sah mich an. Zwei große blaue Augen blinzelten mich aus einem dreckigen Gesicht und unter einem ungepflegten Pony hervor verwirrt an. Überrascht starrte ich einen Herzschlag lang zurück, dann sauste ihre Faust auf mein Gesicht zu. Völlig überrumpelt schaffte ich es grade noch, mich irgendwie zu ducken, bevor ich mich wieder hinstellte.
"Was soll der Mist?!"
Das Mädchen war jetzt hellwach und hockte in einer froschähnlichen Haltung auf dem Ast, während sie wütend zu mir rauf sah.
"Das sollte ich wohl fragen! Du kannst doch nicht einfach zu fremden, schlafenden Menschen gehen und sie begrabschen, du Blödmann!", keifte sie zurück und ich war einen Moment lang zu irritiert, um zu antworten.
"Ich-"
"Was ist denn da oben los, Kakashi?", rief Rin von unten, aber ich ignorierte sie. Im Moment interessierte mich diese Verrückte vor mir ein wenig mehr.
Aber als sie die Stimme meiner Teamkameradin hörte, ruckte ihr Kopf augenblicklich herum und ihre Augen wurden groß.
"Da sind noch mehr Menschen außer dir?!"
"Ja, sie - hey, was machst du da?", fragte ich und hob eine Augenbraue, als das Mädchen sich über den Rand des Astes lehnte um einen Blick auf die anderen zu erhaschen. Zu weit.
Der überraschte Schrei wurde von dem dumpfen Geräusch unterbrochen, mit welchen sie auf dem Waldboden landete.
Ich spähte nun ebenfalls nach unten und sah die Kleine mit verdattertem Gesicht mitten in einem Brombeergebüsch liegen. Mit einem genervten Seufzen schüttelte ich den Kopf und und sah von meinem Platz aus zu, wie Obito als erstes zu ihr lief und sie verwirrt beäugte. Das Mädchen starrte zurück und legte dann irgendwann den Kopf schief.
"Was ist los? Hab ich was im Gesicht oder so?"
Obito lief augenblicklich rot an und wedelte abwehrend mit den Händen.
"N-Nein, ich, äh... ich war nur verwundert und, ehh..."
Missmutig ließ ich die Schultern sinken.
Warum war ich eigentlich ständig nur von Idioten umgeben?
Während Obito es schließlich doch noch schaffte, dem Mädchen auf die Beine zu helfen und ein paar Dornenzweige von ihren Klamotten pflückte, sprang ich von dem Baum und stellte mich mit verschränkten Armen zu ihnen. Rin und Minato standen beide mit verdatterten Gesichtern daneben.
"So, da wir nun alle mehr oder weniger Bekanntschaft miteinander gemacht haben, wie wär's, wenn du uns erzählst, wer du bist und was du so nah an unserem Dorf zu suchen hast?", forderte ich ungehalten.
"Sei nicht so unfreundlich, Idiot", meinte Obito und ich funkelte ihn wütend an. Mittlerweile hatte ich echt keine Lust mehr, mich hier mit sowas zu beschäftigen.
"Sie könnte ein feindlicher Spion sein, du Vollpfosten, warum zur Hölle sollte ich freundlich zu ihr sein?"
"Was? Du-", wollte Obito aggressiv erwidern, doch Minato legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter und lächelte unsicher in die Runde.
"Das ist doch kein Grund, sich gleich wieder zu streiten. Obito, Kakashi hat das sicherlich nicht böse gemeint. Sowieso ist jetzt nich der richtige Zeitpunkt für sowas."
Er warf uns einen kurzen, warnenden Blick zu und wandte sich dann freundlicher an das Mädchen, welches uns abwechselnd mit großen Augen betrachtete, als hätte sie noch nie zuvor andere Menschen gesehen.
Ich beobachtete schweigend, wie Minato mit ihr redete. Er lächelte zwar, wirkte dabei jedoch sehr angespannt. Vermutlich spürte er dieses merkwürdige Chakra ebenfalls.
"Wie heißt du denn überhaupt?"
Das Mädchen zögerte kurz, setzte dann aber ein selbstbewusstes Grinsen auf.
"Yumi!"
"Hast du auch einen Nachnamen?"
Sie schüttelte den Kopf, aber es war offensichtlich, dass sie log.
"Na schön, woher kommst du denn?"
Sie zeigte bloß in die entgegengesetzte Richtung zum Dorf und sagte nichts weiter.
Minato seufzte, blieb jedoch freundlich.
"Was machst du denn ganz allein hier? Was ist mit deiner Familie?"
Das Lächeln verschwand und machte einem tief traurigen Ausdruck Platz. Selbst ein Blinder hätte erkannt, dass etwas passiert sein musste. Etwas schlimmes.
"Na gut", meinte Minato etwas resigniert und richtete sich wieder auf, "Kakashi, Rin, Obito. Kommt, wir bringen dieses Mädchen hier zum Meister Hokage."
"Aber was ist mit der Mission?", fragte ich scharf, doch Minato warf mir einen warnenden Blick zu.
"Die Mission kann warten. Kommt jetzt."
Obito und Rin tauschten fragende Blicke und eilten dann unserem Sensei hinterher, der das verwirrte Mädchen sanft, aber bestimmt in Richtung Konoha schob.
Ich seufzte und folgte meinem Team mit den Händen in den Hosentaschen.
Das konnte ja wohl alles nicht war sein.

-

"Erinnerst du dich? Damals haben wir uns das erste Mal getroffen. Haha, ich weiß noch, wie genervt du damals davon warst, dass alle so einen Aufstand um mich gemacht haben..."

~

"...und du weißt wirklich nicht, woher du kommst?"
"Maan, wie oft soll ich es denn noch sagen? Nein, ich weiß es nicht!"
Yumis ungeduldige Stimme drang leise an meine Ohren. Mit verschränkten Armen stand ich ein Stück von der Tür entfernt an der Wand gelehnt im Turm des Hokages.
Minato hatte Rin, Obito und mir gesagt, dass wir uns den Tag frei nehmen sollen und es war offensichtlich gewesen, dass er uns bei diesem 'Gespräch' nicht dabei haben wollte.
Aber etwas drängte mich regelrecht dazu, es mir anzuhören. Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf meine Lippen.
Ich hatte noch nie jemanden belauscht.
Der Hokage versuchte jetzt schon seit einer ganzen Weile, so viel Informationen wie möglich aus Yumi herauszuholen, doch sie weigerte sich strikt, mehr als ihren Vornamen und ihr Alter preiszugeben. Sie beteuerte immer wieder, dass sie es nichts mehr wüsste oder alles vergessen habe, aber sie war wirklich eine schlechte Lügnerin. Ich fragte mich, warum Sarutobi ihr Gedächtnis nicht einfach von ein paar Anbu untersuchen ließ.
"Na schön", meinte der alte Mann nun angestrengt, "hast du jemals gelernt, zu kämpfen? Kannst du Ninjutsu benutzen?"
"Natürlich, ich bin schließlich ein Ninja!"
Ich hob überrascht den Kopf.
Ein Ninja?
"Ach, echt? Na sowas", antwortete Sarutobi ruhig, "was für eine Chakranatur besitzt du denn?"
"Chakra... was?", fragte Yumi verwirrt, "Also... ich kann mit einem Kunai kämpfen..."
Ich schüttelte mit einem leisen Seufzen den Kopf.
Ein richtiger Ninja also.
"Na schön. Also, wenn du wirklich keinen Ort hast, an den du gehen kannst... würdest du vielleicht gerne in Konoha bleiben?"
Überrascht hob ich eine Augenbraue.
War er denn gar nicht misstrauisch? Konnte er diese Dunkelheit nicht spüren, die von Yumi ausging?
Einen Moment lang herrschte Stille in dem Büro.
"Hierbleiben? Sind Sie sich sicher, dass das in Ordnung wäre?"
Die Stimme des Mädchens war auf einmal unheimlich ernst und Verbitterung klang darin mit.
"Natürlich. Konohagakure ist ein großes Dorf mit vielen guten Menschen, die darin leben und ich bin mir sicher, dass wir einen Platz für dich finden, wenn du es dir wünschst. Du könntest sogar eine richtige Ausblidung zum Shinobi machen."
"Wirklich?", fragte sie überrascht, "Obwohl ich ein Mädchen bin?"
Ich runzelte die Stirn.
Was war das denn für eine Frage?
Sarutobi lachte kurz.
"Aber klar! Du würdest mit anderen auf die Akademie gehen und ich glaube, ich kenne da sogar jemanden, der dich mit Freuden bei sich aufnehmen würde. Was sagst du?"
Schweigen trat ein. Regungslos und angespannt wartete ich auf ihre Antwort.
"Wenn... wenn das wirklich geht... würde ich sehr gerne hier bleiben", murmelte Yumi leise und ich konnte es grade so noch hören.
"Nun denn, es wäre mir eine Ehre, dich als eines von Konohas Kindern aufzunehmen, Yumi. Ach ja, Kakashi? Komm doch bitte herein."
Mein Kopf zuckte hoch. Verdammt.
Ich zögerte kurz, dann löste ich mich aus meiner Position und betrat das Büro.
Der Hokage lächelte mich wissend an, während Yumi mir überrascht entgegenblinzelte.
"Verzeihung, Meister Hokage. Ich wollte nicht-"
"Ist schon gut, Kakashi", meinte Sarutobi und machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Wie dem auch sei, magst du Yumi bitte hinausbegleiten und mit ihr auf Fugaku und Mikoto warten? Die beiden haben kürzlich geheiratet und ich weiß aus vertraulicher Quelle, dass sie einem Kind nicht grade abgeneigt sind. Vielleicht sind sie ja bereit, unseren Gast ja bei sich aufzunehmen."
Einen Moment lang starrte ich ihn verdattert an, unterließ es dann aber, nachzufragen und wandte mich an das Mädchen, welches mich noch immer beäugte.
"Verstanden. Du, komm mit."
Ohne auf sie zu warten verließ ich den Raum und schritt den Flur entlang. Die schnellen Schritte hinter mir ließen mich wissen, dass Yumi mir folgte.
Draußen angekommen, lehnte ich mich mit geschlossenen Augen an das Gebäude und wartete.
Nach ein paar Sekunden warf ich Yumi aus dem Augenwinkel einen bösen Blick zu.
"Hör auf, mich so anzustarren."
Sie kicherte leise.
"Entschuldige. Du heißt Kakashi, oder?"
"Ja."
"Ah, gut. Tut mir leid."
"Was denn?"
"Na, das vorhin. Ich hab mich erschrocken und ein wenig überreagiert", meinte sie und lächelte verlegen. Ich blinzelte sie ausdruckslos an.
"Schon gut, musst dich nicht entschuldigen."
"Oh, okay..."
Ein unangenehmes Schweigen trat ein.
"Ähm..."
"Was?", fragte ich gereizt. Yumi legte den Kopf schief und hob schelmisch grinsend eine Augenbraue.
"Du bist ja empfindlich."
"Ach, halt die Klappe. Was wolltest du jetzt von mir?"
"Glaubst du, es ist wirklich in Ordnung, wenn ich hier bleibe?"
Sie klang auf einmal unheimlich unsicher und ihr Kopf war gesenkt.
"Warum sollte es denn nicht gehen?"
"Weil ich... naja... ihr wisst doch gar nicht, ob ich nicht in Wahrheit ein Feind bin oder so..."
In dem Moment, als ich den verletzten Blick in ihren Augen sah, wurde mir klar, dass sie wusste, dass etwas mit ihr nicht stimmte.
Aber ich beschloss, sie nicht darauf anzusprechen und lehnte mich wieder an.
"Wenn der Hokage es so entschieden hat, wird es schon okay sein."
"Meinst du...?"
"Ja."
"Du bist nicht sehr gesprächig, hm?", fragte sie belustigt und ich seufzte genervt.
Doch bevor ich etwas erwidern konnte, erklang eine freundliche Stimme und ich öffnete ein Auge.
"Oh, Kakashi, schön dich zu sehen. Meister Hokage hat uns hergerufen, weißt du, was los ist?"
Ein junger Mann lächelte mir freundlich entgegen, er hielt die Hand von einer schwarzhaarigen Frau in seinem Alter.
"Ah, Fugaku-san. Das hier ist Yumi", meinte ich direkt und deutete mit einer Geste auf das Mädchen, welches die beiden neugierig betrachtete.
"Sie kommt nicht von hier und braucht ein Zuhause. Sarutobi-sama hat gedacht, dass ihr beide sie vielleicht aufnehmen würdet."
Fugaku und Mikoto sahen überrascht zwischen mir und Yumi hin und her, dann tauschten sie einen fragenden Blick.
"Also", begann Mikoto lächelnd, "das kommt jetzt zwar etwas plötzlich, aber... wir haben eh darüber nachgedacht, ob wir nicht ein Kind wollen, deswegen... was meinst du, Fugaku?"
Fugaku wirkte etwas überfordert, aber auch ein wenig glücklich.
"Also, ich glaube, das dürfte gehen... denkst du nicht?"
Mikoto nickte und wandte sich dann an Yumi.
"Hallo, mein Name ist Mikoto Uchiha. Freut mich, dich kennenzulernen."
Yumi zog ein wenig den Kopf ein und sah unsicher zu mir, aber ich zuckte bloß mit den Schultern. Sie schluckte und schüttelte vorsichtig Mikotos ausgestreckte Hand.
"Ich bin Yumi... freut mich, euch kennenzulernen."

"Ich hab es dir nie gesagt, aber ich mochte dich von Anfang an, trotz deiner abweisenden Haltung. Für mich warst du von Anfang an so etwas wie ein Held. Aber vor allem warst du eines, Kakashi. Und zwar mein bester Freund."

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