17. Merry-Go-Round



|We've traded in Hope for Safety.
We're raised in the Smoke,
insisting that we're all too tired
to light the Fire and shake the Earth|

"Warum sitzt du noch so spät hier draußen? In dieser Kälte holst du dir noch den Tod!"
"Du machst dir zu viele Sorgen, Yomo. Mir passiert schon nichts, ich bin schließlich kein kleines Kind mehr."
"Das weiß ich doch. Trotzdem, es macht mir nun mal Sorgen, dass du keine Erinnerungen an dein eigenes Leben hast, die länger als ein Jahr zurück legen. Ich würde dir so gern helfen, aber ich kann es nun Mal leider nicht und..."
"Ach, komm schon. Wer weiß, wo ich jetzt wäre, wenn du mich damals nicht gefunden  und mitgenommen hättest? Dafür bin ich dir... wirklich dankbar, Yomo."
"Hmm..."
"Yomo? Mach dir keine Sorgen. Solange du bei mir bist, wird mich sicher nichts passieren, oder?"
"Du hast Recht. Lass uns zusammen bleiben, Saiko."

Ein leises Geräusch in der Nähe riss mich aus meinen Erinnerungen und verfrachtete mich zurück in die Realität.
Missmutig öffnete ich ein Auge und drehte den Kopf ein wenig zur Seite.
Zetsus Kopf tauchte grade ein Stück von meinem Gesicht entfernt aus dem Boden auf und ich wartete schweigend darauf, dass er etwas sagte.
"Hier bist du... Madara-sama wünscht, dass du dich zurück in die Höhle begibst."
Ich ließ ein abfälliges Schnauben hören, wandte den Kopf wieder ab und schloss die Augen.
"Du weißt ja gar nicht, wie egal mir das ist. Aber sag ihm, wenn er was von mir will, soll 'Madara-sama' seinen faulen Hintern gefälligst selbst hier her bewegen."
Zetsu antwortete nicht, doch ich hörte, wie er wieder in der Erde verschwand.
Als das Geräusch verstummt war, seufzte ich und öffnete die Augen.
Ausgestreckt lag ich auf dem steinernen Wall, welcher die Decke des Verstecks bildete, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und den wolkenlosen Nachthimmel über mir.
Ausdruckslos starrte ich in die Sterne.
Der Gedanke an Yomo schnürte mir auf einmal mehr denn je die Kehle zu und ich versuchte, ihn aus meinen Gedanken zu verdrängen.
Irgendwie schien auf einmal alles schief zu gehen. Seit die Sache mit Shikima passiert ist. Oder die mit Hidan. Oder die mit Tobi. Oder so ziemlich alles, was passiert war.
Der Schmerz in meiner Brust war wieder ein wenig abgeflaut, aber dennoch schien sich mein Herz jedes Mal zu verkrampfen, wenn ich darüber nachdachte.
Abwesend hob ich die Hand und legte die oberhalb meiner linken Brust nieder, sodass ich ein leichtes Pochen durch den Stoff meines Shirts spüren konnte. Auf einmal fragte ich mich, was wohl passieren würde, wenn mein Herz zertört werden würde.
Würde ich dann -wie sonst auch- nicht wirklich etwas verändern?
Oder würde dann alles aufhören?
Würden Gefühle, Ängste und Schmerzen einfach verschwinden?
Ich schloss erneut die Augen und konzentrierte mich auf meinen Puls.
Auf einmal fiel mir ein, wie schnell mein Herz geschlagen hatte, als Tobi mich geküsst hatte, aber ich verdrängte diesen Gedanken sofort wieder.
Ich war überrascht, aufgelöst und mit den Nerven am Ende gewesen. Kein Wunder, wenn der Puls dann Mal in die Höhe schießt.
Ein paar Minuten lag ich einfach still da, die ruhige Nachtluft genießend, bis ich eine starke Präsenz hinter mir bemerkte.
"Hat Zetsu dir nicht gesagt, dass du nicht hier draußen sein sollst?"
"Und warum sollte ich auf den Typen hören?", erwiderte ich seelenruhig ohne auch nur die Augen zu öffnen, "Ich denke, ich bin alt genug um selbst zu entscheiden, wie lange ich draußen bleiben will. Find' dich damit ab, dass du nicht alles kontrollieren kannst, was ich tue."
Madara seuftzte genervt, aber ich blieb einfach liegen. Mein Entschluss stand fest. Wenn er einfach ignorieren wollte, was passiert war, Bitteschön. Konnte mir auch egal sein.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, machte ich die Augen auf und legte den Kopf ein wenig in den Nacken, um Tobi besser sehen zu können, wie er da stand und in die Gegend zu schauen schien.
"Warum bist du noch hier? Hast du keine höchst wichtige, geheime Sachen mit Pain zu betuscheln oder so?"
"Nein", war die knappe Antwort und als nichts mehr kam, zuckte ich mit den Schultern und sah zum Himmel.
Es war fast schon nervig, wie klar und schön diese blöden Sterne da rumfunkelten.
Stille legte sich über uns, nichts war zu hören, außer hin und wieder das leise Flüstern des Windes in der Ferne.
Es war mir relativ egal, ob der maskierte Idiot jetzt da rumstand und dumm guckte, ich konnte die Ruhe auch so genießen, trotzdem fragte ich mich, warum er hier blieb.
"Willst du da oben Wurzeln schlagen?", fragte ich schließlich irgendwann, als mir das ganze langsam zu albern wurde.
"Hn", kam es bloß leise zurück und Tobi setzte sich neben mich auf den grauen Stein.
Neugierig betrachtete ich ihn von der Seite, wie er da saß, das maskierte Gesicht stur nach vorne gerichtet.
"Ich dachte, du wolltest nicht mehr mit mir reden. Warum sitzt du hier jetzt bei mir rum?"
"Ich bin, genau wie du, kein bockiges Kind mehr. Deswegen dachte ich, wir könnten uns Mal in Ruhe unterhalten."
Erst schnalzte ich missbilligend mit der Zunge, dann grinste ich breit.
"Ach was, jetzt plötzlich, huh? Sag bloß, du wirst wegen dem hässlichen Sternenhimmel jetzt emotional", spottete ich belustigt, aber insgeheim wusste ich, dass es etwas anderes war.
Ein genervtes Schnauben war die Antwort.
"Eine ganz normale Unterhaltung zweier erwachsener Menschen. Ist das so verwerflich für dich?"
Ich schwieg kurz und sah in den Himmel, wo eine dunkle Wolke sich grade am Mond vorbeischob.
"Nein. Wenn du es ernst meinst, habe ich nichts dagegen."
Mit einem leisen Seufzen streckte ich die Arme aus.
"Na dann, leg mal los."
"Wie du sicherlich weißt, halte ich nicht sonderlich viel von dir..."
"Das beruht ja anscheinend auf Gegenseitigkeit", warf ich murmelnd ein, aber Tobi ignorierte den Kommentar, sondern schien seine nächsten Worte zu überdenken. Und was er letztendlich sagte, überraschte mich.
"Aber trotzdem würde ich gerne mehr über dich wissen."
Ich blinzelte erstaunt, dann hob ich eine Augenbraue.
"Weißt du nicht schon alles mögliche über mich? Mit deinen ach so tollen 'Kontakten' und 'Quellen'...", ich machte eine Pause und grinste, "weißt du vermutlich mehr über mich als ich selber."
Von Madara kam ein Geräusch, welches ich nicht ganz definieren konnte.
"Du hast Recht, ich weiß eine Menge über dich. Kampftechniken, Familienverhältnisse, Hintergrundgeschichte... Aber das sind oberflächliche Informationen. So etwas reicht nicht, um einen Menschen zu kennen."
"Sagt der Richtige", entgegnete ich ruhig und schloss erneut die Augen, "Ich kenne ja noch nicht einmal deinen richtigen Namen. Und komm mir nicht mit dem 'Ich-bin-Madara-Uchiha-Scheiß', der Typ lebte vor nem knappen Jahrhundert und ich glaube kaum, dass du so ein uralter Knacker bist."
Diesmal war es eindeutig ein belustigtes 'hmpf' und ich musste unwillkürlich ein wenig schmunzeln.
"Gut, ich geb's zu. Aber dennoch bin ich stärker, als du vielleicht denkst."
Ich rollte mit den Augen.
"Jaja, du bist große Klasse, schon klar. Also... Wer bist du denn nun?"
"Es ist egal, wer ich bin. Außerdem wäre es eh zu kompliziert, es dir zu erklären."
Seufzend setzte ich mich auf und warf ihm einen bösen Blick zu.
"Ich dachte, du wolltest eine 'normale Unterhaltung' führen und nicht weiter den mysteriösen Vollidioten spielen?"
"Gut, dann erzähl du doch etwas über dich", antwortete Tobi und wirkte dabei leicht gereizt.
Schweigend blickte ich auf meine ausgestreckten Beine. Es gab bestimmt eine Menge Dinge, die er nicht wusste, aber ich würde ihm niemals im Leben etwas davon einfach so erzählen.
Das könnte ein schwieriges Gespräch werden...
Plötzlich schoss mir eine Idee durch den Kopf. Es war zwar riskant, aber ich machte mir nichts weiter daraus.
"Na schön. Drei Fragen, okay?"
"Was meinst du?"
"Jeder von uns darf drei Fragen stellen. Ehrliche Antworten, keine Märchengeschichten. Einverstanden?", erklärte ich schelmisch und streckte mich wieder auf dem harten Untergrund aus.
Tobi klang überrascht, nickte aber.
"...na schön, in Ordnung. Dann fange ich an. Wieso hast du damals eine eigene Organisation gegründet?"
In dem kurzen Moment, in dem ich über meine Antwort nachdachte, wurde mir klar, dass das hier nichts anderes war, als ein makaberes Spiel. Ich könnte die Wahrheit sagen, das würde mir aber nicht garantieren, auch von Tobi die Wahrheit zu hören. Wenn ich lügen würde, wäre es nicht sicher, ob er das überhaupt bemerken würde. Es war eine reine Vertrauenssache. Doch weder vertraute ich ihm, noch er mir. Bei dem Gedanken breitete sich ein hinterhältiges Lächeln auf meinem Gesicht aus. Ich war schon immer ein Fan von lebensgefährlichen Situationen gewesen und auch wenn das hier etwas anderes war, fühlte es sich dennoch gleich an.
"Gute Frage. Nachdem ich schon Sasuke und Akito bei mir hatte, hab ich Maru zufällig kennen gelernt und eigentlich war es mehr so eine Art spontaner Einfall. Einen wirklichen Grund gab es nie."
Es war wenigstens zur Hälfte war.
"Jetzt bist du dran", fuhr ich seelenruhig fort, als Tobi grade etwas erwidern wollte, "woher kommst du?"
"Früher habe ich als Ninja in Konoha gelebt, aber das ist lange her.
Warum hast du so ein besonderes Verhältnis zu Sasuke?"
Ich blinzelte überrascht und biss mir dann missmutig auf die Unterlippe.
Was für eine beschissene Frage. Und das, nachdem Sasuke seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr mit mir gesprochen hatte.
"Ich weiß es selbst nicht so genau. Als wir uns kennengelernt haben, war ich neugierig, weil er ein Uchiha war und er wollte, dass ich ihm helfe, stärker zu werden. Wir haben ne ganze Menge zusammen erlebt. Vermutlich deswegen. Kennst du einen Mann namens Kakashi Hatake?", fügte ich gleich die erstbeste Frage hinzu, die mir durch den Kop schoss.
Diesmal war es Tobi, der kurz zögerte.
"Ja... ich kenne ihn."
"Mehr kommt da nicht?"
"Nein", meinte er knapp und ich seufzte resigniert.
"Warum bist du so an Itachi interessiert?"
Schon wieder so eine blöde Frage.
"Ich... Als ich das erste Mal bei Akatsuki war, hatte ich das starke Gefühl, ihn zu kennen. Dass er früher einmal sehr wichtig in meinem Leben war, auch wenn ich nicht weiß, in welcher Hinsicht. Allerdings will er es mir anscheinend nicht sagen", erklärte ich tonlos und starrte in den Himmel.
Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass er auf eine weitere Frage wartete. Die Letzte.
Fieberhaft überlegte ich, es gab noch so viele Dinge, die ich wissen wollte.
Aber von vorne rein wusste ich, was ich als nächstes sagen würde.
"Warum hast du mich neulich geküsst?"
Die Worte klangen unglaublich laut in der nächtlichen Stille und es fühlte sich an, als würde die Welt gespannt den Atem anhalten.
"Das hatte keine weitere Bedeutung."
Ich schnaubte spöttisch und setzte mich auf.
"Stimmt, weil sowas ja eine tägliche Aktion wie 'Guten Morgen' sagen ist, oder was? Ehrliche Antworten, Tobi."
Tobi seufzte und hob den Kopf.
"Ich weiß es selber nicht genau. Deine Worte haben mich provoziert. Du kennst meine Geschichte nicht, deswegen wirst du es vermutlich nicht verstehen, aber es gab früher jemanden, der mir sehr wichtig war, doch sie ist vor langem gestorben. Seit dem habe ich mich von solchen Gefühlen abgewandt und konzentriere mich nur noch darauf, endlich Frieden in diese von Hass zerfressene Welt zu bringen. Du bist komplett anders als sie und dennoch..."
Er machte eine kurze Pause und ich sah ihn mit großen Augen an.
"Versteh das nicht falsch, aber an dir ist etwas anders. Du bist das perfekte Beispiel dafür, wie grausam diese Welt ist und vielleicht ist es deswegen so ein merkwürdiges Gefühl, wenn du in der Nähe bist. Wie gesagt", fügte er rasch hinzu, als ich grade etwas erwidern wollte, "versteh das nicht falsch. Ich empfinde nichts für dich oder für irgendwen anders. Der einzige Grund, weshalb ich all das tue, ist, um den perfekten Frieden zu schaffen."
Mit diesen Worten stand er auf und entfernte sich ein paar Schritte.
"Warte", meinte ich instinktiv und als er stehen blieb, gab es nur eine kurze Frage, die mir über die Lippen kam:
"Wer zur Hölle bist du?"
Eine kalte Brise wehte durch meine Haare und ließ meine Haut kribbeln.
"Drei Fragen. Eine Vierte werde ich nicht beantworten."
Und im nächsten Moment war er in der Nacht verschwunden.
Kurz dachte ich darüber nach, was er da grade gesagt hatte, dann lehnte ich mich wieder zurück und ein höhnisches Grinsen zierte mein Gesicht.
"Was für bekloppter Idiot. So eine schlechte Lügengeschichte hab ich ja noch nie gehört", murmelte ich leise und kicherte.

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