15. Gravity
|You should know,
I don't trust you at all
So why are you trying to keep me close?
Because you know
I will never trust you enough to stay|
Mit abwesendem Blick saß ich gegen die geschlossene Tür gelehnt auf dem Boden des kleine Badezimmers.
Meine Augen starrten an die Decke, mein Kopf fühlte sich vollkommen leer an. Wie in Trance lauschte ich den Stimmen von Pain und Madara, die leise aus dem anliegenden Zimmer an meine Ohren drangen.
Sie redeten über mich, wussten nicht, dass ich hier war und sie hören konnte.
"...laut Hidan ist es so gewesen, ich weiß nicht, ob sie es wirklich wahr."
"Was denkst du denn?"
Tobi schwieg kurz und mir wurde bewusst, dass ich es nicht abkonnte, dass sie so über mich sprachen, auch wenn sie nicht wussten, dass ich jedes einzelne Wort hörte.
"Ich bin mir nicht sicher. Seit dem Vorfall mit diesem Barkeeper scheint sie vollkommen instabil zu sein, deswegen würde ich es ihr zutrauen. Allerdings habe ich bisher noch nicht mitbekommen, dass sie völlig ohne Grund jemanden so verletzen würde."
Ich kniff die Augen ein wenig zusammen und meine Hand zuckte.
Grundlos Menschen verletzen?
Was redete er da?
Mein Brustkorb bebte, als ich stumm auflachte.
Bestand nicht der Sinn des Lebens darin, andere zu verletzen?
Egal wer und egal warum. Menschen verletzen sich gegenseitig mit allem was sie tun. Also warum nicht jemandem grundlos den Körper aufschneiden, nur so zum Spaß?
Ich hielt inne, schloss die Augen und schüttelte leicht den Kopf.
So durfte ich nicht denken.
Meine Hand umklammerte noch immer den mittlerweile ziemlich zerknitterten Zettel.
Mit langsamen Bewegungen faltete ich ihn auseinander. Das Papier war überseht von kleinen, getrockneten Blutspritzern.
Ich hielt ihn gegen das Licht an der Decke und überflog zum bestimmt tausendsten Mal die Wörter.
'Blut und Verderben zieren deinen Weg. Wenn du nicht aufpasst, werden auch die wenigen Lichter noch erlischen, die dir noch geblieben sind.
Sei vorsichtig, wem du vertraust, sonst wird das hier nicht das letzte Blut sein, welches deine Hände befleckt.
Ich bin bei dir, meine Geliebte.'
Sofort begannen meine Hände wieder zu zitternd, doch ich überwandt mich trotzdem dazu, den Zettel umzudrehen. Denn was dort stand war, was mir einen noch grässlicheren Schauer über den Rücken laufen ließ.
Es war eine Liste von Namen, die oberen beiden waren eindeutig mit Blit durchgestrichen worden.
Yomo und Shikima.
Ich schluckte und versuchte mit Mühe, meinen Atem gleichmäßig zu halten.
Sechs säuberlich geschriebene Namen folgten.
Nakise, Akito, Maru, Kakashi, Itachi und Sasuke.
Und als krönender Abschluss stand darunter ein letzter Satz:
Wer wird wohl der nächste sein, dessen Blut du vergießen wirst?
Mein Blick war starr auf diese Namen gerichtet und mein Kopf versuchte immer noch, all das zu verarbeiten.
Jemand hatte das hier geschrieben.
Dann hatte dieser jemand Hidan seine Leber entnommen und sie zusammen mit der Nachricht, die unverkennbar an mich gerichtet war, an die Decke gepinnt. Zusätzlich schien dieser jemand laut Hidan genauso auszusehen wie ich.
Ich schloss die Augen und ließ den Arm sinken.
Was mich am meisten verstörte, war die Liste mit den Namen.
Es waren nicht bloß die Namen meiner Organisation, das hätte ich ja noch verstanden. Es waren die Namen jener Personen, die mir von allen wohl noch am wichtigsten waren.
Yomo.
Ich weiß nicht mehr, wie viele Jahre seit damals vergangen sind, aber wer auch immer das hier getan hatte, wusste davon.
Und Kakashi.
Niemand hätte wissen können, in was für einer Verbindung ich zu im stand.
Es sei denn, jemand hätte mich all die Jahre lang beobachtet.
Ich hatte die ganze Nacht darüber nachgedacht und diese Tatsache machte mir Angst.
Langsam ließ ich den Zettel sinken, knüllte ihn wieder zusammen und stopfte ihn in meine Hosentasche, dann winkelte ich die Beine an, schlang meine Arme darum und bettete meinen Kopf auf den Knien.
Ich fragte mich, wie lange ich das alles noch aushalten würde.
Gestern hatte ich eine Panik Attacke bekommen und jetzt schnürte mir allein schon der Gedanke daran, dass jemand mich beobachten könnte, vor Angst die Kehle zu.
Im Moment fühlte ich mich so unglaublich schwach, dass ich am liebsten abgehauen wäre, um mich irgendwo weit weg vor all dem hier zu verstecken.
Ich schloss die Augen und ließ den Kop nach hinten gegen die Tür sinken.
"Saiko?"
Erschrocken zuckte ich zusammen, als jemand an der Tür klopfte.
"Ich weiß, dass du hier bist."
Ich senkte den Blick zum Boden. Einen Moment lang war es unheimlich still.
"Komm raus."
Nach ein paar Sekunden Zögern, rappelte ich mich auf, entriegelte die Tür und öffnete sie mit einem leisen Klicken.
"Hast du uns absichtlich belauscht?", fragte Madara und klang dabei erstaunlich ruhig. Ich antwortete nicht.
"Ist auch egal", meinte er dann, ging durch das Zimmer und lehnte sich gegen die Tür, während ich mich auf meinem Bett niederließ.
Erneut herrschte Stille und ich starrte stur auf den Boden.
"Warst du es?"
"Was?"
"Du weißt genau, was ich meine. Also, warst du es?"
Ein Grinsen legte sich auf meine Lippen, aber ich sah ihn nicht an.
"Würdest du mir glauben, wenn ich sagen würde, ich wäre es nicht gewesen?"
Innerlich fragte ich mich, warum ich nicht einfach nein gesagt hatte.
"Sag mir einfach die Wahrheit. Hast du es getan oder nicht?"
"Was glaubst du? Ist es nicht egal, ob ich es war oder nicht? Deine Meinung ist doch anscheinend eh gesetzgebend", murmelte ich und warf ihm einen provizierenden Blick zu, obwohl ich eigentlich wusste, dass ich nicht so reden sollte. Ich sollte einfach sagen, dass ich es nicht war.
"Rede nicht so mit mir. Sag's mir einfach." Mittlerweile schien er wieder angespannter und genervter zu sein.
Ich kicherte ein wenig.
"Und wenn ich es wahr? Wirst du mich dann umbringen oder sowas?"
Verdammt Saiko, sag ihm einfach die Wahrheit!
Aber irgendwie konnte ich das nicht. Die Worte sprudelten unaufhaltsam aus mir raus, während ich aufstand und langsam auf Tobi zu schlenderte.
"Du kannst mir nicht drohen, Uchiha. Ich habe keine Angst vor dir oder vor dem Tod."
Während ich sprach bekam meine Stimme einen finsteren Unterton, mein Blick wurde teuflisch und das irre Lächeln auf meinen Lippen wuchs.
"Ich lasse mich nicht so einfach unterkriegen. Ich bin unbesiegbar, schon vergessen?"
Meine Worte galten schon gar nicht mehr wirklich ihm, ich sprach mehr zu mir selbst und zu demjenigen, der diese Nachricht geschrieben hatte.
"Ich habe keine Angst! Ich muss mich nicht verstecken! Ich werde jeden töten, der sich mir nähert oder sich mit in den Weg stellt, kapiert? Ich habe keine Angst, weder vor dir, noch vor irgendwem sonst!"
Die letzten Worte waren so laut gewesen, dass sie nun als leises Echo von den Steinwänden widerhallten.
Ich war vor Tobi stehen geblieben und starrte ihn mit wilden Blick an, doch er zeigte keinerlei Reaktion.
"Hörst du mir zu, Scheißkerl?"
"Ich will einfach nur wissen, ob du Hidan angegriffen hast oder nicht."
Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich schlug mit der Linken direkt neben seiner Schulter gegen die Tür, den pochenden Schmerz ignorierend.
Meine Arme zitterten vor Wut und ich wusste eigentlich gar nicht mehr, was ich da eigentlich sagte.
"Warum führst du dich so auf, hä? Du kannst nich doch eh nicht leiden, also warum steckst du mich nicht gleich in irgendeine hässliche Zelle und lässt mich da verrotten, verdammt?!"
"Halt den Mund."
Ich wurde immer lauter und meine Stimme überschlug sich.
"Du hast keine Ahnung, wie es sich anfühlt, du hast keinen verdammten blassen Schimmer, wie es ist! Jede Nacht diese Stimmen zu hören, diese ganzen Stimmen, die dir Vorwürfe machen und dir vorhalten, was für ein schrecklicher Mensch du bist! Ich weiß nicht, was ich bin und warum ich so bin, aber ich kann doch nichts dafür, verdammt! Ich hab doch nie darum gebeten, so zu sein!"
"Halt deine Klappe."
"Warum ich, hä? Warum bin ich so? Weil ich zu viele Menschen getötet habe, schwächliche, bemitleidenswerte, erbärmliche Kreaturen, die es nicht verdient haben, auf dieser Erde zu wandeln?"
Ich hielt kurz inne, meine Sätze ergaben nicht einmal mehr Sinn, aber das war mir völlig egal.
"Du würdest mich eh nie verstehen. Du stammst aus irgendeinem tollen Clan, hast Macht und denkst nur an dich selbst. Dir sind andere doch völlig egal, außer du kannst sie in irgendeiner Weise für dich benutzen."
"Halt deine verdammte Klappe!"
Plötzlich packte Madara meinen Arm und stieß mich weg, woraufhin ich schwankend gegen die Wand prallte.
"So etwas muss ich mir von jemandem wie dir nicht anhören", stellte er mit drohender Stimme klar und drehte sich um, um den Raum zu verlassen. Einen Mormtn lang blieb ich still.
"Du hast keine Ahnung, wie es ist, jemanden zu verlieren, der dir mehr bedeutet als dein eigenes Leben."
Meine Worte waren nur ein leises Murmeln, aber Tobi blieb stehen, die Türklinke schon in der Hand.
"Du hast keine Ahnung, wie sich das anfühlt!",keifte ich während ich herum wirbelte und ihn mir vor Wut blitzenden Augen ansah.
Meine Hände waren zu Fäusten geballt und ich stand kurz davor, nach dem Schwert zu greifen, welches ein paar Meter entfernt an meinem Bett lehnte.
"Du hast ja keine Ahnung", knurrte ich erneut mit gesenkter Stimme und trat noch einen Schritt auf Madara zu.
"Ich weiß sehr wohl, wie das ist", meinte er da auf einmal und ich blieb stehen. Er drehte sich um und jetzt war es an ihm, wütend zu sein.
"Du kennst mich doch nicht einmal, also beurteile mich nicht einfach! Was weißt du denn schon von den Menschen, die ich verloren habe? Glaub mir, ich kenne dieses Gefühl besser als jeder andere sonst!"
Überrascht von seiner plötzlichen Aggressivität schwieg ich kurz, lächelte dann jedoch bitter.
"Zuneigung ist ein abscheuliches Gefühl. Ich hasse es. Es wäre so viel einfacher, wenn niemanden gäbe, der einem wichtig ist."
"Hör auf, so einen Scheiß zu reden", knurrte Madara und ich starrte ihn wütend an.
"Es gibt nichts schlimmeres, als jemanden wirklich zu mögen, okay? Aber woher soll jemand wie du das schon wissen? Du hast in deinem ganzen Leben bestimmt noch nie jemanden gemocht! Du-"
Doch bevor ich meinen Satz beenden konnte, wurde ich unterbrochen, als Madara auf einmal seine Lippen auf meine presste. Zuerst realisierte ich garnicht, was grade passierte, dann riss ich die Augen auf.
Was zur Hölle...?
Ich war so überrumpelt, dass ich gar nicht reagieren konnte.
Er hatte sich zu mir herunter gebeugt, seine Hände in meinen Haaren vergruben und drückte mich gewaltsam an sich. Meine Hände, die ich reflexartig zur Abwehr gehoben hatte, lagen auf seiner Brust.
Doch schon nach wenigen Sekunden löste er sich wieder von mir und ich konnte seinen Atem auf meinen Lippen spüren.
Mit offenem Mund starrte ich ihn an.
Sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem Entfernt. Er hatte die Maske nicht abgenommen, sondern sie nur zur Seite geschoben, sodass das breite, schwarze Band noch immer fast sein ganzes Gesicht bedeckte, aber sein Mund freilag, wie gestern, als er mir das neue Jutsu gezeigt hatte.
Seine Hände ruhten noch immer auf meinem Hinterkopf und meinem Rücken. Ich hatte die Luft angehalten und Tobi machte keine Anstalten, sich von mir wegzubewegen.
Also verharrten wir in dieser Position.
Vier Sekunden, fünf Sekunden.
Einhundert Lichtjahre.
Dann schaltete sich mein Verstand mit einem leisen Klicken wieder ein.
"Es... tut mir leid", murmelte Tobi auf einmal, aber ich hatte ihn schon von mir weggestoßen, taumelte kopfschüttelnd rückwärts, stolperte und landete auf dem Boden.
Kurz sah er mich noch an, dann verzog sich sein Mund leicht und er schob sich die Maske wieder vor's Gesicht, bevor er fluchtartig den Raum verließ.
Ich blieb völlig regungslos, halb sitzend, halb liegend und starrte auf die Tür. Zählte bis zehn, atmete tief ein und schloss die Augen.
Scheiße.
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