12. Warmth and Cold


|We're so damaged by the sunlight
Can we make it through together?
Cause honey,
I don't like this kind of weather
When i'm with you|


Nachdem ich noch mal ein wenig geschlafen hatte, weckte Tobi mich, als es noch dunkel war und wir brachen auf. Schon bald kamen wir zu der Stelle, an dem der Überfall stattgefunden hatte. Die Leichen der Ninjas, gegen die ich gekämpft hatte, lagen noch immer auf dem Weg, doch von Tobis Gegnern war keine Spur zu sehen. Ich beschloss, dass es wohl klüger wäre, nicht nachzufragen.
Keiner sprach auch nur ein Wort, ich vermied strikt den Blickkontakt mit dem Uchiha und fühlte mich mit der Zeit immer unwohler.
Wir waren grade auf einem langen Feldweg, als die Sonne langsam aufging. Die ersten Strahlen kämpften sich über den Horizont und tauchten die scheinbar unendliche, flache Landschaft in ein wunderschönes Morgenlicht. Trotz allem war es immer noch etwas kühl, doch schon bald brannte die Sonne erbarmungslos auf uns nieder.
Wir liefen den ganzen Tag, bis Madara gegen Mittag beschloss, eine Pause einzulegen. Seufzend ließ ich mich auf den Steinboden der kleinen Höhle fallen, lehnte den Kopf gegen die Wand und schloss die Augen. Dann beobachtete ich Madara und prägte mir dabei seinen Gang und seine Art sich zu bewegen ein. Selbst wenn er nicht sprach, wenn man darauf achtete, fiel einem der große Unterschied zu dem trotteligen Tobi in jeder seiner Bewegungen auf.
Nachdem wir schweigend etwas gegessen hatten, erhob Madara doch noch das Wort.
"Ich will mit dir über etwas sprechen."
Er sah mich an, doch ich zögerte.
"Und was wenn ich nicht mit dir reden will?", entgegnete ich dann kühl.
Vielleicht war es albern, aber ich wollte seine Grenzen austesten.
Ich wollte wissen, wann er aufhören würde mir zu drohen, wann er mich wirklich angreifen würde.
Und es schien zu funktionieren.
Die Aura, die von Tobi ausging, war so dunkel und schwer, dass meine Haut zu kribbeln begann.
"Ich dachte, du hättest begriffen, dass es nicht klug ist, mir zu widersprechen."
Gerne hätte ich noch etwas erwidert, aber ich befürchtete, dass er dann sein Sharingan wieder aktivieren würde. Und darauf hatte ich nun wirklich keine Lust.
"Na schön. Was ist jetzt?"
Tobi verschränkte die Arme und schien zu überlegen, wie er am besten formulierte, was er gleich sagen wollte.
"Welchen Chakra-Typ besitzt du?"
Verdattert starrte ich ihn an.
"Äh... Was?"
"Ich habe dich beim kämpfen beobachtet. Du bist gut im Umgang mit dem Katana und auch nicht schlecht im Taijutsu. Aber seit ich dich kenne, habe ich dich noch nie Ninjutsu anwenden sehen."
Ich dachte kurz über seine Worte nach und kaute grimmig auf der Innenseite meiner Wange herum, bevor ich antwortete.
"Ich habe nie gelernt, wie man Ninjutsu benutzt."
Tobi nickte leicht.
"Und was ist dieses blaue Feuer?"
Instinktiv verschränkte ich meine Arme hinter dem Rücken und sah weg.
"Das ist... etwas anderes."
"Und zwar?"
"Weiß ich auch nicht", giftete ich zurück, meine Stimme klang schärfer als beabsichtigt. Ich hatte mich nie damit beschäftigt und wollte es auch jetzt nicht. Nein, ich wollte es vor allem jetzt nicht, wo mein Verstand in der letzten Zeit wieder begonnen hatte, verrückt zu spielen.
Eigentlich hatte ich diese Kraft nach dem Kampf mit Kakashi vergessen und nie wieder benutzen wollen.
"Zeig es mir."
Es war keine Bitte.
"Und wieso sollte ich?", entgegnete ich pampig.
"Weil ich es dir befehle."
"Und warum sollte ich deinen Befehlen folgen?"
Kurze Stille.
"Treib es nicht zu weit, Mädchen. Auch meine Geduld ist irgendwann am Ende."
Ich erschauderte und streckte nach kurzem Zögern widerwillig den Arm nach vorn. Auf meiner Handfläche bildete sich ein kleines tanzendes Feuer, dessen leises Zischeln in der stillen Höhle wiederhallte. Blaue und violette Flammen umschlungen einander in einem spielerischen Kampf. Doch ich beobachtete das Schauspiel nur aus dem Augenwinkel.
"Es stimmt, das ist kein mir bekanntes Ninjutsu", meinte Tobi nach einiger Zeit und das Feuer erlosch, "erzähl mir, was du darüber weißt."
Seine Stimme klang jetzt nicht mehr drohend, nur noch interessiert.
Ich holte tief Luft und sah ihn fest an.
"Ich gehe Mal davon aus, dass der große Madara Uchiha darüber Bescheid weiß, dass ich früher bei einer Gruppe unabhängiger Ninja gelebt habe?"
Madara nickte bloß.
"Gut. Also, es gab da ein paar Leute, die mit mir trainiert haben. Hauptsächlich Taijustu und den Kampf mit Waffen, aber sie haben auch versucht, mir Ninjutsu beizubringen. Aber..."
Ich stockte kurz und dachte an Yomo, dann schüttelte ich leicht den Kopf.
"Jedes Mal, wenn ich mein Chakra konzentriert habe, habe ich unbeabsichtigt etwas in Brand gesetzt. Selbst bei den einfachsten Übungen. Es hat ewig gedauert, bis ich einen Baum hoch gehen konnte, ohne ihn abzufackeln. Darum hab ich mich eher an die physischen Technicken gehalten."
Dass Yomo und ich heimlich trainiert hatten, damit ich meine Fähigkeiten einigermaßen kontrollieren konnte, ließ ich weg. Und dass ich sie in meiner Zeit als Auftragsmörderin fast hauptsächlich benutzt hatte, auch.
"Ich verstehe."
Er machte eine Pause und schien zu überlegen, dann stand er auf.
"Ein Mitglied, welches kein Ninjutsu anwenden kann, ist unbrauchbar für Akatsuki."
"Wa-", wollte ich schon empört erwidern, als er mich unterbrach.
"Deswegen werde ich dich trainieren, wenn wir wieder da sind. Komm jetzt."
Mit noch immer offenem Mund starrte ich ihn an.
Mich trainieren?
Ich musste mich verhört haben.
"Ist das dein Ernst?"
Ein Nicken war die Antwort.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten während ich aufstand und meinem Partner nach draußen folgte.
Dieser beschissene Mistkerl...
Was bildete sich dieser Idiot eigentlich ein? Mich trainieren, einen Scheiß würde der!
Ein teuflisches Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus.
Dieser arrogante Uchiha würde schon noch sehen, dass er sich seine Überheblichekeit mir gegenüber lieber sparen sollte.

-

Der Rest unseres Rückwegs verlief ohne weitere Vorfälle und meine Stimmung sank mit jeder Minute ein bißchen, die ich mit diesem Typen verbringen musste. Mittlerweile war ich mir sicher, dass der dämliche Tobi mir doch besser gefiel als Madara.
Als wir endlich wieder im Akatsuki-Versteck ankamen, war ich fast schon erleichtert, mal wieder andere Leute sehen zu können, auch wenn Deidara und Hidan als Begrüßungskomitee nicht grade optimal waren.
"Sieh mal an, wer wieder da ist", meinte Hidan schnippisch, "der Vollidiot und die gestörte Schlampe."
"Sagt der Richtige", erwiderte ich bloß und hielt kurz seinem durchdringendem Blick stand. Seit dem Abend, an dem er mich angegriffen hatte, war es unerträglich, ihn nur zu sehen. Davor hatte er immer noch dieses spöttische Etwas an sich gehabt, doch jetzt sah er mich mit blankem Hass in den Augen an.
"Beruhig dich, Hidan. Du hattest schon genüg Ärger mit Pain in letzter Zeit, un", hörte ich Deidara noch sagen, als ich an den beiden vorbei schritt.
"Deidara-senpai~!! Tobi ist wieder dahaa, freut Deidara-senpai sich jetzt?"
Ich blieb stehen und versuchte, so gleichgültig wie möglich zu wirken. Es war fast schon unheimlich, zu sehen, wie er sich zu zum Affen machte, obwohl er eigentlich ganz anders war. Ich wartete, bis Deidara Tobi losgeworden war und dieser mir bis zu Pains Büro folgte, wo wir einen kurzen Bericht über die Mission abgaben.
Tobi hatte wieder in den Madara-Mode geschaltet und als Pain mich verwundert ansah, erklärte er knapp, dass ich jetzt "Bescheid wisse", woraufhin nur ein verächtliches Schnauben meinerseits zu hören war.
Das wäre ja Mal ausnahmsweise was, wenn ich über irgendwas tatsächlich Bescheid wissen würde.
Aber das hält der große Madara ja anscheinend nicht für relevant.
Also wartete ich mit verschränkten Armen, bis die beiden fertig waren und ich mit Madara den Raum verließ.
"Und jetzt?", fragte ich und lehnte mich gegen die Wand.
"Wie läuft die ganze Sache jetzt? Ich tu so, als wüsste ich von nichts und du spielst weiter den Idioten?"
"In der Gegenwarten der anderen, ja. Und du solltest aufpassen, dass du nicht ausversehen etwas ausplauderst."
"Ich weiß, ich weiß, sonst kommt der Zorn des großen Uchihas über mich. Gott steh mir bei", nuschelte ich und hob theatralisch die Hände.
"Gut. Dann komm jetzt mit."
"Könntest du mal aufhören, mich wie deine Bedienstete rumzukommandieren, du Idiot?"
"Nein und jetzt komm."
Ich bewegte mich nicht von der Stelle.
"Warum?"
Tobi sah mich nicht an, als er sprach.
"Willst du mich wirklich so dringend provozieren? Muss ich dir erstmal deutlich klarmachen, dass das nicht schlau von dir ist?"
Ich starrte seinen Hinterkopf böse an.
"Würdest du mir die Ehre erweisen, mich erst kurz nach Sasuke zu erkundigen, bevor ich dir wieder wie ne dumme Nuss hinterher latsche?", fragte ich dann schnippisch.
"Wenn es sein muss. Aber beeil dich. Wir treffen uns in einer Stunde am südlichen Ausgang."
Und er verschwand. Einfach so. Weg.
Verwirrt blinzelt ich und beschloss dann, dass mich hier eigentlich gar nichts mehr wunderte. Mit einem Seufzen drehte ich mich um und starrte in den dunklen Gang.
Ich hatte ein ziemlich dringendes Bedürfnis, mit Sasuke zu reden.
Wie lange hatte ich ihn jetzt schon nicht mehr gesehen?
Als erstes machte ich mich auf den Weg zu Itachis Zimmer, wo allerdings niemand war. Da fiel mir erst auf, dass ich von keinem meiner Gefährten wusste, wo ihre Räume lagen. Doch wusste ich es von allen Akatsukis.
Ein Anflug von schlechtem Gewissen keimte in mir auf. Ich hatte eigentlich seit wir hie eher gekommen waren, mit fast niemandem von ihnen wirklich geredet. Ich hatte keine Ahnung, wie es ihnen ging oder was sie machten.
Mit schnellen Schritten lief ich zur Küche, wo eigentlich immer irgendwer war. Plötzlich wünschte ich mir, das alles wäre nie passiert. Dass Akatsuki nicht existieren und wir weiter zusammen in unserer alten Scheune leben würden. Ich biss mir auf die Unterlippe, ein Stechen im Herzen.
Warum zur Hölle war das alles so gekommen?
Ich stieß die Tür auf und ein Anflug von Erleichterung überkam mich, als ich Akito, Maru und Suigetsu gemeinsam am Tisch sitzen sah.
Alle freuen wandten die Köpfe und sahen mich überrascht an.
"Hey, du lebst ja doch noch", bemerkte Maru spöttisch grinsend, Suigetsu murmelte irgendwas vor sich hin und Akito lächelte mich an.
"Setz dich doch, Onee-san."
"Ich, ähm..."
Am liebsten hätte ich mich zu ihnen gesetzt und mit ihnen gequatscht, gelacht und über diese Akatsuki-Idioten geschimpft, aber Tobis Drohung schwebte wie eine dunkle Wolke über meinem Kopf.
"Ich kann ni-"
"Saiko", unterbrach Maru mich, ihr Ausdruck war nun wieder ernst und sie sah mich mit ihren dunklen Augen durchdringend an, "wir wissen nicht, was es ist, aber wir sind uns einig, dass etwas passiert sein muss. Du bist nie da, gehst uns aus dem Weg und hängst nur noch mit diesem Masken-Freak rum. Du lässt uns völlig hängen. Um es so zu sagen, du bist keine gute Anführerin. Das klingt hart, aber ich bin nur ehrlich und spreche aus, was wir alle denken, oder nicht?", fügte sie hinzu, als mein Bruder ihr einen entsetzten Blick zuwarf. Ich schluckte.
Sie hatte völlig Recht. Ich wusste, dass sie Recht hatte. Genau das selten hatte ich ja auch grade gedacht.
Als Maru weitersprach, lag etwas in ihrem Blick, was ich nicht deuten konnte.
"Hast du in letzter Zeit Mal mit Sasuke gesprochen?"
Ich zögerte und schüttelte den Kopf.
"Dachte ich's mir. Hör zu, du bist ihm wirklich wichtig. Und ich dachte eigentlich auch, dass er dir genau so wichtig ist. Also, was ist los? Du weißt, du kannst mit uns über alles reden."
Bei ihren letzten Worten kehrte die Freundlichkeit auf ihr Gesicht zurück und sie lächelt leicht. Auf einmal war mir, als würde mir ein Stein vom Herzen fallen. Scheiß auf diesen maskierten Mistkerl und sein Training. Und wenn ich halt zu spät kam, umbringen konnte er mich ja schlecht.
Also grinste ich und nickte heftig.
"Ich weiß. Ich weiß. Es... tut mir leid. Ich hätte mehr bei euch sein sollen, ich..."
"Ist schon in Ordnung", meinte Akito achselzuckend und zwinkerte mir mit seinem gesunden Auge zu.
"Und jetzt, komm endlich her, bevor du noch zu flennen anfängst", forderte Maru, trocken wie immer und ich grinste breit, bevor ich mich gegenüber von ihr neben meinen Bruder auf die Bank fallen ließ.
Und dann redeten wir. Mindestens eine halbe Stunde lang. Über Pläne, Bijuu-Geister, über die gestörten Akatsukis und über alles mögliche andere. Doch trotzdem kam es mir nicht richtig vor, ihnen zu erzählen, was auf meiner Mission passiert war.
Nach all der Zeit hast du immer noch Angst davor, dass andere sehen, wovor du selbst am meisten Angst hast. Nennst du das Stärke?
Als ich mich dann irgendwann von den dreien verabschiedete, ging es mir so gut, wie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr. Mit einem warmen Gefühl im Herzen machte ich mich auf die Suche nach Sasuke und bei dem Gedanken daran, ihn endlich mal wieder zu sehen, breitete sich ein Lächeln auf meinen Lippen aus.
Vielleicht blieb ich deswegen wie angewurzelt stehen, als ich um eine Ecke bog und fast mit dem Jungen Uchiha zusammengestoßen wäre.
"Ah, Sasuke! So ein Zufall, ich wollte grade-"
Ich brach ab und mein Lächeln verschwand. Sasuke sah mich ausdruckslos mit kalten Augen an und ich hatte auf einmal das Gefühl, als würde etwas schreckliches passiert sein. Ich öffnete den Mund doch es kam kein Wort über meine Lippen.
Ein paar Herzschläge lang sah er mich mit diesem Blick an, welcher sich direkt wie ein scharfer Dolch in mein Herz zu bohren schien. Ein Bild von einem kleinen, schwarzhaarigen Jungen mit einem aufmüpfigen Grinsen auf den Gesicht schoss mir durch den Kopf. Sein Mund bewegte sich, doch ich konnte nicht hören, was er sagte und das Bild erlosch.
Nach gefühlt endlosen Sekunden schloss Sasuke die Augen, schritt ohne ein weiteres Wort an mir vorbei und ließ mich allein, mit aufgerissenen Augen in dem dunklen Gang zurück.
Meine Arme begannen zu zittern und ich schlang sie abrupt um meinen Oberkörper.
Jegliche Wärme war verschwunden. Das Lachen meiner Freunde, welches in meinem Kopf wiederhallte klang auf einmal hohl und nicht echt.
Ich schloss die Augen und versuchte den Schmerz und die bittere Kälte zu verdrängen, welche sich nagend durch meinen Körper fraßen und all die Dinge wieder hochkommen ließen, die ich so gerne vergessen hätte.

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