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•überarbeitet 12|19•
P.O.V. Kim Jongin
Müde saß ich mittlerweile wieder auf der Rückbank des großen Mercedes und beobachtete die vielen Menschen, welche das Flughafengebäude betraten oder verließen.
Sehun war schon seit einer halben Stunde zusammen mit Luhan in diesem gläsernen Komplex verschwunden.
Soweit ich das mitbekommen hatte, würde sein Gate in einer Viertelstunde öffnen, was hieß dass wir in einer weiteren halben Stunde wieder losfahren würden.
Auf Taegyuns Wunsch hatte ich die Musik zum laufen gebracht, sprich mein Handy mit der Bluetooth Funktion des Wagens verbunden.
Leise dudelte meine Late Night Playlist jetzt also im Hintergrund, während meine Gedanken wieder andere Wege aufsuchten.
Hätte man mir damals vorgehalten mal für reiche Menschen die Nanny zu spielen, hätte der erste Schlag von mir nicht lange auf sich warten lassen.
Noch heute so viele Jahre nach all dem, hatte ich das ekelhafte Grinsen des Hausbesitzers auch immernoch in meinem Kopf als würde er vor mir stehen.
Meine Finger zuckten, ich verkrampfte sie. Kaum dass ich bemerkte wie ich meine Hände zu Fäusten geballt hatte, atmete ich tief ein und aus.
Es hatte keinen Sinn, diese Wut jetzt aufkommen zu lassen. Geschehen ist geschehen, es gab nunmal Dinge die man nicht rückgängig machen konnte, mit welchen man abschließen sollte.
"Jongin?"
Aufmerksam schnellte mein Blick nach rechts von wo aus große Augen mich anstarrten.
"Hast du auch jemanden wie Luhan?"
Ich runzelte die Stirn, verstand seine Frage nicht auf Anhieb.
"Wie meinst du das Kleiner?"
"Sehun hat mir mal gesagt, ich soll mir Freunde wie Luhan suchen. Freunde die immer da sind, auch wenn sie es nicht wirklich sind. Er sagte, das verstehe ich wenn ich größer werde. Deswegen will ich genauso groß werden wie du oder Sehun!"
"Wirst du schon noch.", schmunzelte ich und ignorierte dabei die zuvor gestellte Frage.
"Aber hast du auch so einen Freund?"
"Ja, habe ich.", antwortete ich automatisch.
Aber hatte ich das?
Ich hatte Baekhyun.
Und seinen Hund natürlich.
Mehr brauchte ich nicht.
Für mehr war momentan wohl auch keine Zeit.
Überraschenderweise sah ich Sehun aus dem Augenwinkel auf die Fahrerseite zu kommen, ehe er kurz darauf einstieg und sich anschnallte.
Mein Handy in der Mittelkonsole ignorierte er einfach, startete den Motor und fuhr ohne ein Wort los.
Interessiert musterte ich seine angespannten Schultern vor mir.
Ob sie sich gestritten hatten?
Das würde zumindest erklären warum er so früh wieder da war.
Müde schloss ich meine Augen, lehnte meinen Kopf an die Fensterscheibe und ließ zu, dass ich wegdriftete.
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Mittlerweile waren drei weitere Wochen vergangen, in denen ich täglich das Haus hütete und die Wochenenden nutzte, um den Kleinsten etwas Alltagsstress zu nehmen.
Sehun schien sich mittlerweile an meine Anwesenheit gewöhnt zu haben, ja, wir sprachen sogar miteinander, was mir die Arbeit erleichterte.
Bis jetzt hatte ich nicht wirklich nachgefragt, aber der Fakt, dass ein weiterer Sohn im Haushalt gefühlt nicht zu existieren schien, machte mir auf Dauer schon Sorgen.
Ich meine, der Junge war erst 12.
Als ich vor 10 Jahren in seinem Alter war, hatte ich besseres zu tun, als die Schule zu schwänzen und mich nicht einmal im eigenen Haus blicken zu lassen.
Bis jetzt hatte ich ihn auch nur sage und schreibe einmal zu Gesicht bekommen, als Nana es geschafft hatte ihn mit zum Essen zu schleifen.
Baekhyun arbeitete noch, weswegen ich es als meine Pflicht angesehen hatte Gyungi an die frische Luft zu bringen.
Dieser schien jedoch entgegen seiner vor Energie sprühenden Natur nicht gut drauf zu sein. Seit geschlagenen fünf Minuten standen wir vor demselben Baum, eine Straße entfernt von unserem Apartment.
Mittlerweile hatte ich das Ziehen aufgegeben und mein Handy aus der Hosentasche gezogen. Wenn er nicht weiter wollte, bitte, dann nicht. Er würde sich so oder so irgendwann wieder bewegen müssen, alleine dem Fakt wegen, dass wir den Weg den wir gekommen waren auch zurück mussten.
Gelangweilt scrollte ich durch Instagram, bis ein Ziehen der dunklen Leine mich aufsehen ließ. Was ein Wunder, der Hund wollte auch mal weiter.
Und wie er das wollte.
"Was ist denn in dich gefahren hm?", fragte ich leise, als er immer schneller lief, was bei einem kleinen Hund wie ihm nicht wirklich viel war, aber immerhin.
Er zog mich zu einer Gasse hin, an welcher angekommen ich ihn aber stoppte und hochhob.
Soweit kam es ja noch, dass er mich spazieren führte und nicht anders herum.
Laut fiepte er, weswegen ich inne hielt und ihn böse ansah.
"Wirst du wohl ruhig sein?"
Er fiepte weiter, was mich jetzt aber nicht mehr interessierte.
Schnell warf ich einen Blick auf die Anzeige meines Handys, in einer Stunde müsste ich bei den Ohs wieder aufschlagen.
Gerade wollte ich wieder umdrehen, als ich den möglichen Grund für Gyungis Tantrum sah.
Langsam betrat ich die Seitengasse einer eh schon sehr unbelebten Straße, drückte den kleinen Hund dabei fester an meine Brust.
Wenn mich gleich ein Obdachloser anschreien würde, dafür dass ich ihn geweckt hatte, wars das mit sozialen Taten für diesen Monat, so viel war klar.
Doch je näher ich kam, desto weniger sah die dort liegende Person nach einem Obdachlosen aus.
Die helle Hose wies matschige Spuren auf und das Shirt war etwas zerrissen worden.
Blaue Flecken zierten die unbedeckten Arme und Schuhe waren nicht mehr vorhanden.
"Was um Himmels-"
Weiter sprach ich nicht, zu geschockt war ich.
Im Moment der Unachtsamkeit löste Gyungi sich aus meinem Griff, sprang auf den Boden und schnupperte am linken Bein der Person.
"Gyungi!"
Doch das Tier hörte nicht sondern kratzte am Hosenbein rum. Weiter beachtete ich ihn nicht, als ein schmerzliches Stöhnen zu hören war.
"Fuck…", murmelte ich, ehe ich mein Handy wieder zückte und den Notruf wählte.
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