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•überarbeitet 12|19•

P.O.V. Oh Sehun

Gedankenverloren nippte ich schon an meinem vierten Drink, während ich weiterhin Jongin beobachtete, welcher sich mit einer zugegebenermaßen wirklich hübschen Frau unterhielt.

Sie war nur knapp bekleidet mit einem ziemlich kurzen roten Rock und einem kompliziert verknoteten ebenfalls weinroten Oberteil, welches mehr freilegte als es verdeckte. Ihrer langen Umarmung nach zu urteilen kannten sich die beiden wirklich gut, die Frage war nur, in welcher Beziehung sie zueinander standen.

Gerade fasste sie ihm an die blonden Strähnen, lachte dabei ziemlich laut, was er ihr kurz darauf auch gleich tat.
Ich hatte ihn wirklich noch nie so lachen gesehen, sah er so aus, wenn er wirklich glücklich war?

Warum hatte er dann so gezögert, als ich ihn gefragt hatte, ob er mitkommen wollte?

Lag es an mir?

Dass er meine sozusagen Nanny war?

Aber sonst hätte er mich doch wohl kaum gefragt ob ich mit einen Trinken kommen wollte. Verärgert über meine verwirrten Gedanken bestellte ich mir noch einen Drink und sah mich um.

Die aufdringlichen Blicke der anderen Frauen waren mir vorhin schon nicht entgangen und ich konnte mir wirklich denken, auf was sie aus waren. Die Atmosphäre an sich war wirklich locker, Jongin hatte nicht damit übertrieben, als er mir am Flughafen sagte, dass dies eine Stadt für sich wäre.

Das einzige was mich störte war der Fakt, wie viele offensichtlich nicht vergebene Touristen sich hier aufhielten, nur um es bei einer nach der anderen zu versuchen.

Gut, so verdienten die Mädels hier ihr Geld, dennoch war es widerwärtig mit anzusehen, wie ungepflegte Männer sich die Jüngsten von der Bar holten.

"Korean?", verwirrt drehte ich mich zu der Stimme um. Die Musik war mittlerweile wieder etwas leiser, weswegen ich die Frage gut verstanden hatte.

Unschlüssig ob das nun ein Mann oder eine Frau war nickte ich.

"Ah dachte ichs mir doch gleich. Ich bin Joey."

Ich beschloss, dass es sich um eine sie handelte und schüttelte die mir entgegen gestreckte Hand.

"Bist zum ersten Mal hier hm?"

Erneut nickte ich, warf kurz wieder einen Blick zu Jongin.

"Ah! Den Gedanken solltest du dir lieber abschminken. Dieser Mann ist nicht mehr zu haben."

Verwirrt starrte ich die Barkeeperin an, leugnete den Fakt gar nicht, dass ich etwas von ihm wollte, ehe ich schon mit der ersten Frage rausrückte.

"Wie meinst du das?"

Sie lachte.

"Wie soll ich das meinen? Siehst du ihn nicht mit Juny? Die Beiden sind seit Jahren zusammen. Da ist nichts mehr zu haben."

Irritiert starrte ich die junge Frau bei Jongin an, sie waren eng miteinander aber sahen nicht nach einem Paar aus.

Wie sehr konnte ich einer Fremden von der Bar bitte auch vertrauen?

Andererseits…

Sie schien die beiden länger als ich zu kennen, viel länger. Genervt von erneuten Kopfschmerzen legte ich viel mehr Geld als nötig auf den Tisch, tippte zweimal drauf, ehe ich mich erhob und auf den gebräunten Mann zusteuerte.

"Ich fahr schonmal zurück."

Waren meine wenigen Worte, ehe ich die Bar verließ. Jongins fehlgeschlagenen Versuch meinen Oberarm zu ergreifen bemerkte ich ebenso wenig wie Juny, welche ihn zurückhielt.

Bei meinem Glück stieg ich tatsächlich in das richtige Taxi und am richtigen Ort wieder aus, meine Stimmung war im Keller und ich konnte mir nicht einmal genau erklären warum.

Lag es daran, dass ich einen Abend mit ihm alleine verbringen wollte?

Oder daran, dass er mir verschwiegen hatte, dass er eine Freundin hatte?

Oder vielleicht daran, dass ich Idiot ihn hier her zu seiner Liebsten gebracht hatte?

Die Grüße der Angestellten auf meinem Weg nach oben komplett ignorierend schloss ich mich kurz darauf in meinem großen Apartment ein. Meine Klamotten verteilten sich auf dem Boden, bevor ich duschen ging und mich nur in einer Boxer daraufhin schlafen legte.

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Die ganze Nacht schon war ich immer und immer wieder aufgewacht, was vermutlich auch der Grund war, weshalb ich nun um halb sechs in der Frühe den Pool im Dachgeschoss aufgesucht hatte. Dieser war laut Ausschilderung ab fünf bis ein Uhr nachts benutzbar.

Nur ein paar Sekunden später lag mein Handtuch auf einer Liege relativ weit vorne und ich sprang gekonnt ins leere Becken. Die Kälte schoss mir augenblicklich in meine Glieder und bildete solch einen starken Kontrast zu den warmen, ja schon schwülen Außentemperaturen, dass es mich kurz schüttelte.

Erfrischt tauchte ich wieder auf und fuhr mir mit der rechten Hand durch die nassen Strähnen, bevor ich näher an den Rand des Infinitypools schwamm. Die Aussicht war wirklich atemberaubend, wenn man in Betracht zog, dass die Sonne noch beim aufgehen war und die Stadt langsam mehr und mehr in ihr gleißende Licht tauchte, sie von Minute zu Minute damit schöner aussehen ließ.

Der dichte Verkehr war mir von Korea schon sehr gut bekannt, dennoch schien dies hier eine ganz andere Nummer zu sein. Jongin schien keine Scherze gemacht zu haben, was das Thema 'Einhalten der Verkehrsregeln' anging, das sah man sogar von hier.

Beim Auftauchen seines Namens in meinem Kopf zog sich etwas in mir zusammen, ich war immer noch sauer auf ihn oder mich oder wen auch immer und das scheinbar grundlos. Krampfhaft versuchte ich meine Gedanken auf das heutige Treffen mit einem unserer Investoren zu lenken, was leider nur halbherzig funktionierte.

Alles in meinem Kopf driftete immer und immer wieder ab, bis ich aufschreckte und mich nach der Quelle des Geräusches umdrehte, welches ich soeben gehört hatte. Erleichtert atmete ich auf, ehe ich das Nicken des weißhäutigen Touristen erwiderte, welcher sich zu mir in den Pool gesellt hatte.

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