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•überarbeitet 12|19•
P.O.V. Kim Jongin
Belustigt sah ich zu Sehun hinüber, welcher ein paar Schwierigkeiten damit zu haben schien seine Zettel zu ordnen. Es waren mittlerweile wieder ein paar Tage vergangen, in welchen er mich zum Krankenhaus immer mitnahm.
Heute war es etwas kompliziert, da er vorher noch einige Dokumente abgeben und erklären musste. Da ich weder im Auto frieren sollte und er das Fahrzeug auch nicht die ganze Zeit anlassen wollte, bin ich zusammen mit ihm reingegangen.
So kam es, dass ich seit zehn Minuten irgendwelche Businessgespräche mitbekam und nichts besseres zu tun hatte, als die Menschen um mich herum zu beobachten.
"Kannst du einmal deine Klappe halten? Es ist doch-"
"Halt du deine doch, siehst du nicht wie die Kurse erneut sinken?"
"Schonmal was von Arbeitsmarktentwicklung gehört?"
"Was hat das-"
"Die neuen Zahlen sind draußen, wir müssen einfach ein paar Tage abwarten bis die Hauptinvestoren ihr Drama abgezogen haben und dann passt das auch wieder. Die anderen sind sowieso eher unwichtig."
Interessiert sah ich zwischen den beiden Streithähnen hin und her. Anders formuliert sah ich Sehun und einem Mann namens Junmyeon dabei zu, wie sie über die momentane Aktiensituation diskutierten. Sie waren beide jünger als ich, was die Lage aber keinesfalls komisch wirken ließ.
"Du glaubst doch nicht wirklich, dass die Lees erneut nachziehen? Ich habe gehört, dass sie ihre Aktien wieder verkauft und neue Standorte in Südasien eröffnet haben."
"Was du gehört hast, ist mir herzlich egal, Junmyeon. Und falls du das schon vergessen hast, bauen wir selber schon an Thailand-Plänen."
"Was bringen dir diese ach so tollen Pläne, wenn du keine Ahnung hast wie der Markt dort aussieht?"
"Junmyeon-"
"Nichts Junmyeon, du weißt wie viel da dran hängt."
"Wir-"
"Wenn das Ganze nicht-"
"Jetzt halt doch mal deine gottverdammte Fresse!"
Mit großen Augen sah ich immer noch zwischen beiden hin und her, wagte nicht auch nur ein Wort zu sprechen, geschweige denn zu atmen.
"Wir fliegen rüber und sehen uns die Lage vor Ort an, mach dir keinen Kopf mehr darum. Und wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich muss meinen Bruder besuchen."
Genervt packte der große Mann beim Reden ein paar Dokumente wieder ein, ehe er sich zu mir drehte.
"Kommst du Jongin?"
Wortlos stand ich auf, nickte Junmyeon noch ein letztes Mal zu und folgte dem Dunkelhaarigen vor mir dann.
Ich konnte nicht verhindern, dass sich ein Schmunzeln auf meine Lippen schlich, kaum dass die Tür hinter uns zufiel und wir uns in den Fahrstuhl begaben. Bevor die Türen sich jedoch schließen konnten, tauchte ein blasser Arm zwischen ihnen auf.
Eine junge Frau nickte mir zu, quetschte sich zwischen mich und Sehun.
Kurz blieb es still während der Fahrt vom 46. Stock hinunter in den 1. Stock, doch hielt diese Stille nicht lange.
"Oppa bist du morgen beim Meeting wieder da?", fragte die kleinste von uns offensichtlicherweise Sehun.
Verwundert schielte ich zu ihr hinüber, ich wusste gar nicht, dass er so eng mit anderen Frauen auskam.
Okay, ich wusste an sich auch nicht wirklich so viel über ihn, wenn ich länger darüber nachdachte.
"Nein, bin ich nicht.", antwortete er kurz angebunden, starrte weiterhin auf die sich ändernden Zahlen der Stockwerkanzeige.
"Huh? Ich dachte wirklich, dass du kommst…" Sie schien geknickt, jucken tat es uns beide dennoch nicht wirklich.
Eine komische Stille machte sich im Fahrstuhl breit, nicht einmal die sonst übliche Musik spielte. Erleichtert endlich die eins oben zu sehen, verließ ich den Fahrstuhl als erster, Sehun dicht hinter mir.
Sie hielt ihn am Arm zurück, doch wartete ich nicht darauf was sie zu sagen hatte, sondern verließ das Gebäude ohne ihn. Die Kälte schlug mir in Form von Wind entgegen, doch machte mir das nicht viel aus.
Entspannt stiefelte ich die paar Meter zum großen Auto entlang, dachte nach. An sich machte mir der Fakt wie sie ihn genannt hatte nichts aus, schließlich ging mich all dies auch nichts an.
Dennoch kam ich nicht um die Frage herum, in was für einer Beziehung sie zueinander standen?
Dass Sehun nur im privaten Bereich auf Männer stand, war mir mehr als klar.
Auch wenn die Welt LGBTQ+ anerkannt hat, wäre es trotzdem ein halber Weltuntergang für die Firma, wenn er öffentlich schwul sein würde. Zu viele konservative alte Säcke saßen noch auf dem Geld, als dass sich das so schnell ändern würde.
Wortlos erreichte Sehun nun ebenfalls das Auto, schien tief in Gedanken versunken zu sein. Die ganze Fahrt über bis zum Krankenhaus sprachen wir kein Wort, was keinesfalls unangenehm war.
Ich hatte mich mittlerweile an seine Launen gewöhnt, nicht jeder sprach nun mal so viel wie Baekhyun.
"Willst du mitkommen?", platzte die Frage plötzlich aus ihm heraus, gerade als ich die Tür öffnen wollte.
"Wohin?", fragte ich perplex.
"Nach Thailand."
Aufmerksam sah ich ihn an, er meinte es todernst.
"Du warst schonmal für längere Zeit dort, ich könnte jemanden wie dich dort gut gebrauchen. Die Kosten deckt die Firma."
Er schien nervös beim reden, wie seine angespannte Körperhaltung mir verriet. Seine linke Hand spielte am Türgriff rum, seine Augen wanderten auf meinem Gesicht hin und her.
Hatte er etwa Angst vor meiner Antwort?
Wollte ich das?
Dorthin zurückkehren, wo ich gezwungenermaßen neu angefangen hatte?
Mein Blick schweifte ab, ich musste nachdenken.
"Wenn du nicht-"
"Ich werd drüber nachdenken."
Schon hatte ich die Autotür aufgestoßen und trat an die frische Luft.
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