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•überarbeitet 12|19•
P.O.V. Oh Sehun
Genervt seufzte ich auf, nachdem wir das Telefonat beendet hatten. Woher hatte er überhaupt meine Nummer?
Entschuldigend nickte ich meinem Gegenüber zu und verließ vorzeitig den Konferenzraum, um mich zum Krankenhaus zu begeben. Dass dieser kleine Idiot sich auch so gehen lassen musste...
Eine gute Viertelstunde später hatte ich den eckigen Gebäudekomplex erreicht und stieg aus meinem Wagen.Mit schnellen Schritten lief ich durch den Eingangsbereich, wobei mich eher die Neugierde auf seine Erklärung, als das Ausmaß seiner Verletzungen antrieb.
Nachdem ich mir an der Rezeption eine Stationsnummer geben ließ, wählte ich die Treppen in den dritten Stock, Fahrstühle mochte ich noch nie sonderlich.Circa fünf Minuten später stieß ich etwas atemlos eine graue Tür auf und fand mich im selben Zimmer wie mein Bruder und zwei Ärzten, welche ich gerade bei einem Gespräch unterbrochen zu haben schien.
"Kann ich Ihnen helfen?", fragte der anscheinend jüngere von beiden mich nun.
"Oh Sehun mein Name, ich bin sein älterer Bruder."
"Ah dann müssen sie der Familienangehörige sein auf den wir schon gewartet haben. Sind Sie mit den Umständen dieser Situation schon vertraut?"
Ich verneinte.
"Nun, ihr Bruder scheint einiges mitgemacht zu haben. Eine Rippenfraktur und mehrere Prellungen in eben diesem Bereich. Erschöpfung schien ihn zum Zusammenbruch gebracht zu haben.
Bis jetzt konnten wir nicht viel tun, außer ihm Salzlösung und Schlaftabletten zu verabreichen, um den Schlaf zur Erholung sicherzustellen. Gibt es irgendetwas über ihn, was wir wissen sollten?"
Beide Männer beäugten mich misstrauisch, als wäre ich es der für seine Verletzungen verantwortlich wäre. Innerlich kochte die Wut in mir auf, jetzt hatte ich die Aufgabe, mich mit Papierkram rumzuschlagen, um einen Jungen, den ich selbst doch kaum kannte.
Woher sollte ich wissen, ob es besondere Dinge zu beachten gab, wenn wir wie Fremde miteinander lebten.
Er aß keine Erdnüsse, das war das einzige was ich in der Hinsicht noch wusste, aber das würde vermutlich nicht viel helfen.
Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren um eine Lösung für diese Situation zu finden, ohne Ruf, Ansehen und Image zu gefährden.
"Ich habe ihn die letzte Zeit um ehrlich zu sein kaum gesehen, ich bin Geschäften wegen oft nicht Daheim.", gab ich dann halbwegs wahrheitsgemäß preis.
"Wie lange wird er brauchen, um sich wieder zu erholen?", versuchte ich, Sorge in dieses Gespräch einzubringen.
"Je nachdem wie schnell sein Körper damit klarkommt, werden es mindestens vier Wochen des Aufenthaltes sein.", äußerte sich der ältere Arzt nun zum ersten Mal.
Ich nickte abwesend, sicherlich war einigen Kreisen schon zu Ohren gekommen, wessen kleiner Bruder hier offensichtlich zusammengeprügelt ins Krankenhaus eingeliefert wurde.
Sprich ich würde viele, viele Besuche ins Krankenhaus einplanen müssen, als der tolle große Bruder der ich war. Nur schwer konnte ich mein angepisstes Dasein unterdrücken während ich Papierkram mit den beiden Ärzten durchsprach, Unterschriften zurückließ und meine Identität bestätigen ließ.
Eine gute halbe Stunde später war ich endlich auf dem großen Vorplatz unseres Anwesens angekommen und stieg fertig mit den Nerven aus meinem Wagen aus.
Weiter vorne sah ich Jongin gerade mit Taegyun zur Tür laufen, welcher einen kleinen Hund auf dem Arm hielt. Der Ältere wartete an der Tür auf mich, damit ich nicht selber aufschließen musste und folgte mir dann schweigsam ins Haus.
Im Wohnzimmer hörte man Taegyuns Lachen, was vermutlich von dem Tier ausgelöst wurde, welches man nun bellen hörte.
"Deiner?", fragte ich Jongin nebenbei, während ich meine Schuhe auszog.
Er verneinte, lächelte mir verschmitzt zu und ging dann in die Küche, aus welcher man daraufhin die Geräusche von laufendem Wasser vernahm.
Ich hingegen begab mich ins angrenzende Wohnzimmer, um Zeit mit Taegyun zu verbringen. Es war selten, dass ich nachmittags genug Zeit dafür hatte, von daher sollte ich dies heute gut nutzen.
Dort angekommen rannte mir schon ein Fellknäuel entgegen, gefolgt von einem scheibbar hyperaktiven Taegyun.
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Mittlerweile war es Abend und ich saß in meinem Zimmer, bei halbdunklen Lichtverhältnissen, grübelnd was ich für die nächste Sitzung diesen Monat einbringen sollte.
Die momentanen Kurse liefen gut, es gab nichts zu bemängeln, doch so wie ich die Direktoren kannte, musste ich eigene Themen mitbringen.
Ja, beinahe hasste ich es, statt direkt studieren zu gehen, erst mit der Arbeit im Unternehmen anzufangen, doch was hatte ich damals schon groß gegen meinen Stiefvater zu sagen.
Genervt seufzte ich und beschloss meinem Kopf eine Pause zu geben, weswegen ich aufstand, mich streckte und dann hinunter begab.
Im Wintergarten sah ich Licht brennen, vermutlich von Jongin, welcher wieder einmal hier übernachtete.
Vor etwa zwei Stunden war scheinbar ein Freund von ihm gekommen und hatte den Hund mit sich genommen, wahrscheinlich war er der Besitzer, und Jongin eine Tasche mitgebracht.
Taegyun lag seit einer Stunde friedlich im Bett, Seunghae im Krankenhaus, also ungestörte Ruhe.
Mich am Hals kratzend betrat ich die nun nicht mehr im Dunklen liegende Küche und füllte mir ein Glas Wasser ein.
Mit angespanntem Körper lehnte ich an der steinernen Kücheninsel und presste meine Lippen aufeinander während mir immer noch die strengen Gesichter der Direktoren im Kopf rumgeisterten.
"Du siehst verspannt aus.", merkte Jongin an, während er ins Licht der Küchenbeleuchtung trat und sich ebenfalls ein Glas Wasser holte.
"So fühle ich mich auch.", brummte ich leise als Antwort.
"Man sieht deinen Kopf rauchen, worüber denkst du nach?", fragte er nun neugierig nach.
"Themen fürs nächste Boardmeeting."
"Schlechte Neuigkeiten?"
"Ganz im Gegenteil. Das ist das Problem."
Sein fragender Blick lag auf mir, wie ich aus dem Augenwinkel bemerkte, weswegen ich genauer wurde.
"Ich brauche mindestens zwei Themen pro Quartal. Die Kurse liegen gut, die Verkaufszahlen schießen regelrecht durch die Decke, trotz des Fall im Währungskurs.
Sprich dort kann ich keine all zu großen Verbesserungsstrategien ausarbeiten, Controlling lässt sich weitesgehend einstellen.
Doch sie erwarten etwas, irgendetwas. Ich weiß nur nicht was-"
Ich hatte nicht einmal bemerkt wie Jongin mir in meinem hitziger werdenden Gedankenfluss näher gekommen war, bis er mir seine Hand auf die Schulter gelegt hatte und mich somit zum Schweigen brachte.
"Lust auf frische Luft?"
Kommentarlos ging ich los, ihn hinter mir, durch den immernoch beleuchteten Wintergarten, raus in den Garten.
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