eighteen
eighteen──────
Seufzend starrte ich die Decke meines Wohnzimmers an. Ich lag nun schon eine Weile auf meinem Sofa und sah nach oben.
Ich dachte an Emery.
Ich dachte immer an Emery.
Doch wir hatten uns in der letzten Zeit wenig gesehen, da er sich komplett zurückgezogen hatte. Ich konnte verstehen, warum er es getan hatte. Das konnte ich wirklich. Doch ich wollte das zurückhaben, was wir davor hatten – was auch immer es gewesen war.
Ich hatte das seltsame Gefühl, dass Emery sich dafür fertig machte, dass ich ihn geschminkt gesehen hatte. Dabei hatte ich nie etwas Atemberaubenderes in meinem Leben gesehen. Emerys Wimpern waren noch länger und dunkler gewesen, als sie es sonst waren und wenn ich mich nicht irrte, hatte er braunen Lidschatten getragen. Ich war mir nicht sicher, ob seine Lippen immer so rot waren oder ob es Lippenstift gewesen war. Aber er hatte gut ausgesehen. Fantastisch. Bezaubernd. Perfekt. Doch Emery schien das nicht zu sehen.
Das musste ich ändern.
Entschlossen stand ich vom Sofa auf. Ich musste Emery doch irgendwie zeigen können, dass ich kein Problem damit hatte, wenn er Schminke trug. Dass ich wollte, dass er dies tat. Mit schnellen Schritten durchquerte ich meine Wohnung und den kleinen Hausflur, bevor ich an Emerys Tür klingelte. Ich wusste, dass er nicht öffnen wurde, wenn ich klopfte wie sonst auch.
„Hey, Em", begrüßte ich den Jungen lächelnd, als er die Tür öffnete. Emery stieß ein leises Quietschen aus und wollte wieder die Tür schließen, doch dieses Mal hatte ich bereits meinen Fuß zwischen Türrahmen und Tür gequetscht. Emery drückte gegen meinen Fuß. „Bitte, brich mir nicht den Fuß."
„Was willst du?"
Ich setzte meinen Welpenblick auf. „Kannst du mich hübsch machen?"
Emerys Augenbrauen schossen in die Höhe. „Was?"
„Das letzte Mal, wo wir uns gesehen haben, hast du dich hübsch gemacht. Ich möchte auch so hübsch sein", sagte ich entschlossen. Emery sah mich mit offenem Mund an.
„D-du willst, dass ich dich schminke?", hakte er unsicher nach. Ich nickte fest. „Was bist du für ein Mann, wenn du hübsch sein willst?"
Ich zuckte mit den Achseln. „Es ist mir ziemlich egal, was das über meine Männlichkeit aussagt. Dir ist das doch auch egal, oder?" Emery starrte mich stumm an. „Kann ich jetzt reinkommen?"
„Du machst dich nicht lustig über mich?"
„Warum sollte ich?" Langsam trat Emery von der Tür zurück und ließ mich eintreten. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. „Wo darf ich mich hinsetzen?"
Er deutete zum Wohnzimmer. „Sofa."
Zufrieden ließ ich mich auf dem Polster fallen, während Emery kurz verschwand. Als er wiederkam klopfte ich grinsend neben mich auf das Sofa, sodass er sich neben mich setzen musste. Der Junge stellte eine Box auf den Couchtisch, welche ich sofort betrachtete.
„Mit was fängst du an?"
„Wirst du im Fernsehen nicht auch geschminkt?"
Ich schürzte meine Lippen. „Ja, schon, aber da will mich keiner hübsch machen." Ich schob meine Unterlippe vor, als ich an die Frauen dachte, die mich auf Arbeit immer mit ihren Pinseln belästigten. „Du kannst das bestimmt sehr gut."
„Mal sehen", hörte ich Emery wispern und begann mein Gesicht zu studieren. Ich schloss meine Augen und streckte ihm mein Kinn entgegen.
„Du darfst auch gerne näher kommen und anfassen", grinste ich leicht und öffnete ein Auge, um Emery anzusehen.
„Deine Haut ist ziemlich rein, also brauche ich keine Foundation", erklärte er leise. „Aber ich glaube, ich muss dein Gesicht ein bisschen konturieren. Wir haben den gleichen Hautton, oder?" Prüfend hielt er sein Handgelenk neben meine Wange und nickte dann zufrieden.
„Was machst du damit?" Ich deutete auf den dunklen und den hellen Stift in seiner Hand. Er lächelte leicht.
„Ich male alles dunkel an, wo Schatten hinfällt und male alles hell an, wo Licht hinfällt."
„Klingt plausibel."
„Augen zu", lachte er kopfschüttelnd. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen tat ich, was er von mir verlangte.
„Machst du das eigentlich beruflich?", fragte ich schließlich, als er gerade meine Nase anmalte.
„Was? Nervige Jungs schminken?" Ich nickte kaum merklich. Seufzend hielt Emery mein Kinn mit seiner freien Hand fest. Oops, vielleicht sollte ich mich weniger bewegen, wenn er mein Gesicht anmalte.
„Nein, ich schreibe Lieder", antwortete er wie geistesabwesend. „Die füge ich dann einer Datenbank hinzu und dann können mehrere Plattenfirmen darauf zugreifen."
„Krass. Arbeitest du auch mal mit Musikern zusammen?"
„Nein. Also ich meine, ich könnte, wenn man mich anfragen würde. Aber bis jetzt habe ich einfach nur die Lieder alleine geschrieben."
„Hört man deine Lieder dann im Radio?" Erneut hatte ich ein Auge geöffnet und sah ihn neugierig an. Emery lächelte verlegen.
„Manchmal? Kommt drauf an, was du hörst", erwiderte er und begann mit etwas auf mein Gesicht zu tupfen. Ich rümpfte kurz meine Nase, da es sich seltsam anfühlte. „Sorry."
„Kein Problem."
„Ich wünschte, ich hätte dein Gesicht", hörte ich Emery plötzlich sagen. Meine Augenbrauen schossen in die Höhe, doch ich öffnete meine Augen nicht.
„Wieso? Hatten wir nicht entschieden, ich sehe aus, wie ein 11-Jähriger?"
Er lachte leise. „Das finde ich nicht. Deine Augen sind kleiner und deine Wangen sind nicht so ... ach, ich weiß auch nicht. Ich kann nicht lächeln, ohne dass meine Augen verschwinden. Und von meinen komischen, dicken Lippen fang ich gar nicht erst an."
„Ich mag deine Lippen", sagte ich. Ich war etwas mutiger mit geschlossenen Augen, da ich so Emerys Reaktion nicht sehen konnte. „Ich mag auch deine Haare. Wie nennt man die Farbe?"
„Orange?", erwiderte Emery. „Sie waren ursprünglich dunkelrot, aber dann habe ich sie nochmal blondiert und jetzt sehen sie irgendwie seltsam aus."
„Finde ich nicht. Die Farbe erinnert mich an Pfirsiche oder den Sonnenaufgang."
„Aha." Ich hörte, wie er in der Box herumkramte. „Du musst jetzt die Augen öffnen."
„Okay." Sofort starrte ich Emery an. Langsam rutschte er näher an mich ran.
„Ich werde dir jetzt Eyeliner aufmalen. Ich werde dir nicht ins Auge piksen, wenn du dich nicht bewegst", erklärte er ruhig und beugte sich etwas über mein Gesicht. „Schau am besten nach oben oder mich an." Ich entschied mich dafür Emery direkt in die Augen zu sehen. Ich hatte quasi keine Chance bei diesem Anblick. Er atmete tief ein und fuhr mit dem Stift nah unter meinem Auge entlang. Ich konzentrierte mich so sehr auf Emerys Augen, dass ich gar nicht bemerkte, wie nah unsere Gesichter sich kamen, bis ich Emerys Atem auf meinen Lippen spürte.
Ich bemerkte wie Emery inne hielt. Innerlich schrie ich mich selbst an. Ich würde mein Kinn nur minimal nach oben strecken müssen und unsere Lippen würden aufeinander liegen. Ich müsste nur – Emery setzte sich wieder aufrecht hin und schaffte so mehr Platz zwischen uns beiden. Scheiße.
Emery holte ein kleines Döschen samt einem Pinsel aus der Box.
„Was ist das?"
„Lippenbalm", murmelte er und schraubte die Dose auf. Er zeigte mir den Inhalt.
„Färbt der meine Lippen?"
„Nicht wirklich. Schau." Emery pinselte etwas von dem Lippenbalm auf seine eigenen Lippen. Ich nickte, bevor ich meine Lippen übertrieben schürzte. Er schüttelte lachend seinen Kopf. „Mach keine Grimassen."
Erneut hielt er mit einer Hand mein Kinn fest und trug mit der anderen den Lippenbalm auf. Ich ließ meine Augen zu seinen Lippen wandern, die von dem Lippenbalm leicht glänzten. Wenn ich doch nur –
„Fertig!"
„Wirklich?" Emery reichte mir einen Handspiegel, sodass ich mich betrachten konnte. Ich stieß ein leises Lachen aus. „Irgendwie sehen meine Augen gefährlich aus."
Als ich zu Emery schielte, biss er sich lächelnd auf seine Lippe. „Mhm." Er nickte kaum merklich. „Ich konnte dich nicht zu mädchenhaft schminken, sonst wärest du hübscher gewesen als ich."
Ich grinste breit. „Ich glaube nicht, dass jemand hübscher sein kann als du."
Und das war die Wahrheit.
Gemery ist ganz ehrlich mein OTP. Larry wer? Gemery is life.
Wie fandet ihr, dass George sich so Gedanken über Emery gemacht hat? Dass er unbedingt wieder alles zum alten bringen wollte?
Love xx
P.S.: Seid gespannt auf morgen und übermorgen ;)
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