6. Die Versammlung

Teo:

Mir ist schlecht.

Nicht weil ich hunger habe, nicht weil ich zu viel gegessen habe, sondern vor Aufregung.

Neben mir laufen Patricia und Jelly, niemand redet. Jelly trägt heute ein Kleid das scheinbar aus Aluminium gemacht wurde, es sieht absolut scheußlich aus.

"Gleich seht ihr eure Mitspieler zum ersten Mal!", sagt Jelly und schafft es dabei tatsächlich fröhlich zu klingen.

"Also die Leute, die entweder uns bald töten oder die wir bald töten müssen.", sage ich scharf.

Jelly sieht mich missbiligend an: "Du klingst schon wieder so pessimistisch. Ich verstehe wirklich nicht, was euer Problem ist. Ihr dürft in den schönsten Gemächern hausen -"

"Wir müssen uns bald gegenseitig abschlachten, das ist das Problem!", sage ich unwirsch.

"Die Distrikte müssen kontrolliert bleiben, ihr könnt von Glück reden, dass euch ein derartiger Luxus begrüßt!", sagt Jelly. "Überlegt doch nur: Heute Abend das Einfahren vor dem Kapitol, morgen Abend die Interviews und dann ..." Jelly hört auf zu reden, selbst sie kann unseren bevorstehenden Tod wohl nicht richtig schönreden.

"Genießt die Zeit.", sagt sie dann nüchtern. Ich glaube, das ist das schlauste, was sie bisher gesagt hat.

Ich gucke wieder nach vorne - und sehe in die angespannten Gesichter von 20 Jugendlichen.

Ich erkenne einige aus dem Fernsehen wieder, aber ihre Namen und andere Details sind alle unglücklicherweise wieder aus meinem Kopf verschwunden.

"Ach Jelly, du sieht entzückend aus!", ruft eine spitze Stimme, die man leicht mit der von Jelly verwechseln könnte. Auch der lächerliche Akzent ist dergleiche.

"Vielen dank Lolly!"

Was haben die hier für bescheuerte Namen?! Was kommt als nächstes? Zucky, Marmelady, Schokolady?!

"Stellt euch zu den anderen!", sagt eine ruppigere Stimme, einer aus der Begrüßungsgruppe von Gestern.

"Distrikt 1 nach ganz links!", sagt der Mann dann und deutet nach links. Patricia und ich nicken und gehen dorthin, während die Blicke der anderen uns folgen.

Ich stehe neben Patricia und dem Mädchen aus Distrikt 2. Sie ist etwas kleiner als ich, geschätzt 170 Zentimeter groß und steht extrem gerade. Ihr Blick geht starr nach vorne, ihre Augenbrauen sind tief über die Augen gezogen. 

Sie sieht aus, als würde sie am liebsten jetzt schon alle um die Ecke bringen.

"Sind wir die letzten?", frage ich sie leise. Mit Patricia habe ich seit gestern nicht mehr geredet, ich habe keine Lust auf ihr überhebliches Getue.

"Kannst du nicht rechnen?!", fragt das Mädchen, ohne mich anzusehen. "Wir sind 22. Wie viele müssen wir sein?"

"24.", murmel ich. Das Mädchen ignoriert mich wieder.

"Ah, hier kommen die Letzten!", sagt eine Stimme, die ich bisher noch nicht gehört habe. Sie gehört zu einem pummeligen Mann mit langem, violetten Bart.

Er zeigt auf ein Mädchen und einen Jungen, die zu uns kommen. Beide sind eher etwas jünger als ich.

Der Mann, der uns auch schon zugeordnet hat, gibt ihnen eine Anweisung die ich nicht höre und die beiden ordnen sich irgendwo in der Mitte an.

"So, jetzt sind wir alle da!", sagt der Mann mit dem auffälligen Bart. "Ich bin der Spielleiter, nennt mich bitte Baldwin."

Immerhin nicht Schokolady. 

"Ich freue mich, dass ihr hier seid!", sagt er, lächelt und entblößt dabei silberne Zähne.

Ich verziehe das Gesicht. Nicht nur wegen seiner hässlichen Zähne, auch wegen der Tatsache, dass er sich darauf freut zu sehen, wie wir uns gegenseitig umbringen.

"Ich werde euch jetzt einige Sachen erklären, passt gut auf. Wenn ihr es nicht tut, habt ihr vermutlich einen Nachteil in der Arena!".

Es ist komplett still, wie es eben eigentlich auch schon war und der Mann fährt zufrieden fort: "Ihr werdet auf runden Plattformen in die Arena eingefahren, also aus einem Kellergeschoss nach oben geholt. Ihr bleibt genau 60 Sekunden, also eine Minute, auf euren Plattformen stehen. Es wird eine digitale Anzeige die verbliebenden Sekunden herunterzählen, denn wenn ihr zu früh herunterlauft, explodieren die angebrachten Bomben im Boden. Diese Bomben werden nach den 60 Sekunden deaktiviert.

In der Arena gibt es keine Regeln. Es wird nur einer von euch dort lebend herauskommen, das ist alles was wir verordnen.

Wenn jemand stirbt, feuern wir eine Kanone ab, am Abend wird ein Foto des toten Tributs eingeblendet, um ihr oder ihm die letzte Ehre zu erweisen.

Wie der Tribut umgebracht wurde und von wem wird dabei nicht verraten. Wir wollen schließlich nicht, dass Vorteile entstehen!" Hierbei zwinkert Baldwin uns zu, ich glaube nicht, dass irgendjemand sein Zwinkern erwidert.

"Morgen beginnt das Training, am Tag vor dem Eintritt in die Arena werdet ihr eure Fähigkeiten einer Jury vorführen, die euch für diese Vorstellung Punkte geben wird. Die höchste Punktzahl wäre eine 12, genau wie die Anzahl unsere Distrikte." Baldwin gluckst.

Was für ein absolut lustiger Zufall! Ich lach mich gleich tot, hahaha!

Ich muss mich wirklich stark beherrschen um nicht die Augen zu verdrehen.

"Das niedrigste ist eine eins. Diese Punkte helfen bei der Einschätzung von außerhalb, Leute wissen so, auf wen sie wetten sollten. Es gibt außerdem die Möglichkeit, dass Sponsoren kleine Geschenke in die Arena schicken."

Also wie Weihnachten, juchhu. Lasst uns alle singen und tanzen!

Wir werden sterben, aber vielleicht kriegen wir davor noch GESCHENKE!

Ich gebe zu, ich werde immer genervter. Außerdem fängt mein Schlafmangel an, mein Gehirn schon wieder verrücktspielen zu lassen.

"Nach dieser Versammlung werdet ihr zu euren Betreuern gegeben, die sich um euer Auftreten heute Abend und morgen bei den Interviews kümmern. Tut, was sie euch sagen, sie sind alle Meister ihres Faches.

Morgen das Training beginnt morgens um sieben Uhr und geht bis fünf Uhr Nachmittags, danach werdet ihr wieder zu euren Betreuern gegeben. Weitere Informationen kommen dann!"

Wir nicken alle, ich eingeschlossen.

"Dann folgt mir bitte in die Beautyzentrale -" Ich keuche entsetzt auf.

Albtraum!

"Na los, keine falsche Scheu!", sagt Baldwin.

Er klingt genau wie Jelly.


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