21. Popcorn
Teo:
Wir laufen zurück zum Jahrmarkt. Obwohl wir nicht viel langsamer geworden sind, schwitze ich nicht, was echt seltsam ist.
Normalerweise muss ich nur eine Minute laufen und ich schwitze wie ein Schwein!
"Es wird kälter!", bemerkt Octavia, die schon stehen geblieben ist.
"Echt?", frage ich verwirrt. Sie hat Recht. Die Temperatur ist deutlich gesunken. Wie schafft man so was?
"Irgendjemand manipuliert das Wetter!", murmelt Octavia und guckt mit zusammengekniffenen Augen nach oben. Die Wolken sind gräulich weiß. "Sieht nach Schnee aus."
"SCHNEE?!", rufe ich. Octavia dreht sich ruckartig zu mir um: "Bist du eigentlich komplett lebensmüde?! Wen willst du hier alles anlocken?!"
"'Tschuldigung!", sage ich hastig und tue so, als würde ich mir den Mund verschließen. Octavia seufzt, mein Magen knurrt.
"'Tschuldigung!", wiederhole ich und halte mir entschuldigend eine Hand vor den Bauch. "Aber ich hab echt Hunger!"
"Dann gucken wir mal, was wir hier finden!", meint Octavia und lässt ihren Blick über den Platz schweifen.
"Magst du Popcorn?", fragt sie dann.
"Pop ... was?!", frage ich verdutzt. Was soll das denn bitte sein?!
"Kennst du Mais?"
"Wer kennt keinen Mais?!"
"Also, du kennst Mais?!"
"Klar. Ich liebe Mais!"
"Gut. Dann wirst du Popvorn verehren, glaub mir!", sagt Octavia und läuft auf einen der Stände zu. Genauer gesagt auf den, der auch Rob auffiel: Der mit der Zuckerwatte.
"Vergiss es. Da ist ein Schloss dran!", meine ich. Octavia ignoriert mich und zieht ein Messer aus ihrem Gürtel.
"Hey, was machst du?!", frage ich erschrocken. "Gehst du jagen, oder ...?"
"Kannst du vielleicht ein Mal die Klappe halten?!", stöhnt sie genervt. "Wirklich! Innerlich habe ich dich schon fünfmal umgebracht!"
"Man kann niemanden fünf mal umbringen."
"Ja, ach nee. Und jetzt sei leise!", faucht sie und schlägt mit dem Messer auf die Kette, an der das Schloss hängt. Nichts passiert.
Octavia steckt das Messer wieder ein und holt ein kleineres heraus, dass sie in das Schloss steckt.
"Verdammt!", murmelt sie einige Sekunden später. "Teo! Du kannst nicht zufällig Schlösser knacken?!"
"Ähm ...", mache ich. "Nein."
"Ich nämlich anscheinend auch nicht.", sagt Octavia nachdenklich und sieht sich das Schoss ein zweites mal genau an. Ihre Miene hellt sich plötzlich auf. "Warte mal kurz, das ist ... Fang!"
Und dann wirft sie mir ohne Witz ein Messer zu. Ein MESSER! Sie sagt es so, als hätte sie mir einen Ball zugeworfen.
Als ich das silberne Ding, das durch die Luft auf mich zufliegt identifiziere, lasse ich sofort meine Hände fallen. Das fang ich nicht auf! Auf gar keinen Fall!
"Willst du mich umbringen?", rufe ich Octavia zu.
"Ehrlich gesagt: Ja.", antwortet sie. "Aber ich bin friedfertig."
"Du wirfst Messer."
"Halt die Klappe. Und jetzt komm endlich!". Ich gehe also zu ihr und stelle mich auf die andere Seite des Schlosses.
"Was hast du vor?!"
"Schlag auf die Kette."
"Was? Ich dachte wir versuchen das Schloss zu knacken oder so-"
"Schlag auf die Kette, Teo!", wiederholt Octavia und sieht mir dabei direkt in die Augen. Wenn Blicke töten könnten, wäre das hier mein letzter Atemzug.
"O - okay.", sage ich deshalb und fange an, auf die Eisenkette auf meiner Seite zu hauen. Mehrere Minuten lang hämmern wir beide verbissen auf die Kette ein. Ich will schon aufgeben - als sich das Schloss öffnet.
"Das gibts nicht!", wispere ich. Octavia grinst und zieht die Eisenkette durch das Scharnier: "Das sind diese ultramodernen neuen Schlösser. Quasi unknackbar. Aber die Kette ist der Schwachpunkt."
Zusammen schieben wir die Klappe nach oben und klettern in den rosafarbenen Wagen.
Kurz befüchte ich, dass hier vielleicht doch kein Essen drin ist, aber die Sorge ist unbegründet. Ich bin im Paradies!
"Hier!", sagt Octavia und wirft mir eine rot-weiß gestreifte Papiertüte zu. Sie ist gefüllt mit gold-gelben Kügelchen.
"Das ist-"
"Popcorn.", bestätigt sie. "Jetzt iss einfach, okay?!"
Ich nicke und fange, an mir das Zeug in den Mund zu stopfen. Es ist das Leckerste, was ich je gegessen habe!
Ich will mich gerade bedanken, als Octavia mich mit einem strengem Blick zum Schweigen bringt: "Bitte Teo. Halt einfach mal die Klappe."
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