17. Hunger

Teo:

Ich habe hunger. Mein Magen knurrt immer lauter, er fängt sogar langsam an wehzutun!

Das schlimmste ist: Eben habe ich so ziemlich den größten Fehler begangen, den man in dieser Situation machen kann: Ich habe an Essen gedacht.

Und zwar an ein richtiges Festmahl: Mama hat uns früher immer so Blubberzeug mit Orangengeschmack mitgebracht, das im Mund gekribbelt hat, mein absolutes Lieblingsgeträk. Dazu gab es manchmal, aber leider nur ganz selten, Nudeln (das ist so eine Art gekochtes Weißbrot in superlecker) mit frischer Soße aus Tomaten mit Basilikum.

Daran habe ich gedacht und wollte danach am liebsten anfangen zu weinen.

"Alter, pass auf wo du hinläufst!", sagt Rob hinter mir.

"Sorry.", murmel ich. "Bin nur müde und hab hunger."

"Kein Wunder, wohin laufen wir eigentlich?", fragt Rob und bliebt stehen.

"Das frage ich mich auch!", stöhne ich und stütze mich auf meine Knie. "Ich dachte, wir suchen nach Wasser?!"

"Ja, klar, aber wir irren hier schon seit Stunden herum, das findet das Publikum bestimmt todlangweilig! Wir müssen unsere Strategie ändern und endlich eine Quelle oder so finden!", meint Rob und stützt die Hände in die Hüften.

"Und was zu Essen!", ergänze ich. "Vielleicht finden wir Beeren?"

"Ich denke nicht. In diesem Wald gibt es nur Moos und Bäume!", sagt Rob naserümpfend. "Selbst der Jahrmarkt hat scheinbar ja nichts essbares zu bieten, echt traurig!"

"Ja, traurig!", stimme ich ihm zu. "Also, suchen wir was zu-"

Rob reißt den Arm nach oben und teilt mir so gewissermaßen mit, leise zu sein.

"Was ist?", forme ich mit den Lippen, er schüttelt den Kopf, holt ein langes Messer aus seiner Tasche und verschwindet im Gebüsch hinter uns.

Zuerst raschelt es, ich höre Schritte von mindestens zwei Personen und dann ist es still.

So richtig still. Ich höre nicht mal die Vögel oder den Wind, der die Blätter sonst immer aneinanderschrammen lässt.

Es ist friedlich.

Bis jemand ganz plötzlich aufschreit. Es ist ein langgezogener Schrei, voller Schmerz, der immer höher wird, abbricht, lauter wieder anfängt, von Schluchzen abgelöst wird, das zu Betteln übergeht.

Und dann ein letzter Aufschrei, der so abrupt endet, dass ich weiß, dass die Person die geschrien hat, tot sein muss.

Das wird durch die abgefeuerte Kanone noch unterstützt.

Was, wenn Rob der Mörder war?

Ich weiß ziemlich sicher, dass er nicht geschrien hat, seine Stimme ist viel tiefer! Außerdem hätte er wahrscheinlich nie gebettelt um dem Publikum seine Stärke vorzuspielen.

Aber wenn er wirklich der Mörder ist, was soll ich dann machen? Soll ich wegrennen?

Aber wie hoch sind meine Chancen ohne Rob zu überleben?

Andererseits sind sie mit ihm gerade auch nicht so hoch, wir sind beide fast ohne Nahrung losgezogen. Alerdings hat er ein langes Messer als Waffe, ich habe quasi nichts.

Wenn ich wegrennen möchte, sollte ich das vielleicht so langsam mal machen!

Zögernd drehe ich mich in die entgegengesetzte Richtung und laufe los. Zuerst langsam, dann werde ich immer schneller.

Und dann knalle ich total gegen Rob.

"Wohin läufst du?", fragt er verdutzt.

"Ich dachte, ich hätte was gehört.", sage ich grob und deute ungefähr nach links. Rob nickt, als würde er verstehen, was ich sagen will.

"Komm, lass uns weitersuchen!", sagt er dann und nickt nach rechts. "Ich glaub, ich hab hinten einen See gesehen!"

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Der Tag endet ohne weiteres Essen oder Wasser, mittlerweile bin ich ziemlich verzweifelt. Ich hatte große Angst vor meinen Gegnern oder irgendwelchen Monstern gehabt, aber dass ich verhungern oder verdursten könnte, habe ich gar nicht bedacht!

Ich meine: Die Wahrscheinlichkeit so zu sterben ist eigentlich momentan viel größer, oder?

"Erde an Teo!", meldet sich Rob und wedelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht. "Hör mal auf so zu gucken, sonst kommen wir nie auf die Bildschirme!"

"Mir egal!", sage ich murrend und reiße Moos aus dem Boden.

"Wir finden schon noch was zu trinken und zu essen, glaub mir!", sagt Rob.

Ich nicke seufzend und lehne mich zurück. Über mir rascheln die Blätter, als ich hochsehe ist da niemand.

Vielleicht werde ich wirklich so langsam paranoid.

Langsam döse ich weg, das letzte was ich höre ist ein überraschter Aufschrei von Rob, dann zieht mich jemand nach hinten und meine Beine laufen weg, während mein Gehirn bereits anfängt zu schlafen.




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