Kapitel 4

In den darauffolgenden Tagen lernte er seinen Retter kennen. Elias war der Prinz eines entfernten Reiches. Er hatte ihn gefunden und mitgenommen. Er war freundlich, aufrichtig, witzig und liebevoll. So machte er auch keinen Hehl aus seiner Zuneigung für Ace. Dieser war eher schüchtern und zurückhaltend, doch das reizte Elias noch mehr. Er war einfach perfekt für ihn, so wunderte es ihn nicht, dass er sein Herz an den kleinen Eisprinzen verlor.

Nach etwa einem Monat öffnete sich Ace schließlich. Er vertraute Elias, nicht nur, weil sie körperliche Liebe austauschten, sondern weil auch sein Herz ihn erwählte. Ich habe mich an dich verloren. Also erzählte er ihm die Wahrheit über sich. Die Angst, er würde ihn ablehnen, ließ seine Hände zittern, doch er hörte nicht auf, bis er seine Geschichte beendet hatte.

„Du bist also der Kronprinz und sie haben dich einfach... verstoßen?"

Ace sah den dunklen Ausdruck und schlug beschämt die Augen nieder. Lehnt er mich auch ab? Das würde er nicht ertragen. Die Temperatur im Raum fiel schlagartig. Erst als eine warme Hand sich an Ace' Wange legte, verzog sich das Eis, das sich an den Fenster gebildet hatte.

„Ich verurteile nicht dich, sondern deine Eltern. Wie können sie so etwas ihrem eigenen Kind antun? Ich werde nicht zulassen, dass sie dir erneut wehtun, also bitte ich dich, bleibe bei mir. Bleibe bei mir als mein Gefährte, denn ich weiß, dass ich dich glücklich machen kann", sagte Elias mit ruhiger Stimme.

Genau diese Worte hatte Ace hören müssen. Tränen stiegen in dessen Augen und hicksend stimmte er zu. Ein liebevoller Kuss besiegelte dieses Versprechen.

Kurz darauf stellte Elias ihn seiner Familie vor und er wurde herzlich empfangen. Sie freuten sich für die beide und Ace konnte nicht aufhören zu lachen, denn er hatte seinen Frieden gefunden. Doch der Friede sollte nicht lange halten...

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Ace saß gerade im Gemeinschaftsraum, war in einem Buch vertieft, als ein Krieger in das Anwesen stürmte. „Die fünfte Einheit wird angegriffen, wir brauchen Verstärkung."

Die fünfte Einheit. Elias war der Anführer der fünften Einheit und diese war an der westlichen Front des Reiches stationiert. Es gab seit längerem Spannungen mit dem Nachbarland und nun schienen dieses anzugreifen. Nein. Angst schoss durch Ace' Körper. Sie werden ihn mir wegnehmen. Ohne nachzudenken, sprang er auf, rannte zu dem Krieger. „Bringt mich dorthin."

Völlig überrumpelt schaute er ihn an. „Aber... Ihr habt doch gar keine Kriegerausbildung. Ihr könnt nicht-"

„Bringt mich dorthin", sagte Ace mit eiskalter Stimme erneut und die Temperatur im Raum sank, seine Augen leuchteten in einem hellen Eisblau.

Der Krieger schluckte und nickte nur. Während weitere Maßnahmen getroffen wurden, machten sich die beiden direkt auf den Weg. Ich muss zu ihm. Du darfst nicht sterben, Elias. Immer wieder wiederholte er diese Worte, während sie zu der Front ritten. Bald drangen Kampfgeräusche an seine Ohren und er sah sie von weitem. Je näher sie kamen, desto akribischer suchte Ace die Umgebung nach seinem Liebsten ab.

Als er eine silberne Rüstung und schwarze Haare erblickte, blieb ihm fast das Herz stehen. Elias war umzingelt. Nein. Er stand auf seinem Pferd auf und stieß sich ab. Eisflügel wuchsen auf seinem Rücken und trugen ihn in die Luft. Der Krieger, der ihn begleitet hatte, fing völlig außer sich das Pferd ein, welches wild durch die Gegend rannte.

Ace flog direkt auf Elias zu. Als ein Gegner ihn angriff und entwaffnete, zog sich sein Herz zusammen. Er würde seinem Liebsten den Todesstoß versetzen. Das war der Moment, in dem Ace schrie. Er schrie laut und entfesselte seine Kräfte.

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Elias sah, wie sein Schwert davonflog und wusste, dass das sein Ende sein würde. Sie hatten sie hinterrücks überfallen. Er bereute nur, dass er sich nicht von Ace verabschieden konnte. Das Schwert sauste auf ihn zu, doch dann hörte er einen lauten Schrei. Eine große Eiswand schoss vor ihm aus dem Boden und das Schwert sank in dieses, aber nicht weiter. Er riss den Kopf in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war, sah nur Eisflügel, dann landete jemand hinter ihm. Als er sich umdrehte sah er weiße Haare und eisblaue Augen.

Die Gegner wichen etwas zurück, als sie den jungen Mann mit den Flügeln aus Eis sahen. Es wurde ruhig. „Ace?", erklang die Stimme des Prinzen.

Die Augen leuchteten eisblau und eine eiskalte Stimme erklang: „Ihr habt es gewagt, meinen Liebsten anzugreifen." Dann hob dieser die Hand streckte sie aus. „Sterbt."

Jeder spürte in diesem Moment Angst. Überall brach Eis aus dem Boden, umschlang jeden einzelnen und sperrte sie bis zu den Schultern in ein Gefängnis aus Eis. Jeden, außer den Prinzen. Langsam begann sich die Hand des Weißhaarigen zu schließen und sie spürten neben der Kälte, wie der Druck auf ihre Körper stieg. Er würde sie bei lebendigem Leibe zerquetschen, ein wahres Monster.

Als eine warme Hand sich an Ace' Wange legte, hielt er inne. „Stopp, meine kleine Schneeflocke. Das willst du nicht. Du willst niemanden töten." Er schaute auf, sah die braunen Augen.

Elias schaute ihn mit warmen Blick an. „Lass sie frei."

„Ich kann nicht", schluchzte Ace. Er hatte keine Kontrolle.

Sanft küsste Elias ihn. „Doch, das kannst du. Zieh das Eis zurück. Es gehorcht dir, nicht andersherum. Du bist sein Meister."

Ace atmete tief durch, dann befahl er dem Eis sich zurückzuziehen. Er begann mit Elias' Kriegern. Diese atmeten heftig, schauten ehrfürchtig zu ihrem Anführer.

„Nehmt die Angreifer gefangen, mehr nicht", befahl Elias und seine Krieger holten Fesseln. Jeder stellte sich neben einen noch eingefrorenen Angreifer und wartete.

„Gut, nun lass die anderen gehen, kleine Schneeflocke." Und Ace gehorchte. Die Angreifer fielen zu Boden und wehrten sich nicht, denn ihre Gliedmaßen waren von der Kälte taub. Sie wurden ohne Zwischenfälle gefesselt und in das Gefangenenlager gebracht.

Nach und nach kamen die Krieger und verneigten sich voll Ehrfurcht und Dankbarkeit. Auch Elias ging vor Ace auf die Knie und sagte: „Ich danke dir, dass du das Leben meiner Krieger gerettet hast. Das kann ich dir niemals vergelten, mein Liebster."

Sie betrachteten ihn nicht als Monster, sondern als Retter. Tränen rannen über Ace' Gesicht und er vergrub es in der Halsbeuge seines Liebsten. „Jage mir nie wieder eine solche Angst ein. Ich dachte, ich würde dich verlieren."

Elias lachte leise und nahm seinen Liebsten auf den Arm. Gemeinsam ritten sie nach Hause.

Sie hatten alle Gefangenen zurückgeschickt und die Kunde hatte sich rasend schnell verbreitet. Seit diesem Tag hatte das Nachbarland es nicht mehr gewagt, anzugreifen, zu groß war die Angst vor dem Eisdämon, den der Prinz gezähmt hatte. So lebten Ace und Elias glücklich und in Frieden bis sie den letzten Atemzug taten und auch diesen taten sie gemeinsam.

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Diese Kurzgeschichte gehört der Autorin E. M. Holland (Profil: Nezumigami).
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