Outing

Geschlechter sind nur unsere Hüllen.

Was zählt ist unsere Seele und diese hat kein Geschlecht.

Liebe definiert sich nicht daran.

Sei mutig, steh zu dir und liebe die Liebe in jeder Form.

-Anonym

Ich wache auf durch eine sanfte Berührung an meiner Wange. Vorsichtig, als wäre ich aus Glas, fahren Finger über meine Wange. Dann verschwinden sie, tauchen nur Sekunden später wieder in meinen Haaren auf. Immer wieder fährt die Person mit ihren Fingern durch meine Haare. Wickelt sie mal um ihre Finger, um das andere Mal einfach nur hindurch zu fahren. Nun nehme ich auch die Wärme neben mir wahr. Das ruhige Atmen der anderen Person lässt mich selbst entspannen. Als die Finger plötzlich zart über die Haut an meinem Nacken streichen, seufze ich auf.

„Guten Morgen, amor", haucht eine Stimme. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als ich zögernd erst ein und dann das andere Auge öffne. Mir gegenüber liegt Lance, hat seinen Kopf auf seinem rechten Arm gestützt und seinen linken immer noch zu mir ausgestreckt. Seine blauen Augen funkeln mir entgegen und auch auf seinen Lippen liegt ein kleines Lächeln. Grummelnd rutsche ich näher zu ihm heran, vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge und atme seinen sinnlichen Duft ein.

Er riecht nach Meeresbriese, alten Büchern und fruchtigen Cocktails. Seit ich diesen Duft das erste Mal an ihm bemerkt habe, kann ich nicht genug davon bekommen. Er ist wie eine Droge, dieser Duft, seine Lippen, einfach Lance und ich bin süchtig nach ihm.

Ich platziere einen Kuss auf seiner weichen gebräunten Haut, bevor ich hoch schaue in sein Gesicht. Er platziert einen liebevollen Kuss auf meiner Nasenspitze und wie aus Reflex kneife ich kurz die Augen zusammen. Ein weiterer Kuss landet auf meinem Mundwinkel und dann -endlich- drückt er seine Lippen auf meine. Ich seufze auf und erwiedere, presse mich noch ein Stück näher an ihn. Als wir uns lösen murmele auch ich ein „Guten Morgen"

„Hast du gut geschlafen, Keith?" „Mhm, ja", brumme ich und reibe mir mit meiner Faust einmal über mein rechtes Auge. „Und ansonsten? Alles gut? Ich hoffe ich war gestern nicht doch zu grob", fragt der Braunhaarige mich besorgt und sorgt damit für einen leichten Rotschimmer auf meinen Wangen. „N-nein alles okay" „Gut", sagt Lance mit einem strahlenden Lächeln. „Du bist übrigens verdammt süß, wenn du schläfst, mi amor" Ich spüre, wie das Rot auf meinen Wangen noch dunkler wird und schlage ihm beleidigt gegen die Brust, was den Blauäugigen zum Lachen bringt.

Gerade, als ich noch etwas erwidern möchte, schallt die Stimme von Allura durchs Schloss. „Paladine, ihr habt 5 Minuten um auf der Brücke zu erscheinen, seid pünktlich."

Panisch wandert mein Blick von dem Lautsprecher zurück zu Lance, der mich mit ebenso panischem Blick in seinen Augen ansieht. Schneller, als jemand Quiznak sagen könnte, sind wir beide aus dem Bett gesprungen. Hektisch schnappen wir uns unsere Kleidungsstücke die auf dem Boden verteilt liegen, wobei ich mir noch schnell eine frische Boxershorts von Lance klaue. Ich fahre mir noch einmal durch die Haare und drehe mich dann um. So schnell wie möglich stürme ich aus der Tür, höre Lance' Schritte hinter mir.

Als wir durch die Tür auf die Brücke stürmen stehen alle anderen schon um Allura herum. Durch das Geräusch der sich öffnenden Tür drehen sie sich um und starren uns an. Schnaufend stütze ich mich mit meinen Händen auf meinen Knien ab und versuche wieder normal zu atmen. Auch Lance braucht einen kurzen Moment Verschnaufpause. Als ich mich wieder gefangen habe richte ich mich auf.

„Was- Was ist denn los?", fragt Lance und schaut Allura dabei eindringlich an. „Ich habe heute ein Teamtraining für euch geplant, aber da ihr alle noch geschlafen habt, musste ich euch aufwecken. Zu dem wollte ich keine Zeit verschwenden. Allerdings...warum genau trägst du Keith's schwarzes Shirt?", fragt die Weißhaarige und Shiro knüpft gleich an ihre Frage an: „Und warum trägt Keith dein graues T-Shirt Lance?"

Mein Kopf schnellt herum. Ungläubig blicke ich erst auf Lance' Kleidung und dann an mir herunter. Zu meinem Entsetzen muss ich feststellen, dass sie Recht haben und ich verfluche mich dafür, eben nicht genauer darauf geachtet zu haben, welche Kleidung ich mir übergestreift habe.

Bevor irgendjemand noch etwas dazu sagen könnte, stürmt Lance von der Brücke. Erst, als sich die Tür hinter ihm wieder geschlossen hat, registriert mein Gehirn was soeben geschehen ist. „Ich-", sage ich deute perplex mit dem Daumen hinter mich und renne dann dem Braunhaarigen hinterher.

Verzweifelt klappere ich jeden Gang im Schloss ab, rufe immer wieder Lance' Namen. Tränen laufen meine Wangen hinunter. Ich wusste, dass er Angst vor einem Outing hat. Einmal, als wir gemeinsam im roten Löwen durchs All geflogen sind, hat er mir gebeichtet, dass er ungeoutet ist. Vor seiner Familie, vor Team Voltron, vor Allen. Ich bin es auch, doch im Gegensatz zu Lance habe ich keine Angst davor, sondern bisher einfach nie die Notwendigkeit gesehen.

An Lance' alter Schule, bevor er auf die Garrison kam, war seine komplette Klasse homophob. Er erzählte mir, wie sie bei jeder Gelegenheit begannen, Schwule, Lesben, Bisexuelle, Transgender, Pansexuelle und alle, die etwas damit zu tun hatten, fertig zu machen. Er erzählte mir auch, wie schwer es für ihn war, zwischen diesen ganzen Menschen den Fakt zu akzeptieren, dass er bisexuell ist. Denn auch wenn Lance immer so selbstsicher auftritt, sobald es um seine Familie geht oder darum wie ihn andere sehen, wird er unsicher und ängstlich. Und obwohl Lance weiß, dass seine Familie durchaus tolerant ist und ihn lieben, hat er sich nie getraut es ihnen zu sagen, denn die Angst, sich dieselben schlimmen Dinge wie in der Schule anhören zu müssen, war zu groß.

Nachdem ich fast das komplette Schloss abgeklappert habe, renne ich mit meiner letzten Hoffnung zu den Löwen. Sofort höre ich das bitterliche Schluchzen aus dem blauen Löwen. Zu meinem Glück lässt Blue mich hinein und ich stürme direkt ins Cockpit.

Lance sitzt auf seinem Stuhl, das Gesicht in den Händen vergraben. Bei jedem Schluchzen beben seine Schultern und die Tränen laufen in Strömen sein Gesicht herunter, fallen auf seine Hose. Ich überbrücke die letzten Meter, werfe mich ihm förmlich um den Hals und beginne noch stärker zu weinen.

„I-ich hatte s-so Angst um d-dich", bringe ich schluchzend hervor. Der Blauäugige nimmt seine Hände von seinem Gesicht, schlingt sie um mich und zieht mich näher zu sich. „I-Ich dachte d-du tust dir i-irgendetwas an! T-tu das nie wieder, hörst du?", stammele ich vor mich hin, drücke mein Gesicht in seine Halsbeuge. „E-Es tut mir leid, mi amor! Ich hatte Angst vor ihren Reaktionen. I-ich- Ich hätte nicht einfach wegrennen dürfen. Ich weiß, wie große Angst du davor hast, dir wichtige Personen zu verlieren. Es tut mir leid", murmelt er und vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren. „D-das muss es nicht! Aber, aber du kennst die anderen. Sie werden nichts dagegen haben, da bin ich mir sicher!" „Ja, du hast wahrscheinlich Recht"

„K-können wir bitte zu ihnen zurück gehen? Können wir das bitte klären?" „Ja, ja ich denke das können wir", sagt Lance und drückt mich ein Stück von sich weg. Vorsichtig umfasst er mein Gesicht mit beiden Händen, streicht mir mit den Daumen die Tränen weg und lächelt mich unsicher an. „Du musst keine Angst haben, okay? Selbst wenn die anderen nicht begeistert wären -was ich mir nicht vorstellen kann- dann hätten wir immer noch uns zwei! Und schau mal, wenn sie es alle endlich wissen, müssen wir uns nicht mehr verstecken!", versuche ich Lance weiter aufzumuntern. „Stimmt, dann kann ich dich vor allen anderen küssen und wir müssten uns beim Sex nicht mehr so zurück-" Empört schlage ich ihm gegen die Brust. „Lance!"

Kurz starren wir uns einfach in die Augen, bevor wir anfangen laut los zu lachen. Als wir uns wieder beruhigt haben halte ich dem Braunhaarigen meine Hand hin. „Bereit?" „Bereit!", sagt er und greift meine Hand. Gemeinsam verlassen wir den blauen Löwen und laufen zurück zur Brücke.

Hinter der Tür erwarten uns immer noch die anderen, sie scheinen die komplette Zeit über hiergeblieben zu sein. „Lance! Keith! Gott sei Dank! Wir haben uns Sorgen gemacht", ruft Hunk aus und die Gesichter aller sind sogleich viel erleichterter, als sie uns sehen. Immer noch Lance' Hand haltend schaue ich beschämt zur Seite, sehe aus dem Augenwinkel wie Lance sich mit seiner linken Hand am Hinterkopf kratzt. „Ähhh", bringt er unsicher hervor.

Sein Blick wandert zu mir, sucht nach Bestätigung. Ich nicke ihm aufmunternd zu, drücke seine Hand ein wenig fester. „Also, ich vermute das kommt nicht mehr wirklich überraschend, aber Keith und ich sind zusammen", haut er dann endlich heraus. Sofort beginnen die Anderen dümmlich zu grinsen und selbst Coran lächelt wissend.

„Das kommt tatsächlich nicht mehr wirklich überraschend, aber warum bist du vorhin weggerannt?", fragt Shiro, jetzt wieder besorgt. „Ich- Ich hatte Angst vor euren Reaktionen. Ich bin genauso wie Keith vor allen ungeoutet -mittlerweile- gewesen. Und, naja, meine Schule vor der Garrison und besonders meine Klasse waren stark homophob. Ich...hatte einfach Angst" „Oh Lance, Kumpel! Als ob das etwas an unserer Freundschaft ändern würde, nicht wahr Leute?", fragt Hunk und bekommt ein einstimmiges Nicken von allen.

„Da stimme ich Hunk zu! Uns interessiert es in keiner Weise, ob ihr nun zusammen seid oder nicht und als was ihr euch labelt. Ihr bleibt Ihr", sagt Shiro und lächelt uns seelig an.

„Danke", murmele ich leise.

„Wisst ihr, auf Altea ist sowas nichts Besonderes gewesen. Dort war man einfach zusammen, wenn man sich liebte und keiner hat etwas dagegen gesagt. Am Ende bleiben wir doch immer die, die wir schon immer waren. Ich vermute, diese Akzeptanz fehlt euch Menschen auf der Erde noch, aber ich bin mir sicher, dass sich das auch noch ändern wird!", ergreift nun auch Allura das Wort.

„Da fällt mir ein, eine meiner Cousinen war -wie nennt ihr das? Lesbisch? Auf jeden Fall hatte sie eine wirklich reizende Freundin! Sie war immer so zuvorkommend und-", mischt Coran sich ein, wird jedoch von Allura unterbrochen. „Ist gut Coran! Ich glaube, dass solltest du uns ein anderes Mal erzählen"

Für einen kurzen Moment herrscht Ruhe und Lance' und mein Blick treffen sich. Lächelnd kommen wir uns immer näher, bevor er seinen rechten Arm um meine Taille schlingt, mich zu ihm heranzieht und in einen innigen Kuss verwickelt, den ich nur zu gern erwiedere.

Die anderen beginnen lachend zu klatschen und zu johlen. Und dann hallt Pidge's Stimme plötzlich durch den Raum.

„Wer von euch ist eigentlich Top oder Bottom?"

„PIDGE!", rufen wir alle empört und danach erfüllteinstimmiges Lachen den Raum. Am Ende bleibt doch alles wie es ist.

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1766 Wörter

Nicht Korrektur gelesen.

Ich hab es tatsächlich geschafft einen OS zu schreiben und das, ohne einmonatige Pause dazwischen! Whoop Whoop! 

Das Zitat am Anfang ist aus einer Taekook Story auf Wattapd, von der ich leider den Titel nicht mehr weiß...

Ich hoffe ihr freut euch und ich hoffe es hat euch gefallen!

- Shadowgirl110

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