Hogwarts
„Hunk! Muss das sein?" „Ja!" „Aber wieso? Wo schleppst du mich überhaupt hin?!" „Wirst du schon sehen." Der Gryffindor schüttelte ungläubig den Kopf. Sein bester Freund, Hunk, ein Hufflepuff, hatte ihn ohne etwas zu sagen aus der großen Halle gezogen und lief nun mit ihm kreuz und quer durch die langen, verstrickten Gänge Hogwarts. Auf die Frage, wohin sie gehen würden, wollte er nicht antworten und so langsam wurde Lance, der Gryffindor Junge, sauer. Er hatte sich eben sehr gut mit einem Ravenclaw Mädchen namens Allura unterhalten, die nebenbei bemerkt auch noch wirklich hübsch war, bevor sein Freund die beiden unterbrochen hatte. Seiner Aussage zufolge, sei es wichtig, doch Lance glaubte dem nicht so recht. Was sollte an einem Sonntagvormittag bitte wichtiger sein, als seine geringe Freizeit mit Freunden zu verbringen? Und auch, wenn Hunk ebenfalls ein Freund war, schien es nicht so, als würde er irgendetwas Spaßiges vorhaben. Der Hufflepuff war nämlich garantiert kein Typ, der gegen Regeln verstieß oder anderen Schülerin Streiche spielte. Anders gesagt, er war langweilig. Zumindest in Lance' Augen. Dennoch war er sein Freund.
Vielleicht lag es daran, dass sich der Kleinere nicht von Lance' aufgeplusterter Art beeindrucken ließ. Er kümmerte sich nicht darum, wie viele Mädchen Lance schon hatte oder wie gut man seinen Bizeps sah. Er ertrug Lance' schlechte Witze und ließ sich nicht abschrecken, wenn Lance einen schlechten Tag hatte und mies drauf war. Er blieb bei ihm, auch wenn der Gryffindor sich erneut Nachsitzen eingebrockt hatte und strich ihm mitfühlend über den Rücken, wenn Lance wieder einmal gekorbt wurde. Der Größere wusste es zu schätzen, dass Hunk ihm immer zuhörte, ihn nie verurteilte. Die beiden waren verschieden, ja. Aber wenn sie an einem regnerischen Abend gemeinsam auf der Couch saßen, unter einer von Hunks riesigen Decken und selbstgebackene Kekse mampften, schien das alles auf einmal kein Problem mehr zu sein. Die beiden waren beste Freunde und sie hatten sich geschworen, es auch für immer zu bleiben.
Dies war auch der einzige Grund, warum Lance das Gezerre über sich ergehen ließ. Jedem anderen hätte er jetzt schon ordentlich die Leviten gelesen und einen riesigen Aufstand veranstaltet, aber weil es Hunk war, stolperte er weiterhin hinter ihm her. Der Gryffindor hatte schon lange den Überblick verloren und obwohl er sich nachts oft heimlich rausschlich, hatte er keine Ahnung, wo sie sich gerade befanden. Hogwarts war einfach zu groß, um jeden Gang, jedes Zimmer und jede Ecke zu kennen. Zudem veränderten sich alle paar Minuten die Treppen, Räume schlossen sich oder tauchten aus dem Nichts auf und selbst die Figuren in den Gemälden wanderten durch das alte Schloss. Der Gryffindor erinnerte sich gut dran, wie beängstigend das Alles an seinem ersten Schultag gewesen war und wie normal es ihm jetzt vorkam. Manchmal, da vermisste er das Ganze sogar, wenn er über die Sommerferien zu Hause, bei seiner Familie, war.
In seinem Zuhause gab es nichts Magisches. Seine Eltern waren Muggle und seine Geschwister waren entweder schon ausgezogen oder erst ganz klein und hatten noch kein Verhalten magischen Ursprungs gezeigt. Dementsprechend faszinierend war diese neue Welt gewesen, als er mit elf das erste Mal einen Fuß in das große Schloss gesetzt hatte. „So, da sind wir.", riss ihn Hunks Stimme dann aus den Gedanken und verwirrt sah Lance sich um. „Was wollen wir hier? Hier ist niemand?" „Doch! In dem Klassenraum da wartet jemand auf dich.", meinte der Hufflepuff und deutete auf den Raum vor ihnen. „Da drin?!", fragte der Größere skeptisch und musterte die alte, eingestaubte Tür vor ihm. „Ja! Da drin!", sagte der Hufflepuff und zog mit einem Ruck die Tür auf.
Durch den aufgewirbelten Staub und Schmutz musste Lance seine Augen schließen und fing an stark zu husten. Orientierungslos versuchte der Gryffindor such irgendwo abzustützen, fand aber nirgendswo Halt. Und als dann plötzlich eine große Hand gegen seinen Rücken drückte und ihm einen heftigen Stoß verpasste, stolperte Lance unbeholfen nach vorne. Bevor er sich wieder hätte aufrichten können, erklang hinter ihm ein lautes Klicken, gefolgt von einem dumpfen Geräusch. Hilflos kämpfte der Junge um sein Gleichgewicht, während seine Augen immer noch höllisch brannten. Es dauerte einige Sekunden, bis der Braunhaarige sich wieder gefangen hatte und fest auf zwei Beinen stand. Leicht wütend rieb er sich über die Augen, bis er langsam wieder etwas sehen konnte. Ein Blick nach hinten verriet ihm, dass er anscheinend in dem leeren Klassenzimmer stand und jemand die Tür hinter ihm verriegelt hatte.
„Du also auch, hm?", kam es dann von einer leicht rauchigen Stimme aus dem Raum vor ihm und erschrocken ließ Lance seinen Blick über die alten Tische und Stühle gleiten, bis er an einem anderen Jungen blieb, der sich lässig gegen eine der alten, bröckelnden Wände lehnte. Die Zahnräder in Lance' Kopf ratterten und er könnte schwören, diese Stimme zu kennen. Als die andere Person dann einen Schritt nach vorn machte und der kleine Lichtstrahl, der durch das dreckige Fenster fiel, das Gesicht des Fremden erhellte, blieb dem Gryffindor der Atem stehen. Sein zuvor erschrockenes Gesicht verzog sich in ein Genervtes und mit einer vor Hass triefenden Stimme murmelte er ein „Du!". „Ja, ich. Hast vermutlich jemand anderen erwartet. Wie, lass mich raten, die schöne Weißhaarige? Das ist doch die Ravenclaw, die du seit Wochen anbaggerst, oder?", kam es spöttisch von dem Jungen. „Das geht dich gar nichts an.", knurrte der Braunhaarige wütend und musterte den Zauberer vor sich.
Keith Kogane. So hieß der schwarzhaarige Junge, der mit ihm in diesem dunklen Klassenzimmer stand. Er war ein Slytherin. Ein Jahr älter als Lance, aber ihm selben Jahrgang. Er hatte pechschwarzes Haar, dass ihm bis in den Nacken reichte und ihm gelegentlich über die Augen fiel. Seine Augen waren sturmgrau und jegliche Art von Gefühlen, suchte man in ihnen vergeblich. Zu Lance' Bedauern war Keith größer als er. Und seitdem der Slytherin herausgefunden hatte, dass diese Tatsache Lance störte, nutze er es immer wieder gerne um den Jüngeren aufzuziehen. Ja, sich gegenseitig aufziehen konnten die beiden Schüler gut. Lance wusste nicht mehr genau, wann es angefangen hatte, aber er erinnerte sich wage an einen Vorfall im ersten Schuljahr. Eine kleine Diskussion, die eskaliert war. Beide Jungen waren zu stolz gewesen, um sich zu entschuldigen und dann hatte das Ganze seinen Lauf genommen. Mittlerweile waren sie genau dafür an ihrer Schule bekannt. McClain und Kogane. Lance und Keith. Egal wo sie hingingen, die Blicke der Schüler verfolgten sie und sobald die beiden gemeinsam in einem Raum waren, hielt jeder andere den Atem an. Doch in diesem verlassenen, alten Klassenzimmer war niemand, der den Atem halten könnte. In diesem Zimmer waren nur sie. Nur ein Gryffindor und ein Slytherin, die sich gegenseitig mit ihren Blicken erdolchten.
„Was sollen wir jetzt machen?", fragte der Braunhaarige nach einigen Minuten der Stille. „Ich weiß nicht, wir könnten versuchen die Tür aufzubekommen, aber nein, warte, besser ist, wir trinken eine schöne Tasse Tee, unterhalten uns über das Wetter und spielen Zauberschach!", gab der Schwarzhaarige sarkastisch von sich und ließ Lance verächtlich aufschnaufen. „Laber keinen Scheiß! Und auf die Tür wäre ich auch noch gekommen, Kogane." „Warum fragst du dann so blöd, Spast?! Hast aufgrund deiner Größe wohl doch zu wenig Gehirn abbekommen, huh?", stichelte Keith nur weiter. „Halt dein Maul oder du hüpfst gleich als Kröte hier rum!" „Dann wäre ich immer noch schöner als du! „Ich sagte, halt dein Maul!", entgegnete Lance erneut und hielt dem Älteren drohend den Zauberstab vors Gesicht. Auch, wenn der Slytherin gerne ein Duell gestartet hätte wusste er, dass dies hier weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort dafür war und knickte deswegen widerwillig ein. „Ist ja gut, musst ja nicht immer so sensibel reagieren, Prinzesschen." „Ich geb' dir gleich Prinzesschen", murmelte der Blauäugige noch wütend, drehte sich dann jedoch um und ging mit großen Schritten auf die Tür zu. Mit etwas Abstand positionierte er sich, hob seinen Zauberstab und sprach den ersten Spruch, der ihm in den Sinn kam.
„Alohomora!", rief Lance laut und berührte das Schloss der Tür mit der Spitze seines Zauberstabs. Entgegen seiner Erwartungen, öffnete sich die schwere Tür jedoch nicht. Um genau zu sein, bewegte sich das alte, dunkle Holz nicht einen Millimeter und der Gryffindor seufzte genervt auf. „Scheint so, als sei die Tür magisch versiegelt.", meinte nun Keith, der sich mittlerweile hinter Lance gestellt hatte. „Ja, scheint so. Da hat uns also jemand geplant und mit voller Absicht hier eingesperrt." „Das war bestimmt Pidge. Wenn ich die in die Finger bekomme-", knurrt der Grauäugige wütend und ballt seine Hände zu Fäusten. „Und Hunk steckt zu hundert Prozent mit ihr unter einer Decke. Was haben die sich dabei bloß gedacht?!", gab nun auch Lance seine Gedanken frei und starrte weiterhin wütend auf das angefressene Holz.
„Zumindest sind wir beide gleich wenig begeistert von der Sache", meinte Keith. „Tsk, mit dir würde ja auch niemand allein sein wollen." „Was soll das denn heißen?!", donnerte der Slytherin. „Du bist unerträglich! Du schreist jeden an, alles muss immer nach deinem Willen gehen und wenn etwas schief geht, ist jeder außer dir selbst schuld!", zählte der Gryffindor auf und schenkte dem Größeren ein paar giftige Blicke. „Als ob du anders bist!" „Ich bin sehr wohl anders! Ich schreie nicht jeden an, der mir über den Weg läuft! Ich höre gerne auf Vorschläge anderer und ganz wichtig, ich kann meine eigenen Fehler einsehen! Wenn mein Zaubertrank schief geht, ist es meine Schuld. Aber bei dir, ja bei dir ist immer der andere schuld! Weil Mister Ich-bin-zu-perfekt-um-Fehler-zu-machen ja nie einsehen will, dass auch ein Reinblut Fehler machen kann!", lässt der Blauäugige endlich seinen ganzen Frust über den anderen raus. „Erstens, ich kann sehr wohl meine eigenen Fehler eingestehen! Und zweitens, was hat meine Blutlinie hiermit bitte zu tun?!", erwidert der Schwarzhaarige und schaut den Kleineren entrüstet an.
„Sag du es mir! Schließlich bist du ja derjenige, der es liebt andere daran zu erinnern, dass ihre Eltern nicht beide Zauberer sind, als wäre es etwas Schlimmes. Du bist immer derjenige, der egal wo er hingeht erwähnt, dass er ein Reinblut ist, als wären alle, die es nicht sind, weniger wert!" „Das stimmt doch gar nicht!" „Warum sagst du es dann immer?! Warum musst du es immer und immer wieder erwähnen?! Du bist Abschaum, Keith Kogane. Ich hasse dich.", schreit Lance und ist in diesem Moment froh, dass sie in einem abgelegenen Teil des Schlosses zu sein scheinen. Denn wären andere Schüler fähig, ihr Gespräch einfach mitzuhören, hätte der Jüngere jetzt ein Problem. „Ich halte überhaupt nicht mehr von mir! Und es juckt mich auch kein bisschen, wer deine scheiß Eltern sind! Hör auf, immer voreilig Schlüsse über mich und mein Leben zu ziehen! Du weißt nichts! Gar nichts!", war das Letzte, was der Grauäugige sagte, bevor er sich von dem Gryffindor abwand und wütend wieder in seine Ecke zurück stapfte. Auch Lance wandte sich von dem Slytherin ab und ließ sich auf einem der staubigen Tische, auf der anderen Seite des Raumes, nieder.
Die beiden Zauberer wussten nicht für wie lange sie dort verweilten. In ihren Ecken, stillschweigend und beide ihren Gedanken nachhängend. Die Sonnenstrahlen fielen immer noch durch das dreckige Fensterglas und so erkannte der Braunhaarige, dass mindestens eine Stunde vergangen sein musste, in der sie in diesem Zimmer hockten, da die Lichtstrahlen sich bewegt hatten. Genervt seufzte der Blauäugige. Er hatte keine Lust mehr nur hier rumzusitzen und nichts zu tun. Was sollte das denn bringen? Andererseits konnte er auch nicht viel tun. Die Zaubersprüche wirkten nicht und ohne zu wissen, wie genau die Tür versiegelt wurde, konnte er die Versiegelung auch nicht wieder aufheben. Es war zum Haare raufen. Der Schwarzhaarige hingegen schien wenig Probleme damit zu haben, einfach nur in seiner Ecke zu hocken. Und vielleicht nervte das den Jüngeren gerade noch mehr. Erneut seufzend stand Lance wieder auf und lief mit langsamen Schritten auf das kleine Fenster zu. Es war zu klein, als dass sie dort hinauskommen würden und wenn das Ganze wirklich so gut geplant war, wie es zu sein schien, war das Fenster wahrscheinlich auch versiegelt.
„Was machst du da?", fragte dann Keith und die Stimme des Grauäugigen war erneut leicht rau, da er die letzte Zeit nicht gesprochen hatte. „Schauen, wie wir hier rauskommen.", gab Lance zurück. „Na sicherlich nicht durchs Fenster, Idiot." „Du bist hier der Idiot! Schließlich sitzt du nur doof rum und machst gar nichts!" „Was soll ich hier denn auch machen?!" „Keine Ahnung? Irgendwas!" „Pff, Vollpfosten.", gibt der Slytherin von sich und schaut verärgert zur Seite. „Spast.", erwiderte Lance sogleich. „Hässliche Kröte." Entgeistert schaute der Gryffindor den Größeren an. „Du bist hässlich! Mit deinen alten Klamotten und deinen komischen Haaren! Was sollen die darstellen? Einen Rattenschwanz?!" Nun wirklich wütend baute sich der Grauäugige vor Lance auf und kam leicht bedrohlich auf ihn zu. „Nenn meine Haare nie wieder einen Rattenschwanz, verstanden?!" „Und was, wenn doch?", entgegnete der Kleinere provozierend und hielt den Blickkontakt zu dem Älteren. „Dann wirst du es bereuen.", sagte Keith und stand nun direkt vor Lance. „Ach, sieh mal einer an. Von Nahem sieht der Rattenschwanz ja noch hässlicher aus-", konnte der Braunhaarige es nicht lassen noch weiter zu sticheln und plötzlich, ohne, dass er hätte etwas dagegen tun können, packte der Slytherin ihn am Hemdkragen und zog ihn zu sich ran.
Für einen Moment blieb Lance die Luft weg. Die Gesichter der beiden Zauberer waren nur noch Zentimeter entfernt, der Jüngere konnte den heißen Atem seines Gegenübers auf seiner Haut spüren und die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Seine ozeanblauen Augen starrten in Sturmgraue, in denen riesige Gewitterwolken umher wirbelten, sich mit anderen verschlangen und tief aus dem Inneren, aus dem Herzen des Sturms, ein dumpfes Grollen zu kommen schien. In dem sich Wut und Angst, Gut und Böse die Hand zu geben schienen und zu Einem verschmolzen. Es war, als könnte Lance alles aus den Augen des Älteren lesen und doch Nichts. Unbewusst hatte er sich noch weiter vorgelehnt. Die Lippen der beiden streiften sich nun leicht und der Gryffindor konnte nicht anders, als sich jedes kleine Detail des Schwarzhaarigen einzuprägen. Wie seine Augenbrauen sich leicht verwirrt krausten. Wie seine Haut so weich und makellos zu sein schien. Wie das kleine Muttermal neben der Wange des Größeren das Ganze so imperfekt perfekt machte. Und mit einem Mal viel dem Jüngeren auf, wie wunderschön Keith war. Er hatte nie wirklich darauf geachtet, warum auch, aber wenn er sich den Slytherin so ansah, kam er nicht darum herum, es sich einzugestehen. Keith war genau sein Typ, wenn er ein Mädchen wäre. Und dennoch war der Grauäugige vor ihm kein Mädchen, keine Hexe. Er war ein Junge, ein Zauberer. Doch das hinderte Lance' Körper nicht daran, verrückt zu spielen.
Seine Gedanken hatten ausgesetzt. In seinem Bauch kribbelte es angenehm irgendetwas in ihm, zog ihn näher zu Keith. Irgendetwas in ihm fühlte sich von dem Älteren angezogen. Als bräuchte er ihn zum Atmen, zum Laufen, zum Denken, zum Leben. Das Herz des Blauäugigen schlug ihm schnell gegen die Brust und er hatte Angst, Keith könnte es hören. Die beiden waren sich so verdammt nah, aber Lance wollte mehr. Viel mehr. Er wollte Keith noch so viel näher sein, als jetzt. Wollte den Schwarzhaarigen spüren. Seine Hände auf seinem Körper, seine Lippen auf seiner nackten Haut. Lance wusste nicht, woher das Alles so plötzlich kam, konnte diese neuen Gefühle absolut nicht einordnen und wenn sein Gehirn endlich wieder so funktioniert hätte, wie es sollte, hätte der logische Teil in ihm sicher sofort geschrien, dass das Alles falsch sei, dass er Abstand nehmen sollte. Doch es fühlte sich absolut nicht falsch an. Und Lance hatte schon so viele falsche, verbotene Dinge getan. Er wusste, wie es sich anfühlte.
Das hier jedoch, war anders. Anders als alles, was er je zuvor gefühlt hatte. Und er konnte nicht mehr. Er ertrug die Spannung zwischen ihnen nicht mehr. Die Art, wie die Luft um sie herum praktisch geladen war, wie sie kleine Funken sprühte. Und dem Slytherin schien es ebenfalls so zu gehen, denn in diesem Moment schloss er auch die letzten Millimeter zwischen ihnen und legte seine Lippen, auf die von Lance. Erschrocken riss der Gryffindor die Augen auf. Er hatte Probleme, hinterher zu kommen, mit dem was gerade geschah. Doch als der Grauäugige den Druck gegen Lance Lippen noch etwas erhöhte, schloss auch dieser endlich seine Augen und erwiederte den Kuss. In dem Moment, in dem der Kleinere die rauen Lippen des Älteren auf seinen spürte, entfachte ein Feuerwerk aus Gefühlen in ihm. Alles begann zu kribbeln, sein Herz schien sich zu überschlagen und hämmerte wie wild gegen seine Brust. Lance konnte das Blut in seinen Ohren rauschen hören und eine angenehme Wärme machte sich in seinem Körper breit.
Vorsichtig begann der Schwarzhaarige seine Lippen gegen die von Lance zu bewegen und mit einem Mal hatte der Braunhaarige das Gefühl, dass seine Beine ihm gleich wegknicken würden, so weich waren seine Knie. Umso überraschter war er, als sich Keith's große Hand um seine Hüfte schlang, ihn näher zu sich ran zog und ihm Halt gab. Fast schon verzweifelt krallten sich Lance' Hände in Keith's Umhang und wie ein Abhängiger hing er an den Lippen des Slytherin. Als wäre er sein Anker, das Einzige, was ihn noch hier hielt. Jede Berührung der beiden, schien sich in ihre Haut zu brennen. Er nahm genau wahr, wie Keith's Hand fast schon besitzergreifend auf seiner Hüfte lag, wie ihre Oberkörper sich leicht berührten und wie ihre Lippen sich im perfekten Rhythmus gegeneinander bewegten. Erst, als beiden langsam die Luft ausging, lösten sie sich voneinander. Nur widerwillig öffnete der Gryffindor seine Augen wieder und blickte erneut in die Sturmgrauen seines Gegenübers. Schwer atmend blickten sich die beiden Zauberer an und konnten immer noch nicht ganz realisieren, was gerade geschehen war.
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„Lance, willst du nicht schon mit reinkommen?", fragt Allura und lächelt leicht. „Nein, alles gut. Ich warte noch auf meine Begleitung zum Ball. Geht ihr ruhig vor.", erwidere ich und lasse meinen Blick über meine Freunde schweifen. Hunk trägt einen goldenen Anzug, den er passend zum Kleid seiner Begleitung ausgesucht hat. Ihr Name ist Shay und meines Wissens ist sie ebenfalls eine Hufflepuff. Allura, die mittlerweile eine gute Freundin geworden ist, steht neben ihrem Freund, Lotor. Sie trägt ein lilanes Kleid, was ihr wirklich perfekt steht. Die beiden sind ganz süß zusammen, aber ich bin immer noch etwas skeptisch gegenüber dem Größeren. Es gibt da so ein paar böse Gerüchte und solange ich noch nicht herausgefunden habe, ob sie wahr oder falsch sind, halte ich lieber noch etwas Abstand zu ihm. Ich selbst trage einen schwarzen Anzug und eine blaue Krawatte. Es ist nichts wirklich Auffälliges, aber auffallen werde ich im Verlauf des Abends wohl noch genug, von daher gebe ich mich damit zufrieden.
„Bist du dir sicher? Wir können auch gemeinsam warten.", entgegnet Hunk dann mit einem leicht besorgten Gesichtsausdruck. Vermutlich hat er Angst, dass mich meine Begleitung sitzen lässt und ich dann alleine hier rumstehe. Doch ich weiß, dass dies nicht der Fall sein wird und das Alles ganz anders ist, als wie meine Freunde zu vermuten scheinen. „Nein, Hunk, ich bin mir sicher. Ihr geht jetzt rein, mischt euch schonmal unter die Leute und habt Spaß. Ich komme gleich nach.", sage ich mit einem Lächeln auf den Lippen und fuchtele leicht mit den Händen, um sie endlich zum Gehen zu bewegen. „Na gut, dann gehen wir. Bis gleich, Lance!", gibt sich die Weißhaarige dann seufzend geschlagen und zerrt sowohl Lotor, als auch Hunk und Shay mit sich. Kopfschüttelnd sehe ich den Vieren nach und sehe mich dann etwas im Gang um. Kaum noch Schüler stehen draußen. Die meisten sind entweder schon im Saal oder dürfen noch nicht am Ball teilnehmen. Hier und da richten Personen noch ihre Kleidung und unweit von mir hat ein Pärchen wohl mehr Spaß damit, ihre Zeit zu zweit zu verbringen, anstatt zwischen den ganzen Zauberern. Ich kann es ihnen jedoch nicht verübeln, denn in den letzten Monaten habe auch ich zum ersten Mal so richtig erfahren, wie es ist, verliebt zu sein. Nicht nur verknallt, sondern voll und ganz verliebt.
Bei dem Gedanken daran, schleicht sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Ja, die letzten Monate waren wirklich besonders gewesen. Wie oft ich mich abends rausgeschlichen habe, um die Nacht im Raum der Wünsche zu verbringen. Wie viele heimliche Treffen ich auf dem Astronomieturm hatte und wie viele sehnende Blicke ich in all diesen Wochen ausgetauscht habe. Das Gefühl, verliebt zu sein, ist wirklich anders, als alles, was ich je zuvor gefühlt habe. So viel für jemanden zu empfinden, dass auch nur ein kleiner Blick, ein Lächeln, deinen Körper förmlich in Flammen setzen kann, ist erstaunlich. Dieses Gefühl, in den Armen dieser Person einfach mal loslassen, sich einfach fallen lassen und ganz man selbst sein zu können. Dieses Gefühl, die Person mit allem was man hat beschützen zu wollen. Dieses Gefühl, dass die Zeit einfach stoppt, die Welt sich aufhört zu drehen, wenn man der Person in die Augen schaut. Es ist etwas, was ich nie so erwartet hätte. Etwas, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich es je so und in diesem Ausmaß empfinden könnte. Doch egal was kommt, ich möchte es nie mehr missen. Ich möchte die Person, die mich so fühlen lässt, nie mehr missen.
Gerade, als ich mich wieder umdrehen möchte, um zurück zur riesigen Eingangstür zu laufen, spüre ich zwei starke Hände, die mich an meiner Hüfte zurückhalten und gegen einen anderen Körper pressen. Der vertraute Geruch von Minze und frischer Regenluft steigt mir in die Nase und lässt mich schmunzeln. „Hey!", sage ich leise und lehne mich leicht gegen den Körper hinter mir. „Hey!", kommt es zurück. „Darf ich mich umdrehen und meinen festen Freund küssen?", frage ich leicht lachend und lasse meinen Blick über den nun leeren Gang schweifen. „Hm, kommt drauf an. Sagst du mir dann auch, wie gut ich aussehe?", haucht der Größere mir mit rauer Stimme ins Ohr und beschert mir damit eine leichte Gänsehaut. „Vielleicht-", gebe ich nur frech zurück und drehe mich dann in den Armen des Älteren. Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen sehe ich Keith nun endlich an. „Nochmal hey", flüstere ich und kann den Blick nicht Keith's Augen lösen. Dieser lacht jedoch nur leise und durch die Nähe zu ihm, spüre ich dies in seiner Brust vibrieren. „Du siehst gut aus, Love.", meint er dann lächelnd und ich kann nicht anders, als leicht rot zu werden. „D-danke, du auch.", gebe ich das Kompliment zurück und entspanne etwas in seinen Armen.
Die Hände des Slytherin liegen immer noch auf meiner Hüfte und leicht zögernd schlinge ich meine Arme um seinen Nacken. Diese Art von Berührung ist nichts Neues für uns, doch bisher fand alles immer hinter verschlossenen Türen statt und nicht mitten auf dem Gang, wo jeder uns sehen könnte. Doch das ist das Ziel. Heute soll uns endlich jeder sehen. Die ganzen letzten Monate haben wir für alle Außenstehenden unser Katz und Maus Spiel fortgeführt und weiter so getan, als könnten wir uns nicht leiden. Während wir im Hintergrund all die Missverständnisse geklärt und uns ausgesprochen haben. Während wir im Hintergrund unzählige Dates hatten, um uns endlich richtig kennen zu lernen. Während wir im Hintergrund wunderschöne, unvergessliche Nächte im Raum der Wünsche zusammen verbracht haben. Aber nach so vielen Monaten, Wochen des Versteckspiels, reicht es uns. Die Zeit war lustig, aber wir wollen uns nicht für immer verstecken und heute ist die perfekte Gelegenheit, um es öffentlich zu machen.
„Bist du aufgeregt?", fragt der Schwarzhaarige fürsorglich und ich nicke leicht. „Ja, ein bisschen. Was die Schüler und Lehrer denken, ist mir relativ egal, aber ich habe Angst davor, was unsere Freunde davon halten werden." „Ich bin mir sicher, sie sind okay damit. Die haben unser Gestreite doch schon seit Ewigkeiten satt und werden sicher froh sein, dass es nun ein Ende hat." Ich seufze leicht, weil ich weiß, dass er recht hat. Dennoch bin ich nervös. „Ja, ich weiß.", meine ich leise und betrachte den jungen Zauberer vor mir. „Wir schaffen das.", versucht er mich weiter aufzumuntern und entlockt mir tatsächlich ein kleines Lächeln. „Zusammen", murmele ich gegen seine Lippen und verbinde diese dann mit meinen. Keith erwiedert den Kuss sofort und lässt damit alles in mir kribbeln. Egal, wie oft wir uns küssen, meine Reaktion darauf bleibt immer die Gleiche.
Nach einer Weile lösen wir uns wieder voneinander. „Wir müssen langsam rein, wenn wir den Ball nicht verpassen wollen.", meint der Slytherin leise. „Ich weiß.", sage ich und stehle mir noch einen letzten Kuss, bevor ich mich ganz löse. „Na dann, lass uns rein gehen." Der Ältere nickt nur und legt besitzergreifend einen Arm um meine Hüfte. „Wir wollen ja auch jedem klar machen, dass du mir gehörst", murmelt Keith leise und bringt mich damit leicht zum Lachen. „Das werden die auch so merken-", ist das Letzte was ich sage, bevor der Schwarzhaarige die Türen zum Ballsaal öffnet und mit einem Mal alle Blicke auf uns liegen. Ich schlucke schwer, als ich mich bei Keith einhake und wir die große Treppe hinunterlaufen. Hunderte von Blicken verfolgen jede unserer Bewegungen, doch Keith's Nähe gibt mir Sicherheit und unten angekommen, gewinne ich ein bisschen meines Selbstbewusstseins wieder. Mit einem kleinen Lächeln stelle ich mich also noch näher an den Slytherin und halte nach unseren Freunden Ausschau.
„Das glaube ich jetzt nicht!", ertönt es dann plötzlich hinter uns und überrascht drehe ich mich um. Allura steht nur wenige Meter von uns entfernt und starrt uns mit weit aufgerissenen Augen an. „Du bist echt mit Keith hier? Keith Kogane?!" „Ja!", antworte ich lachend und beobachte, wie sie nun zu uns kommt. „Das hätte ich jetzt echt nicht erwartet-" „KEITH!", schallt es dann plötzlich durch den Saal und die Weißhaarige wird unterbrochen. Pidge, eine von Keith's Freundinnen und ebenfalls Slytherin drängt sich durch die Massen, bis sie vor uns angekommen ist. Hinter hier folgen Hunk und Shay und zwei Jungen, die ich nicht mit Namen kenne, von denen ich aber weiß, dass sie Freunde des Grauäugigen sind. „Bevor irgendjemand etwas anderes sagt, ich wusste es! Also, nicht direkt, aber ich habe es geahnt!", sagt sie und boxt Keith triumphierend gegen den Arm. Dieser lacht nur leicht und meint: „Ja, ist gut, Pidge. Wir wissen alle, dass du es wusstest." „Aber warum habt ihr uns nichts gesagt?!", mischt sich nun auch mein bester Freund mit ein, woraufhin der Größere und ich uns einen Blick zu werfen. Keith nickt mir leicht zu, gibt mir die finale Bestätigung es den anderen zu sagen.
„Naja, zum einen wussten wir am Anfang nicht, ob wirklich etwas aus uns wird und zum anderen, sollte es eine Überraschung sein.", erkläre ich schulterzuckend. „Seit wann geht das zwischen euch denn schon?", fragt dann ein Hufflepuff mit schwarz-weißen Haaren. Einer der Typen, die mit Keith befreundet sind. „Seit zwei gewisse Personen uns in ein Klassenzimmer gesperrt haben. Also etwas weniger als 3 Monate.", erzählt der Slytherin und schenkt dabei Hunk und Pidge einen giftigen Seitenblick. „Aber hey, immerhin hat es wirklich was gebracht!", verteidigt sich die Jüngste und bringt uns damit alle zum Lachen. „Stimmt auch wieder", meint Allura dann, „Aber jetzt ab auf die Tanzfläche mit euch! Wir sind doch hier zum Spaß haben und nicht zum Rumstehen!" Breit grinsend folgen wir ihrer Anweisung und quetschen uns zwischen den Schülern hindurch, bis auf die Tanzfläche. Diese ist zum Glück nicht wirklich überfüllt und macht das Tanzen damit sehr viel angenehmer.
Etwas widerwillig lasse ich Keith's Arm los und trete einen Schritt zurück. Der Schwarzhaarige jedoch grinst nur leicht, beugt sich nach vorn und streckt seine Hand aus. „Dürfte ich um einen Tanz bitten, mein Herr?"Ich schüttele ungläubig den Kopf, mache dann aber mit und lege meine Handfläche in seine. „Es wäre mir eine Ehre mit ihnen zu tanzen." Ebenfalls dümmlich grinsend richtet sich der Ältere wieder auf und zieht mich näher zu sich ran. Im Saal beginnt ein neues Lied zu spielen und wie von selbst fangen unsere Füße sich an zu bewegen. Glücklich schaue ich zu dem Grauäugigen hoch. „Ich liebe dich." „Ich dich auch", flüstert er mir zu und verbindet in der Mitte des Saales, vor allen Schülern, unsere Lippen. Und ehrlich gesagt, glücklicher hätte ich in diesem Moment nicht sein können.
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Fröhliche Adventszeit!
Mögt ihr Weihnachten?
Ich persönlich bin da ja ein bisschen komisch. Ich bin der absolute Sommermensch, aber mein Lieblings Fest ist dennoch Weihnachten. Naja, was wundert es mich bei mir noch lmao
Ich hoffe euch gefällt der OneShot!
Ich war die ganze Woche schon krank, habe mich jetzt aber aufgerafft bekommen, etwas zu schreiben und es hat tatsächlich etwas mit Weihnachten zu tun-
Magic.
Übrigens vielen vielen Dank für über 40K Reads!! Das bedeutet mir sehr viel <3
- 4707 Wörter
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